Thollon-les-Mémises • Skier à la française

Der Blick aus dem Fenster am nächsten Morgen verheisst nichts Gutes. Auf 800 Metern Höhe befinden wir uns deutlich unter der Nebelgrenze, die wir anhand der umliegenden Berggipfel auf einer Höhe von etwa 1300 Metern lokalisieren. MeteoSchweiz ist in der morgendlichen Prognose noch immer optimistisch, dass sich der Nebel im Laufe des Vormittags von der Genferseeregion her auflösen soll. In Les Paccots hätten wir bis sich der Nebel auflöst wenn überhaupt nur Sonne auf den obersten 100 Höhenmetern. Also eine Alternative suchen?

Was kommt da in Frage? Moléson? Waren wir vor drei Jahren erst. Und mit der neuen Pendelbahn ist’s jetzt ersteinmal nicht mehr so spannend. Charmey und Jaun liegen sicher auch im Nebel, womit sich der Kanton Freiburg erledigt hätte. Oder doch wieder ins Berner Oberland? Andererseits, die östlichen Regionen sind zu weit weg und im Gantrischgebiet dürften ähnliche Verhältnisse herrschen wie im Kanton Freiburg. Das Saanenland interessiert mich auch nicht so brennend. Leysin und Les Mosses wäre noch eine Möglichkeit. Aber auch dafür können wir uns nicht wirklich motivieren. Jura? Zu weit weg und ohnehin wahrscheinlich alles im Nebel. Tja, und da wir auch noch am selben Abend zurück in den Norden müssen, fällt das Wallis mehr oder weniger auch flach.

Wo soll es nur hingehen?

Aber Moment, da gibt’s doch noch dieses Gebiet südlich des Genfer Sees, schon auf französischer Seite gelegen, mit Blick auf den See und dem kultigen Poma-Oeuf, das demnächst abgebaut wird … Wie hoch liegt das denn? Hm, mal abgesehen vom Zubringer alles auf etwa 1600 Metern. Das könnte ausreichen. Fahrtdauer eine halbe Stunde länger als nach Les Paccots. Na dann mal los!

Vorbei an Châtel-Saint-Denis geht es also Richtung Genfer See. Von Les Paccots ist nichts zu sehen. Zumindest nichts, was darauf hindeutet, dass sich der Nebel doch bereits auflöst. An der Verzweigung La Veyre sind natürlich wie immer mehrere Kilometer Stau, doch es geht immerhin zähfliessend voran. In Villeneuve biegen wir von der Autobahn ab und setzen unseren Weg Richtung Saint-Gingolph und damit zur französischen Grenze über eine schmale Landstrasse fort.

Je mehr wir uns der Grenze nähern, desto französischer mutet die Infrastruktur an, und als wir schliesslich den Schlagbaum passieren, werden einem die gravierenden Unterschiede zwischen den beiden Ländern mal wieder vor Augen geführt. Strasse kaputt, Trottoir kaputt, Häuser grösstenteils vergammelt (überhaupt ist das Dorf wie ausgestorben), Eisenbahnlinie stillgelegt und zugewachsen. Vive la France! ;) Naja, aber wir fahren ja auch nicht nach Thollon-les-Mémises, um dort ein gepflegtes und vor Komfort strotzendes Skigebiet zu erwarten, sondern um die französische Seilbahnkultur mal wieder live und in Farbe zu erleben.

An der Déchèterie vorbei zum Skigebiet von Thollon

Dass wir auf dem Weg nach Thollon an einer Déchèterie vorbeikommen, stimmt uns schon einmal zuversichtlich, dass es ähnlich schrottig weitergeht. Nach einer Vielzahl an Kehren erreichen wir den Parkplatz am Fusse der Talstation des Poma-Oeufs, auf etwa 1000 Metern Höhe gelegen und dennoch scheint es, als seien wir der Nebeluntergrenze keinen Meter näher gekommen. Von einer Auflösung ist erst recht nichts zu spüren. Nach dem Kauf der Tageskarte für 19 € (keine Ahnung wie sich das rentiert?) geht es auch bereits in die Talstation der Eiergondelbahn. Die erste ihrer Art, die mir vor die Linse kommt, seit ich im Sommer 2006 am Col de la Faucille die Gelegenheit hatte, eine dieser kultigen Anlagen zu fahren.

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Quietsch, rumpel, schepper, ratatat. Und dann sind wir auch schon aus der Station draussen ;) . Das sind ja schonmal rosige Aussichten hier. Wenn man nicht wüsste, dass es weiter oben wahrscheinlich wesentlich besser aussieht, dann wäre das definitiv ein Samstag zum Ausschlafen.

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Von der Fahrt bekommen wir leider nicht sonderlich viel mit. Dafür gibt es aber eine kontinuierliche Frischluftzufuhr, da die Tür (wenn man überhaupt von einer solchen sprechen kann, denn es klappen ja lediglich die beiden Kabinenhälften zusammen) sich nicht vollständig schliesst. Immerhin befinden wir uns jetzt schonmal im Nebel und nicht mehr nur unter dem Nebel.

Auftauchen aus dem Nebelmeer

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Und an der Bergstation sieht es dann doch schon ganz anders aus! Wunderbar posiert die Poma-Kabinenbahn aus dem Jahr 1976 vor dem imposanten Nebelmeer. Schon jetzt ist klar: in Les Paccots hätten wir sicher keine Freude gehabt. Dann kann der Skitag ja beginnen.

Hintenrumabfahrt und Seeblick?

