Schlammschlacht am Hoven auf den Lofoten

Am nächsten Morgen kommt wieder sauberes Wasser aus der Leitung, nachdem am Abend zuvor zeitweise überhaupt keines mehr geflossen ist. Scheinbar hat man das Problem somit inzwischen gelöst, aber duschen gehe ich jetzt trotzdem nicht nochmal. Bringt ohnehin nicht viel. Wenn ich heute Nachmittag wandern gehe, bin ich eh wieder verschwitzt. Nachdem das Wetter nun ab morgen tatsächlich für ein paar Tage besser sein soll, beschließe ich, doch noch auf die Lofoten zu fahren, um Narvik und Abisko dann erst am Donnerstag bzw. Freitag zu besuchen. Immerhin gelten die Lofoten als Eldorado für Landschaftsfotografen und wenn man eh schon mal hier oben ist, kommt es jetzt auf den kleinen Umweg auch nicht mehr an.

Also doch auf zu den Lofoten

So fahre ich also schon etwas früher als in den letzten Tagen los, um gegebenenfalls schon heute Nachmittag auf den Lofoten noch eine Wanderung zu machen. Zeit genug habe ich aber doch noch, um einen kleinen Umweg abseits der E8 über die Route 87 nach Bardufoss einzulegen. Was als besonders sehenswerte Route auf einem Wegweiser angepriesen wurde, entpuppt sich als mäßig interessante Variante durch ein abgelegenes Seitental mit viel Wald und wenig Aussicht. Noch viel schlimmer, die Straße ist abermals in einem völlig desolaten Zustand. Streckenweise kann ich kaum mehr als 30 km/h fahren, weil ich anders nicht um die zahllosen Löcher und Wellen zirkulieren kann. Nach über einer Stunde Zeitverlust bin ich froh, wieder die E8 zu erreichen und schwöre mir, so bald sicher keine Straße abseits der Hauptrouten zu fahren.

Landschaft auf den nördlichen Lofoten

Als ich an Narvik vorbeifahre, ist das Wetter noch immer nicht wirklich besser. Zwar drückt da und dort mal die Sonne durch, immer wieder regnen sich aber auch Schauer ab. Daher lege ich kurz nachdem ich auf die E10 eingebogen bin, erst einmal meine Mittagspause ein. Dort stelle ich fest, dass es auf den Lofoten noch bis am frühen Abend regnen soll. Das macht aber nichts. Viel früher werde ich es ohnehin nicht dorthin schaffen und dank der Mitternachtssonne spielt es ja eigentlich keine große Rolle, wann man wandert. Hell genug ist es sowieso die ganze Nacht. So lasse ich es gemütlich angehen, halte hier und dort für ein Foto an und tanke in Lødingen noch einmal voll.

Landschaft auf den nördlichen Lofoten

Abgeblasene Mitternachtswanderung zum Festvågtinden

Gegen 18.30 Uhr erreiche ich dann mein Ziel, einen kleinen Parkplatz am Fuße des Festvågtinden, einem 541 Meter hohen, schroffen Berggipfels, der wie eine Pyramide direkt am Ufer gelegen aus dem Wasser ragt. Es kommt aber natürlich, wie es kommen muss. Überall sind inzwischen Wolkenlücken erkennbar, es regnet nicht mehr und die Sonne drückt ein wenig durch. Nur ausgerechnet am Festvågtinden hält sich hartnäckig eine Wolke, die die Sicht vom Gipfel versperrt. Hochzulaufen hat bei diesen Bedingungen natürlich wenig Sinn. Aber ich will noch abwarten, ob sich nicht doch noch etwas ändert. So esse ich zu Abend, doch auch um 20 Uhr ist vom Gipfel noch immer nichts zu sehen.

Schlammschlacht am Hoven

Doch so schnell gebe ich nicht auf. Berggipfel finden sich auf den Lofoten ja nun wirklich genügend. Mein Alternativgipfel ist der Hoven, ein 386 Meter hoher Berg auf der Insel Gimsøya. Der Gipfel ist zwar bedeutend niedriger als die meisten Lofotenberge, soll aber dank seiner exponierten Lage dennoch ein hervorragendes Rundumpanorama bieten. Keine 20 Minuten später stehe ich am Parkplatz, an dem die Wanderung auf den Gipfel startet. Der Hoven ist schon von weit her zu sehen. Und dementsprechend freut es mich, dass sich keine Wolke über dem Gipfel erstreckt. Weit weniger erfreulich ist dagegen die Tatsache, dass ich für den Parkplatz 50 NOK zahlen muss und dann nicht einmal dort übernachten kann. Muss ich mir nach der Wanderung also noch irgendeine andere Parkmöglichkeit suchen.

Ausblick vom Hoven auf die Insel Gimsøya

Ausblick vom Hoven auf die Insel Gimsøya

Obwohl die Wanderung eigentlich keine besonderen Schwierigkeiten bieten sollte, ist es auf dem ersten Wegdrittel nahezu unmöglich, voran zu kommen. Sowohl Weg als auch Wiese stehen völlig unter Wasser. Die ganze Gegend erinnert eher an ein Sumpfgebiet. So macht es wenig Spaß, sich durch den Schlamm zu kämpfen, aber am Ende werde ich nach einer knappen Stunde Marsch dann doch mit einem wohltuenden 360°-Panorama belohnt.

Doch wie soll es auch anders sein, just in dem Moment, als ich den Gipfel erreiche, beginnt es erneut zu regnen. Daher wird es ein kurzer Aufenthalt ganz oben. In der Ferne kann ich weitere Schauer erkennen, die auf mich zu ziehen. Mal wieder ein Jammer. Gerne wäre ich noch ein wenig hier oben geblieben, bis die Sonne tiefer steht.

Ausblick vom Hoven auf die Insel Gimsøya

Ausblick vom Hoven auf die Insel Gimsøya

Ausblick vom Hoven auf die Insel Gimsøya

Wenn’s läuft, dann läuft’s

So trete ich den Rückzug an und steige vorsichtig durch den glitschigen Matsch ab. Kurz bevor ich am Auto zurück bin, passiert dann aber das Unvermeidliche. Ich rutsche aus und falle natürlich in den Matsch hinein. Hervorragend, jetzt sind auch noch Jacke und Rucksack dreckig. Wenn’s läuft, dann läuft’s! Das ist nun meine 18. Tour dieser Art und irgendwie habe ich den Eindruck, dass diesmal so viel schief läuft wie auf den letzten 17 Touren zusammen. Also muss ich im Nieselregen am Auto noch notdürftig meine Sachen säubern, bevor ich auf die Suche nach einer Übernachtungsmöglichkeit gehen kann. Diese finde ich glücklicherweise aber recht schnell, sodass ich mich um Mitternacht in mein Schlafgemach zurückziehen kann.

Fuchs auf den Lofoten

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