Nach dem gelungenen Skitag auf der Elsigenalp folgte eine Übernachtung in einem netten Gasthof nahe Interlaken. Da ich ohnehin alleine unterwegs war und auf niemand anderen Rücksicht nehmen musste, ging es ungewohnt früh aus den Federn, um möglichst früh im Skigebiet zu sein. Einerseits wegen der sicher besseren Schneeverhältnisse. Andererseits wollte ich nicht schon am Morgen wertvolle Zeit verschenken, die mir später bei meiner ausgedehnten Runde durch die Jungfrauregion fehlen könnte. Schliesslich zählt das Gebiet nicht gerade zu den kleineren dieses Planeten, weswegen ein enger Zeitplan vorgesehen war.
Schon 2005 besuchte ich einmal im Sommer die Region rund um namhafte Orte wie Grindelwald und Wengen am Fusse des bekannten Dreigestirns Eiger, Mönch und Jungfrau. Damals machte ich eine Runde mit der Männlichenbahn quer durch das Skigebiet zwischen Grindelwald und Wengen, ehe es mit der bekannten Zahnradbahn wieder zum Ausgangspunkt zurückgehen sollte. Einen zumindest landschaftlichen Eindruck erhielt ich schon damals von der Region. Nun war es aber an der Zeit, auch einmal die Skipisten zu testen. Zudem hatte der Ausflug auch den Hintergrund, dass die bekannte Sesselbahn Wixi – jährlich am Lauberhornrennen im Fernsehen zu begutachten – in naher Zukunft durch eine neue Bahn ersetzt werden soll. Bei ihr handelt es sich um die vorletzte verbliebene VH400 light – einer bekannten Bauserie der Firma Von Roll – in der Schweiz.
Skifahren in Grindelwald, Wengen und Mürren
Die grosse Skiregion rund um Eiger, Mönch und Jungfrau besteht grundsätzlich aus drei Teilgebieten, die nicht skitechnisch miteinander verbunden sind. Von Grindelwald erreicht man in drei Sektionen Kabinenbahn das Skigebiet First, welches das kleinste ist und auf dem Pistenplan am wenigsten spektakulär erscheint. Zwischen Grindelwald und dem ausschliesslich per Zahnradbahn erreichbaren Wengen erstreckt sich das grösste der drei Teilgebiete rund um den Berggrat Männlichen bis hin zur kleinen Scheidegg, Ausgangspunkt der Zahnradbahn zum weltbekannten Jungfraujoch. Schliesslich existiert als dritter Sektor das Skigebiet Mürren am Fusse des Schilthorns. Der Ort Mürren ist wie Wengen ausschliesslich per Zahnrad- und Luftseilbahn erreichbar und somit ebenso autofrei. Besser bekannt dürfte das Schilthorn unter dem Namen Piz Gloria sein, als Drehort für spektakuläre Szenen im James Bond-Klassiker „Im Geheimdienst ihrer Majestät“ kurz nach der Eröffnung der Seilbahnen 1969.
Das Skigebiet Grindelwald – First
Mit der Sesselbahn Oberjoch zum höchsten Punkt des Skigebiets
Wie bereits erwähnt wirkt das Skigebiet First von allen dreien am wenigsten attraktiv, wenn man den Pistenplan auf den ersten Blick betrachtet. Genauer angesehen findet man hier aber teils wesentlich interessantere Hänge vor als auf der gegenüberliegenden Talseite rund um die kleine Scheidegg. Hat man erst einmal die lange Fahrt mit der einzigen Zubringerbahn überwunden, befindet man sich am Dreh- und Angelpunkt First. Von hier führt eine 4er Sesselbahn auf das Oberjoch, die aber – ganz im Gegenteil zu ihrer extravaganten Trassierung über eine Felswand – eher flache Pisten erschliesst.
Neben einem Funpark und einer idealen Carvingpiste trifft man hier auch eine speziell eingerichtete „Tempo 30“-Piste an. Um seine Geschwindigkeit auf dieser Piste, die sich hinter einer grossen Tafel mit den Worten „Wir fahren alle langsam und entspannt“ befindet, zu kontrollieren, gibt es eine eigens eingerichtete Geschwindigkeitsmessanlage. Naja, meine Meinung zu diesem Unsinn sollte bekannt sein. Aber immerhin gibt es eine parallele Piste, auf der die gleiche Geschwindigkeitsbegrenzung wie auf deutschen Autobahnen gilt.
Die Sesselbahnen Schilt und Grindel
Von der Bergstation der Firstbahn hat man aber auch die Möglichkeit, die sehr steile, aber lohnende Abfahrt zur Mittelstation Bort zu nehmen, die wie alle Abfahrten in dieser Höhenlage auf First beschneit ist. Hier schliesst sich eine Abfahrtsroute an, die via Übungsgelände Bodmi wieder zur Talstation führt. Der obere Teil der Piste wurde bis vor wenigen Jahren durch einen Skilift für Wiederholungsabfahrten erschlossen, dieser wurde allerdings leider ersatzlos gestrichen. Das weitere Gebiet wird durch zwei weitere 4er-Sesselbahnen sowie zwei Schlepplifte erschlossen. Auch hier ist das Gelände ideal zum Carven geeignet, speziell an der oberen der beiden Sesselbahnen, die auf den Namen Schilt hört. An deren Bergstation startet die sicher interessanteste Abfahrt im ganzen Skigebiet First.
Weitläufige Abfahrten am Skilift Hohwald
Eine in herrlicher Landschaft in einem abgelegenen Tal trassierte Piste führt zur Bergstation des äussersten Skilifts Hohwald. Sanfte Hänge in Kessellage und steilere Abschnitte wechseln sich hier in wunderbarer Weise ab. Generell stellt man fest, dass in diesem Teil des Skigebiets alles etwas gemütlicher zugeht. Nicht zuletzt liegt das sicher an den beiden Schleppliften, die das komfortverwöhnte Klientel Richtung Oberjoch verdrängen. Auch hier bieten sich wunderbar natürlich trassierte Abfahrten. Ebenso interessant dürften die beiden Talabfahrten von diesem Gebietsteil Richtung Grindelwald sein, die entlang der Passstrasse zur Grossen Scheidegg verlaufen. Sie enden allerdings nicht an der Talstation der Kabinenbahn, sondern am östlichen Dorfrand von Grindelwald.
