La Bresse – Hohneck • Die Referenz für Mittelgebirgsskigebiete

Mein letzter Besuch im Skigebiet von La Bresse ist noch nicht ganz so lange her wie in Gérardmer. Er datiert vom 21. Januar 2006. Einem entgegen der Prognose schneefallreichen Tag mit wenig Sicht, dafür aber mit viel Andrang auf der Piste. Richtig nett wurde es erst nach 17 Uhr. Dem Zeitpunkt, bei dem der traditionelle Nachtskilauf auf den Abfahrten rund um den zentralen Dreh- und Angelpunkt Le Slalom beginnt.

La Bresse dürfte mit seinen Öffnungszeiten wohl die weltweit längsten Skitage bieten. An den Wochenenden beginnt der Tag bereits mit Nachtski – um 6.30 Uhr nehmen die ersten Bahnen im Flutlichtsektor den Betrieb auf, ab Mitte Februar sind gegen 7 Uhr nahezu alle Anlagen am laufen, ehe schliesslich um 9 Uhr der offizielle Skitag beginnt, der um 17 Uhr sein Ende findet. Bis 22 Uhr ist dann noch Skivergnügen im Nachtskisektor möglich. Alles in allem also knapp 16 Stunden Betrieb am Stück.

Verwechslungsgefahr am Col du Brabant

La Bresse, das ist genau genommen eine Gemeinde mit rund 4000 Einwohnern, deren nächstgelegenes Skigebiet aber lediglich drei kleine Poma-Schlepplifte umfasst. Am Col du Brabant erschliessen diese Lifte einige kurze Hänge. Wer La Bresse sagt, der meint allerdings meist das Skigebiet, das sich am Fusse des Hohneck, dem dritthöchsten Vogesengipfel, befindet. Es ist gemessen an der Anlagenzahl, der möglichen Höhendifferenzen und der Pistenkilometer nicht nur das grösste Skigebiet der Vogesen, sondern auch die Referenz für Skigebiete in Mittelgebirgen allgemein. Insgesamt stehen dem Gast sechs Sesselbahnen und elf Schlepplifte zur Verfügung, die eine Höhenlage zwischen etwa 900 Metern und 1350 Metern erschliessen. Letzterer Punkt auf dem Kastelberg, dem vierthöchsten Vogesengipfel, ist gleichzeitig auch der höchste Punkt der Vogesen, der mit seilgezogenen Aufstiegshilfen erreicht werden kann.

Das Skigebiet von La Bresse

Le Slalom und der Front de Neige

Grundsätzlich lässt sich das Skigebiet in zwei sehr unterschiedliche Sektoren unterteilen. Einerseits der Bereich um Le Slalom, der heutige Haupteinstiegspunkt in das Gebiet und der Ort, an dem in den 60er Jahren die ersten Anlagen entstanden. Ein grosses Übungsgelände mit insgesamt vier Schleppliften ziert den Front de Neige, der sich hinter einer typischen französischen Appartementsiedlung erstreckt. Seit 2011 dient die Sesselbahn Vologne, eine Sechsersesselbahn aus dem Hause Poma, zur Erschliessung dreier Abfahrten und einem Funpark. Auf der anderen Seite sind es die Sesselbahnen Grand Artimont und Belle Hutte, die unter anderem die beiden anspruchsvollsten Abfahrten im Gebiet erschliessen.

Der Artimont wird zusätzlich auf der Rückseite durch eine weitere Sesselbahn erschlossen. Dieser Bereich lässt sich als massentauglicher Hang charakterisieren, bei dem weder mit Schneekanonen noch mit Geländekorrekturen gegeizt wurde. Der komplette Bereich ist mit Flutlicht ausgestattet, sodass La Bresse wohl eines der grössten Nachtskiareale der Welt bietet. Grosse Schneisen ziehen sich hier mit meist fangzaungesichertem Pistenrand durch die Laubwälder, dass man als Skifahrer gegenüber der Natur an einem schlechten Gewissen nicht vorbeikommt.

