Da ich am Vorabend nach den üblichen Arbeiten wie Fotos sichern, Texte verfassen und den nächsten Tag vorbereiten erst gegen Mitternacht ins Bett gekommen bin, schlafe ich aus und mache mich gegen 9.30 Uhr parat für den Aufbruch nach Sydney. Eilig habe ich es ohnehin nicht. Bekanntlich ergeben sich in der prallen Mittagssonne keine besonders schönen Motive und zum anderen muss ich noch ein paar Dinge am Laptop erledigen. Jetzt, wo ich nach zwei Wochen endlich wieder einmal WLAN habe. Kürzere E-Mails kann ich ja auch am Handy beantworten. Aber für gewisse Dinge braucht es einfach eine anständige Tastatur. Natürlich werde ich aber kurze Zeit darauf vom Zimmerservice unter Druck gesetzt, weswegen ich letztlich doch teilweise unverrichteter Dinge das Zimmer verlassen muss und meinen Weg nach Sydney City in Angriff nehme.
Mit der Bahn in die Innenstadt von Sydney
Wie schon gestern Nachmittag nehme ich wieder die am Wochenende halbstündig verkehrende Linie T4 zum Martin Place, der sich als Ausgangspunkt für die Erkundung der Stadt auf zwei Beinen als ideal erwiesen hat. Inzwischen kenne ich mich auch schon soweit aus, dass ich nicht mehr auf die Navigation angewiesen bin, sondern den Weg zum Circular Quay problemlos ohne fremde Hilfe finde. Dieser zentrale Dreh- und Angelpunkt liegt genau zwischen der Hafenbrücke und dem Opernhaus und beherbergt unter anderem auch das Fährterminal. Von hier aus legen diverse Fährlinien ab, die quer durch das Hafenbecken verschiedene Stadtteile und Touristenattraktionen erschließen. Eine dieser Attraktionen ist der Taronga Zoo, einer der größten in Australien und gleichzeitig auch einer der ältesten des Landes, feiert er in diesem Jahr doch schon sein hundertjähriges Bestehen.
Umweg durch den botanischen Garten
Bevor ich eine der Fähren betrete, mache ich jedoch noch einen kurzen Abstecher in den botanischen Garten, der sich nur einen Steinwurf vom Opernhaus und dem Circular Quay entfernt befindet. Im Gegensatz zu den Gärten, die ich auf meiner bisherigen Reise besucht habe, stehen bei diesem allerdings weniger exotische Pflanzen, sondern vielmehr eine künstlerische und künstliche Aufmachung im Vordergrund. Das spricht mich eher weniger an. So laufe ich nach einem kurzen Rundgang wieder zurück zum Circular Quay, wo ich zum Taronga Zoo aufbrechen will.
Mit der Fähre durch das Hafenbecken zum Taronga Zoo
Normalerweise bin ich eigentlich kein begeisterter Zoobesucher. Aber überall ist die Rede davon, man solle bei einem Besuch Sydneys eine Rundfahrt durch das Hafenbecken mit einer der Fähren auf keinen Fall auslassen. Und das Ganze mit dem Zoobesuch auf der anderen Seite des Hafens zu kombinieren, bietet sich in dem Fall an. Nicht zuletzt befindet sich in dem Zoo aber auch Sydneys einzige Seilbahn. Für mich natürlich ein weiterer Grund, mich durch den Hafen schippern zu lassen. Das Kombiticket ist auch schnell besorgt und schon wenige Minuten später legt die regelmäßig verkehrende Fähre ab. Unterwegs genieße ich an diesem späten Vormittag den Blick auf die Skyline von Sydney, der allerdings durch den mehrheitlich bedeckten Himmel etwas düsterer erscheint als am Vortag. Die Wolken sollen aber gegen Abend wieder etwas weniger werden.