Neben den skifahrerischen Qualitäten bietet das Firstgebiet aber auch ein weitläufiges Wandernetz, welches sich bis zum knapp 2700 Meter hohen Faulhorn erstreckt. In rund 2,5 Stunden erreicht man dieses von der Bergstation der Kabinenbahn. In einem Seitental, welches ebenfalls vom Faulhorn aus erreichbar ist, startet die nach eigenen Angaben mit 15 Kilometern längste Schlittelbahn der Welt zur Bussalp, die passenderweise mit einem Bus von Grindelwald aus erschlossen ist.
Von Grindelwald über die Kleine Scheidegg nach Wengen
Der einzige Zugang für Automobilisten in das grösste der drei Skigebiete der Region am Männlichen befindet sich in Grindelwald-Grund. Hier ist es möglich, direkt vom Parkplatz zur Kabinenbahn oder von der Talabfahrt wieder zum Parkplatz zu gelangen. Ebenso startet hier ein Arm der Wengernalpbahn zur Kleinen Scheidegg. Auf der anderen Seite des Bergrückens muss man das Auto bereits in Lauterbrunnen stehen lassen und die Zahnradbahn nehmen, welche sich via Wengen zur Kleinen Scheidegg den Berg hinaufarbeitet. Da die gesamte Region aber hervorragend mit dem öffentlichen Nahverkehr erschlossen ist, dürfte nur ein verhältnismässig geringer Teil der Gäste mit dem Auto anreisen, weswegen die Zahnradbahn das kleinste Übel ist.
Der Sektor Männlichen
Hauptzubringer von Grindelwald aus stellt neben der Zahnradbahn die bei ihrem Bau längste Kabinenbahn der Welt dar. Die Männlichenbahn erschliesst gleichzeitig gemeinsam mit zwei modernen Sesselbahnen weitgehend breite, flache Pisten. Dass die Ostseite des Männlichen ideales Skigelände ist, zeigt sich an der Fülle der Abfahrten in diesem Bereich. Alle Varianten zu fahren ist an einem Tag quasi unmöglich. Doch so ideal das Skigelände auf der Ostseite ist, so schroff fällt der Berggrat auf der Westseite nach Wengen ab. Hier ist eine Luftseilbahn als Direktverbindung die einzige seilbahntechnische Alternative gewesen.
Tschuggen, Honegg, Arven und die Eigernordwand
Die weiteren recht ähnlich anmutenden Hänge in Richtung Kleine Scheidegg erschliessen ein Skilift und mehrere Sesselbahnen. Gerade am Skilift Tschuggen findet man im lichten Nadelwald einige interessante Ecken. Genau wie an der Sesselbahn Läger, die einige interessant coupierte, schmale Abfahrten erschliesst. Schon etwas uninteressanter erscheint die Sesselbahn Honegg. Der Hang besitzt stets die gleiche Neigung und die Ausrichtung nach Süden macht die Sache im Frühjahr auch nicht gerade besser. Interessanter sind da schon die Hänge am Fusse der Eigernordwand, die durch die erste Sesselbahn der Schweiz mit orangen Hauben bedient werden. Ebenso dienen hier einerseits die Zahnradbahn zum Jungfraujoch bis zur Station Eigergletscher als Zubringer zu diesen Hängen. Andererseits aber auch die Sesselbahn Fallboden, einzige verbliebene fix geklemmte Sesselbahn in diesem Gebiet.
Vom Lauberhorn nach Wengen
Am Lauberhorn, das durch zwei Sesselbahnen von der Kleinen Scheidegg und Wixi aus erschlossen wird, kommt der erfahrenere Skifahrer auf seine Kosten. Hier sind die Abfahrten etwas anspruchsvoller. Von oben schlängelt sich die legendäre Lauberhornabfahrt nach Wengen hinab, die unterwegs am kurzen und flachen Übungslift Bumps vorbeiführt. In erster Linie als Rückbringer von der Weltcuppiste nach Wengen fungiert die Sesselbahn Innerwengen.
Mürren und Schilthorn – der Piz Gloria
Da ich den dritten Sektor, das Schilthorn, nicht besucht habe, möchte ich mich hier relativ kurz fassen. Die Erschliessung mittels einer enormen Dichte an Pendelbahnen ist auch hier sicher sehr ungewöhnlich und macht das ganze Gebiet sehr interessant. Während zudem am Schiltgrat eher flache Abfahrten bei weniger schroffem Relief anzutreffen sind, wird es Richtung Birg, dem Schilthorngipfel und im Bereich Schilthornhütte hochalpin. Im Gegensatz dazu bieten die weiter unterhalb gelegenen Hänge an der Winteregg wiederum eher moderates Gefälle auf den Abfahrten.
Zur Erschliessungsgeschichte der Jungfrauregion
Die Zahnradbahnen des 19. Jahrhunderts
Schon lange vor der ersten Seilbahn wurde die Kleine Scheidegg mit Hilfe der Wengernalpbahn erreicht. Die 1893 fertig gestellte Zahnradbahn mit Zahnstange System Riggenbach verband über den Pass der Kleinen Scheidegg die beiden Kurorte Wengen und Grindelwald, wobei letzterer bereits zuvor mit den Berner Oberland-Bahnen erreichbar war. Mit der Fertigstellung der Jungfraubahn zum Jungfraujoch im Jahr 1912 wurde die gesamte Region zu einem Tourismusmagnet. Interessanterweise wurde die Jungfraubahn im Gegensatz zur Wengernalpbahn mit dem Zahnstangensystem Strub ausgestattet, was unter anderem erklärt, warum kein Durchfahrbetrieb und keine Verbindung zwischen den beiden Bahnlinien besteht. Ausserdem besitzt sie eine andere Spurweite und ein anderes Stromsystem.
Kühne Pläne mit dem Wetterhornaufzug
Doch auch die Seilbahnen liessen nicht lange auf sich warten. Mit dem kühnen Projekt des Ingenieurs Wilhelm Feldmann, das Wetterhorn oberhalb von Grindelwald in vier Sektionen zu erschliessen, begann die Erklimmung der Berge in der Jungfrauregion mittels seilgezogener Aufstiegshilfen. Krieg und finanzielle Schwierigkeiten bedeuteten jedoch nach nur sechs Jahren 1914 das Aus der fertig gestellten ersten Sektion, deren Stationen man heute noch immer bestaunen kann. Schon etwas erfolgreicher verlief der Bau einer Skiliftanlage zum Lauberhorn von der Kleinen Scheidegg aus durch Ernst Constam. Die Anlage erfreute sich grosser Beliebtheit und bediente die ersten Hänge des heutigen Skigebiets rund um den Männlichen.
