Canberra, die Zweite – Australian War Memorial

Die Nacht hinter der Tankstelle ist recht ungemütlich. Ausnahmsweise weniger wegen zu kalter Temperaturen, sondern einerseits wegen des ständigen Kommen und Gehens der Lastwagen, die hier eine Pause einlegen. Und andererseits wegen ein paar rücksichtslosen Campern, die meinen, bis tief in die Nacht noch laute Musik hören zu müssen.

Erst am Morgen wird es ruhiger, sodass ich noch etwas länger liegen bleibe und schließlich gegen 9 Uhr das Areal verlasse. Das Wetter sieht unterdessen gar nicht mal so schlecht aus. Zwar hängen wie angekündigt ein paar Schauer in der Gegend um Canberra. In der Stadt selbst scheint aber zumindest vorübergehend immer mal wieder die Sonne. Daher steuere ich als erste Station wieder den Kings Park an, meinen inzwischen heimlichen Parkplatz-Favoriten in Canberra. Von hier aus sind zahlreiche Attraktionen zu Fuß erreichbar, ohne dass man ein Parkticket lösen muss.

Spaziergang zum Australian War Memorial

Weit ist es folglich auch nicht bis zum Australian War Memorial, das ich bereits nach kurzer Marschzeit am anderen Ende der Anzac Parade am Fuße des Mount Ainslie ausmachen kann. Jenem Berg, von dem ich gestern Abend die Aussicht auf das abendliche Canberra genossen habe. Entlang der Anzac Parade finden sich auf beiden Seiten in regelmäßigen Abständen unzählige Kriegsdenkmäler, die an diverse Kriege des 20. Jahrhunderts sowie an die australischen Streitkräfte erinnern. Überragt werden sie aber letztlich alle von dem pompösen Bau am Ende der Straße. Dem angesprochenen Australian War Memorial.

Kriegsdenkmal an der Anzac Parade in Canberra

Kriegsdenkmal an der Anzac Parade in Canberra

Das Denkmal ist kostenlos zugänglich, was auch an dem sonst ruhigen Morgen in einem recht starken Besucherandrang resultiert. Im Innenhof treffe ich auf einen langgezogenen Teich, auf dem eine Flamme brennt. Ein Geschenk der australischen Gasindustrie. Im Obergeschoss findet sich eine kleine Kapelle. Entlang der Seitenwände sind die Namen jener australischen Soldaten eingraviert, die ihr Leben während der beiden Weltkriege lassen mussten. Alles in allem erinnert das Australian War Memorial damit an eine pazifistische Kirche. Etwas paradox erscheint daher die Tatsache, dass ausgerechnet um das Denkmal herum überall Kriegsmaschinen, Kanonen und Panzer ausgestellt sind.

Australian War Memorial in Canberra

Gedenktafel im Australian War Memorial in Canberra

Nach meiner Besichtigung des Denkmals schlendere ich über die Anzac Parade wieder zurück in den Kings Park und damit zum Auto. Da das Wetter immer noch deutlich besser ist als ich es mir vorgestellt habe, fahre ich gleich ohne Umwege zu den nationalen botanischen Gärten. Hier muss ich dann wohl oder übel doch ein Parkticket lösen, aber dafür ist der Eintritt in den Garten gratis.

Die botanischen Gärten von Canberra

Der Besuch stellt sich in der Folge als sehr lohnend heraus. Wäre ich in Christchurch nicht so begeistert von dem dortigen botanischen Garten gewesen, hätte ich jenen hier in Canberra wahrscheinlich gar nicht auf die Agenda gesetzt. Aber die Gärten der südlichen Hemisphäre haben es mir wahrhaftig angetan. So viele interessante Pflanzen, dazu eine großartige Vielfalt an Tieren, insbesondere Vögeln, und ein breit gefächertes Spektrum an typisch australischen Bäumen, das alles fasziniert mich sehr.

Der Garten ist in fünf Bereiche aufgeteilt, die man auf einem halbstündigen Rundweg durchquert. Zunächst geht es durch einen Abschnitt mit einigen für die Region typischen Pflanzen, auf die ein Steingarten und schließlich einige Gewächshäuser folgen. Besonders gut gefällt mir der Red Rock Garden. Ein Teilbereich, der der zentralen australischen Wüstenregion mit ihrer typisch roten Erde nachempfunden ist. Da die Zeit für einen Besuch dieser Regionen auf meiner Reise leider nicht ausreicht, bin ich froh, immerhin hier ein paar Ausschnitte der dortigen Flora in Augenschein nehmen zu können.