Die Route des Crêtes und der Kastelberg

Dafür bietet sich im anderen Gebietssektor rund um die Route des Crêtes ein völlig konträres Bild. Umfangreiche Pistenkorrekturen haben hier bis heute nie stattgefunden, sodass die Pisten – erneut mehrheitlich in Laubwäldern gelegen – idyllische Passagen aufweisen und das Landschaftsbild kaum beeinträchtigen. Wie gut sich Seilbahnen in die Landschaft einfügen können, zeigt sich beim Doppelschlepplift am Kastelberg, auf dessen baumfreien Gebiet weder die Pisten noch die grün gestrichenen Stützen des Stangenschlepplifts wirklich auffallen.

Zur Entstehungsgeschichte des Skigebiets La Bresse

Die unterschiedlichen Charaktere der beiden Skigebietsteile ist zumindest partiell mit der unterschiedlichen Entstehungsgeschichte zu erklären. In Le Slalom erfolgte Mitte der 60er Jahre der Bau von einer Handvoll Schlepplifte vom Reissbrett samt Restaurant als typische Retortenstation. 1977 schliesslich erfolgte die zweite Ausbaustufe mit zwei neuen Sesselbahnen, weiteren Schleppliften und einer Sommerrodelbahn an der Vologne.

Entlang der Route des Crêtes, einer bekannten und bei Ausflüglern beliebten Strasse entlang des Vogesenhauptkamms, siedelten sich einzelne Lifte eher kontinuierlich an. In den 30er Jahren entstand der erste Schlepplift überhaupt am Col de la Schlucht, einem bedeutenden Übergang zwischen Colmar im Elsass und Épinal in Lothringen, der später durch zwei parallele Kombilifte ersetzt wurde. Weitere Schlepplifte folgten in den 60er Jahren in Le Collet, Retournemer und im Bereich Chitelet sowie zur Erschliessung des Kastelberg, damals allerdings noch auf anderer Trasse als heute.

Realisierte und verworfene Verbindungsprojekte

Zwar liessen sich die einzelnen Anlagen teilweise bereits gemeinsam nutzen, ein umfassender Zusammenschluss der einzelnen Sektoren erfolgte allerdings erst Mitte der 80er Jahre, als drei weitere Sesselbahnen zwischen der Route des Crêtes und dem Artimont erbaut wurden. Auch die Sektoren Retournemer, Le Collet und der Col de la Schlucht sollten später über vier neue Bahnen miteinander verbunden werden, was allerdings am Einspruch von Umweltverbänden scheiterte. So blieb es lange Zeit ruhig um das Skigebiet von La Bresse, bis 2002 eine Neuerschliessung mit neuen Abfahrten im Bereich Belle Hutte realisiert wurde.

Der Bereich Le Slalom wurde zwischen den Jahren 2009 und 2011 vollständig neu gestaltet. Umfassende Modellierungen am Gelände, eine grosse Appartementsiedlung, ein neues Restaurant, drei neue Schlepplifte sowie eine neue Sesselbahn an der Vologne und die Versetzung der Sesselbahn Artimont erfolgten binnen dreier Sommer. Letzte Neuerung bis heute ist die Erweiterung des Nachtskigebiets um die Pisten an der Sesselbahn Petit Artimont, die seit 2014 zu diesem Sektor zählt.

Seit meinem letzten Besuch hat sich in Sachen Infrastruktur also einiges getan, wie auch historische Pistenpläne verdeutlichen. Auf diesen ist auch noch die ehemals geplante Verbindung Richtung Col de la Schlucht vermerkt, die bis heute leider nie Wirklichkeit geworden ist. Wer genau hinsieht, erkennt auch das zentrale Manko des Gebiets. Die maximale Höhendifferenz zwischen höchstem und niedrigstem Punkt kann nicht an einem Stück befahren werden. Auch so sind aber Abfahrten mit mehr als 300 Höhenmetern möglich. Was für ein Mittelgebirgsskigebiet ja immer noch eine stattliche Zahl darstellt.

