Norddeutschland ist nicht unbedingt für hohe Gipfel und tiefe Täler bekannt. Weitläufige und flache Heiden prägen das Landschaftsbild genauso wie zahlreiche kleinere und größere Seen. Eine Ausnahme bildet das nördlichste deutsche Mittelgebirge, der Harz. Der Gebirgszug liegt im Dreiländereck zwischen Niedersachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt und erstreckt sich mit dem höchsten Gipfel, dem Brocken, bis in eine Höhe von 1141 Metern. Die ausgedehnten Wälder, zahlreiche Wasserfälle und Seen locken seit jeher Wanderer und Erholungssuchende in den Harz. Im Nationalpark Harz und in drei weiteren Naturparks beheimatet das Gebirge eine artenreiche Flora und Fauna.
Die touristischen Anfänge im Harz
Mit zahlreichen größeren Städten wie Göttingen, Braunschweig oder Goslar in der näheren Umgebung besitzt der Harz ein großes Einzugsgebiet. So ist es wenig erstaunlich, dass bereits gegen Ende des 19. Jahrhunderts die ersten touristischen Attraktionen im Harz entstehen. Ab 1898 führt eine Eisenbahn auf den Gipfel des Brocken. Die erste Luftseilbahn im Harz nimmt bereits 1929 den Betrieb auf. Es handelt sich um eine klassische Pendelbahn der Firma Bleichert. Das Seilbahnsystem von Bleichert ist ein Erfolgsmodell. In ganz Europa kann der Leipziger Hersteller seine Luftseilbahnen vertreiben, viele von ihnen sind auch heute noch im Originalzustand in Betrieb.
Mit der Luftseilbahn von Bad Harzburg auf den Burgberg
So auch die Luftseilbahn, die von Bad Harzburg auf den 480 Meter hohen Großen Burgberg führt. Die Anlage wird gebaut, um die Ruinen der im 11. Jahrhundert errichteten Harzburg bequem zugänglich zu machen. Auch die Canossasäule, 1877 zu Ehren Otto von Bismarcks hier errichtet, ist von der Seilbahn-Bergstation aus erreichbar. Die Seilbahn selbst überwindet auf einer Streckenlänge von rund 480 Metern eine Höhendifferenz von 176 Metern. Sie ist damit für eine Pendelbahn ausgesprochen kurz, die Fahrt dauert entsprechend nur gerade drei Minuten. Trotz ihrer recht klein dimensionierten Kabinen mit je 18 Personen Fassungsvermögen erreicht sie somit eine angemessene Förderleistung. Etwas oberhalb der Streckenmitte befindet sich die einzige Zwischenstütze der Bahn. Angetrieben wird die Anlage von der Bergstation aus, die Abspannung erfolgt im Tal.
Neben der Predigtstuhlbahn in Bad Reichenhall ist die Luftseilbahn auf den Burgberg heute die letzte von Bleichert in Deutschland, die noch original erhalten ist. Auch oder gerade weil sie viel weniger Beachtung findet als ihr Pendant in Bayern, ist eine Fahrt mit ihr unbedingt zu empfehlen!
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Felix ist Fotograf und Autor, spezialisiert auf Landschafts- und Reisefotografie und zu Hause im Saarland und der ganzen Welt. Wenn er nicht gerade in der Natur oder den Bergen unterwegs ist, schreibt er hier über seine Reisen, die Fotografie oder über sein liebstes Fortbewegungsmittel, die Seilbahn.