Lofoten-Rallye – Gimsøya, Reine, Kvalvika und Sonnenuntergang

Als der Autoverkehr am Morgen auf der Landstraße wieder zunimmt, an der ich übernachte, mache auch ich mich auf den Weg weiter in Richtung südliches Ende der Lofoten. Für heute stehen zwei Wanderungen auf dem Programm, so denn das Wetter will. Zum ersten Mal auf dieser Reise sieht es aber doch recht gut aus. Die Sonne scheint zwar immer noch nicht wirklich, aber es sind doch einige größere Wolkenlücken zu beobachten, gerade im Süden der Lofoten.

Tatsächlich wird das Wetter dann von Minute zu Minute besser und immer mehr Fotogelegenheiten ergeben sich. Die zahlreichen Stopps bringen es dann mit sich, dass ich erst um die Mittagszeit in Reine ankomme, meinem eigentlichen Ziel für den Vormittag. Wie schon auf der Straße ist auch hier die Hölle los. Gegen die Lofoten wirkt das restliche Norwegen wie leergefegt. Vor allem sind hier auch unzählige Mietwagen unterwegs. Die Inselgruppe scheint also doch auch von zahlreichen Fluggästen in Beschlag genommen zu werden. Im Gegensatz zu Nordnorwegen, wo sich fast ausschließlich Wohnmobile mit ausländischen Kennzeichen finden.

Landschaft auf den Lofoten

Brücke nach Fredvang auf den Lofoten

Wanderung auf den Reinebringen?

Es dauert eine ganze Weile und mehrere Anläufe bis ich am Ortsrand von Reine endlich einen Parkplatz finde. Das Fischerdörfchen zählt wohl zweifelsohne zu den meistfotografiertesten Orten auf den Lofoten, ist aber auch einfach ein tolles Sujet. Während die meisten Leute es bei einem Lichtbild vom Talboden aus belassen, gibt es aber auch eine Reihe anderer, die auf den Reinebringen hinaufsteigen, um Reine aus der Vogelperspektive abzulichten.

Was sich nach einer recht einfachen Sache anhört, ist in der Realität leider eine andere Geschichte. Der Weg ist steil, exponiert und rutschig. So ist es zumindest an zahlreichen Stellen im Internet zu lesen. Nachdem ich gestern schon bei der eigentlich einfachen Wanderung am Hoven Probleme mit dem nassen Untergrund hatte, will ich mir die Sache hier erst einmal anschauen, bevor ich die Wanderung in Angriff nehme. Problematisch ist vor allem, dass der Berg aufgrund der Scharen an Wanderern in den letzten Jahren stark unter Erosion gelitten hat. Wegen Steinschlaggefahr ist er nur mit äußerster Vorsicht zu begehen.

Reine auf den Lofoten

Reine auf den Lofoten

Auf dem Weg zum Einstieg des Pfades über knapp 500 Höhenmeter lese ich, dass explizit davon abgeraten wird, den Weg zu laufen. Auch wenn ich aus der Ferne einige Wanderer erspähen kann, die sich mühsam auf allen Vieren ihren Weg zum Gipfel bahnen, beschließe ich, lieber nichts zu riskieren und mir einen anderen Gipfel zu suchen. Die ersten Meter auf dem Pfad führen zudem schon gleich wieder über ausgesprochen rutschige Felsen. Das bestärkt mich in meiner Entscheidung, hier nicht hochzulaufen. Ein Sturz hätte hier weitaus katastrophalere Folgen als gestern am Hoven. Und wie ich im Vorfeld der Reise gelesen habe, gab es im letzten Sommer wohl auch schon mehrere Tote auf diesem Weg. Das muss nicht sein.