Morgendliches Einfahren an der Belle Hutte

Parkplatz Belle Hutte
Welche Ausmasse dieses Skigebiet hat, wird schon beim Betrachten des Parkplatzes deutlich. Hier zu sehen das Areal um Belle Hutte, das etwa ein Drittel der gesamten Parkfläche im Talbereich ausmacht. Und dennoch ist es oftmals keine Seltenheit, dass auf weiter entfernte Parkplätze und einen Bustransfer ausgewichen werden muss.

Sesselbahn Belle Hutte in La Bresse
Wir starten den Skitag bei noch suboptimalem Wetter an der Sesselbahn Belle Hutte, der letzten Neuerschliessung im Gebiet. 2002 wurde diese fix geklemmte Poma-Sesselbahn erbaut. Mit 356 Höhenmetern überwindet sie die grösste Höhendifferenz im Gebiet, wenngleich sie im oberen Abschnitt doch recht flach ist. Dank Förderband und schnellen 2,7 m/s hält sie die Fahrzeit für eine fixgeklemmte Bahn noch im erträglichen Bereich.

Sesselbahn Belle Hutte in La Bresse
Im oberen, sehr flachen Streckendrittel begegnet die Bahn dem Skilift La Casquette. Es ist in der Tat von einer Begegnung zu sprechen, denn der Skilift läuft weder parallel noch kreuzt er die Bahn wirklich. Genau genommen befindet sich zwischen zwei Stützen der Sesselbahn eine Kurve des Schlepplifts, der daher kurzzeitig unter der Sesselbahn verläuft – das dürfte eine ziemlich einmalige Konstellation sein.

Die Sesselbahn Grand Artimont – das Alpha-Tier

Talstation der Sesselbahn Grand Artimont
1984 gebaut war die Sesselbahn Grand Artimont lange Jahre als einzige kuppelbare Anlage und über 300 Meter Höhendifferenz die Attraktion im Skigebiet von La Bresse. Als eine der wenigen verbliebenen Poma-Alpha-Sesselbahnen aus dieser frühen kuppelbaren Generation klappert und scheppert sie noch wie eh und je. Da sie allerdings erst im Sommer 2009 versetzt und bei dieser Gelegenheit umfassend saniert wurde, wird sie uns aber hoffentlich noch viele Jahre beglücken.

Sesselbahn Grand Artimont
Die Talstation und die ersten drei Stützen wurden beim Umbau 2009 versetzt. Rechts der Sesselbahn entfernte man bei dieser Gelegenheit auch den Funpark samt Schlepplift und pflanzte stattdessen einen Alpine Coaster in die Landschaft – wiederum als Ersatz für den Wegfall der alten Sommerrodelbahn an der Vologne.

Sesselbahn Petit Artimont
Auf der Rückseite des Poma-Dinosauriers bedient die Sesselbahn Petit Artimont (die sinnigerweise auf den Grand Artimont führt) drei rote Abfahrten. Montaz Mautino ist der Konstrukteur dieser fix geklemmten Sesselbahn. Am links hinten den Bäumen liegenden Lac de la Lande, der als Stausee für die sage und schreibe 300 Schneekanonen im Gebiet dient, starten zudem die Sesselbahn La Lande am Gegenhang sowie der Doppelschlepplift Kastelberg.

Der Doppelschlepplift Kastelberg – die Monsteranlage

Schlepplift Kastelberg
Auch der Schlepplift Kastelberg stammt aus der Feder von Montaz Mautino und ist eine wahre Monsteranlage, vor der ich als Kind eine wahnsinnige Ehrfurcht entwickelte. 3,7 m/s, 15 Stützen, 1391 Meter Länge und 275 Höhenmeter lauten die technischen Eckdaten dieses Kapazitätsmonsters. 1800 Personen transportieren die beiden Anlagen stündlich gemeinsam auf den Gipfel.

