Seilbahndokumentationen in Champex und Super-Saint-Bernard

Ursprünglich war für den zweiten Tag ein Ausflug nach Chamonix geplant. Nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass von Westen her eine Wetterbesserung in Sicht war und wir somit darauf hofften, dass sich die Sonne in Chamonix als erstes zeigen würde. Ein morgendlicher Blick aus dem Fenster zeigte hingegen kurioserweise bestes Wetter in Richtung Osten, während um 180° gedreht noch einige dickere Wolken das Blickfeld störten. Nichtsdestotrotz machten wir uns zuächst auf in Richtung Mont-Blanc-Massiv, da auf dem Weg dorthin noch einige andere Stationen auf dem Programm standen. Sollte sich das Wetter noch bessern, könnten wir am Nachmittag immer noch einen Abstecher nach Chamonix machen.

Fahrt zur Barrage d’Emosson

Den ersten Halt legten wir nach geraumer Fahrzeit an der Barrage d’Emosson ein. Vom Talgrund des Trienttals, von Martigny aus gesehen hinter dem Col de la Forclaz gelegen, führt vom nahe der französischen Grenze gelegenen Le Châtelard die mit 87% Maximalsteigung steilste Pendelstandseilbahn der Welt in den heutigen Parc d’Attractions d’Emosson. Zu Beginn des letzten Jahrhunderts erbaute Von Roll die besagte Anlage. Wie so oft kam sie aber keinem touristischen Zweck nach, sondern diente dem Bau der Staumauer Barberine. Von der Bergstation der Bahn führte eine Schmalspurbahn weiter zu der besagten Staumauer, die heute aber längst in einem viel grösseren Stausee versunken ist.

Durch den Bau einer zweiten Staumauer weiter vorne entstand der Lac d’Emosson, dem auch der letzte Teil der Schmalspurbahn zum Opfer fiel. Den Zugang zum Stausee ermöglicht heute ein kurzer, aber steiler Schrägaufzug von der Firma Niederberger. Abgesehen von der Seilbahn- und Eisenbahnachse gibt es aber auch eine im Sommer öffentliche Fahrstrasse nach Emosson. Sie beginnt im Dorf von Finhaut und kreuzt die Trasse des ehemaligen dortigen Schlepplifts, der nach gerade einmal 20 Jahren Betrieb ersatzlos stillgelegt wurde. Wir wählten diese Route nicht nur aufgrund des schlechten Wetters, sondern auch aufgrund der unverschämt teuren Preise, die man hier für die Fahrt mit den Bahnen verlangte. Halbtax und GA werden übrigens nicht akzeptiert.

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+2° C sind es am Lac d’Emosson. Unangenehm nasskalt also verglichen mit der Hitzeperiode der Wochen zuvor. Andererseits aber auch eine willkommene Abkühlung.

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Die monströse Staumauer des Lac d’Emosson. Zu diesem Zeitpunkt zieht ein Schneeschauer auf.

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Beim Blick zum Lac du vieux Emosson sorgt ebendieser Schauer sogar für einen Regenbogen.

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Der Blick in Richtung Mont Blanc verheisst nichts Gutes. Dicke Wolken umgeben unser eigentliches Tagesziel, die Aiguille du Midi. Im Vordergrund zu sehen eine ganz spezielle Seilbahn, die allerdings nicht öffentlich ist. Gleich drei Mal überquert die Kraftwerksbahn die französisch-schweizerische Grenze. Beginnend in Frankreich endet die von Habegger erbaute Bahn an der Staumauer auf Schweizer Boden.

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Auch ein Blick in das bereits in Frankreich liegende Skigebiet von Vallorcine, hier mit einer Kabinenbahn von Poma, ist möglich.

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Schlichtweg ein imposantes und faszinierendes Bauwerk, die Staumauer Emosson.

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Das sogenannte „MiniFunic“ macht sich auf den kurzen Weg zur Talstation.

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Stimmung an der Buvette d’Emosson.

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Ein kurzer Halt in Le Châtelard darf selbstverständlich auch nicht fehlen. Die erste Sektion Standseilbahn ist gerade unterwegs.

Wetterbesserung in Champex

Trotz des schlechten Wetters entschieden wir uns dazu, nach Chamonix zu fahren. Dort wollten wir wenigstens die restlichen geplanten Ausflugsziele abgesehen von der geplanten Fahrt mit der Aiguille du Midi-Seilbahn fotografieren. Im Talgrund von Chamonix wimmelt es nämlich förmlich an interessanten Seilbahnanlagen, die allerdings inzwischen auch immer rarer werden. Im Anschluss daran ging es zur Talstation der Pendelbahn zur Aiguille du Midi. Kurz vor der Reise hatten wir von einer möglichen Reservierung erfahren. Da wir die Fahrt nun am Abreisetag durchführen wollten, und für jenen Montag gutes Wetter gemeldet wurde, wollten wir nichts dem Zufall überlassen und reservierten kurzerhand eine Fahrt mit der Bahn.