Spektakuläre Erschliessungen auch im Sektor First
Weitere Bahnen in Form von Skiliften und Funischlitten folgten sowohl in Wengen als auch in Grindelwald, ehe mit dem Bau der Firstbahn ein weiterer Meilenstein im Seilbahnbau gesetzt werden konnte. Von 1946 bis 1947 wurden die vier Sektionen Seitwärtssesselbahn von Grindelwald bis auf First eröffnet. Damit zählten die Anlagen nicht nur nach Flims und dem Beatenberg zu den ersten Vertretern des legendären Von Roll VR101-Systems, sondern es sollte weltweit die einzige Sesselbahnanlage in vier Sektionen bleiben. Ergänzt wurde die Firstbahn ab den 60er Jahren kurioserweise durch vier Poma-Skilifte, die mit ihren vielen Kurven und spektakulären Trassierungen für immer in Erinnerung bleiben werden.
Alle wurden allerdings in den 90er Jahren durch Garaventa-Sesselbahnen ersetzt. Der Skilift Egg fiel ersatzlos weg. 1991 erfolgte auch der Ersatz der VR101 durch eine moderne Kabinenbahn der Firma Von Roll mit neuem Verlauf, nachdem das Gebiet bereits ein Jahr zuvor durch zwei Garaventa-Skilifte erweitert wurde. Ein weiteres, kleines Skigebiet öffnete 1967 an der Pfingstegg seine Pforten mit einer Pendelbahn der Firma Habegger sowie einem kleinen Skilift, der als Rückbringer von der Piste zur Talstation diente. Der Betrieb wurde aber bereits Ende der 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts mangels Frequenzen wieder eingestellt, sodass die Pfingsteggbahn heute nur noch im Sommer verkehrt.
Über schroffe Felsen von Wengen auf den Männlichen
Von Wengen aus wurde der Männlichen 1954 mittels einer Luftseilbahn erschlossen. Im Sommer wurde so eine Wanderung zur Kleinen Scheidegg und Rückkehr mittels der Zahnradbahn möglich. In der Folge entstand an der Station Eigergletscher ein Oehler-Skilift, ehe die Firma Habegger ab den 60er Jahren zu einer flächendeckenden Ausstattung des Männlichengebiets mit Seilbahnen ansetzte. 1960 ergänzte ein Skilift am Männlichen das Angebot der Luftseilbahn. Zwischen 1965 und 1969 entstanden die Anlagen Wixi-Lauberhornschulter, Tschuggen, Honegg, Gummi, Arven und Innerwengen, wobei alle Anlagen bis auf den Skilift Tschuggen inzwischen durch kuppelbare Bahnen der Firmen Von Roll, Leitner und Doppelmayr ersetzt wurden. 1971 erfolgte der Ersatz des Skilifts am Lauberhorn durch einen Kombilift, 1973 kam eine Sesselbahn am Männlichen hinzu.
Die Männlichenbahn – ein Technikdenkmal für die Ewigkeit
Fünf Jahre später schliesslich konnte Habegger die damals längste Kabinenbahn der Welt für Personentransport in zwei Sektionen mit einer Gesamtlänge von über sechs Kilometern eröffnen. Einer der vielen Meilensteine in der Geschichte des traditionsreichen Herstellers aus dem Berner Oberland. Von nun an hatte Grindelwald einen zweiten, schnelleren Zubringer in das Skigebiet neben der Wengernalpbahn. Seit den 80er Jahren folgten neben einigen weiteren Skiliften hauptsächlich Ersatzanlagen. Eine Ausnahme bildete hierbei die Sesselbahn Fallboden, die 1983 durch die Firma Küpfer erbaut wurde und die erste und einzige Dreiersesselbahn dieses Herstellers werden sollte. Nach betrieblichen Problemen wurde die Anlage um die Jahrtausendwende jedoch in eine Zweiersesselbahn umgebaut.
Modernisierungen und Ersatzpläne
Nachdem in den 90er Jahren vor allem Von Roll sehr viele bestehende Bahnen ersetzte, setzte auch in Grindelwald inzwischen die Ausstattung mit Bahnen von Doppelmayr-Garaventa ein. Nach 2007 an der Honegg und 2009 an der Salzegg steht für 2012 ein Ersatz der beiden Sesselbahnen Wixi und Fallboden durch 6er Sesselbahnen an. Damit wird die Schweiz wieder einmal ein Stück Seilbahngeschichte in Form der 1992 auf kuppelbar umgebauten Sesselbahn Wixi für immer verlieren. Auch ein Ersatz der kultigen Männlichenbahn steht in Kürze an.
Eine Runde von Grindelwald zum Schilthorn?
Im Vorfeld hatte ich mir überlegt, inwieweit es möglich sei, die komplette Jungfrauregion, also First, Männlichen und Schilthorn, an einem Tag abzufahren. Allerdings musste ich schnell feststellen, dass dies zeitlich zu einem äusserst schwierigen Unterfangen werden würde. Gerade die Kabinenbahnen First und Männlichen würden aufgrund ihrer Länge enorm viel Zeit verschlingen, eine Runde nach Wengen wäre überhaupt nicht möglich gewesen. Hinzu kam, dass ich zwischendurch das Auto von Grindelwald nach Stechelberg hätte mitnehmen müssen. Denn mit der Zahnradbahn durch das Tal zu fahren, hätte noch wesentlich mehr Zeit in Anspruch genommen.
Nicht sonderlich verwunderlich war daher die Tatsache, dass es auch überhaupt keinen Tagesskipass für die gesamte Region gibt. Somit hätte ich mir also noch zwei separate Karten kaufen müssen, was dem Unterfangen endgültig ein Ende bereitete. Die Skigebiete First und Männlichen sollten für einen Tag definitiv genug sein. Schliesslich wollte ich ja auch die einte oder andere Bahn mehrmals fahren, um von so vielen Pisten wie möglich einen Eindruck zu erhalten.
Mit der Firstbahn von Grindelwald ins Skivergnügen
Nachdem um 7.30 der Wecker klingelte, stand ich eine Stunde später bereits am Parkplatz der Firstbahn. Glücklicherweise als einer der ersten, denn als sonderlich üppig konzipiert erwies sich die freie Fläche nicht. Weiter unten im Dorf wären wahrscheinlich noch weitere Plätze gewesen, allerdings wäre ich dann auf den Skibus angewiesen gewesen. Kurz nach Öffnung der Kasse hatte ich auch schon den mit 50 CHF relativ günstigen Skipass in der Hand (im Berner Oberland gehe ich immer noch als Jugendlicher durch), dessen Preis aber durch die sündhaft teuren Parkgebühren wieder kompensiert wurde.
