Gluringen, Münster, Geschinen – Die letzten Skigebiete im Goms

Das Goms, der oberste Talabschnitt des Oberwallis, zählt zu den niederschlagsreichsten Regionen der Alpen. Unweit des Alpenhauptkamms gelegen profitiert das Tal von Staulagen. Mehrere Meter hohe Schneedecken sind hier im Winter keine Seltenheit. Wenig erstaunlich siedeln sich in dieser Lage im Zuge des aufstrebenden Skitourismus zahlreiche kleine Skigebiete an. Doch überwiegend sind es nur einzelne isolierte Schlepplifte in Dorfnähe, die grösstenteils schon seit vielen Jahrzehnten wieder verschwunden sind.

Die Geschichte der Skilifte im Goms

Oberwald, Obergesteln, Ulrichen, Reckingen, Ernen, Mühlebach oder Grengiols. Die Liste der ehemaligen Skigebiete ist lang. Abgesehen von Bellwald finden sich heute nur noch in Münster, Geschinen und Gluringen seilgezogene Aufstiegshilfen. Letzterer Schlepplift bedient einen flachen Hang oberhalb des Dorfzentrums von Gluringen. Erbaut wird er 1999 von Bartholet und ersetzt einen Vorgänger des lokalen Seilbahnkonstrukteurs Zurschmitten aus den 60er Jahren.

Münster & Geschinen – Die letzte Skischaukel im Goms

Ein Stück talaufwärts kommen schon bald die nächsten Schlepplifte ins Blickfeld. Zwei Dörfer weiter verrichtet am Ortsausgang von Münster unüberhörbar ein weiteres Exemplar seinen Dienst. Der Schlepplift Feld bedient inzwischen in dritter Generation einen Hang oberhalb der Ortschaft. Und aus technischer Sicht ist das heutige Exemplar wahrlich ein ungewöhnliches. Es handelt sich bei dem Schlepplift um einen den letzten, der noch mit Konstruktionen von Von Roll ausgestattet wird. Und das ganze drei Jahre nachdem sich der einstige Seilbahnpionier aus der Branche zurückgezogen hat.

1998 nimmt der Schlepplift, der optisch nicht deutlicher nach Von Roll aussehen könnte, den Betrieb auf. Eine offene Talstation mit fahrbarem Antriebsblock, abgespannt mit einem hydraulischen Spannzylinder. Die Technik entspricht noch immer der Bauweise von Willy Bühler, jenem Hersteller, den Von Roll 1975 übernimmt und fortan dessen Schlepplifte unter eigenem Namen weiter vertreibt.

Ein historisch einmaliger Schlepplift in Münster

Auch die Rundrohrstützen auf der Strecke und die kompakte Bergstation erinnern unverkennbar an die vielen Anlagen, die Bühler und Von Roll während rund drei Jahrzehnten in der Schweiz und im Ausland erstellen. Der Lift ersetzt übrigens genau eine solche Konstruktion von Bühler aus dem Jahr 1970, die damals allerdings einen etwas anderen Verlauf aufweist. Seinerseits ist dieser Schlepplift bereits Nachfolger einer Anlage aus dem Jahr 1959, einer der ersten im gesamten Goms.

Die heutige Anlage überwindet auf 900 Meter Streckenlänge immerhin 190 Höhenmeter und bedient damit einen genussvollen Hang zwischen 1400 und 1600 Metern über dem Meer. Die Bergstation liegt dabei gut geschützt im Schatten eines massiven Lawinendamms, der bereits mehrfach gute Dienste geleistet hat. Allen voran im Lawinenwinter 1999, der das Goms tagelang von der Aussenwelt abschneidet. Gleich mehrere Schlepplifte, unter anderem in Gluringen, Reckingen und Obergesteln fallen den Lawinenabgängen zum Opfer. Der Schlepplift Feld entgeht nur knapp demselben Schicksal, als im Februar 1999 mehrere Lawinen auf dem Gemeindegebiet von Münster und Geschinen abgehen, bei denen traurigerweise auch ein Todesopfer zu beklagen ist.

Abseits der lawinengefährdeten Zone

Die Schlepplifte in den lawinengefährdeten Zonen der Nachbarorte von Münster und Geschinen gehen nach dem Jahrhundertwinter nie mehr wieder in Betrieb. Und so dezimiert sich seinerzeit die Zahl der Aufstiegshilfen im Goms auf einen Schlag erheblich. Noch immer in Betrieb ist dagegen der Schlepplift Lauinen oberhalb der Ortschaft Geschinen. Diese Anlage bildet mit dem nahegelegenen Schlepplift Feld in Müster eine kleine Skischaukel. Seit der Stilllegung des Skigebiets am Hungerberg in Oberwald ist es damit das letzte im oberen Teil des Goms, sieht man von der Einzelanlage in Gluringen einmal ab.

Und wie sollte es auch anders sein, natürlich stammt auch dieses Exemplar aus der Feder des Schleppliftpioniers Willy Bühler. Mit Baujahr 1966 zählt der Lift seinerzeit zu seinen ersten und weist daher auch noch eine Besonderheit auf. Er stammt noch aus einer Zeit, in der auch Bühler noch auf eine konventionelle Abspannung mit Gegengewicht setzt. Sein Markenzeichen, die kompakte und leichte Abspannung des Förderseils auf Basis einer Hydraulik, setzt er erst einige Jahre später in die Realität um. Der Schlepplift Lauinen ist daher heute einer der letzten überhaupt von Bühler, an dem noch eine Gewichtsabspannung anzutreffen ist. Schon damals kombiniert Bühler aber den Antrieb mit der Abspannung, sodass sich beide Konstruktionselemente in der Talstation befinden. Einzig die hydraulischen Gehänge von Borer entsprechen heute nicht mehr der Originalausstattung.

Das letzte Skigebiet im oberen Goms

Die Strecke des Schlepplifts ist ähnlich wie bei seinem Pendant in Münster flach und von wenigen Gefällsbrüchen gekennzeichnet. Die Länge von 880 Metern entspricht etwa derer des Schlepplifts Feld. Mit 153 Höhenmetern überwindet der Schlepplift in Geschinen aber eine etwas geringere Höhendifferenz. Nichtsdestotrotz ist der Lift eine reizvolle Erweiterung des kleinen Skigebiets und bietet mit seinen drei Abfahrten eine schöne Abwechslung. Auch für fortgeschrittene Skifahrer sind die sanften Hänge ein Genuss. Und dem letzten Skigebiet im oberen Goms einen Besuch abzustatten, versteht sich doch wohl von selbst!

Felix Gross

Felix ist Fotograf und Autor, spezialisiert auf Landschafts- und Reisefotografie und zu Hause im Saarland und der ganzen Welt. Wenn er nicht gerade in der Natur oder den Bergen unterwegs ist, schreibt er hier über seine Reisen, die Fotografie oder über sein liebstes Fortbewegungsmittel, die Seilbahn.