Mit der Sesselbahn La Lande zur Route des Crêtes

Sesselbahn La Lande
Schon etwas gemütlicher kommt die Sesselbahn La Lande daher. Ebenfalls ein Produkt von Montaz Mautino ist diese Bahn eine Occasion aus dem selben Skigebiet. Nach nur sieben Jahren Betrieb wurde sie am Grand Artimont durch die besagte kuppelbare Poma-Sesselbahn ersetzt und hierher versetzt.

Sesselbahn La Lande
Heute ist sie nicht nur für Wiederholungsfahrten geeignet, sondern stellt auch eine wichtige Verbindung zwischen dem Lac de la Lande und den Anlagen an der Route des Crêtes sicher. Im oberen, flacheren Teil wird sie durch den deutlich älteren Schlepplift La Chaume aus dem Jahr 1970 gedoppelt. Auch dieser ist ursprünglich von Montaz Mautino, besitzt aber nicht mehr die eigentlich zu erwartende Fachwerktalstation, sondern eine Konstruktion neueren Datums von Poma. Unter Umständen wurde er beim Bau der Sesselbahn La Lande verkürzt und zur Übungsanlage degradiert. Das ist aber lediglich eine Spekulation meinerseits. Ein Hinweis, der diese These stützt, ist jedoch, dass die verlängerte Linie des Chaume-Lifts nach unten exakt parallel zum Waldrand verläuft.

Sesselbahn La Lande
Angekommen an der Route des Crêtes, wo sich der zweite – deutlich kleinere – Einstiegspunkt in das Gebiet befindet drücken die Wolken bei starkem Wind noch immer vom Elsass herüber. Wir entscheiden uns daher zunächst dazu, wieder in den Sektor Le Slalom zurückzukehren.

Der Paradehang an der Vologne

Hauptabfahrt an der Vologne mit Blick auf Le Slalom
Zurück im Sektor Vologne mit der gleichnamigen Sesselbahn und der Mauerpiste (Mur). Wegen der starken Modellierung besitzt der Hang mehr oder weniger immer die selbe Neigung, was dem Fahrspass nicht unbedingt entgegen kommt. Auch der Kunstschnee hat hier eine sehr merkwürdige Konsistenz. Irgendwie ein bisschen mehlig.

Sesselbahn Vologne
Auch wenn ich ja bekanntlich kein Freund von übereifrigen Kapazitätsmonstern bin, die Sesselbahn Vologne wertet das Gebiet meiner Meinung nach deutlich auf. Trotz der 3000 Personen pro Stunde, die die Anlage befördert, sind die Pisten (auch dank zusätzlicher Verbreiterung) nicht allzu voll. Zudem sorgt die Bahn, die insgesamt vier Anlagen ersetzte, für eine deutliche Verschlankung im Bereich Vologne. Die Situation wirkt aufgeräumter und übersichtlicher als vorher.

Sesselbahn Vologne
Unterwegs in der Sesselbahn Vologne. Vor dem Bau reichte der Wald bis zu den Flutlichtmasten links der Sesselbahn.

Sesselbahn Vologne
Die meisten Höhenmeter überwindet die Anlage auf der ersten Streckenhälfte. Auf dem links sichtbaren Plateau endete die Vorgängersesselbahn, die ihre Fortführung mit zwei parallelen Stangenschleppliften von Montaz Mautino fand. Auf der Trasse der heutigen Bahn verlief ein weiterer Schlepplift des gleichen Fabrikats auf der kompletten Länge, der noch aus der Gründerzeit des Gebiets stammte.

Sesselbahn und Schlepplift Chitelet

Schlepplift und Sesselbahn Chitelet
Nächste Station sind die beiden parallelen Chitelet-Lifte, beide aus dem Hause Montaz Mautino. Der Schlepplift stammt aus dem Jahr 1967 und ist damit eine der ersten Anlagen des Skigebiets gewesen. Seine originale Fachwerktalstation besitzt er aber leider nicht mehr. Bei meinem letzten Besuch stand sie noch, heute ist es eine Occasion von Poma. Im Zuge der zweiten Ausbauphase Ende der 80er Jahre kam die parallele Sesselbahn hinzu.

