Der lange Weg zum Sonnenuntergang in Sydney

Nach meiner Putz- und Aufräumaktion am Vortag muss ich nach der letzten Campingnacht nicht mehr allzu viel aufräumen. So komme ich ein wenig früher los als geplant. Schon am Vorabend habe ich mir überlegt, das Auto am Vormittag noch für eine Kurzvisite an der Ostküste Sydneys zu nutzen, bevor ich es nahe des Flughafens bei der zuständigen Mietwagenfiliale zurückgebe. Die Fahrt nach Sydney soll nur etwa eineinhalb Stunden betragen. Daher bin ich guter Dinge, mich noch ein wenig am Bondi Beach aufhalten zu können, bis ich spätestens um 14 Uhr den Wagen zurückgegeben haben muss.

Kurz vor dem Ziel taucht die Skyline von Sydney auf

Anfänglich komme ich auch planmäßig voran, bis schließlich rund 20 Fahrminuten vor meinem Ziel die Skyline von Sydney auftaucht. Atemberaubende Wolkenkratzer, das Opernhaus und die weltberühmte Hafenbrücke bauen sich vor mir auf. Doch bei all der Euphorie folgt schon bald Ernüchterung. Der Verkehr ist katastrophal. Letztlich ist es ein Fehler, dem Navigationsgerät zu folgen und die direkte Route zu nehmen, die mich mitten durch die Innenstadt führt. Besser hätte ich einen kilometermäßig weiteren Weg über die südlichen Vororte eingeschlagen. Aber nun bin ich mitten drin im samstäglichen Verkehrschaos von Sydney.

Insgesamt brauche ich statt 20 Minuten über eineinhalb Stunden, bis ich endlich am Bondi Beach ankomme. Mit einem längeren Aufenthalt an der Küste wird es daher leider nichts mehr. Wer weiß schon, wie viel Zeit die weitere Fahrt zum Mietwagendepot noch in Anspruch nehmen wird? Beim Anblick des Strandes stockt mir aufgrund der anwesenden Menschenmassen aber sowieso der Atem. Kein Parkplatz, überfüllte Sandstrände und brütende Hitze sind genug Gründe, schnell wieder kehrt zu machen und gleich zur Filiale aufzubrechen. Jetzt weiß ich aber immerhin, wo sie alle sind, die Australier und Touristen, die ich während der vergangenen zwei Wochen so vergeblich gesucht habe. Aber das hier ist nicht meine Welt. So gesehen bin ich gar nicht mal allzu traurig, dass ich so viel Zeit im Stau verbracht habe.

Samstag Nachmittag am Bondi Beach

Letzte Autofahrt auf der Reise zum Bondi Beach

Für die Weiterfahrt zum Depot schaue ich mir die von der Navigation vorgeschlagene Route diesmal im Vorfeld an und programmiere noch ein Zwischenziel, damit ich wenigstens diesmal einen etwas weiteren Bogen um die Innenstadt mache. Die Rechnung geht auch tatsächlich auf. Diesmal benötige ich für die anfänglich berechneten 20 Minuten Fahrt nur doppelt so lange. In der Botany Road angekommen suche ich erst einmal eine Tankstelle auf, um den Wagen noch ein letztes Mal vollzutanken und mich im Anschluss auf die Suche nach dem Depot zu machen. Dessen genaue Adresse konnte ich in der Navigationssoftware nicht programmieren. Doch ich habe Glück, denn die Filiale befindet sich genau gegenüber der Tankstelle. So verstaue ich die restlichen Gegenstände im Rucksack und melde mich im Büro.

Im Gegensatz zu Neuseeland erfolgt diesmal auch eine Übergabe, wie ich sie mir vorgestellt habe. Der Wagen wird gründlich von außen und innen inspiziert und die Mitarbeiterin ist am Ende zufrieden. Auf Nachfrage trifft auch eine Viertelstunde später der von mir bereits im Vorfeld gebuchte Shuttle-Service zum Flughafen ein. Während der Wartezeit finden sich noch vier weitere Mitfahrer aus Kanada und Deutschland ein. Dabei stellt sich heraus, dass die beiden anwesenden Mitarbeiterinnen des Mietwagenverleihs ebenfalls fließend deutsch sprechen. Da fühle ich mich ja schon fast wieder wie zu Hause! Da die Kanadier ins gleiche Hotel müssen wie ich, ist es kein Problem, dass uns der Shuttle dorthin und nicht zum Flughafen transportiert. Das freut mich, denn das erspart mir eine weitere Taxifahrt.

