Mit einer Höhe von rund 2000 Metern über dem Meer ist der Simplonpass zwischen Brig und Domodossola seit Jahrhunderten ein bedeutender Alpenübergang zwischen der Schweiz und Italien. Doch auch die unberührte, weitläufige Landschaft rund um die Passhöhe ist für sich genommen bereits häufig ein Ziel.
Skigebietshistorie am Simplon
Eine Besonderheit der Passstrasse ist zweifelsohne, dass sie trotz ihrer heute verkehrstechnisch grossen Bedeutung nur an sehr wenigen Ortschaften vorbeiführt. Der wintersichere Ausbau der internationalen Verbindung sorgt aber dennoch dafür, dass auch in dieser abgelegenen Gegend ab den 1960er Jahren einige kleinere Skilifte entstehen. Die meisten von ihnen haben den Betrieb schon vor vielen Jahrzehnten wieder eingestellt. Geblieben ist mit dem Skigebiet Wasenalp auf der Nordseite des Passes aber das mit Abstand spannendste der ganzen Simplongegend.
Ein anspruchsvoller Schlepplift führt von der Ortschaft Rothwald steil hinauf und ist gleichermassen Zubringer in das Skigebiet wie Beschäftigungsanlage. Die Talstation befindet sich unmittelbar neben der Passstrasse in 1750 Metern Höhe und ist an dieser Stelle seit dem Jahr 1975 anzutreffen. Damals ist es der renommierte Seilbahnhersteller Städeli, der mit dem Bau eines klassischen Bügelschlepplifts mit Fachwerkstützen beauftragt wird.
Spektakulär von Rothwald auf die Wasenalp
Die Strecke führt bereits nach wenigen Metern spektakulär über eine Brücke und fortan steil durch den dichten Nadelwald. Der Lift ist definitiv nichts für Anfänger, doch gerade das macht ihn so interessant. Kompromisslos geht es über insgesamt gut 470 Höhenmeter nach oben, und trotz der komfortablen hydraulischen Gehänge von Städeli erfordert die Fahrt durchwegs Konzentration. Ein Sturz wäre an diesem Hang wahrscheinlich nicht empfehlenswert. Die zugehörigen Abfahrten verlaufen nämlich allesamt mehrere hundert Meter entfernt vom Schlepplift.
Bereits nach gut einem Kilometer Streckenlänge haben die Bügel den grössten Teil der Höhendifferenz überwunden, doch aus technischer Sicht wird es an dieser Stelle noch einmal spannend. Auf einer Kuppe macht der Schlepplift eine Rechtskurve, die mittels schräg gestellter Rollenbatterien bewältigt wird. Die Konstruktion ist mit ihren drei Beinen dabei recht einmalig und optisch definitiv etwas gewöhnungsbedürftig. Aber sie verleiht der ohnehin schon interessanten Anlage noch einmal etwas zusätzliche Würze.
Wilde und ursprüngliche Landschaften
Mit dem Passieren der Kurve verändert sich nicht nur schlagartig der Charakter des Schlepplifts, sondern auch die Landschaft. Der steile Hang im Nadelwald weicht plötzlich einem weitgehend baumfreien und weitläufigen Plateau, umgeben von schroffen Dreitausendern, soweit das Auge reicht. Auch die Bergstation kommt nun langsam in Sichtweite. Nach einem weiteren kurzen Anstieg ist selbige erreicht und mit ihr das gleich angrenzende Bergrestaurant. Trotz der Abgelegenheit entscheidet sich Städeli beim Bau übrigens dazu, den Antrieb hier oben in der Bergstation unterzubringen. Abgespannt wird die steile Anlage klassisch per Gegengewicht in der Talstation.
Mit wenig Aufwand zum Ziel
Der Schlepplift Bodmen ist damit seit mittlerweile fast 50 Jahren ein fester Bestandteil des kleinen Skigebiets und bedient eine ganze Reihe an interessanten und sehr anspruchsvollen Abfahrten. Die Weitläufigkeit der Wasenalp rund um die Bergstation nutzt er aus Skifahrersicht jedoch nicht ganz optimal. Aus diesem Grund entschliesst man sich zu Beginn der 80er Jahre dazu, das Skigebiet um eine kleine, aber wichtige zweite Anlage zu erweitern. Der Schlepplift Kastelegg nimmt 1983 ein Stück nordöstlich vom bestehenden Schlepplift Bodmen den Betrieb auf. Erbaut wird der Lift seinerzeit von der Firma Küpfer. Angetrieben wird er von der Talstation aus, die Abspannung befindet sich in der Bergstation am höchsten Punkt des Skigebiets in 2244 Metern Höhe.
Auf den ersten Blick könnte der Lift kein grösserer Kontrast zur ersten Sektion sein. Keine 600 Meter überwinden die Bügel bei einer Fahrt zur Bergstation und auch die Höhendifferenz erinnert mit 92 Metern eher an einen Übungshang. Doch das ist ganz und gar nicht der Fall. Wer es bis hierhin geschafft hat, muss ohnehin schon etwas Erfahrung auf zwei Brettern mitbringen. Der Schlepplift Kastelegg ist keine wirkliche Beschäftigungsanlage, auch wenn er ein paar kurze, flache Hänge für Wiederholungsfahrten erschliesst. Vielmehr ist er Zubringer zu einer ganzen Reihe von langen und abwechslungsreichen Pisten, die wieder zurück zur Talstation des Schlepplifts Bodmen führen. Völlig abgelegen führen sie durch eine malerische Landschaft. Die zweite Sektion erweitert das Skigebiet Rothwald damit beträchtlich. Und das mit minimalem Aufwand.
Rothwald – Eine echte Skigebiets-Perle am Simplon
Das kleine Skigebiet an der Simplonpassstrasse ist damit bis heute eine echte Perle. Trotz der ohne Zweifel starken Konkurrenz im Oberwallis ist ein Abstecher hierher in jedem Fall sehr lohnenswert. Das Skigebiet ist grösser und abwechslungsreicher als es auf den ersten Blick scheint. Und mit der einmaligen Landschaft und Aussicht ist es auch fürs Auge ein echter Genuss!
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Felix ist Fotograf und Autor, spezialisiert auf Landschafts- und Reisefotografie und zu Hause im Saarland und der ganzen Welt. Wenn er nicht gerade in der Natur oder den Bergen unterwegs ist, schreibt er hier über seine Reisen, die Fotografie oder über sein liebstes Fortbewegungsmittel, die Seilbahn.