Schlepplift und Sesselbahn Chitelet
Wieder an der Route des Crêtes angelangt hat sich das Wetter immer noch nicht merklich gebessert.

Die Schlepplifte Goulet am Rand des Skigebiets

Schlepplift Goulet
Dennoch statten wir nun den beiden Schleppliften Goulet einen Besuch ab. Am steileren der beiden, dem Schlepplift Goulet rouge, weiss die schöne Abfahrt mit ihrem Muldenprofil zu begeistern.

Schlepplift Goulet
Vereint nebeneinander auf einer kleinen Hochebene stehen die Talstationen der beiden Goulet-Schlepplifte. Auch diesmal stammen beide von Montaz Mautino, und wieder hat Poma hier eine Fachwerktalstation ersetzt. Genau genommen beim aus dieser Perspektive rechten der beiden, dem Schlepplift Goulet bleu. Mit Baujahr 1966 ist er der älteste Schlepplift im Skigebiet von La Bresse, der längere Goulet rouge kam erst 1984 als Verstärkung hinzu und besitzt daher auch noch die originale Station.

Schlepplift Goulet
Unterwegs im Schlepplift Goulet bleu.

Schlepplift Goulet
Ähnlich wie die Talstation ist hier auch die Bergstation sichtbar nicht mehr aus dem Jahr 1966. Die Station musste vor vielen Jahren ersetzt werden, als die fliegende Umlenkscheibe während des laufenden Betriebs kollabierte. Heute steht hier eine kuppelbare Bergstation Marke Poma.

Piste am Schlepplift Goulet
Die idyllische Abfahrt am Goulet bleu – was für ein Kontrast zu den Abfahrten an der Vologne.

Schlepplift Goulet
Auch am Schlepplift Goulet rouge drückt inzwischen die Sonne stärker durch die Wolken hindurch. Der Wind hat inzwischen gedreht und hat sich deutlich abgeschwächt, sodass eine Wetterbesserung nur noch eine Frage der Zeit ist.

Eine Erfindung, auf die die Menschheit gewartet hat

Sesselbahn Chitelet
Mit der Sesselbahn Chitelet geht es wieder zurück in Richtung Kastelberg.

Kindersicherung an der Sesselbahn Chitelet
Dabei fällt der Blick auf diese völlig schwachsinnige Kindersicherung auf den Sesseln. Die Bügel entsprechen ohnehin Montaz-Mautino-üblich nicht der menschlichen Anatomie und sind so klein, dass ich keine Chance habe, meine Ski auf den Fussrastern abzustellen. Alles grösser als ein Säugling kann eigentlich auch ohne diese Sicherung unmöglich unter dem Bügel durchrutschen. Und wenn dann ein übereifriger Mitfahrer den Bügel zu schnell schliesst, hat man nicht nur einen blauen Unterschenkel dank des Einstiegs, sondern auch noch gleich eine Verzierung auf dem Oberschenkel. Bravo, auf diese Erfindung hat die Welt gewartet!

Wetterbesserung an der Route des Crêtes

Sesselbahn La Lande
Auch an der Sesselbahn La Lande wird das Wetter sichtbar besser.

Schlepplift La Chaume
Doch bevor wir uns wieder auf zum Kastelberg machen, steht noch eine Fahrt mit dem bereits angesprochenen Schlepplift La Chaume an. Wie alle redundanten Anlagen ist er regulär erst ab 11 Uhr in Betrieb. Genutzt wird dieses Angebot aber heute wie man deutlich sehen kann nicht wirklich. Im Hintergrund die Sesselbahn Petit Artimont mit ihren drei Abfahrten, die Schneisen rechts davon gehören zur Piste Gaby Curien an der Sesselbahn Grand Artimont.

Schlepplift La Chaume
Talstation des Schlepplifts La Chaume. Trotz der nicht allzu hohen Fahrgeschwindigkeit legt man hier einen schönen Kavalierstart hin.