Die völlig zerkratzten Scheiben und eine volle Kabine hielten mich bei der langen Bergfahrt mit der kuriosen Firstbahn erst einmal davon ab, Fotos zu schiessen, sodass ich die Kamera erst in der Bergstation auspackte. Da die Talabfahrt zur Talstation schneefrei war, würde ich bei der Talfahrt mit der Bahn ohnehin noch Gelegenheit haben, diese ausreichend zu dokumentieren.
Die dritte Sektion der Firstbahn aus der Bergstation heraus fotografiert mit den steilen Abhängen des Wetterhorns im Hintergrund. Das Haus rechts ist die Bergstation des ehemaligen Skilifts Egg.
Erstes Tagesziel – das Oberjoch
Als nächstes fällt der Blick auf die Sesselbahn Oberjoch, die – wie man deutlich sieht – die Diretissima wählt.
Im steilsten Stück dieser Garaventa-Sesselbahn aus dem Jahr 1994. Sie ersetzte einen Poma-Skilift mit zahlreichen Kurven und stellte die erste kuppelbare Sesselbahn nach der VR101 auf dem First dar.
Der obere Teil der Bahn verläuft dann weitaus flacher und weniger spektakulär.
Von der Bergstation, die im schlichten Tunnelröhrendesign gehalten ist, hat man diesen Ausblick Richtung Wetterhorn.
Sesselbahn Oberjoch im Gegenlicht.
Die Talstation der Sesselbahn First-Oberjoch mit ihrem Vorgänger dahinter. Wie man sieht, hatte der Poma-Skilift eine ganz andere Linienführung und umfuhr die Felswand mittels mehrerer Kurven. Untypisch besass er ein Gebäude als Talstation.
Schneller Wechsel zur Sesselbahn Schilt
Ein Blick zurück von der Piste Richtung Schreckfeld mit der Firstbahn und dem sogenannten Firstflieger im Hintergrund. Bis 2007 sah man hier auch noch einige Stützen des Skilifts Egg.
Die Sesselbahn Schilt, eine Garaventa MCS-Sesselbahn der zweiten Generation. Mit Baujahr 2002 ist sie die jüngste Anlage im Firstgebiet.
Die wellige Strecke dieser sehr laufruhigen Bahn. Sie erschliesst ein abgeschlossenes Tal mit interessantem Relief. Rechter Hand hinter dem Fels führt die geniale „Hintenrum-Abfahrt“ Richtung Hohwald.
Sesselbahn Schilt. Wie bei allen MCS-Bahnen sind die Sessel für Leute meiner Körpergrösse viel zu klein konzipiert.
Der obere Teil verläuft etwas flacher.
Die Bergstation im schlichten, modularen Design.
„Hintenrum-Abfahrt“ an der Sesselbahn Schilt. Einfach eine geniale Landschaft!
Sehr steile Variante dieser „Hintenrum-Abfahrt“, beim nun gegen 9.30 Uhr langsam weich werdenden Schnee genial zu fahren.
Eigernordwand und Schlepplift Hohwald
Unterwegs grüsst der Skilift Hohwald samt Eiger im Hintergrund. Man kann sich an diesem Panorama einfach nicht satt sehen.
Skilift Hohwald in der Totalen, ein typischer Garaventa-Skilift der 90er Jahre.
Eine etwas sonderbare Konstruktion am Ausstieg. Die Bergstation samt Antriebseinheit befindet sich etwas weiter oben.
Zwischen Hohwald und First erschliessen der Skilift Bärgelegg und die Sesselbahn Unterläger-Schreckfeld, oder kurz einfach nur Grindel, etwas anspruchsvollere Hänge. Beide Anlagen stammen aus dem Hause Garaventa.
Eine Fahrt am Schlepplift Bärgelegg
Der Skilift Bärgelegg in seiner vollen Pracht samt Funpark auf der rechten Seite.
Unterwegs in der Sesselbahn Unterläger-Schreckfeld
Unterwegs in der Sesselbahn Unterläger-Schreckfeld. Einem Laien wird es wohl kaum auffallen, dass es sich hier im Gegensatz zur Sesselbahn Schilt um eine MCS-Sesselbahn der ersten Generation handelt. Aber allein schon die ruppigen Stützenüberfahrten lassen auf eine frühe MCS-Bahn schliessen.
Die Strecke ist verhältnismässig kurz, sodass man trotz der Berner Fahrgeschwindigkeit ( ;-) ) recht zügig in der Bergstation ankommt.
Sesselbahn Unterläger-Schreckfeld.
Zurück zur Firstbahn
Diese Perspektive dürfte für eine Seilbahn ziemlich einmalig sein, hier bei der Firstbahn. Links im Hintergrund die zweite Sektion, davor die dritte Sektion. Die Zickzack-Linienführung ist das Resultat einer gewollten direkten Anbindung an den östlichen Skigebietsteil mit der zweiten Sektion. Die Vorgängerbahn machte diesen Schlenker nämlich nicht und verlief mehr oder weniger in direkter Linie entlang des ehemaligen Skilifts Egg zur Bergstation First.
Strecke der dritten Sektion. Zu sehen ist auch eine der nachgerüsteten Kabinen, die erst seit kurzem im Einsatz sind. Mit ihnen ist es möglich geworden, dass ein kleiner Teil der Kabinen nur auf der dritten Sektion verkehren und in der Mittelstation direkt wieder umgelenkt werden. Da die dritte Sektion der Kabinenbahn die einzige Möglichkeit ist, aus dem restlichen Skigebiet zur Sesselbahn Oberjoch und zur lohnenden schwarzen Abfahrt von der Station First zu gelangen, wird eine grössere Kapazität als auf den beiden anderen Sektionen benötigt. Überhaupt ist die Förderleistung der Bahn mit ihren grossen Kabinenabständen recht knapp bemessen.
Letzte Relikte aus vergangenen Zeiten
Das Standardfoto von der Bergstation der Firstbahn mit dem Wetterhorn und der grossen Scheidegg im Hintergrund. Exakt diese Perspektive bietet auch die Webcam.
Die traurigen Überreste des Skilifts Egg, einem Poma-Skilift der ersten Generation Skilifte im Firstgebiet. Gemeinsam mit der Anlage zum Oberjoch wurde er 1961 erbaut und hatte als eine der seltenen Anlage den Antrieb in der Bergstation sowie eine fliegende Umlenkscheibe im Tal. Aus mir unverständlichen Gründen wurde er 2007 ersatzlos abgebaut, weswegen nun keine Wiederholungsfahrten an der schwarzen Piste mehr möglich sind.