Botanischer Garten von Canberra

Känguru im botanischen Garten von Canberra

Blühender Kaktus im botanischen Garten von Canberra

Gegen Ende meines Rundgangs, der letztlich doch über eine Stunde in Anspruch nimmt, laufe ich zunächst durch einen Bereich mit verschiedenen Eukalyptusbäumen und schließlich durch einen dichten und feuchten Regenwald. Zeitweise wirkt der Wald so originalgetreu, dass ich völlig vergesse, dass ich mich in Wirklichkeit mitten in einer Stadt befinde. Am Ausgang aus dem Regenwald steigt mir jedoch plötzlich und überraschend der Geruch von Pommes Frites aus dem angrenzenden Besucherzentrum in die Nase. Tja, so ganz hundertprozentig ist der Garten dem Original dann doch nicht nachempfunden!

Kurzer Abstecher zum Black Mountain

Die nächste Station meiner kleinen Stadtrundfahrt stellt der Black Mountain dar. Ein gut 800 Meter hoher Berg, auf welchem sich mit dem Telstra Tower, einem Fernmeldeturm samt Restaurant, eines der Wahrzeichen Canberras befindet. Auf dem Gipfel erhoffe ich mir noch einmal eine ähnlich schöne Aussicht wie vom Mount Ainslie. Doch oben angekommen muss ich feststellen, dass vor dem Aussichtspunkt jede Menge Bäume stehen, die einen Blick auf das rund 250 Meter tiefer liegende Canberra verhindern. Wahrscheinlich will man mit dieser Maßnahme die Leute dazu ermutigen, den Eintritt für die Aussichtsplattform des Turms zu bezahlen. Da es aber ohnehin etwas zu regnen beginnt und mir der Ausblick so wichtig nun auch wieder nicht ist, fahre ich gleich wieder in Richtung Tal. Dort lege ich auf halbem Weg meine Mittagspause ein und denke über die weitere Tagesplanung nach.

Das Wetter ist nun leider nicht mehr so stabil wie noch am Vormittag, weshalb ich lediglich noch zwei weitere Ziele in Canberra ansteuere. Von der Black Mountain Peninsula, einer Halbinsel am Fuße des gleichnamigen Berges, genieße ich einen schönen Blick auf das westliche Ende des Lake Burley Griffin bis hin zum Capital Hill mit dem Parlamentsgebäude.

Der Capital Hill und das Parlamentsgebäude

Dieses programmiere ich als nächstes Ziel in der Navigationssoftware. Genau genommen einen nahegelegenen Parkplatz. Von weitem ist der Blick zum einen etwas eindrucksvoller und zu anderen habe ich auch keine Lust, wieder wie gestern in einer der Tiefgaragen unter dem Gebäude zu landen. Gerade als ich aussteigen und in Richtung Capital Hill laufen möchte, beginnt es allerdings heftig zu regnen, sodass ich erst einmal im Auto gefangen bin. Schon bald ist der Schauer aber wieder vorübergezogen und ich kann eine halbe Stunde später doch noch aufbrechen. Ein Foto von der Commonwealth Avenue auf den Capital Hill geht sich noch aus. Doch kurz darauf sind die nächsten dunklen Wolken im Anmarsch, sodass ich flugs wieder zurück zum Auto marschiere, das ich gerade noch vor dem nächsten Schutt erreiche.

Parlamentsgebäude in Canberra

Mit dem nun immer unbeständigeren Wetter sinkt die Motivation für weitere Erkundungen. Letztlich habe ich aber nun alles gesehen, was mich in Canberra wirklich interessiert und aus dem doch eher durchwachsenen Wetter der letzten beiden Tage habe ich definitiv das Maximum herausgeholt. So kann ich zufrieden zu meinem heutigen Ziel aufbrechen, einem Campingplatz an der Straße von Canberra hinab zur Küste nach Batemans Bay. Über Queanbeyan und Bungendore geht es zügig über den Kings Highway voran.

Übernachtung am Warri Camping Reserve

Nach einer guten Stunde Fahrzeit erreiche ich das Warri Camping Reserve, das sich an einem gleichnamigen Fluss befindet, knapp 15 Kilometer vor der Ortschaft Braidwood. Ein paar Wohnwagen stehen bei meiner Ankunft bereits auf dem weitläufigen und von Bäumen gesäumten Gelände, Menschen sind aber wieder einmal keine auszumachen. Dafür treffe ich wie schon in Canberra auf eine Vielzahl von interessanten und schönen, bunten Vögeln, die sich auf der Wiese wie auf den Bäumen aufhalten. Darunter auch einige Kakadus, die zwar allesamt recht scheu sind, doch nach einigen Anläufen finde ich ein Exemplar, das bereit ist, für ein Foto zu posieren.

Kakadus am Campingplatz Warri River

Schreibe einen Kommentar

Sicherheitsabfrage *