Ulrikensbanan in Bergen & Sognefjord

Die Wetterprognose meldet am Vorabend leichte Bewölkung bis heiteren Himmel. Eh klar, dass es am nächsten Morgen wieder regnet. Warum schaue ich eigentlich noch nach? Bis jetzt hat die Prognose noch nicht einen Tag gepasst. Und im Norden, wo es gestern noch nach ganz gutem Wetter Mitte nächster Woche ausgesehen hat, soll’s jetzt auch wieder schlecht sein. Langsam weiß ich wirklich nicht mehr, wo ich noch hinfahren soll. Jedes Mal wird mir für den nächsten Tag halbwegs schönes Wetter versprochen und dann wird doch nichts draus. Vor allem. Macht es jetzt überhaupt Sinn nochmal nach Bergen zu fahren, um dort mit der Seilbahn auf den Ulriken hochzufahren? Ein Blick auf die Webcam offenbart dann aber immerhin, dass die Wolken heute höher liegen als gestern und damit von der Bergstation zumindest ein Blick auf das verregnete Bergen möglich ist.

Also breche ich gegen 9.30 Uhr vom Campingplatz in Bratland auf und fahre die etwa 15 Kilometer nach Bergen retour. Natürlich muss ich auch am heutigen Sonntag wieder 19 NOK City-Maut bezahlen, bis ich zur Talstation der Ulriken-Seilbahn gelange. Dort akzeptiert dann der Parkautomat meine Karte irgendwie nicht (bzw. er will immer schon abbuchen, bevor ich meine Parkdauer gewählt habe). Also will ich schnell in der Talstation fragen, ob man mir dort ein paar Münzen wechseln kann. Doch in dem Gebäude treffe ich nur einen weiteren Automaten an, bei dem auch nur mit Karte das Ticket für die Bahn gekauft werden kann. Das funktioniert aber immerhin problemlos. Doch für das Parkticket muss ich meine verbliebenen Münzen vom Campingplatz opfern. Für 30 NOK kann ich eine Stunde parken. Länger werde ich es bei dem Regen auf dem Gipfel aber vermutlich ohnehin nicht aushalten.

Mit der Seilbahn auf den Ulriken

Dass ich mir die Fahrt überhaupt antue, das liegt nicht unbedingt an dem zu erwartenden Ausblick, sondern vielmehr an der Bahn selbst. Eine steinalte Von-Roll-Luftseilbahn vom Typ Cassonsgrat pendelt hier seit Jahr und Tag auf den Ulriken-Gipfel. Nachdem ich der Anlage in Flims letzten Sommer die letzte Ehre erwiesen habe, ist es nun Zeit, eines der letzten verbliebenen Exemplare dieses Typs zu fahren. Die Bahn in Gibraltar folgt dann auch noch irgendwann.

Obwohl an diesem Morgen wenig Andrang herrscht, fährt die Bahn ohne Unterbrechung. Für Fotos kommt mir das natürlich sehr gelegen. Dadurch muss ich nicht allzu lange im Regen ausharren, um die roten und gelben Kabinen aus verschiedenen Perspektiven abzulichten. Schon während der Fahrt weht ein stürmischer Wind, der die kleine Kabine mächtig ins Schwanken bringt. Auch rund um die Bergstation halte ich es daher nicht wirklich lange aus und belasse es bei ein paar wenigen Foto- und Videoaufnahmen. Wieder einmal zahlt es sich aus, dass meine Kamera spritzwassergeschützt ist. Mit einem nicht abgedichteten Modell würde ich heute nicht fotografieren wollen.

Ausblick vom Ulriken auf Bergen

Ausblick vom Ulriken auf Bergen

Ausblick vom Ulriken auf Bergen

Von Bergen in die Berge

Ziemlich genau zum Ablauf meiner Parkdauer erreiche ich die Talstation und das Auto wieder, woraufhin ich Bergen erneut und diesmal endgültig für diese Reise verlasse und über die E16 Richtung Nordosten fahre. Ein paar Kilometer führt mich der Weg noch über die gleiche Route wie auf der Herfahrt, dann biege ich in Richtung Voss ab. Zu meinem Erstaunen lässt der Regen mit der Zeit nach. Als ich kurz vor Voss meine Mittagspause einlege, ist es tatsächlich trocken.

Das gibt mir die Gelegenheit, nach ziemlich genau 2.000 gefahrenen Kilometern ein wenig Motoröl nachzufüllen und mir Gedanken über die weitere Route zu machen. Da es sowieso keinen Sinn macht, nach der Wetterprognose für die nächsten Tage zu gehen, weil diese sich eh ständig ändert, fahre ich zunächst meine geplante Route so weiter wie vorgesehen. In Voss lege ich einen kurzen Halt ein, um aus der Ferne einen Blick auf das dortige Skigebiet zu werfen. Dort ist eine Sesselbahn sogar in Betrieb. Schon von weitem kann ich aber erkennen, dass das Gebiet wohl durchwegs mit modernen Anlagen ausgestattet ist. Da fehlt mir die Motivation, mir das näher anzuschauen.

