Entlang der australischen Ostküste zu den Fitzroy Falls

Nach einer ruhigen Nacht in der Natur, völlig ohne den von mir anfänglich befürchteten Lärm von der nahegelegenen Straße, begebe ich mich frühzeitig auf die Weiterfahrt hinab zur Ostküste. Meine letzte Nacht in den Snowy Mountains ist passé. Die restlichen drei Übernachtungen im Camper vor meiner Ankunft in Sydney werde ich in niedriger gelegenen Regionen verbringen.

Steil hinab zur Ostküste

Von meinem Übernachtungsort am Warri River geht es bei strahlendem Sonnenschein über anfänglich noch recht ebene Streckenabschnitte nach Braidwood. Im Anschluss überwinde ich aber einige längere und steile Gefällstrecken, die mich schließlich zur Ostküste Australiens führen. Die Küstenregion selbst ist eher als flach zu charakterisieren. Entsprechend befinden sich auch im Hinterland zahlreiche kleinere und größere Städte. Auch wenn Sydney noch rund 200 Kilometer entfernt liegt, nimmt die Besiedelungsdichte doch mit jeder Minute spürbar zu.

Batemans Bay

Mein erstes Tagesziel liegt gleich am Ende des Kings Highway, einer der Verbindungen zwischen Canberra und der Ostküste. Die Batemans Bay, eine Bucht der Tasmansee, ist einerseits eine wichtige Stätte für die Austernindustrie, vor allem aber auch eine Tourismushochburg. Besonders markant ist eine Hebebrücke, die über die Bucht führt und mit ihrer Stahlkonstruktion das Ortsbild prägt. Mich führt der Weg über ebendiese Brücke zunächst zu einem Supermarkt. Dort decke ich mich zum letzten Mal auf dieser Reise mit frischen Lebensmitteln ein. Viel benötige ich allerdings nicht mehr. Das meiste habe ich bereits vor einigen Tagen in Jindabyne besorgt, weswegen der Einkauf diesmal recht schnell erledigt ist.

Ein wenig halte ich mich im Anschluss noch in der Bucht rund um die Brücke und den kleinen Hafen auf, bevor ich aber doch zügig weiterfahre. Vor mir liegen noch insgesamt rund drei Stunden Fahrzeit. Die Straße – auf diesem Abschnitt als Princes Highway bezeichnet – führt leider nicht direkt an der Küste entlang, sondern im Abstand zwischen zehn und 25 Kilometern im Hinterland. Daher ergeben sich von der Straße keine Blicke auf das offene Meer. Daher habe ich auf meinem Weg Richtung Norden ein paar kleinere Abstecher geplant, die mich zu den hier noch recht unberührten Küstenabschnitten bringen.

Schiffsanlegestelle in Batemans Bay

Hebebrücke in Batemans Bay

Idylle an menschenleeren Stränden und kristallklarem Wasser

Als erstes führt mich der Weg zum Durras Beach, einer kleinen Bucht Luftlinie rund zehn Kilometer von Batemans Bay entfernt. Im Gegensatz zum gut besuchten Tourismuszentrum ist der Strand hier völlig ausgestorben. Lediglich ein einsamer Pelikan spaziert am Wasser entlang. Er nimmt zwar Notiz von mir, lässt sich aber von meinen Fotoaktivitäten nicht weiter stören. Mangels wirklich interessanter Motive mache ich mich aber schon bald wieder aus dem Staub. Weiter nördlich erwarten mich noch ein paar interessantere Orte.

Hinter der Stadt mit dem Namen Ulladulla biege ich ein weiteres Mal auf eine Stichstraße nach rechts ab. Wie ich schon auf der Karte gesehen habe, zeichnet sich die Ostküste durch eine hohe Dichte an derartigen durchaus gewöhnungsbedürftigen Städtenamen aus. Die weiter nördlich gelegenen Städte hören unter anderem auf die Namen Wollongong, Illawarra oder Woolloomooloo, ein Stadtteil von Sydney.

Spuren im Sand

Nicht ganz so ausgefallen klingt mein Ziel am Ende der erwähnten Seitenstraße. Der Cunjuong Point, eine kleine Feriensiedlung direkt an der Küste. Hier bieten sich schon weitaus interessantere Ausblicke als am Durras Beach, wie ich auf einer kleinen Wanderung feststelle. Vor mir erstreckt sich eine langgezogene Bucht mit goldfarbenen Sandstränden und kristallklarem Meerwasser. Der Traum eines jeden Strandurlaubers! Doch statt kommerzialisierten Stränden, auf denen sich Strandkorb an Liegestuhl reiht, blicke ich hier auf eine menschenleere Küste. Nun gut, das wird in der Hochsaison sicher anders sein. Aber zumindest an diesem sonnigen Tag im australischen Spätherbst kann ich die Natur ganz alleine auf mich wirken lassen.

Traumstrände und kristallklares Meerwasser an der australischen Ostküste

Fantastischer Blick vom Cambewarra Lookout

Inzwischen ist es Zeit, meine Mittagspause einzulegen, denn aufgrund einer unglaublichen Vielzahl an Baustellen mit Einbahnregelungen sowohl auf dem Kings Highway als auch entlang der Küste bin ich schon deutlich später dran als mir lieb ist. Auch auf dem weiteren Weg komme ich aus den genannten Gründen einerseits sowie aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens in den Städten andererseits nur schleppend voran.