Reine auf den Lofoten

Å i Lofoten – der südlichste Punkt der Inselgruppe

So fahre ich stattdessen die E10 noch bis zu ihrem Ende nach Å i Lofoten, um kurze Zeit später wieder in Richtung Norden aufzubrechen. Nach etwa 25 Kilometern Fahrt biege ich bei Finnbyen auf eine Nebenstraße nach Fredvang ab, wo ich meine Alternativwanderung zum Kvalvika Beach starten will. Die Parksituation ist hier ähnlich katastrophal wie in Reine. Daher tue ich es den zahlreichen anderen Automobilisten gleich und stelle mich einfach an den Straßenrand.

Trotz des inzwischen strahlenden Sonnenscheins (ja, es geschehen noch Zeichen und Wunder!) steht der Weg auch hier völlig unter Wasser. Das erschwert das Vorankommen erheblich. Immer wieder muss ich mir meinen Weg durch die Schlammmassen bahnen, immer wieder muss ich umkehren und alternative Wege suchen. Der Spaß hält sich stark in Grenzen.

Nichtsdestotrotz setze ich meine Wanderung fort und werde nach dem Übergang über einen kleinen Pass mit einem wunderbaren Blick auf die Westküste der Lofoten und auf den Kvalvika-Strand belohnt. Der Strand scheint so etwas wie das Mallorca der Lofoten zu sein. Jedenfalls tummeln sich dort unzählige Personen, die die Strapazen der Wanderung über sich haben ergehen lassen. Manch einen zieht es auch auf den nahegelegenen Ryten, doch mir ist die Lust aufs Wandern irgendwie vergangen. Zumal ich seit dem gestrigen Ausrutscher irgendwie Probleme mit der linken Achillessehne habe, was das Laufen nicht gerade angenehmer macht.

Wanderung zum Kvalvika Beach auf den Lofoten

Landschaft auf den Lofoten nahe Fredvang

Camping am Meer in Flakstad

Daher kehre ich wieder zurück zum Auto. Inzwischen ist es auch schon nach 16 Uhr, sodass ich mir ohnehin langsam Gedanken machen muss, wo ich heute übernachten soll. Denn nach der ganzen Wanderei brauche ich mal wieder eine Dusche. Und das heißt Campingplatzsuche. Nach einem kurzen Stopp in Ramberg, wo ich mir noch ein Stück Fleisch fürs Abendessen kaufe, komme ich an dem malerisch gelegenen Skagen Camping vorbei, das sogleich mein Interesse weckt. Ein Blick auf die Internetseite zeigt, 150 NOK für eine Nacht sind absolut in Ordnung. Und zudem kann ich dank der Lage direkt am Meer mit Blick Richtung Norden vielleicht heute Abend endlich einmal einen Sonnenuntergang erleben!

Mitternachtssonne auf den Lofoten am Strand vor Flakstad

Sonnenuntergang auf den Lofoten

Und was für ein Sonnenuntergang es ist! Nach dem Abendessen schreibe ich am Tagebuch der letzten beiden langen Tage, bearbeite noch ein paar Fotos und breche gegen 22.30 Uhr zum nahegelegenen Strand auf. Dort haben sich bereits zahlreiche Personen eingefunden, um dem Sonnenuntergang beizuwohnen. Denn hier, auf den Lofoten, geht die Sonne inzwischen tatsächlich wieder für ein paar Stunden unter. Die Polartage sind für dieses Jahr bereits Geschichte.

Ich suche ein wenig nach guten Standorten und werde recht schnell bei einer Felsengruppe fündig, wo ich mit Stativ und Graufiltern bewaffnet endlich mal wieder ein paar Langzeitbelichtungen machen kann. Das immer näher kommende Meer sorgt dafür, dass sich immer wieder neue Perspektiven ergeben. So bin ich letztlich beschäftigt, bis gegen 23.40 Uhr die Sonne hinter ein paar dichten Schleierwolken am Horizont untergeht. Eine wohltuende Entschädigung für das schlechte Wetter der letzten Wochen!

Mitternachtssonne auf den Lofoten am Strand vor Flakstad

Mitternachtssonne auf den Lofoten am Strand vor Flakstad

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