Da sich das Wetter im Wallis zwischenzeitlich gebessert hatte, ging es wieder zurück über den Col des Montets und den Col de la Forclaz nach Martigny. Von hier aus nahmen wir den Anstieg in Richtung des Grossen Sankt Bernhards auf uns, um nach Champex zu gelangen. Dort hatten wir eigentlich für den Abreisetag eine Fahrt mit der dortigen Sesselbahn geplant. Diesen Ausflug zogen wir nun vor. Genauso wie eine Fahrt auf den Col du Grand-Saint-Bernard, um die dortigen Ruinen und stillgelegten Anlagen unter die Lupe zu nehmen.

Mit der steilen Sesselbahn La Breya der Sonne entgegen

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Beim Kauf der Tickets für die Retourfahrt mit der Sesselbahn La Breya fällt der Blick auf den im Hintergrund sichtbaren Poma-Skilift. Dieser war bei meiner letzten Visite vor gut drei Jahren definitiv noch nicht vorhanden.

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Generell machte diese Anlage einen relativ neuen Eindruck. Auch die zugehörige Schneise im Wald wirkte künstlich verbreitert, und das vor nicht allzulanger Zeit. Schnell wird klar, dieser Skilift ersetzte ein älteres Exemplar derselben Firma, welches aber eine andere Trasse hatte und erst bei der im Hintergrund sichtbaren Linkskurve auf die heutige Trasse mündete. Links daneben erkennt man übrigens die Talstation des Vorgängers der Sesselbahn Breya, eine Einersesselbahn von Müller.

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Die heutige Sesselbahn wurde in den 80er Jahren von Städeli erbaut und verläuft extrem steil und mit enormem Bodenabstand spektakuär entlang der Nordseite der Breya.

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Unterwegs fällt der Blick auf ein Fundament des Vorgängers, der die Trasse der neuen Bahn kurz vor der Bergstation kreuzte.

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Kurz vor der schon von Weitem sichtbaren Bergstation schliesst rechter Hand eine zweite Städeli-Sesselbahn an. Als wesentlich kürzere Anlage bedient sie lediglich den oberen Teil der Pisten in Kessellage.

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Die Doppel-Bergstation, ein klassischer Wellblechverhau.

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Panorama von der Bergstation Richtung Norden. Links hinter der Sesselbahn Mot du Catogne, mittig das Bergrestaurant und dahinter das Rhônetal, rechter Hand sieht man nach Verbier.

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Sesselbahn Nummer zwei auf der linken Seite besitzt Antrieb und Abspannung hier oben, während der einige Jahre jüngere Zubringer aus dem Tal hier nur eine fixe Umkehr besitzt.

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Zoom zum Grand Combin.

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Wie hier deutlich ersichtlich wird, liegen die Skipisten der Breya in völlig skiuntauglichem Gelände. Riesige Geröllfelder gibt es hier, in die die Pisten deutlich sichtbar hineinmodelliert wurden.

Faszinierende Aus- und Tiefblicke von La Breya

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Genial ist hingegen, dass man einen Blick bis zum Genfer See hat.

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Auch letzte Überreste des Schneefalls von der vorherigen Nacht sind noch übrig.

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Nicht zuletzt faszinieren aber auch immer wieder die Talblicke, hier zur Talstation der extrem steilen Sesselbahn, die vor kurzem neue Polster für die Lattensessel bekommen hat.

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Auch die kürzere, zweite Sesselbahn ist nun mit diesen Komfortpolsterungen ausgestattet.

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Einen schönen Blick hat man auch auf den Kessel von Verbier, mit dem Skigebiet Savoleyres links und den Hängen Richtung Mont Gélé rechts.

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Hier trohnt die Bergstation des Funitels Les Attelas auf dem Grat, darunter der Verhau Les Ruinettes.

Spektakuläre Talfahrt nach Champex

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Auf Talfahrt mit der Sesselbahn wieder nach Champex.

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Die Fahrt ist wahrlich nichts für schwache Nerven. Schön, dass man so etwas heute noch erleben darf!

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Nach knapp 20 Minuten Fahrzeit ist dann schliesslich die Talstation erreicht. Hier fällt mir noch etwas Kurioses auf. Was machen denn die ganzen Sessel dort auf der rechten Seite? Die beiden Sesselbahnen sind mit voller Zahl bestückt, zudem weisen diese „neuen Sessel“ keine Polsterung auf …

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… und wo kommen denn diese Stützen her, bei denen es sich definitiv um gebrauchte Städeli-Exemplare handelt!? Bekanntlich wurden diesen Sommer zwei derartige Bahnen in Verbier abgebaut. Man wird doch nicht etwa das seit Jahrzehnten geplante Projekt einer dritten Sesselbahn als Skigebietserweiterung verwirklichen? Auf der Webseite gibt es diesbezüglich keinerlei Informationen. Die gab es aber beim Neubau des Skilifts vor kurzem ebensowenig.