Sesselbahn La Lande
Auf der Piste de la Lande im unteren Teil. Eine wirklich schöne Abfahrt, gerade beim wenigen Andrang heute. An den Wochenenden der Hochsaison sieht es hier freilich ganz anders aus. Dann sind Wartezeiten von über 20 Minuten an allen hier sichtbaren Anlagen keine Seltenheit.

Freiheit auf dem Kastelberg

Schlepplift Kastelberg
Wieder auf dem Weg zum Kastelberg mit der gleichnamigen Abfahrt rechts der Lifte. Die spärlich vorhandenen Pistenmarkierungen lassen hier ein ungeahntes Gefühl von Freiheit im baumfreien Gelände zu, das man in den Stangenwäldern der durchindustrialisierten Alpenskigebiete nur noch selten findet.

Schlepplift Kastelberg
Vom Kastelberg bietet sich ein schöner Überblick über das restliche Skigebiet. Links der Artimont, mittig der Lac de la Lande, rechts davon die Rückseite des Vologne-Gipfels, am rechten Bildrand die Bergstationen der Sesselbahnen La Lande und Chitelet an der Route des Crêtes.

Schlepplift Kastelberg
Die Talstationen der beiden Kastelberg-Schlepplifte. Ein Ort, an dem ich auch heute noch stundenlang zusehen und -hören könnte. Mich erinnern die Lifte immer noch sehr an den ehemaligen Doppelschlepplift am Stätzerhorn auf der Lenzerheide, bei dem ich als Kind genauso gerne dem unaufhörlichen Rattern der Niederhalterollen lauschen konnte. Schön, dass es den Stangenschlepplift hier immer noch gibt!

Zurück auf den Artimont

Sesselbahn Petit Artimont
Obwohl es nur eine Anlage ist, macht sie einen Lärm für drei. Die Sesselbahn Petit Artimont, baugleich mit der Sesselbahn Chitelet. Der omnipräsente Hersteller in La Bresse hat sein Firmenschild wieder einmal unübersehbar platziert.

Sesselbahn Petit Artimont
Die relativ kurze Strecke dieser Bahn mit den Pisten Stade de Slalom (links) und Petit Artimont (rechts).

Die Sesselbahn Grand Artimont begeistert noch immer

Sesselbahn Grand Artimont
Damit aber zu den Dinosauriern unter den Sesselbahnen in La Bresse, dem Télésiège du Grand Artimont. Auch wenn man es kaum glauben mag, die Bahn stammt aus einer Zeit, als Poma noch Vorreiter in Sachen kuppelbare Sesselbahnen war. Immerhin war die Grenobler Firma in den 70er Jahren die erste, die sich der Sache annahm, lange bevor andere Hersteller auf den Zug aufsprangen. 1984 hatte man bereits ein Kompaktsystem auf dem Markt, das individuell auf Kundenwünsche zugeschnitten werden konnte. Die gleichen Stationsbauten für fix geklemmte und kuppelbare Bahnen, sodass eine Aufrüstung mit relativ wenig Aufwand möglich war. Bei der nahe gelegenen Bahn am Col de la Schlucht, baugleich mit jener am Artimont, wurde dies auch praktiziert. Aus Kostengründen zunächst als fix geklemmte Zweiersesselbahn gebaut, wurde die Bahn später unkompliziert auf kuppelbar aufgerüstet.

Sesselbahn Grand Artimont
Die Anlage am Artimont war jedoch von Anfang an eine kuppelbare Vierersesselbahn und damit die erste ihrer Art in den Vogesen.

Sesselbahn Grand Artimont
Beim Umbau 2009 wurden die originalen Sessel mit neuen Rahmen und Schliessbügeln versehen. Die Bahn klappert allerdings noch immer wie eh und je. Manchmal hat man wirklich Zweifel, wie lange die rostigen Konstruktionen noch halten. Da sich das Klappern und Quietschen in den letzten 20 Jahren aber nicht verschlimmert hat, bin ich guter Hoffnung, dass wir diese Bahn noch viele Jahre bestaunen können.