Angekommen am Flughafenhotel

Mein Zimmer kann ich ziemlich genau um 14 Uhr in Empfang nehmen. Klein, kein abgetrenntes Bad und nicht einmal ein Schrank, dafür aber zum ersten Mal seit über zwei Wochen WLAN. Noch viel angenehmer ist jedoch die Dusche, die ich mir als erstes gönne, bevor ich nach einer kurzen Mittagspause meine erste Erkundungstour nach Sydney starte. Mit der Bahnlinie T4 sind es nur knapp 20 Minuten in die Innenstadt. Der Preis für ein Retourticket ist allerdings ziemlich happig. Dennoch ist die Kombination aus Hotel und Zug deutlich günstiger als weiterhin im Camper irgendwo in einem der teuren Holiday Parks zu übernachten und jedes Mal in die Innenstadt zu fahren. Auf diese Weise spare ich mir nicht nur die horrenden Parkgebühren, sondern auch jede Menge Zeit und Nerven, die ich sonst in dem unglaublich chaotischen Verkehr lassen würde.

Orientierungsschwierigkeiten in Sydney Downtown

An der Haltestelle Martin Place angekommen habe ich erst einmal ein paar Orientierungsschwierigkeiten, denn mein Handy kann mich aufgrund der umliegenden Hochhäuser nicht korrekt orten. Aber als Naturbursche brauche ich auch nicht zwingend GPS, ich kann mich auch nach der Sonne orientieren. So marschiere ich in Richtung Nordosten und erreiche schon bald meine ersten Ziele, den Domain Park und die königlichen botanischen Gärten. Letztere lasse ich aber für heute einmal außen vor. An diesem ersten Vorabend in Sydney möchte ich mich auf die untergehende Sonne konzentrieren. Hierfür laufe ich um die Gärten herum zum Mrs. Macquaries Point, wo sich unzählige Fotografen tummeln. Der Grund dafür liegt auf der Hand. In wenigen Minuten wird die untergehende Sonne zunächst über die Hafenbrücke hinweg und schließlich genau in das markante Opernhaus sinken.

Skyline von Sydney

Die Sonne versinkt im Opernhaus

Ich komme gerade noch rechtzeitig, um genau diesen magischen Moment auf den Sensor meiner Kamera zu bannen. Es ist ein nach wie vor wolkenloser Tag. Lediglich am fernen Horizont sind ein paar unbedeutende Schleierwolken auszumachen, als die Sonne recht schnell hinter dem Opernhaus verschwindet. Ich schieße Foto um Foto, vergesse aber auch nicht, einfach den Moment zu genießen, bis kurze Zeit später die blaue Stunde beginnt und in Sydney langsam aber sicher die beleuchteten Hochhäuser so richtig zur Geltung kommen. Kaum eine Minute vergeht, in der sich die Lichtstimmung nicht signifikant verändert. Daher bin ich mehr oder weniger permanent am fotografieren. Genau wie die zahlreichen anderen Fotografen mit ihren Stativen, die sich nach wie vor um den Aussichtspunkt tummeln.

Die Sonne sinkt in das Opernhaus von Sydney

Nach knapp zwei Stunden ist es vollständig dunkel und ich breche gegen 18 Uhr auf, um mir die Gegend um die Oper und die Hafenbrücke noch etwas aus der Nähe anzusehen. Ähnlich wie am Bondi Beach sind auch hier wieder Himmel und Menschen unterwegs, die sich rund um das Opernhaus und das westlich davon gelegene Fährterminal in einer Vielzahl an Restaurants und Cocktailbars an diesem Samstagabend vergnügen.

Blaue Stunde vor dem Sydney Opera House

Nächtliche Skyline von Sydney

Abendessen am Circular Quay

Nach einigen weiteren Fotos ist auch für mich die Zeit gekommen, mich nach etwas Essbarem umzusehen. Die Restaurants an der Oper sind mir zu voll, am Fährterminal werde ich aber fündig und bestelle mir eine Portion Fish & Chips. Die hatte ich – nachdem ich ja ausschließlich im Camper gekocht habe – schon seit längerer Zeit nicht mehr auf dem Speiseplan. Das Essen ist qualitativ nicht umwerfend. Der Preis dafür allerdings schon!

Nach dem Essen spaziere ich am Hafenbecken entlang und erkunde ein wenig die Gegend, um ein paar geeignete Fotostandorte für die nächsten beiden Tage auszukundschaften. Speziell rund um das Fährterminal dürften sich für morgen Abend noch einmal ein paar schöne Standorte für Sonnenuntergangsfotos ergeben. Ich bin gespannt. Um 21.02 Uhr erwische ich schließlich den gerade einfahrenden Zug der Linie T4, der mich wieder zu meinem Hotel in Arncliffe bringt, wo ich müde, aber zufrieden zu Bett gehe.

Beleuchtete Hochhäuser am Circular Quay

Nächtliches Sydney Opera House

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