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Eins ist jedenfalls klar. Der Poma-Schlepplift, den ich hier vor drei Jahren noch fotografieren konnte, wurde dem Erdboden gleich gemacht. Als Ersatz fungiert der anfänglich vorgestellte Skilift auf neuer Trasse.

Seilbahnrelikte am Grossen Sankt Bernhard

Im Anschluss an den Aufenthalt in Champex ging es wie erwähnt auf den Col du Grand Saint-Bernard. Hier wurde 1954 eine spektakuläre Einersesselbahn der Firma Müller eröffnet, die über die Sommermonate als Ausflugsbahn diente. Bis in 2800 Meter Höhe führte die Anlage, von der heute noch ein Denkmal zu begutachten ist. Die Talstation hat man renoviert und stehen lassen, ebenso wie alle Fundamente der Anlage. Aussergewöhnlich für jene Zeit war sie über einen steilen Felsabhang trassiert.

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Die Südseite des Col du Grand Saint-Bernard. Die Grenze zu Italien verläuft durch den hier sichtbaren See.

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Ein wenig oberhalb der Passhöhe erreicht man nach fünf Minuten Fussmarsch die Talstation der Sesselbahn La Chelanette.

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Bei der von 1954 bis 1986 betriebenen Bahn handelte es sich um eine ganz klassische Mülleranlage mit fahrbarem Antrieb in der Talstation. Die Gründe der Stilllegung sind mir nicht bekannt.

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Im Vordergrund erkennt man bei genauem Hinsehen das Fundament der Stütze zwei. Am Horizont ist ein Fundament kurz vor der Bergstation sichtbar. Man kann sich in etwa vorstellen, was das für eine aussgewöhnliche Bahn gewesen sein muss!

Traurige Anblicke in Super Saint-Bernard

Auf dem Rückweg ins Tal machten wir noch einen Zwischenstopp beim stillgelegten Skigebiet Super Saint-Bernard. Vor gut drei Jahren stand ich bereits schon einmal hier, ohne damals zu wissen, dass hier zwei Jahre später Schluss mit dem Betrieb sein würde. Wie sehr ärgert es mich heute, dass ich die Bahn mit ihren extravaganten Abfahrten am Col de Menouve nie gefahren bin. Ob hier jemals wieder ein Skifahrer befördert werden wird? Ich habe so meine Zweifel.

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Die Talstation der Kabinenbahn Col de Menouve mit Restaurant, ein klassischer 60er Jahre Bau.

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Der traurige Anblick der Kabinen. Die Klemmen sind offenbar abtransportiert worden, oder aber werden renoviert?

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Im Inneren der Talstation. Eigentlich sieht alles betriebsbereit aus.

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Die Strecke der Kabinenbahn. Ob es wohl jemals ein Wiedersehen geben wird? Oder wird man in ein paar Jahren genau wie eine Etage weiter oberhalb auf dem Col du Grand Saint-Bernard sehnsüchtig auf die Fundamente blicken müssen?

Abendlicher Ausflug nach Les Giettes

Im Anschluss an den Besuch ging es abschliessend nach Les Giettes. In das mysteriöse Skigebiet, das ich drei Jahre zuvor entdeckte. Quasi nirgends fand man bis dato im Internet brauchbare Hinweise zu diesem privaten Skigebiet, das aus zwei Skiliften besteht. Sektion eins dokumentierte ich seinerzeit bereits im März 2008, doch auf der Landeskarte war noch ein zweiter Skilift als zweite Sektion eingetragen. Aufgrund der damals fortgeschrittenen Tageszeit und des Schnees war ein Aufstieg nicht möglich, sodass das Rätsel zumindest teilweise noch ungelöst blieb.

Letzten Sommer tauchten dann aber im Internet Bilder der zweiten Sektion auf, die deren Existenz bestätigten. Der Hersteller war jedoch nicht eindeutig bestimmbar, zu viele Teile unterschiedlicher Hersteller fanden sich an der Anlage. Erst 1987 gebaut stellte die Anlage eine deutliche Erweiterung des Gebiets dar, das vorher nur aus der ersten Sektion und einem kleinen Übungslift bestand. Der Skilift weist Bestandteile von Garaventa auf, aber auch solche eines kuppelbaren Stangenschlepplifts, obwohl es sich um einen klassischen „Enrouleur“ handelt. Unter Umständen könnten diese Teile sogar noch vom ersten Skilift in Les Giettes stammen, einem Téléski von Giovanola.

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