Die Milchstraße mit einer Kompaktkamera fotografieren

Die Milchstraße zu fotografieren ist eine der reizvollsten Arten der Landschaftsfotografie. Sie stellt aber auch mit die höchsten Anforderungen an die verwendete Kameraausrüstung. Großer Sensor, lichtstarkes Objektiv und möglichst weiter Blickwinkel – diese Kombination ist wuchtig, schwer und teuer. Aber geht es nicht auch viel einfacher mit einer Kompaktkamera?

Kompaktkameras galten als überholt, nachdem mit Smartphones Fotos in vergleichbarer Qualität aufgenommen und diese durch den Siegeszug der sozialen Netzwerke auch gleich viel einfacher mit der ganzen Welt geteilt werden konnten. Bis Sony mit der RX100-Serie die Kompaktkamera neu erfand. Eine Kamera mit einem vielfach größeren Sensor als in herkömmlichen Kompaktkameras, gepaart mit einem guten und lichtstarken Objektiv und einer Bildqualität, die mit einer APS-C-Spiegelreflexkamera mit Kitobjektiv locker mithalten kann. Und das alles im Hosentaschenformat. Wer nicht gerade größer als DIN A3 drucken will, für den sollte die Bildqualität locker ausreichen. Das gilt zumindest im unteren ISO-Bereich. Wenn es dunkel wird, kommen auch Kameras mit dieser Sensorgröße systembedingt irgendwann an ihre Grenzen. Da lässt sich die Physik nicht überlisten. Es ist viel mehr möglich als mit Smartphones. Aber einfach mal ISO 6.400 einstellen, wie ich es bei meiner Vollformatkamera gewohnt bin, ist nicht empfehlenswert.

Milchstraße fotografieren mit der Sony RX100

Insofern war ich gespannt, wie sich die RX100* trotz dieser Einschränkungen bei der Milchstraßenfotografie schlägt. Nicht nur in punkto Bildqualität, sondern auch bezüglich der manuellen Bedienung der Kamera im Dunkeln. Für den Test wählte ich mit dem Stätzerhorn in den Bündner Alpen einen Ort, der dank seiner Höhe von knapp 2.600 Metern besonders klare Luft mit geringer Lichtverschmutzung bieten sollte. Während einer Phase mit besonders trockener Luft im August stieg ich zum Sonnenuntergang auf, um im Anschluss die im Süden stehende Milchstraße abzulichten (Anleitung zum Fotografieren der Milchstraße hier).

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Belichtung und grundlegende Einstellungen

Für die Belichtung wählte ich die Offenblende von f/1.8 in der weitwinkligsten Einstellung (umgerechnet auf Kleinbild 28mm), eine Belichtungszeit von 20 Sekunden und eine ISO-Empfindlichkeit von 1.600 (Erläuterung). Es zeigt sich bei dieser Kombination, dass man aus verschiedenen Gründen doch recht stark eingeschränkt ist. Aufgrund der (verglichen mit DSLR-Kameras) geringen Sensorgröße resultiert eine schlechtere Bildqualität bei hohen ISO-Werten. ISO 1.600 ist daher das äußerste Maximum, das ich bei den Sensoren im 1“-Format noch nutzen würde. Zudem sorgt der eingeschränkte Weitwinkel des Objektivs dafür, dass zur Vermeidung von Sternenspuren die Belichtungszeit kürzer ausfallen muss als bei Ultraweitwinkelobjektiven. Nach der 500-Regel ergibt sich eine Belichtungszeit von 17 Sekunden (Erläuterung), mit 20 Sekunden ist daher auch hier das Optimum eigentlich schon überschritten.

Ergonomie und Handhabung

Nichtsdestotrotz sollten grundsätzlich trotz dieser Einschränkungen noch ansehnliche Bilder herausspringen. Die Nutzung des RAW-Formats erlaubt es in diesem Fall auch, die Probleme teilweise noch bei der elektronischen Nachbearbeitung in den Griff zu bekommen. Gespannt war ich auch darauf, wie sich die Kamera hinsichtlich der Bedienung schlägt. Bei meiner DSLR habe ich für alle möglichen Einstellungen einen separaten Knopf und dank Beleuchtung kann ich die meisten Einstellungen auch im Dunkeln problemlos direkt ablesen. Bei der RX100 muss man dafür schon etwas mehr durch das Menu pflügen.

Dennoch konnte ich auf alle erforderlichen Einstellungen relativ schnell zugreifen. Blende und Belichtungszeit können über den Ring am Objektiv bzw. über das rückseitige Wahlrad festgelegt werden. Für den Rest bietet sich die Nutzung des Fn-Menus an. Dieses kann individuell konfiguriert werden und ich habe mir für meine Zwecke alle weiteren Einstellungen dort abgelegt. ISO-Empfindlichkeit, Weißabgleich und Bildstabilisator kann ich über dieses Menu mit je zwei Klicks einstellen. Das Umschalten zwischen Autofokus und manuellem Fokus ermöglicht bei meiner Konfiguration die SET-Taste.