Talstation der Sesselbahn Grand Artimont
Auch die versetzte Talstation erscheint seit 2009 in „neuem Glanz“. Die ursprüngliche Tunnelröhrenkonstruktion für die Verzögerer und Beschleuniger wurde durch eine Komplettabdeckung ersetzt. Dahinter die kombinierte Antriebs-Abspann-Einheit vom Typ Alpha, die bei fix geklemmten Sesselbahnen baugleich zum Einsatz kam und von der Kuppeltechnik völlig unabhängig ist.

Sesselbahn Grand Artimont
Unterwegs im steilsten Abschnitt mit der einzigen schwarzen Piste im Gebiet, die passenderweise den Namen La Noire trägt.

Sesselbahn Grand Artimont
Rumpel, schepper, quietsch, klong, ratatat … Hatte ich schon erwähnt, dass ich ein Fan dieser Bahn bin? ;-)

Das Übungsgelände Le Slalom

Übungsgelände Le Slalom
Das Übungsareal von La Bresse in Le Slalom. Drei parallele Schlepplifte erschliessen im Vordergrund den Übungshang. Ganz links eine Occasionsanlage von Poma, die vorher den Snowpark bediente, rechts davon ebenfalls eine Occasion, allerdings von Montagner und nach meinem Wissen aus Val Thorens. Parallel zur Sesselbahn Vologne verläuft im unteren Teil eine vierte Übungsanlage, deren Talstation vom Vorgänger stammt, die Stützen von der ehemaligen Snowpark-Anlage und die Bergstation ist neu. Kommt noch jemand mit?

Nachmittagsplausch am Schlepplift Casquette

Sesselbahn Belle Hutte und Schlepplift La Casquette
Mit der Sesselbahn Belle Hutte geht es wieder ganz nach oben auf den Grand Artimont. Dank der hohen Trassierung über den Bäumen geniesst man nicht nur einen Blick auf den Casquette-Schlepplift, sondern auch auf die umliegenden Vogesengipfel.

Schlepplift La Casquette
Am Nachmittag ist dann auch endlich der Schlepplift La Casquette in Betrieb. Eine typische Montaz-Mautino-Konstruktion aus den 80er Jahren, für den Wintersportler aber eher uninteressant. Der Lift erschliesst eine mehr als flache Piste, kann aber nur von Fahrern erreicht werden, die sich auch auf steileren Abfahrten sicher fühlen. Dementsprechend wenige Personen nutzen den Schlepplift, dem auch keine wichtige Verbindungsfunktion zukommt.

Schlepplift La Casquette
Seine schlichte Bergstation befindet sich auf dem Grand Artimont zwischen den beiden fix geklemmten Sesselbahn Petit Artimont und Belle Hutte. Dem aufmerksamen Beobachter wird vielleicht schon aufgefallen sein, dass die Bergstation nicht mehr original ist. Der Schlepplift wurde beim Bau der Sesselbahn Belle Hutte um einige hundert Meter und eine weitere Kurve durch Gimar Montaz Mautino verlängert. Genau genommen wurde er mit dem kurzen Schlepplift La Crête vereint, auf dessen Trasse er im oberen Teil verläuft.

Wieder am Kastelberg

Kastelberg und Ferme Auberge Breitsouzen
Vom Artimont geniesst man wieder einen schönen Blick auf den Kastelberg mit seinem Doppelschlepplift. Links davon die empfehlenswerte Ferme Auberge Breitsouzen, die mit traditioneller Küche aus den Vogesen lockt und eine willkommene Abwechslung zu den sonstigen Massenabfertigungsbunkern ist. Die Quiche au Fromage sollte man sich nicht entgehen lassen!

Schlepplift Kastelberg mit Panorama
Umgedrehte Perspektive – der Artimont vom Kastelberg aus gesehen.