Erst als ich in Nowra von der Küstenstraße auf eine kleinere Nebenstraße abbiege, lässt der Verkehr ein wenig nach. Dafür erwarten mich nun wieder schmale Passstraßen, auf denen ich auch nicht wirklich Kilometer machen kann. Einen Vorteil hat die Routenwahl allerdings, denn vom Cambewarra Lookout bietet sich mir trotz des etwas diesigen Wetters ein fantastischer Blick auf die rund 600 Meter unter mir liegende Ebene und auf das Meer im Hintergrund.

Ausblick vom Cambewarra Lookout auf die Küste

Über die älteste Hängebrücke Australiens

Auf dem Weg zu meinem nachmittäglichen Ziel, den Fitzroy Falls in der Region Southern Highlands, durchquere ich das sogenannte Kangaroo Valley. Dort treffe ich entgegen meiner Erwartung nicht etwa auf Kängurus, sondern auf eine hochinteressante, nostalgische Hängebrücke, die auch heute noch für den Verkehr auf der Moss Vale Road genutzt wird. Die Hampden Bridge überquert auf einer Länge von 77 Metern den Kangaroo River und wurde zwischen 1895 und 1898 errichtet. Damit ist sie die heute älteste noch existente und einzige Hängebrücke Australiens, die noch für den öffentlichen Verkehr genutzt wird.

Hampden Suspension Bridge in Kangaroo Valley

Beeindruckende Fitzroy Falls

Nach dem neuerlichen Zwischenstopp an der Brücke im Kangaroo Valley wird es nun höchste Zeit, dass ich die Fitzroy Falls erreiche, damit ich dort noch vor Sonnenuntergang ein paar schöne Aufnahmen dieses bekannten Touristenmagneten anfertigen kann. Gegen 15.30 Uhr treffe ich auch endlich auf dem zugehörigen Parkplatz ein, auf dem ich zu meinem Erstaunen ein Tagesticket für satte vier Dollar lösen muss.

Inszenierte Natur

Eigentlich hätte ich erwartet, dass man für die Wanderung zu einem Wasserfall nicht noch ein Parkticket bezahlen muss, aber nachdem ich sehe, wie die Tourismusindustrie diesen Ort inszeniert, wundert mich überhaupt nichts mehr. Der Wanderweg führt vom Parkplatz nicht etwa zu dem erwähnten Wasserfall, sondern erst einmal in ein riesiges Besucherzentrum mit Souvenirshop und Restaurant. Nur wenn man den zahlreichen Andenken widerstehen kann, ist ganz klein ein Schild erkennbar, das den weiteren Weg zum Ausgang aus dem Gebäude und damit zur eigentlichen Attraktion signalisiert.

Überraschender und unerwarteter Anblick

So wirklich habe ich keine Vorstellung, was mich wohl nach den nur 300 Metern Weg erwartet. Anfänglich gehe ich davon aus, dass man wohl wie so oft am Fuße eines Wasserfalls nach oben blicken darf. Die Fließrichtung des Wassers lässt mich allerdings an dieser Tatsache zweifeln. Und einmal am Aussichtspunkt angekommen traue ich meinen Augen nicht. Ich stehe auf einer Plattform und vor mir liegt nicht etwa ein Berg mit Wasserfall, sondern ein 600 Meter tiefes Tal, in das das Wasser von hier oben hinabstürzt. Manchmal hat es eben doch so seine Vorteile, wenn man nicht alles genau im Voraus schon analysiert. Diese Überraschung ist jedenfalls geglückt!

Sonnenuntergang an den Fitzroy Falls

Fitzroy Falls in der Abendsonne

Leider bleibt mir nun aber nicht mehr viel Zeit, denn ein großer Bereich des Tals liegt bereits im Schatten und nur noch der obere Teil des Wasserfalls glänzt in der Abendsonne. Dennoch gelingen mir ein paar Aufnahmen aus verschiedenen Perspektiven und von verschiedenen Aussichtspunkten, sodass ich nach einer Stunde zufrieden den Rückweg antreten kann.

Übernachtung an der Autobahn

Entgegen meiner ursprünglichen Hoffnung werde ich es nun allerdings nicht mehr schaffen, mein heutiges Domizil vor Einbruch der Dunkelheit zu erreichen. Vor mir liegen noch rund 40 Fahrminuten bis zur Pheasants Nest Rest Area. Dabei handelt es sich nicht um einen wirklichen Campingplatz, sondern um eine Raststätte an der Autobahn von Canberra nach Sydney, auf der aber auch das Übernachten im Camper gestattet ist. Und – der eigentliche Grund für meinen Besuch – es gibt laut meiner Camping-App eine öffentliche und kostenlose Dusche. Diese habe ich nach drei Tagen nun auch wirklich wieder einmal nötig. Ich habe Glück, denn noch bevor es wirklich dunkel wird, habe ich mein Abendessen fertig zubereitet und kann erst einmal gemütlich speisen, bevor ich die versprochene und wohltuende Dusche in Empfang nehme.

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