Mit der Luftseilbahn Fjellheisen auf den Hausberg von Tromsø

Zu meiner Überraschung lässt der Regen bereits in den frühen Morgenstunden nach, was ich nur so im Halbschlaf mitbekomme und dann mangels des Konzerts auf dem Autodach erst richtig einschlafe. So wird es 10 Uhr, bis ich schließlich aufstehe und die Wetterprognose noch einmal prüfe, um meinen weiteren Tagesablauf zu planen. Natürlich sieht es jetzt wieder ganz anders aus als gestern Abend. Vom Regen bis zum Mittag ist keine Rede mehr, dafür soll in Tromsø am Abend aber auch keine Sonne mehr scheinen, sondern der Himmel bedeckt sein. Oh man, ich bin es so Leid. Ist es in Norwegen nicht möglich, das Wetter wenigstens mal für die kommenden 24 Stunden halbwegs korrekt vorherzusagen?

Norwegische Landschaft bei Skarberget

Mit der Fähre von Bognes nach Skarberget

Aber viele Optionen bleiben mir jetzt nicht mehr, daher fahre ich zunächst einmal wie geplant die restlichen rund zehn Kilometer nach Bognes, von wo aus mich die Fähre nach Skarberget befördert. Dieser Abschnitt über das Meer ist der letzte Unterbruch der E6 von Trondheim nach Narvik, alle restlichen Fjorde können inzwischen auf Brücken überwunden werden. Irgendwie sind die Fähren ja ganz nett, aber so auf die Dauer nervt es irgendwie schon, weil man dermaßen viel Zeit verliert.

Heute kann mir das relativ egal sein, denn die Bahn in Narvik fährt ja ohnehin erst ab 13 Uhr. Und ob ich sie überhaupt fahre, hängt ja auch noch vom Wetter ab. Auf dem Weg nach Narvik lege ich an einer Tankstelle eine kurze Rast ein und statte mich für das Mittagessen mit einem Burger aus. Da ich keine Ahnung habe, ob oder wie sich heute Abend die Gelegenheit ergibt, etwas zu kochen, kaufe ich mir eben jetzt eine warme Mahlzeit. Heute Abend gibt es dann nur noch ein Sandwich.

Efjord bei Narvik

Narvik? Oder doch Tromsø?

Gegen 13.15 Uhr erreiche ich dann schließlich das optisch wenig attraktive Narvik und begebe mich sogleich entlang der zahlreichen Wegweiser zur gut beschilderten Talstation der Seilbahn auf das Narvikfjellet. Die Gruppenumlaufbahn ist auch in Betrieb. Die Sicht reicht trotz Wolken bis zur Bergstation, aber dennoch kann ich mich nicht recht entschließen, ob ich eine Retourfahrt lösen soll oder nicht.

Wenn ich jetzt hier hochfahre, wird es ziemlich spät in Tromsø. Das wäre nach gestriger Planung kein Problem gewesen. Denn danach sollte ja in Tromsø auch um Mitternacht noch die Sonne scheinen, aber nun sieht es eher danach aus, als ob es schon gegen 20 Uhr zu regnen beginnen soll. In Narvik komme ich auch Mitte nächster Woche auf dem Weg nach Abisko nochmals vorbei. Dann soll das Wetter auch hier besser sein. Die Prognose scheint da relativ sicher, dass endlich ein Hochdruckgebiet im Anmarsch ist. Viel schlechter kann es eigentlich dann auch nicht sein, und wenn doch – so wichtig ist mir Narvik auch wieder nicht. Dann lieber auf nach Tromsø.

Norwegische Landschaft bei Ballangen

Norwegische Landschaft auf dem Weg nach Tromsø

Mit Volldampf nach Tromsø

Die restlichen 250 Kilometer bis in die Polarstadt ziehen sich einmal mehr. Obwohl über weite Strecken sogar Tempo 90 erlaubt ist, bremsen mich immer wieder irgendwelche Sonntagsfahrer ein. So erreiche ich Tromsø auch nach einigen zwischenzeitlichen Fotostopps erst gegen 17.30 Uhr. Unterwegs ist es mehrheitlich trocken,. Auch als ich an der Talstation der Seilbahn Fjellheisen eintreffe, regnet es noch nicht. Es drückt sogar ein wenig die Sonne durch die Wolken, während weiter südwestlich aber bereits Schauer im Anmarsch sind.

