Der durchgehend über 1100 Meter hohe Hauptkamm der Vogesen im Nordosten Frankreichs bietet ein beeindruckendes Panorama über Lothringen, das Elsass und bei klarer Sicht bis zum Schwarzwald und zu den Alpen. Die vielleicht schönste Adresse, diese Ausblicke im Winter beim Skifahren zu geniessen, ist das kleine, aber anspruchsvolle Skigebiet Le Tanet am gleichnamigen, knapp 1300 Meter hohen Gipfel.
Trotz seiner auf den ersten Blick geringen Grösse besitzt das Skigebiet Le Tanet gleich zwei verschiedene Einstiegspunkte. Die ideale Wahl für den fortgeschrittenen Wintersportler stellt der kurze, aber knackig steile Schlepplift Le Tremplin dar. Der Name des Schlepplifts lässt bereits erahnen, um was für einen Hang es sich hier handelt. Es ist der Auslauf einer Skisprungschanze, wie man sie in den Vogesen zu Beginn des 20. Jahrhunderts an zahlreichen Orten erstellt. Kurze und steil abfallende Hänge finden sich an vielen Orten in dem Gebirge, wodurch Skispringen sich in jener Zeit grosser Beliebtheit erfreut.
Knackig steiler Einstieg am Schlepplift Tremplin
Von der Schanzenanlage am Tanet ist dagegen heute nichts mehr zu sehen. Der Name des Schlepplifts Tremplin ist das letzte Relikt, das noch an diese Zeit erinnert. Seit 1970 ist diese Anlage hier im Einsatz und wird seinerzeit von der Firma Poma gefertigt. Die Talstation und verschiedene andere Elemente sind allerdings im Laufe des letzten halben Jahrhunderts durch Montaz Mautino ersetzt worden.
Der steile kuppelbare Stangenschlepplift überwindet auf einer Streckenlänge von 336 Metern stattliche 114 Höhenmeter. Im steilsten Teil der Strecke erreicht das Seil eine maximale Steigung von satten 62%. Stangenschlepplifte sind ohnehin schon ziemlich ruppig unterwegs. Doch dieses Exemplar erinnert während der Bergfahrt unaufhörlich daran, dass skifahren eine sportliche Betätigung ist. Mit 3,5 m/s schiessen die Teller förmlich zur Bergstation hinauf, welche aufgrund der kurzen Streckenlänge dann dankenswerterweise auch recht schnell in Sichtweite kommt.
Eine anspruchsvolle zweite Sektion
Die zweite Sektion Schlepplift in Richtung des Tanet-Gipfels entsteht im selben Winter wie der Schlepplift Tremplin und ist innerhalb weniger Schwünge von dessen Bergstation aus zu erreichen. Auch diese Anlage stammt aus der Feder der Firma Poma und ist im Gegensatz zur ersten Sektion noch weitgehend original erhalten. Insbesondere die filigran anmutende Talstation ist ein echtes Schmuckstück. Gemein mit dem Schlepplift Tremplin ist diesem Lift aber sein ebenfalls ausgesprochen steiler Verlauf. Auch er erreicht im dichten Wald eine maximale Steigung von 62% und führt nach einer Rechtskurve bis in 1236 Meter über dem Meer. Heute ist der Schlepplift Seestaedtle allerdings nur noch als Ergänzung im Einsatz und daher nur bei viel Andrang in Betrieb.
Genussvoll zum Gipfel des Skigebiets Le Tanet
Seit 1988 übernimmt nämlich der Schlepplift Schupferen auf gänzlich anderem Verlauf die Erschliessung des höchsten Punkts im Skigebiet. Über einen Sonnenhang mit traumhafter Aussicht bis zu den Alpen ist seine Talstation vom Schlepplift Tremplin aus schnell erreicht. Der Schlepplift Schupferen befindet sich in einer eigenen Geländekammer und erweitert das Pistenangebot am Tanet gegenüber den zuvor bestehenden Anlagen deutlich. Die Trägerkonstruktion der Talstation lässt bereits aus der Ferne erkennen, dass es sich bei diesem Lift um ein typisches Produkt der Firma Montaz Mautino handelt.
Mit einer Streckenlänge von 840 Metern ist die Anlage die mit Abstand längste im ganzen Skigebiet und überwindet mit 212 Höhenmetern auch die grösste Höhendifferenz. Dennoch ist sie insgesamt deutlich flacher als die beiden anderen katapultartigen Aufstiegshilfen und daher insgesamt deutlich besser für einen genussvollen Skitag geeignet. Da sie den Schlepplift Seestaedtle durch ihre längere Trassierung vollkommen redundant macht, ist dieser wie angesprochen auch nur noch sehr selten in Betrieb.
Der Streckenverlauf der jüngsten Anlage im Skigebiet Le Tanet gliedert sich in drei recht unterschiedliche Abschnitte. Nach einem moderaten Anstieg kurz hinter der Talstation verläuft der Lift über weite Teile eher flach durch lichten Mischwald. Linker Hand eröffnen sich traumhaft weitläufige Skihänge, die erneut ein sehenswertes Panorama bis in die Ebene des Elsass bieten. Gegen Ende geht es dann noch einmal etwas steiler bergauf, bevor die Bergstation und damit der höchste Punkt des Skigebiets in rund 1270 Metern über dem Meer erreicht ist. An dieser Stelle ist seit einigen Jahren eine neue Bergstation mit Seilscheibenausstieg im Einsatz, die ein älteres Modell aus der ersten Baureihe von fest installierten Umlenkstationen aus dem Hause Montaz Mautino ersetzt.
Übungshang im Zeichen der Wächte
Für den fortgeschrittenen Skifahrer nicht wirklich interessant, aber dennoch ein fester Bestandteil des Skigebiets, ist der kleine Schlepplift Ferme. Er befindet sich am nördlichen Ende des Skigebiets Le Tanet unterhalb des markanten, ja fast schon hochgebirgsartigen Steilhangs am namensgebenden Gipfel. Er dient hauptsächlich als Übungsanlage, stellt aber auch einen zweiten Zugangspunkt in das Skigebiet dar. An seiner Talstation befindet sich ein weiterer Parkplatz, von dem über eine kurze Piste auch die Talstation des tiefer gelegenen Schlepplifts Tremplin wieder erreichbar ist.
Die Anlage entsteht 1971 als Ergänzung zu den beiden sehr anspruchsvollen bestehenden Schleppliften. Anders als bei den Schleppliften Tremplin und Seestaedtle kommt damals allerdings erstmalig am Tanet die Firma Montaz Mautino zum Zug. Auch er erhält im Laufe seines Lebens eine neue Talstation desselben Herstellers, welche baugleich mit der aktuellen des Schlepplifts Tremplin ist. Anders als dieser ist er aber mit weitaus gemächlicheren 2,6 m/s unterwegs. 200 Meter Streckenlänge und 36 Höhenmeter sind wahrlich nicht rekordverdächtig. Aber der Lift ist eine ideale Erweiterung, um für die steileren Hänge trainieren zu können. Insgesamt ist das Skigebiet Le Tanet daher trotz seiner vermeintlich geringen Grösse ein ausgesprochen abwechslungsreiches Skigebiet und ein echter Geheimtipp!
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Felix ist Fotograf und Autor, spezialisiert auf Landschafts- und Reisefotografie und zu Hause im Saarland und der ganzen Welt. Wenn er nicht gerade in der Natur oder den Bergen unterwegs ist, schreibt er hier über seine Reisen, die Fotografie oder über sein liebstes Fortbewegungsmittel, die Seilbahn.