Norwegische Landschaft nördlich von Bergen

Fotostopp am Tvinnefossen

Deutlich interessanter ist da schon der Tvinnefossen. „fossen“, so viel norwegisch habe ich inzwischen gelernt, steht für Wasserfall. Und auch diesmal werde ich von dem Anblick der tosenden Wassermassen nicht enttäuscht. Da es noch immer nur wenig regnet, entschließe ich mich dazu, das Stativ auszupacken und ein paar Langzeitbelichtungen zu machen, bevor ich zu meinem nächsten Ziel, Oppheim, aufbreche.

Tvinnefossen

Tvinnefossen

Seilbahn-Erkundungen in Oppheim

In Oppheim erwartet mich eine Sesselbahn der Firma Müller. Das alleine ist schon spannend genug, aber hinzu kommt, dass die Anlage während mehrerer Jahre stillgelegt war und nun aber eventuell wieder in Betrieb ist oder gehen soll. Was mich genau erwartet, weiß ich nicht, sodass die Vorfreude gewaltig ist. Schon von weitem kann ich die formschönen Fachwerkstützen mit dem Müller-typischen Pentagramm ausmachen. Auch die Talstation der Bahn ist daher schnell gefunden.

Und tatsächlich. Im Gegensatz zu den letzten Jahren, als die Trasse langsam zuwucherte und die Sessel demontiert im Gras lagen, sieht die Bahn wieder recht betriebsbereit aus. Zwar fährt sie nicht, aber die Sessel sind montiert, das Areal um die Talstation wirkt aufgeräumt und an den Fenstern des Gebäudes hängt eine aktuelle Preisliste. Gut zu wissen. Falls ich mal im Winter hier vorbeikommen sollte, steht die Sesselbahn ganz oben auf der Prioritätenliste!

Sesselbahn in Oppheim

Vikafjell – die schönste Straße Skandinaviens?

Eigentlich würde meine Route von Oppheim nun weiter nach Aurland und von dort über die Gebirgssträßchen Aurlandsvegen und Tindevegen zum Sognefjord führen. Doch in Richtung Aurland sind dunkle Regenwolken zu sehen, während es im Westen deutlich heller aussieht. Da es wenig Sinn macht, die Gebirgsstraßen im Regen zu erkunden, entschließe ich mich zu einer alternativen Routenwahl, die mich mit dem Vikafjell über eine ebenfalls interessante Passstraße führt. Zudem komme ich damit in Myrkdalen und Vik noch an zwei weiteren Skigebieten vorbei, die allerdings seilbahntechnisch nur wenig Interessantes zu bieten haben.

Tatsächlich kommt unterwegs zeitweise sogar ein wenig blauer Himmel durch, was gepaart mit den Eisschollen in den Gebirgsseen zum ersten Mal ein wenig Norwegen-Feeling aufkommen lässt. Auch die anschließende Fahrt mit Blick auf den Sognefjord (bzw. einen kleinen Teil dieses riesigen Gewässers mit seinen zahlreichen Seitenarmen) kann sich sehen lassen. Diese Straße zählt definitiv zu den Höhepunkten meiner bisherigen Reise durch Skandinavien!

Skigebiet Myrkdalen

Straße zum Vikafjellet

Vikafjellet in Norwegen

Vikafjellet in Norwegen

Vikafjellet in Norwegen

Blick vom Vikafjellet auf den Sognefjord

Mit der Fähre über den Sognefjord

Am Fjordufer in Vangsnes angelangt nehme ich die Fähre nach Hella, von wo aus ich zügig entlang des Fjords nach Sogndal und von dort weiter nach Gaupne fahre. Hier muss ich mich nun entscheiden. Fleich weiter in Richtung Sognefjell und damit der Möglichkeit zum Sommerski in Galdhøppigen morgen? Oder doch noch zum Nigardsbreen-Gletscher fahren? Nach Konsultation der Wetterprognose entscheide ich mich zu letzterer Variante. Morgen soll es im Verlauf des Tages angeblich recht gut werden, während es über Nacht regnen soll (ich bin gespannt!).

Dann kann ich morgen Vormittag den Nigardsbreen-Gletscher anschauen und am Nachmittag Richtung Galdhøppigen aufbrechen. Dort wird es zwar am Dienstag vermutlich nichts mit Skifahren, aber notfalls würde ich halt einen Tag warten. Am Mittwoch sieht es dann zumindest zeitweise besser aus. Aber am Ende kommt es eh wieder ganz anders, wenn nicht mal die Prognose für die nächsten zwölf Stunden annähernd korrekt ist!

Auf dem Weg zum Nigardsbreen-Gletscher finde ich etwa zehn Kilometer nördlich von Gaupne ein schönes Plätzchen um die Nacht zu verbringen. Direkt an einem Fluss gelegen, der augenscheinlich vom Nigardsbreen-Gletscher gespeist wird. Die Idylle in der Natur täuscht dann auch darüber hinweg, dass es am frühen Abend wieder zu regnen beginnt.

Sognefjord

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