Daher will ich keine Zeit verlieren und mache mich mit Rucksack und Abendessen bepackt vom Parkplatz auf zur Talstation. Dort muss ich dann wieder einmal feststellen, dass der Parkplatz natürlich mit einer satten Gebühr belegt ist. 20 NOK pro Stunde, nicht zu fassen. Vor allem, woher soll ich wissen, wie lange ich jetzt da oben bleibe? Das hängt doch entschieden vom Wetter ab. Und nachlösen kann ich ja dann auch nicht mehr. Wenn es wenigstens eine Tagesgebühr gäbe wie es in Skigebieten gang und gäbe ist. So löse ich dann mal drei Stunden. Um 21 Uhr soll es dann ja ohnehin regnen.

Straße nach Tromsø in Nordnorwegen

Fjellheisen in Sicht

In der Talstation erwartet mich das nächste Problem. Die Bahn fährt nur alle 30 Minuten nach einem festen Fahrplan und Tickets werden nur direkt vor Abfahrt der Bahn verkauft. Das führt natürlich zu einer riesigen Schlange, die es mir dann auch bei der Bergfahrt verunmöglicht, einen für Fotos guten Platz in der Kabine zu ergattern. Noch besser, weil sich zu viele Personen einfinden, fährt die Bahn dann zwei Mal hintereinander. Warum nicht einfach kontinuierlich fahren wie alle anderen auch? Wäre wohl zu einfach.

Luftseilbahn Fjellheisen in Tromsø

Die Bahn selbst ist erst vor wenigen Monaten wieder eröffnet worden. Die Vorgängeranlage aus dem Hause Von Roll, eine analoge Seilbahn zu Bergen, wurde von Garaventa vollständig durch eine neue Bahn ersetzt. Im Internet ist zwar lediglich die Rede von einer Renovierung, aber genau genommen handelt es sich um einen astreinen Neubau. Lediglich die Anbauten der Stationen wurden teilweise vom Vorgänger übernommen und angepasst. Das macht sich beispielsweise in der Bergstation bemerkbar, wo die nun größere Seilspur dazu führt, dass die Trag- und Zugseile ein wenig nach innen abgelenkt werden müssen, um in den schmaleren Altgebäudetrakt geführt werden zu können. Damals wie heute ist die Bahn aber eine astreine eidgenössische Konstruktion. Mechanik von Garaventa (ok, aka Doppelmayr aka Von Roll, aber sei es drum, jedenfalls aus Thun), elektrische Einrichtung von Frey Stans, Förderseil von Fatzer Romanshorn.

In weniger als vier Minuten schwebt die stützenlose Bahn zur 368 Meter höher gelegenen Bergstation, von der aus sich ein wunderbarer Blick auf die Stadt Tromsø und die umliegenden Hügel, Berge und Fjorde bietet. Besonders auffallend sind die beiden Brücken, die das teilweise auf einer Insel gelegene Tromsø mit dem Festland verbinden. Ebenso wie der Flughafen, an dem an diesem Abend reger Verkehr herrscht.

Ausblick vom Fjellheisen auf Tromsø

Ausblick vom Fjellheisen auf Tromsø

Lichtspiele auf dem Fjellheisen

Obwohl tatsächlich ein paar Sonnenstrahlen durch die dichten Wolken hindurch scheinen, ist es nicht zuletzt aufgrund des eisigen Windes ungemütlich kalt an der Bergstation. Daher beschränke ich meine Außenaufenthalte auf das Nötigste. Ich spaziere ein wenig am Berg herum und mache Fotos von den Lichtspielen an den gegenüberliegenden Hängen, den Hurtigruten, die gerade aus dem Hafen ablegen, sowie der immer noch halbstündig verkehrenden Seilbahn. Um 20 Uhr nehme ich die Talfahrt, um mein Abendessen doch im Auto zu verspeisen. Oben auf dem Berg ist es draußen einfach zu ungemütlich und drinnen gibt es keinen Aufenthaltsraum, sondern nur ein Restaurant. Und dort kann ich ja auch schlecht mein mitgebrachtes Picknick essen.

Kathedrale von Tromsø

Luftseilbahn Fjellheisen in Tromsø

Zurück im Tal fängt es dann pünktlich um 20.15 Uhr an zu regnen. Zunächst nur schauerartig und noch nicht allzu viel, aber die Sicht vom Fjellheisen tendiert jetzt gegen Null. Insofern die absolut richtige Entscheidung, gleich hierher zu fahren und Narvik auf nächste Woche zu verschieben. Vor Mittwoch kann wird jetzt ohnehin nicht mehr viel passieren. Bis dahin ist heftiger Dauerregen mit starkem Wind angekündigt, der auf meiner Fahrt aus Tromsø heraus bereits einsetzt. So stelle ich mich für die Nacht auf einen Rastplatz und harre der Dinge, die da kommen.

Luftseilbahn Fjellheisen in Tromsø

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