Vorbei am Fort Denison, einer Festung auf einer kleinen Insel mitten im Hafenbecken, erreicht meine Fähre nach einer guten Viertelstunde die Anlegestelle an der Nordseite. Von hier aus ist der Zoo innert weniger Fußminuten erreichbar. Das Zoogelände erstreckt sich entlang eines Hangs, an dessen Fuß ich mich nun befinde. Zum eigentlichen Eingangsportal des Zoos am oberen Ende gelange ich mit der erwähnten Seilbahn, die einmal quer über das Zoogelände rund 150 Höhenmeter überwindet. Obwohl ich ein paar Minuten auf eine freie Kabine warten muss, stehe ich kurz darauf bereits am Eingang zum Zoo. Zu meinem Erstaunen habe ich bis hierhin noch gar keine Eintrittskarte vorweisen müssen. Die Seilbahn hätte ich also auch ohne Zoobesuch benutzen können. Naja. Hinterher ist man immer schlauer.
Vorbei an schlafenden Koalas und giftigen Schlangen
Ein Eintrittsticket im engeren Sinne gibt es ohnehin nicht, stattdessen weise ich nur meine Quittung vor und erhalte etwas vorsintflutlich einen Stempel auf den Unterarm, der mein Ticket für den heutigen Tag darstellt. Der Zoo ist deutlich größer als ich mir das im Vorfeld ausgemalt habe, sodass ich mir bei weitem nicht alles ansehen kann. Besonders interessieren mich aber ohnehin die lokalen Tierarten, und insbesondere diejenigen, die ich auf meiner Reise bislang noch nicht angetroffen habe.
Als erstes führt mich der Weg zu ein paar schlafenden Koalas. Im Anschluss geht es weiter in den Reptilienbereich, wo mich einige interessante und teils furchterregende Kreaturen erwarten. Besonders die Schlangen haben es mir angetan. Im Gegensatz zu den Koalas, die ich ja gerne auch einmal in freier Wildbahn angetroffen hätte, bin ich bei diesen dann doch froh, dass mich eine Glasscheibe von ihnen trennt. Unter anderem fasziniert mich der Inlandtaipan, der als giftigste Schlange der Welt gilt. Das Gift, das bei einem Biss ausgestoßen wird, reicht theoretisch aus, um 230 Menschen zu töten.
Kängurus im australischen Freigehege
Nicht minder interessant ist das australische Freigehege des Zoos, wo sich zahlreiche einheimische Känguruarten aufhalten. Über entsprechende Zugänge ist es problemlos möglich, das Gehege der Tiere zu betreten, die inzwischen derart an die Menschen gewöhnt sind, dass sie jegliche Scheu verloren haben. Auch wenn ich im Normalfall kein Freund davon bin, dass Tiere gegen ihren Willen als Schauobjekte ausgestellt werden, in den großen und weitläufigen Gehegen, wie ich sie hier vorfinde, scheinen sich die Tiere äußerst wohl zu fühlen.
Gleiches gilt auch für die vier Elefanten, die der Zoo besitzt. Sie treten an diesem Sonntag zu einer Vorführung ihrer Geschicklichkeit und ihrer Intelligenz auf. Wie ich erfahre, ist es den Tieren völlig freigestellt, ob sie bei der Show mitmachen wollen oder nicht. Sie werden zu nichts gezwungen. Es macht ihnen aber zumindest am heutigen Tag auch sichtlich Spaß. Nach Ende der Vorführung scheinen sie gar etwas traurig zu sein, dass es schon wieder vorbei ist.
Ich bin da nicht ganz so traurig, denn die Horden an schreienden, weinenden und kreischenden Kindern gehen mir langsam gehörig auf die Nerven. Vielleicht wäre es doch besser gewesen, erst am morgigen Montag in den Zoo zu gehen. Andererseits will ich das bessere Wetter morgen aber wieder zum Fotografieren nutzen. Wie man es macht, macht man es verkehrt.