Nach der Aktivierung des manuellen Fokus‘ kann dieser mit dem Ring am Objektiv eingestellt werden. Das Ganze erfolgt elektronisch durch Ansteuern des Fokusmotors (focus-by-wire) und ist daher etwas umständlicher als bei einem echten manuellen Fokus. Aber es funktioniert prinzipiell. Dank des guten Displays war das manuelle Fokussieren auf einen der Sterne gut machbar. Apropos Display – bei der großen Neigung nach oben wäre ein klapp- und schwenkbares Display ein Segen gewesen. Bei den neueren Modellen aus der RX100-Serie und den Pendants von Canon und Panasonic sind die Displays zwar schwenkbar, aber der Mechanismus ist eigentlich nur im Querformat wirklich brauchbar.

Das Ergebnis

Schon vor Ort war beim Betrachten des Displays positiv überrascht. Die Milchstraße war gut zu erkennen, die Bildqualität schien absolut ausreichend zu sein. Der Eindruck bestätigte sich tags darauf bei der Bearbeitung am Rechner. Die RAW-Dateien ließen sich mit relativ wenig Aufwand entwickeln. Wie zu erwarten war, musste ich aufgrund des hohen ISO-Werts bei dem kleine Sensor eine stärkere Rauschunterdrückung durchführen als gewohnt, wodurch die Details etwas gelitten haben. Davon abgesehen bin ich von den Möglichkeiten aber begeistert. Wie ich meine Milchstraßenfotos bearbeite, erfährst Du in diesem Beitrag.

Das Foto hängt jetzt bei mir zu Hause in 70x50cm an der Wand. Und wenn man es nicht weiß, würde man es vermutlich nicht merken, dass es mit dieser winzigen Kompaktkamera gemacht worden ist. Würde man den Unterschied im direkten Vergleich zu einem mit einer Vollformat-DSLR gemachten Foto in dieser Druckgröße sehen? Ja, keine Frage. Nicht nur was das Rauschen und die Details anbelangt, sondern je nach Objektiv auch bei den Bildfehlern wie z. B. dem Koma an den Bildrändern. Aber ohne direkten Vergleich fällt es nicht einmal bei diesem großformatigen Druck auf. Geschweige denn bei der Publikation im Internet.

Die Anderen …

Die Sony RX100 war 2012 die erste Kamera aus der 1“-Klasse. Ich hatte mir die Kamera seinerzeit in erster Linie als kompakten DSLR-Ersatz beim Skifahren zugelegt. Da ich sie immer noch verwende und sie auch in zahlreichen anderen Bereichen einsetze ist es kein Geheimnis, dass ich mit der Kamera ziemlich zufrieden bin. Das hier soll trotzdem keine Werbung für Sony sein. Inzwischen ist natürlich auch hier die Technik fortgeschritten und es gibt ein recht breites Angebot an unterschiedlichen Kameras von unterschiedlichen Herstellern.

Mit den Pendants von Canon (G7X II*) und Panasonic (LX15*) lassen sich ohne Zweifel ähnliche Aufnahmen von der Milchstraße erzeugen. Der Weitwinkel ist bei den meisten Kameras dieser Klasse inzwischen auf 24mm gewachsen. Durch eine längere Belichtungszeit von 25 Sekunden lässt sich somit noch 1/3 Blende mehr Licht einfangen (bei der RX100-Reihe ab Version III*). Auch die Bildqualität bei höheren ISO-Werten dürfte bei den neueren Modellen dank besserer Prozessoren und verfeinerten Algorithmen noch etwas besser sein als bei der Ur-RX100. Besonders interessant dürfte auch die bereits genannte Panasonic LX15 sein, die mit einer Offenblende von f/1.4 noch einmal 2/3 Blendenstufen lichtstärker ist als die RX100-Reihe.

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DSLR oder Kompaktkamera für die Milchstraßenfotografie?

Werde ich nun fortan die DSLR zu Hause lassen? Nein. Dazu sind mir das letzte Quäntchen Qualität und die bessere Ergonomie der Kamera zu wichtig, als dass ich zugunsten des Gewichts auf die DSLR verzichten würde. Das Foto ist bei nahezu idealen äußeren Bedingungen entstanden. Wäre es heller oder diesiger gewesen, würden die Unterschiede mit Sicherheit stärker ins Gewicht fallen. Bei suboptimalen Verhältnissen habe ich mit der DSLR einfach mehr Spielraum. Aber es ist beruhigend zu wissen, dass ich mit der RX100 eine Zweit- und Immer-Dabei-Kamera habe, mit der ich zur Not bei guten Verhältnissen ebenfalls ansprechende Fotos der Milchstraße machen kann!

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