Talfahrt mit der Firstbahn nach Grindelwald
Ein erster Blick hinüber ins Männlichengebiet, das nach der Talabfahrt auf mich wartet.
Bis zur Mittelstation Bort war die Piste auf Kunstschnee gut zu fahren. Ab hier war dann aber nur noch eine Talfahrt mit der Kabinenbahn möglich.
Auf der Talfahrt kann ich das Kuriosum dieser Bahn fotografieren. Eine Kurve. An und für sich nichts besonderes bei kuppelbaren Bahnen, doch hier ist erst einmal kein Ein- und Ausstieg möglich und es liegt auch keine Sektionentrennung vor. Somit handelt es sich um eine reine Winkelstation, bei der die Kabinen vom Seil gelöst werden und mit annähernd voller Geschwindigkeit die Station durchfahren.
Unterwegs fällt der Blick auf das künstlich beschneite Übungsgelände Bodmi mit den beiden Baco-Skiliften, von denen einer aber bereits im Sommerschlaf weilt.
Schneller Wechsel nach Grindelwald-Grund
Nachdem ich gegen 11.30 Uhr wieder am Parkplatz angekommen war, hiess es schnell die Schuhe wechseln, um zum Parkplatz der Männlichenbahn zu gelangen. Zwar wäre der Skibus im Tagesticket inbegriffen gewesen, allerdings hatte ich keine Ahnung, wann dieser fahren würde und wann oder wie ich wieder von der Männlichenbahn zurückkommen würde. So entschied ich mich zu einem schnellen Wechsel per Auto hinunter ans untere Dorfende auf den geräumigen Parkplatz der Männlichenbahn. Zwar bekam ich einen Stellplatz ganz am Ende der riesigen grauen Ebene zugewiesen, immerhin hatte ich so aber überhaupt noch einen Platz.
Nachdem ich auch hier weitere fünf Franken Parkgebühr entrichtet hatte, startete ich zur über halbstündigen Fahrt mit der Männlichenbahn, der beim Bau offiziell „längsten Gondelbahn Europas“, auch wenn diese in zwei getrennten Sektionen verläuft. Eine imposante Anlage, ein wertvolles Zeitdokument aus der Blütezeit des Skitourimus, dessen Ersatz unglaublich schade wäre.
30 Minuten Seilbahngenuss auf der Männlichenbahn
Angekommen in der Talstation der Kabinenbahn Grindelwald-Hohlenstein-Männlichen. 30 Minuten Seilbahnfahrt warten auf mich :D
Ein gutes Stück weiter oben blickt man auf die Mittelstation Egg, die allerdings keinen touristischen Zweck hat. Sie dient ausschliesslich den Bauern und Förstern als Zubringer in dieser Region und ist im Grunde genommen nicht mehr als eine noble Ausstiegsplattform. Die Kabinen werden hier nämlich nicht ausgekuppelt, sodass die Bahn zum Be- und Entladen angehalten werden muss.
Nach einer guten Viertelstunde ist dann die eigentliche Mittelstation Holenstein erreicht, in der ein Ein- und Ausstieg möglich ist. Hier befinden sich die Antriebe der beiden Sektionen.
Auch wenn die Bahn enorm flach aussieht, überwindet sie insgesamt doch rund 1200 Höhenmeter, was auf über sechs Kilometern Länge aber auch wahrlich keine Kunst ist. Wenn ich da an die Seetalhornbahn in Grächen denke, dort war das in gut zwei Kilometern und erst recht noch in einer einzigen Sektion der Fall!
Ruhig surrend schweben die Kabinen mit ihren Giovanola-Schwerkraftklemmen zur Bergstation auf 2200 Meter Seehöhe. Gegen Ende wird es noch einmal steiler, weswegen auch hier wieder einer der zahlreichen Niederhalter zum Einsatz kommt.
Die Bergstation auf dem Männlichengrat mit ein paar der über 200 Kabinen der Bahn. Hier wird das Förderseil der zweiten Sektion im Spannschacht abgespannt.
Es gibt einfach keine bessere Farbe für Kabinen, um gute Kontrastfotos hinzubekommen. Rote Kabinen, weisser Schnee und blauer Himmel. Das passt alles einfach perfekt!
Einfahren an der Sesselbahn Itramen-Männlichen
Parallel zum oberen Teil der zweiten Sektion Kabinenbahn verläuft die Sesselbahn Itramen-Männlichen. Die Bahn ersetzte einen der ersten Habegger-Skilifte überhaupt und ist Von Roll-typisch sehr hoch trassiert. Dem aufmerksamen Beobachter wird es schon aufgefallen sein, die Bahn besitzt Haubensessel von Doppelmayr. Diese wurden vor knapp 10 Jahren nachgerüstet. Hierbei wurden die alten, haubenlosen Von Roll-Sessel ausgetauscht.
Sesselbahn Itramen im oberen Teil. In dem Steilhang vor der Bergstation hat man Rohrstützen aufgrund von Kriechschneeansammlungen eingesetzt, während auf dem Rest der Strecke Fachwerkstützen zum Einsatz kamen.
Bergstation der Sesselbahn Itramen. So muss ein Stationsgebäude aussehen!
Eine wunderbar zu fahrende Abfahrt bringt mich zur Sesselbahn Läger, einem Doppelmayr-Produkt aus dem Jahr 2003. Auch diese Bahn ersetzte ein Produkt von Habegger, eine der einst vielen Zweiersesselbahnen in der Region.
Eine Runde auf der Sesselbahn Läger
Die Sesselbahn Läger mit der zugehörigen schönen Abfahrt mit Muldenprofil.
Bergstation der Sesselbahn Läger, wie auch die Talstation ist sie in formschönem Holz gehalten. Wenn doch nur alle modernen Bahnen solche Stationen hätten!
Nostalgie pur am Schlepplift Tschuggen
Das letzte Urgestein auf der Ostseite des Männlichen ist der Habegger-Skilift Tschuggen. Er ist neben der Männlichenbahn das letzte verbliebene Exemplar dieses Herstellers im gesamten Skigebiet und stammt noch aus der Gründerzeit, als diese Hänge ganz frisch erschlossen wurden.
Die Strecke im lichten Nadelwald ist sehr reizvoll. Ursprünglich besass die Anlage mit den schönen Polygonstützen Kurzbügel. Nun sind es Langbügel von Röhrs sowie einige wenige Exemplare Habegger Hydro-Gehänge HA75.
