Grande Dixence – Jahrhundert-Staudamm mit Seilbahn am Lac des Dix

Die Kraft des Wassers zur Energieerzeugung zu nutzen, das ist eine jahrhundertealte Tradition. Heute stellen Wasserkraftwerke eine der bedeutendsten Formen der Stromerzeugung dar. Ihre Infrastruktur prägt die Landschaft insbesondere in den Alpen flächendeckend seit mehr als 80 Jahren. Die Staumauer Grande Dixence im südlichen Teil des Val d’Hérémence im Schweizer Kanton Wallis ist dabei eine der beeindruckendsten der Welt. Mit einer Höhe von 285 Metern ist das 1961 fertiggestellte Bauwerk auch heute noch eine der höchsten künstlichen Talsperren der Erde.

Stausee Grande Dixence

Aussicht von der Staumauer Lac des Dix im Wallis

Und wie so oft ist die Krone der Staumauer auch hier bequem per Seilbahn erreichbar. Anders als an vielen anderen Staumauern dient die Seilbahn Grande Dixence aber nicht nur dem internen Werksbetrieb, sondern ist in erster Linie eine Attraktion für die Öffentlichkeit. Vom Besucherzentrum am Fusse der Staumauer schweben zwei kleine Kabinen einer Luftseilbahn über 640 Meter schräge Länge den Berg hinauf. Zwei Fachwerkstützen passieren die Kabinen bei einer Fahrt zur Bergstation in 2376 Meter Höhe. Von hier sind es nur noch wenige Schritte bis zur Staumauer und zum Lac des Dix.

Seilbahn Le Chargeur-Lac des Dix

Seilbahn Le Chargeur-Lac des Dix

Wasserkraftwerke mit Seilbahn-Anbindung

Seilbahnen in der Nähe von Wasserkraftwerken sind in den Alpen wie erwähnt keine Seltenheit. Meist entstehen sie bereits während der Bauphase und dienen als Transportmittel für Material und Personen in das häufig unwegsame Gelände im Hochgebirge. In den umliegenden Tälern im südlichen Wallis finden sich hierfür unzählige Beispiele. Viele derartige Anlagen werden nach der Fertigstellung der Kraftwerke wieder abgebaut, doch manche von ihnen bleiben dauerhaft erhalten. Sei es für Wartungsarbeiten oder als Attraktion für die Öffentlichkeit. An der Grande Dixence ist das anders. Die heutige Seilbahn entsteht nämlich erst 1964 und damit zu einer Zeit, als der Bau der Staumauer längst abgeschlossen ist. Das weitläufige Val d’Hérémence ermöglicht auf weiten Teilen den Bau einer Strasse. Maschinen und Material können nach dem Beginn des Baus im Jahr 1950 auf diese Weise annähernd bis zum vorgesehenen Einsatzort gebracht werden.

Und trotzdem ist die Luftseilbahn nicht die erste seilgezogene Aufstiegshilfe in diesem Bereich. Genausowenig wie übrigens die Staumauer ein Erstlingswerk darstellt. Denn schon ab 1934 entsteht an dieser Stelle ein künstlich errichteter Stausee. Mit 85 Metern Höhe ist die Staumauer aber bedeutend kleiner als das heutige Bauwerk. Damals dient eine Standseilbahn als Transportmittel von der Ebene Motôt in 1900 Metern über dem Meer bis zum Fuss der Staumauer. Die 1930 errichtete Bahn leistet auch zwei Jahrzehnte später noch gute Dienste beim Bau der grösseren Talsperre. Bis schliesslich 1957 die alte Staumauer geöffnet wird und in den Fluten des nun deutlich grösseren Lax des Dix verschwindet.

Aussicht von der Staumauer Lac des Dix im Wallis

Seilbahn Le Chargeur-Lac des Dix

Luftseilbahn Grande Dixence

Per Seilbahn zum Staudamm Grande Dixence

Parallel dient aber auch schon zu dieser Zeit eine kurvenreiche Verlängerung der Strasse als Zugang zur Baustelle in Le Chargeur. Heute befindet sich an deren Ende ein grosses Parkareal. Wo einst die Baracken für die Bauarbeiter standen, bestaunen heute Touristen das markante Bauwerk. Und mittendrin startet die Luftseilbahn, die zumindest für Freunde der seilgezogenen Aufstiegshilfen bereits ihrerseits eine Attraktion darstellt. Sie wird nicht nur von Kraftwerksbesuchern genutzt, sondern auch von Wanderern geschätzt. An der Bergstation starten zahlreiche kürzere und längere Touren in die benachbarten Täler.

Wegweiser Wanderwege am Lac des Dix

Erbaut wird die Seilbahn seinerzeit durch die Firma Küpfer. Der Hersteller aus dem Berner Oberland ist kein Unbekannter im Bau solcher Kraftwerksbahnen und kann sich zu dieser Zeit über volle Auftragsbücher freuen. Den Antrieb der Anlage bringt Küpfer in der Talstation unter. Die Bergstation mit ihrer imposanten Lage hoch über dem Abgrund kann daher sehr kompakt ausfallen. Sie befindet sich in einem Bereich, in dem während der Bauphase zahlreiche Gebäude errichtet werden. Ihre Fundamente sind auch heute noch an vielen Stellen sichtbar.

Luftseilbahn Grande Dixence

Bergstation Seilbahn am Lac des Dix

Eine reine Sommerattraktion im südlichen Wallis

Aufgrund ihrer abgeschiedenen Lage ist die Seilbahn nur in den Sommermonaten in Betrieb. Während dieser Zeit ist sie mit einer Förderleistung von 225 Personen je Stunde und Richtung jedoch nicht selten überlastet. Bereits seit längerer Zeit steht daher ein Ersatz der Bahn mit ihren beiden kleinen fünfzehnplätzigen Kabinen im Raum. Mit zusätzlichen neuen Attraktionen wie einer Zipline entlang der Staumauer werden die Rufe nach einer grösseren Kapazität lauter. Es käme also nicht ganz unerwartet, wenn in absehbarer Zukunft eine grössere Anlage an dieser Stelle Realität werden sollte.

Bis es so weit ist, wird die Pendelbahn von Küpfer noch einige Zeit treue Dienste leisten. Ihrerseits ist sie eine der ältesten weitgehend original erhaltenen Luftseilbahnen der Schweiz. Ein Besuch der Grande Dixence lohnt sich daher auch für Seilbahnfans. Kombinieren lässt sich ein Besuch auch bestens mit einer Wanderung, Wildtierbeobachtung oder einer Besichtigung des Kraftwerks. Doch auch der Anblick der imposanten Staumauer allein ist eigentlich schon Grund genug für einen Abstecher ins Val d’Hérémence.

Luftseilbahn Grande Dixence

Luftseilbahn Grande Dixence

Vergletscherter Gipfel in den Alpen

Stausee Lac des Dix im Wallis

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