Abfahrt am Kastelberg mit Lac de la Lande
Artimont, Lac de la Lande und Vologne von der Ferme Auberge Breitsouzen aus gesehen, im Vordergrund die Piste de la Goutte.

Sesselbahn La Lande
Auf dem langen Spannfeld der Sesselbahn La Lande direkt nach der Talstation. Bei Vollauslastung und ständigen Nothalten kommt man hier oft in den Genuss einer Achterbahnfahrt.

Modellierte Piste in La Bresse
Auch das gehört (leider) zu La Bresse: Die Piste Bourvil, eine durch und durch synthetische Abfahrt, angefangen beim Gelände über die Beleuchtung bis hin zum Schnee.

Vorabendidylle an der Route des Crêtes

Panorama von Vologne auf den Kastelberg
Da widmen wir uns doch lieber wieder dem Panorama von der Vologne-Bergstation auf den Kastelberg. Links im Bild die Chaume de Schmargult, ein weiteres Restaurant im Skigebiet.

Schlepplift und Sesselbahn Chitelet
Bei prächtigem Wetter verbringen wir den Nachmittag hauptsächlich entlang der Route des Crêtes.

Seilbahn-Archäologie am Kastelberg

Schneise des ehemaligen Kastelberg-Schlepplifts
Unter anderem führt uns der Weg dabei über die Piste de la Duchesse, die idyllisch durch ein kleines Hochtal trassiert ist, aufgrund ihrer Sonnenexposition aber trotz der niedrigen Temperaturen schon sulzig geworden ist. Der Blick fällt auf halber Strecke nach links auf die Schneise des ehemaligen Skilifts auf den Kastelberg aus den 60er-70er Jahren. Die Fundamente der Talstation sind im Sommer noch deutlich sichtbar. Was mir nicht bekannt ist, ob der Skilift erst im Zuge des Reissbrettbaus in Le Slalom 1967-1970 erbaut wurde, oder vielleicht schon vorher als Einzelanlage betrieben wurde, eventuell von der Ferme Auberge Breitsouzen. Einen Anschluss an das restliche Gebiet dürfte er jedenfalls erst nach dem Bau des Chaume-Schlepplifts 1970 gehabt haben.

Stade de Slalom am Artimont
Nachdem die Piste Stade de Slalom an der Sesselbahn Petit Artimont den Tag über wegen eines Rennens gesperrt gewesen ist, nutzen wir die Gelegenheit, kurz vor Betriebsschluss noch einige Spuren auf der nahezu jungfräulichen Piste zu ziehen. Nach zwei weiteren Fahrten auf der anspruchsvollsten präparierten Piste des Gebiets, Gaby Curien, machen wir uns wieder auf den Weg zum Parkplatz und überlassen das Feld den Nachtskifahrern.

Fazit

La Bresse ist auch neun Jahre nach meinem letzten Besuch definitiv immer noch die Referenz für Skigebiete in Mittelgebirgen. Eine derart grosse Auswahl an Abfahrten, Abwechslung auf den Pisten und Ausdehnung sucht man nicht nur in den Vogesen andernorts vergeblich. Dennoch soll dies nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Gebiet auch seine Schattenseiten hat. Störend sind mir in erster Linie die massiven Eingriffe in die Geländestrukturen im Bereich Le Slalom aufgefallen.

Problematisch dürfte auch der massive Betrieb auf der Piste während der Hochsaison sein. Nicht nur die Wartezeiten an den Talstationen, auch der Betrieb auf der Piste macht La Bresse zu einem Gebiet, das man an Wochenenden in der Hochsaison besser meidet. Dennoch bin ich fest entschlossen, dass bis zum nächsten Besuch nicht wieder neun Jahre ins Land gehen werden. Für einen lockeren Skitag im März, wenn bei vielen die Lust auf Sommer schon überwiegt, lohnt sich die Fahrt nach La Bresse auf jeden Fall. Und für die restliche Zeit gibt es in den Vogesen schliesslich auch noch genügend weitere, kleinere Perlen zu erkunden.

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