Wegen den Pisten bin ich den Lift sicher nicht gefahren, denn diese erinnerten inzwischen zur fortgeschrittenen Tageszeit eher an Wasserski als an Alpinski. Dafür geniesst man auf dem Weg hinauf diesen Ausblick auf die ehemalige Sesselbahn Gummi. Wer hätte es gedacht, auch sie stammte aus dem Hause Habegger. Weiter oben erkennt man die mehr quer zum Hang verlaufende und wesentlich kürzere Ersatzbahn.
Skilift Tschuggen mit den letzten Schneeresten.
Wohl kaum wird es je wieder Skilifte mit einer derart schönen Station geben. Umso schöner ist es, dass dieser Lift, dem sogar die wichtige Funktion als Rückbringer von der Kleinen Scheidegg zum Männlichen angehört, noch immer seine Runden dreht.
Mit der Sesselbahn Gummi zur Kleinen Scheidegg
Ja, die Flurnamen unterhalb der Jungfrau sind etwas sonderbar. Über die Piste „Gummi Süd“ gelange ich zur gleichnamigen Bahn, die die wichtige Funktion als Zubringer zur Kleinen Scheidegg inne hat.
Sie entstand Ende der 90er Jahre als eine der wenigen Sesselbahn von Von Roll Thun, die zwar bereits mit Doppelmayr-Technik ausgestattet sind, aber noch unter dem alten Firmennamen aufgestellt wurden. Inzwischen hat man aber sämtliche Von Roll-Logos mit Doppelmayr-Schriftzügen überklebt.
Die Trassierung ist besonders im oberen Abschnitt sehr steil, doch auch hier hat man sich wieder auffallend viel Mühe mit dem Stationsdesign gegeben – sehr löblich. Auch wenn die Vorgängerbahn auf anderer Linie wesentlich länger war, so ist der Ersatz auf dieser Sparversion durchaus verständlich. Der interessanteste Teil des Hangs wird weiterhin erschlossen. Zudem ist eine schnellere Verbindung zur Kleinen Scheidegg möglich. Ferner sind die unteren, weniger spannenden und bei diesen Schneeverhältnissen auch schlecht zu fahrenden Hänge durch den Skilift Tschuggen zugänglich.
Die neue Sesselbahn Honegg
Auf dem Weg zur Kleinen Scheidegg von Gummi via Arvengarten kreuzt man zwangsläufig die Sesselbahn Honegg. Bis 2007 stand hier ein Habegger-Skilift, der dann durch diese 6er Sesselbahn ersetzt wurde. Schon damals beim Bau fragte ich mich, warum eine Sesselbahn dieser Grösse hier nötig war. Doch nach dem heutigen Tag sollte das Fragezeichen nur noch grösser werden.
Die Talstation ist im Garaventa-Memorial in Holz gehalten, so wie es bei einigen MCS-Bahnen früher der Fall gewesen ist, obwohl es sich hier um das Doppelmayr-System Uni-G handelt. Im Hintergrund die Schwesteranlage Eigernordbahn, zu der wir aber später noch kommen.
Einen 90°-Einstieg besitzt die spärlich bestückte Sesselbahn Honegg. Wie zu erwarten war, fährt hier so gut wie niemand. Ich bin der einzige auf dem breiten 6er Sessel. Warum man hier eine derartige Bahn gebaut hat, ist mir ein absolutes Rätsel. Der Hang ist uninteressant, voll beschneit und weist eine stets konstante Neigung auf, dazu handelt es sich um einen prallen Südhang. Zudem kommt der Anlage überhaupt keine wichtige Verbindungsfunktion zu Gute, es handelt sich um eine reine Beschäftigungsanlage.
Immerhin lässt die niedrige Seilführung an der Bergstation eine interessante Perspektive zu. Die Station selber ist hier als klassische Uni-G in schwarz ausgeführt. Nicht weiter schlimm, da sie in einer kleinen Mulde liegt und somit ohnehin von weitem nicht zu sehen ist.
Die Trasse des Honecker … äh Honneg 6er.
Zwei Premieren an der Sesselbahn Eigernordwand
Wieder zurück im Arvengarten erwartet mich die Sesselbahn Eigernordwand mit gleich zwei Premieren. Für mich ist es das erste Mal, dass ich einen 180°-Einstieg live erlebe. Andererseits ist es aber auch die erste Anlage mit orangen Hauben, die mir vor die Linse kommt. Während sich ersteres als geniale Erfindung herausstellt und für einen optimalen Befüllungsgrad der Sessel sorgt, hätte ich auf die komischen Hauben liebend gern verzichten können. Für mich ist das die schwachsinnigste Errungenschaft des Seilbahnbaus seit Erfindung der Sitzheizung. Wobei man diese wenigstens von Weitem nicht sehen kann.
Ein grausamer Anblick, aber alles muss dokumentiert sein. Wenn sie wenigstens rot wären, dann ginge es ja noch. Wäre dann ein wenig retromässig, aber das ist einfach eine Verschandelung des Bergpanoramas.
Unterwegs kreuzt die gut ausgelastete Anlage die Wengernalpbahn auf dem Abschnitt Kleine Scheidegg-Grindelwald. Der Vorgängerskilift Salzegg-Eigergletscher, ein von Küpfer umgebauter Oehler-Skilift, begann wesentlich weiter oben. Warum man die neue Bahn hinunter bis zu den beiden anderen Bahnen im Arvengarten gezogen hat, ist mir ein ähnliches Rätsel wie die ganze Sesselbahn Bustiglen-Honegg. So kommen die Skifahrer dort unten aus verschiedensten Richtungen auf einem kleinen Territorium zusammen, was zu einem heillosen Durcheinander führt. Zudem sind die Abfahrten im unteren Teil der Bahn wenig spektakulär. Viel besser hätte man die Linienführung des alten Skilifts übernommen. Dann wäre die Situation dort wesentlich entzerrter und es würde kein derartiger Schlauch, wie er bereits bei diesem moderaten Betrieb entstand, geben. Im alten Tunnel in der Eigernordwand sind übrigens immer noch Überreste der Bergstation des Skilifts zu finden, auch wenn dieser Tunnel durch die neue Station nur noch sehr schwer zugänglich ist.
Vom Arvengarten zur Kleinen Scheidegg
Vom Arvengarten stellt diese Von Roll-Sesselbahn die Direktverbindung zur Kleinen Scheidegg her. Warum sie den Namen Arven trägt, das dürfte nach diesem Foto kein Geheimnis mehr sein.