Erkundungstour rund um das Hafenbecken
Auf dem Weg zurück zur Fähre halte ich mich noch ein wenig bei den Pinguinen auf, ehe ich wieder zurück zum Circular Quay durch das Hafenbecken fahre. Noch ist es ein wenig zu früh für eine schöne Lichtstimmung, sodass ich noch ein wenig auf Erkundungstour im westlichen Teil des Hafens gehe. Insbesondere will ich den Zugang zur Hafenbrücke finden. Diese möchte ich morgen zu Fuß überqueren, um den Sonnenuntergang dann einmal von der anderen Seite zu fotografieren. Nach einiger Lauferei über Straßen, Wiesen und zahllose Treppenstufen stehe ich tatsächlich auf der Auffahrtsrampe. Den Gang über die Brücke hebe ich mir aber für morgen auf. Stattdessen geht es für mich, wie schon gestern, wieder in Richtung Mrs. Macquairies Point. Von dort aus will ich diesmal mit den schönen Wolken ein weiteres Mal den Sonnenuntergang fotografieren.
Sonnenuntergang am Mrs. Macquaries Point
Die vorüberziehenden und von der Abendsonne von unten beleuchteten Wolken bringen mich auf die Idee, heute noch einmal eine Zeitrafferaufnahme anzufertigen. Für einen schönen Vordergrund klettere ich ein wenig von den vielbegangenen Wegen hinab auf ein paar Steine, an denen sich die Wellen des Hafenbeckens brechen. Die Perspektive ist gut, der Standort für mich allerdings etwas suboptimal. Ab und an klatschen die Wellen nicht nur gegen die Steine, sondern auch gegen mich. Aber das ist zweitrangig. Solange der Kamera nichts passiert, ist mir alles recht.
Wie schon gestern haben sich auch heute Abend wieder unzählige Fotografen an diesem Punkt versammelt. Zur besten Zeit sind am Ende kaum noch freie Plätze zu finden, sodass die Stative dicht an dicht gedrängt rund um den Mrs. Macquairies Point stehen. Der Preis für den Depp des Tages geht kurz darauf aber an einen Japaner, der ohne Rücksicht auf Verluste sein Stativ natürlich genau auf den Steinen aufbauen muss, die sich vor mir und damit im Bild meiner Zeitrafferaufnahme befinden. Jeder der anwesenden Fotografen schaut sich vorher um, dass er niemandem im Bild steht. Aber manche Leute sind offenbar einfach alleine auf der Welt.
Immerhin habe ich rund 350 Aufnahmen im Kasten, was letztlich doch für eine Sequenz reicht. Dennoch muss ich mir für den eigentlichen Sonnenuntergang und die hereinbrechende Dunkelheit nun einen neuen Standort suchen. Glücklicherweise finde ich noch einen guten Platz. Ohne Gefahr, dass sich wieder jemand davor stellen kann. Der Übergang vom Tageslicht zur Dunkelheit und der langsam aufkommenden Beleuchtung der Hafenbrücke, des Opernhauses und der umliegenden Hochhäuser ist an diesem Abend ganz besonders speziell. Die vorüberziehenden Wolken werden immer wieder in neuen Farben von der untergehenden Sonne angeleuchtet, was sich auf der Zeitrafferaufnahme fabelhaft macht.
Abendstimmung am Circular Quay
Zufrieden kann ich daher gegen 18 Uhr meine Zelte abbrechen und wieder in Richtung Circular Quay aufbrechen, wo ich in einem der Restaurants zu Abend esse. Heute entscheide ich mich für einen Italiener, der für seine Steinofenpizza wirbt. Zwar nicht ganz original australisch, aber nach so langer Zeit muss ich einfach mal wieder eine richtig gute Pizza essen. Diese schmeckt auch ausgezeichnet. Hat aber, wohl aufgrund der ganzen aus Italien importierten Produkte, auch ihren Preis, wie ich beim Bezahlen feststellen muss. Schlappe 42 Dollar für eine Pizza und einen Liter Wasser. Mir wird immer noch schlecht, wenn ich daran denke!
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Felix ist Fotograf und Autor, spezialisiert auf Landschafts- und Reisefotografie und zu Hause im Saarland und der ganzen Welt. Wenn er nicht gerade in der Natur oder den Bergen unterwegs ist, schreibt er hier über seine Reisen, die Fotografie oder über sein liebstes Fortbewegungsmittel, die Seilbahn.