Auch wenn diese Von-Roll-Bahnen für mich mit das Grösste sind, was der Bau von modernen kuppelbaren Sesselbahn je hervorgebracht hat, so haben die Sessel ein grosses Manko, nämlich diese verflixte Kindersicherung, die mich hinderte, meine Ski auf den vorgesehen Fussrastern abzustellen.
Und weiter auf das Lauberhorn
Einige Meter Aufstieg oder wahlweise ein Seillift sind zu bewältigen, ehe es mit der sozusagen zweiten Sektion zum Lauberhorn weitergeht. Auch hier handelt es sich wieder um eine Von-Roll-Sesselbahn mit formschönen Fachwerkmasten und unglaublicher Laufruhe.
Die Bergstation kündigt sich schon von weitem mit dem typischen Von Rollschen „Klack-klack-klack“ an. Uhrmachermechanik vom Feinsten samt 90°-Ausstieg in der futuristisch gestalteten Bergstation. Interessant ist auch der zusätzliche Bogen, den die Sessel hier bewältigen. Zunächst wenden sie nach dem Ausstieg um 180° nach links, ehe sie dann erneut eine Ablenkung um 90° nach rechts erfahren.
Schweizer Urgesteine: Von Roll, Eiger und Mönch. Hoffen wir, dass wir alle drei noch lange geniessen können!
Ausführliche Dokumentation der Sesselbahn Wixi
Nicht minder interessant wird es bei der nächsten Bahn, ganz im Gegenteil. Die Sesselbahn Wixi-Lauberhornschulter, ursprünglich von Habegger als fixe Zweiersesselbahn erbaut, wurde 1992 von Von Roll auf kuppelbar aufgerüstet. Hierbei kam das geniale, nach der Klemme benannte System VH400 light zum Einsatz, das eine abgespeckte Version der Bauserie „Quattro“ darstellte. Möglichst preiswert und nur mit dem Allernötigsten ausgestattet wollte Von Roll ein Produkt zum Aufwerten von langen fixen Sesselbahnen auf den Markt bringen. Grosse Teile der bestehenden Infrastruktur konnten hier weiterverwendet werden, wie beispielsweise Stützen und Stationen. Drei derartige Anlagen sollten es schlussendlich werden, ehe Doppelmayr Von Roll die Seilbahnsparte abkaufte und kein Interesse mehr an der Fortführung des Produkts hatte. Das eine oder andere Skigebiet mit fix geklemmter Sesselbahn hätte das Angebot sicher gerne entgegengenommen und würde heute noch existieren. Oberwald, Hospenthal und Mühlebach sind da nur einige Kandidaten.
Nachdem 2008 bereits die erste derartige Bahn in Zweisimmen ersetzt wurde, steht nun auch diese wunderbare Konstruktion auf der Abschussliste. Eine neue Sesselbahn mit abermals farbigen Hauben und Überkapazität soll die erst 20-jährige Anlage ersetzen. Vermutlich will man so mehr Österreicher anlocken, wenn die Anlage beim Lauberhornrennen im Fernsehen zu sehen ist. Dort kennt man sich ja in punkto überdimensionierter Anlagen und optischen Griffen ins WC bestens aus.
Blick auf die Talstationen der beiden Sesselbahnen Wixi-Lauberhornschulter (vorne) und Wixi-Fallboden. Beide sollen 2012 6er Sesselbahnen weichen. Zwischen den beiden Anlagen gab es einst noch eine dritte in Form eines Skilifts mit Kurve von der Firma Baco, der aber 1998 nach Airolo ins Tessin verkauft wurde. Er stellte in erster Linie als Entlastung der Sesselbahn Wixi eine Verbindung zur Talabfahrt nach Wengen dar.
Entspannen auf der Sesselbahn Fallboden
Die Sesselbahn Fallboden. Eine eher gemütliche Angelegenheit, dafür aber während der ganzen Fahrt mit imposantem Panorama auf Eiger, Mönch und Jungfrau. Von Küpfer als 3er Sesselbahn gebaut, wurde sie 2002 auf zwei Plätze umgebaut. Mit Förderband läuft sie nun wesentlich flotter als zuvor.
Weitaus mehr Schlagzeilen als mit dem Umbau von drei auf zwei Personen pro Sessel machte die Bahn jedoch im Januar 2008, als es bei einem Föhnsturm und fahrlässigerweise geöffneter Anlage das Seil von Stütze 11 wehte. Eine Person kam dabei zu Tode, einige weitere wurden verletzt. Während Monaten war die Anlage danach ausser Betrieb.
Ein interessantes technisches Detail weisen die Niederhaltestützen auf der Strecke auf. Neben einem Rundrohrschaft sind sie mit einer Fachwerkkonstruktion verstärkt, die dem Aussehen nach wahrscheinlich erst beim Umbau durch Garaventa hinzugefügt wurde.
Die Bergstation in Sicht, leider etwas ungünstig gelegen. Denn um zur Kleinen Scheidegg bzw. zu den Abfahrten an der Sesselbahn Eigernordwand zu gelangen, kommt man um einige Meter Aufstieg nicht herum.
Malerische Landschaft rund um die Kleine Scheidegg
Die Kleine Scheidegg mit der Sesselbahn Lauberhorn im Hintergrund.
Der höchste Bahnhof Europas, oder wie man auch sagt, das Jungfraujoch samt Sphinx.
Nach einer kurzen Rast auf der Kleinen Scheidegg machte ich mich weiter auf zur Vervollständigung meiner Runde um den Männlichen. Hier auf der flachen, aber angenehm zu fahrenden Abfahrt an der Sesselbahn Fallboden.
Mit der Sesselbahn Wixi zur Lauberhornabfahrt
Dann war es endlich soweit. Eine Fahrt mit der Sesselbahn Wixi, die erste von zweien. Wunderschön immer noch anzusehen, die Stützen, die zum grossen Teil noch von Habegger stammen. Nach dem Ersatz der Sesselbahn Winteregg im auf der anderen Talseite liegenden Mürren ist diese Bahn nun die vorletzte der Schweiz, abgesehen von einer umgebauten Materialbahn oberhalb von Locarno und einem Skilift in Mürren, die zumindest noch Teile der legendären Habegger-Strommasten-Stützen aufweist. Auch wenn man feststellen muss, dass die Originale wesentlich schöner anzusehen waren, besser als Rundrohrstützen sind die Umbauten allemal.
Hätte der Herr im Sessel vor mir nicht seine Ski an, könnte man meinen, das Foto sei im Sommer entstanden. Gut, dieser Südhang ist aber natürlich auch extrem sonnenexponiert.
Im oberen Teil führt die Sesselbahn über die bekannte Weltcupabfahrt, auf der auch heute im oberen Teil ein kleines Rennen stattfindet.
Die schlichte Bergstation mit Eiger, Mönch und Jungfrau im Hintergrund. Unglaublich, welch filigrane Konstruktion man hier für eine kuppelbare Bahn einsetzen konnte. Keine Stationsschienen, Beschleunigung und Verzögerung auf den entsprechenden Rollen, extrem leichte Klemmen. Nicht einmal eine gewöhnliche Abspannung besitzt die Bahn. Äusserst schade, dass dieses Beinahe-Unikat bald für immer verschwindet. Vielleicht gibt es ja ein Wiedersehen in Südamerika, wäre schön.
Noch ein letztes Stützenfoto, ehe ich mich auf die Lauberhornabfahrt schwinge. Diese wollte ich, wenn ich nun schon einmal da war, in jedem Fall einmal gefahren sein.
Dieses Foto entstand hinter der Canadian Corner auf dem Älpliweg, kurz vor dem Älpli-S (ja, ich weiss, dass dieses S nun anders heisst, aber ich bin ein Fan von traditionellen Namen ;) ).
Zwischenstopp am Schlepplift Bumps
Ebenfalls jedes Jahr im Fernsehen zu sehen, doch niemandem wirklich bekannt, ist der Skilift Bumps, ein Urbühler nahezu im Originalzustand, sogar noch mit Kurzbügeln. Er erschliesst einen flachen Hang, besser bekannt als die Langentreien der Weltcupabfahrt.
Bergfahrt mit dem Skilift Bumps. Selbst hier unten ist der Blick auf Mönch, Jungfrau und Silberhorn immer noch beeindruckend.
Mit der Sesselbahn Innerwengen zurück zur Zivilisation
Da die Abfahrt irgendwo im Nirgendwo endet, muss man von dort auch wieder irgendwie hinauf kommen. Dies geschieht seit 2004 mit der Leitner-Sesselbahn Innerwengen, einem absoluten Standardprodukt. Zuvor stand hier eine Habegger 2er-Sesselbahn, die letzte verbliebene der einstigen Habegger-Sesselbahn-Hochburg. Sie wiederum ersetzte einen kleinen Skilift Marke Eigenbau, der schon 1946 seine ersten Runden an der Allmend drehte.
Strecke der kurzen Sesselbahn Innerwengen.
Sesselbahn Innerwengen mit Wengen im Hintergrund. Eine mehrheitlich als Ziehweg verlaufende blaue Abfahrt führte mich nun weiter nach Wengen, wo ich nach einer kurzen Fahrt mit einem kleinen Seillift auch schon an der Talstation der Luftseilbahn auf der Westseite des Männlichen stand.
Mit der Luftseilbahn von Wengen auf den Männlichen
Unterwegs fällt der Blick auf die an den Fels geklebte Bergstation.
Die Talstation, die gerade einmal elf Jahre auf dem Buckel hat. Zuvor startete die 1954 gebaute und 1992 umgebaute Bahn viel weiter oberhalb. Die Talstation wurde allerdings durch eine Lawine so schwer beschädigt, dass sie unbrauchbar wurde. Für einen besseren Anschluss an die Skipiste und das Dorfzentrum verlegte man die Talstation nach unten. Durch den Umbau konnte auch die erste von ursprünglich zwei Zwischenstützen eingespart werden.
Strecke der Luftseilbahn Wengen-Männlichen.
Abschliessende Talabfahrt nach Grindelwald
Vor der Talabfahrt zurück nach Grindelwald folgt noch einmal ein Abschlussbild von Eiger, Mönch und Jungfrau.
Das Titelbild des heutigen Tages.
Die untere Sektion der Männlichenbahn mit den letzten Sonnenstrahlen gegen 16.15 Uhr. Im Hintergrund das Wetterhorn und das Schreckhorn.
Die Talabfahrt war wirklich nicht mehr das Wahre. Ein verbuckelter Sulzhang, der zu allem Überfluss auch noch 400 Meter vor dem Parkplatz endete, was einen längeren Fussmarsch in der durchnässten Wiese zur Folge hatte. Dennoch, die letzte Abfahrt sollte den durchwegs positiven Eindruck dieses Skitags nicht beeinflussen.
Fazit
Die Jungfrauregion stellte sich nicht ganz unerwartet als eines der absoluten Topskigebiete dieser Grösse der Schweiz heraus. Rein vom Panorama her kann die gesamte Region locker mit den imposanten Skigebieten im Wallis mithalten. Zwar fehlt durch die geringere Höhenlage ein ähnlicher Ausblick auf den Talboden, aber die Aussicht auf die Bergriesen rundherum ist etwas ganz Spezielles. Auch pistenmässig bieten die beiden Skigebiete First und Männlichen eine breite Palette unterschiedlicher Hänge. Wie in allen grösseren Skigebieten trifft man einige teils grenzwertig gefüllte Standardabfahrten an. Doch gerade im hinteren Bereich des Skigebiets First sowie am Skilift Tschuggen und im Bereich Wixi ist gemütlicheres, entspanntes Skifahren auf abwechslungsreichen und reizvollen Pisten möglich.
Abgerundet wird das Angebot für den Seilbahninteressierten mit einer Vielzahl an teils seltenen Bahntypen und ungewöhnlichen Erschliessungen. Gerade die Dichte an modernen kuppelbaren Von-Roll-Anlagen ist für einen Begeisterten dieser Firma ein ganz besonderes Erlebnis. Leider setzte mit der ab der Jahrtausendwende eingeläuteten Modernisierungwelle im Gebiet Männlichen aber auch der Bau einer überdimensionierte Infrastruktur gerade um den Bereich der Kleinen Scheidegg ein. Zwei 6er Sesselbahnen, von denen höchsten eine ihre Berechtigung hat, die unverständlicherweise auch zum selben Startpunkt gezügelt wurden, sind ein Minuspunkt in Sachen der Erschliessungspolitik. Mit zwei weiteren geplanten Exemplaren dieser Gattung wird die Sache in naher Zukunft sicher nicht besser werden.
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Felix ist Fotograf und Autor, spezialisiert auf Landschafts- und Reisefotografie und zu Hause im Saarland und der ganzen Welt. Wenn er nicht gerade in der Natur oder den Bergen unterwegs ist, schreibt er hier über seine Reisen, die Fotografie oder über sein liebstes Fortbewegungsmittel, die Seilbahn.