Ja, der Skitag kann beginnen, aber wo geht es eigentlich als erstes hin? Es ist definitiv das erste mal, dass ich völlig unvorbereitet in ein neues Skigebiet fahre. Einziger Anhaltspunkt sind der Pistenplan und ein paar vage Erinnerungen an einen Bericht aus dem Gebiet, bei dem ich aber auch nicht mehr weiss, als dass es offenbar eine sehr nette Hintenrum-Abfahrt gibt. Und Seeblick. Oder so.

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Um 180° gedreht bietet sich dann der folgende Blick auf den grössten Teil des Skigebietes von Thollon. Im Vordergrund die kurze Sesselbahn Accès von Poma, die als Rückbringer zur Talabfahrt und zur Kabinenbahn dient. Als Rückbringer deshalb, weil sich quasi das gesamte Gebiet auf der Nordseite des hier sichtbaren Kessels befindet.

Auftakt am Skilift Tétras

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Wir machen uns zunächst auf zum am weitesten westlich gelegenen Skilift, der auf den Namen Tétras hört. Endlich wieder einmal Poma-Skilift fahren! Doch halt. Erstens sind wir ja bereits zwei Tage zuvor Poma-Skilift gefahren und zweitens ist das gar kein echter Poma-Skilift. Wie nahezu alle Skilifte hier handelt es sich um ein Exemplar von Montaz Mautino. Erkennbar am Stationsaufbau und daran, dass man den Teller als Fahrgast nicht selbst einkuppelt, diese Aufgabe übernimmt der Angestellte an der Talstation.

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Spätestens an der flanschverschraubten Stütze ist erkennbar, dass dieser 1972 eröffnete Lift von Montaz Mautino stammt. Kurz ist er, dafür aber schnell, steil und mit einer rasanten Abfahrt ausgestattet, die wir in der Folge für eine Wiederholungsfahrt nutzen.

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Das Panorama an der Bergstation ist wirklich sehenswert. Leider sieht man heute allerdings ausser dem Nebelmeer nicht viel. Doch auch der Ausblick ist auch oder gerade so sehr reizvoll.

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Nach einer zweiten Fahrt am Skilift Tétras machen wir uns auf zu einer Erkundung des restlichen Skigebiets. Auf der Verbindungspiste kommen erstmals auch die Schweizer Gipfel zum Vorschein. Der erste Fels in der Brandung ganz links ist übrigens der Moléson.

Erkundung des Skigebiets von Thollon

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Im unteren Teil treffen wir auf die Piste der beiden Skilifte Mottet, die wir allerdings erst einmal auslassen und uns stattdessen den beiden kleinen Übungsliften Chouca widmen. Auch diese beiden Lifte, von denen heute nur der linke in Betrieb ist, stammen aus dem Hause Montaz Mautino und wurden in den Jahren 1971 und 1981 eröffnet.

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Französische Skiliftkunst in Vollendung ;) .

Der schiefe Skilift Ecole

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Eigentlich wollen wir gleich zur Sesselbahn Parchets, um zum höchsten Punkt des Gebietes zu gelangen und von dort die lange Hintenrum-Abfahrt „Piste des Vieilles Cases“ in Angriff zu nehmen. Doch wir landen schliesslich doch zunächst noch bei diesem Skilift namens Ecole. Was ist denn das? Wieder ein Montaz Mautino, diesmal aus dem Jahr 1983, soviel scheint klar. Aber der Sinn und Zweck dieser mehr als schiefen Konstruktion erschliesst sich mir nicht.

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Eigentlich ist der Skilift schon wieder zu Ende, bevor er richtig angefangen hat. Mickrige 200 Meter Länge überwindet er. Dafür ist er für einen Übungslift – diese Aufgabe suggeriert zumindest der Name Ecole – ordentlich steil. Scheinbar um die kurze Länge zu vertuschen läuft der Lift in einem Schneckentempo, das seinesgleichen sucht. Die Piste, die der Lift bedient, ist wenig erstaunlich ziemlich kurz, weit weniger spannend als so manche andere im Gebiet und wird zu allem Überfluss auch noch in verlängerter Form vom Skilift Aiglon erschlossen. Warum es diese Anlage gibt, das weiss vermutlich niemand so genau. Aber immerhin weiss ich jetzt, wie sich Skifahren in Crans-Montana in den 70ern angefühlt haben muss :D .

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Der Ausblick von der Bergstation ermöglicht einen ersten Einblick in die östliche Hälfte des Skigebietes Thollon. Im Vordergrund der bereits angesprochene, heute leider geschlossene Skilift Aiglon, dahinter die Sesselbahn Parchets und parallel dazu der Skilift Phébus, ganz zuhinterst ist vor dem Nebelmeer auch noch die Bergstation der Sesselbahn La Frasse zu erkennen. In Österreich würde hier wahrscheinlich längst nur noch eine einzige 6er-Sesselbahn den Hang erschliessen. Da ist mir diese Variante doch deutlich lieber. Insbesondere die Aufteilung des komplett präparierten Hangs in mehere Teile durch die einzelnen Lifte ist sehr willkommen.

Mit der Sesselbahn Parchets zum höchsten Punkt des Gebiets

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Die Sesselbahn Parchets, die seit dem letzten Sommer auf leicht abgeänderter Trasse eine fix geklemmte Poma-Sesselbahn mit Holzlatten-Sesseln ersetzt. Wieder einmal ein fixer 4er, des Franzosen liebster Seilbahntyp ;) .

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Auf halber Strecke wird die Anlage vom Montaz-Mautino-Skilift Phébus gedoppelt. Auch dieser Lift von 1978 ist vollständig redundant, aber trotzdem noch immer in Betrieb. Das ist auch gut so, denn auf diese Weise bietet sich eine Alternative zu der trotz Förderband sehr lahmen Sesselbahn.

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Etwa nach der Hälfte der Fahrt ist der Paradehang des Gebiets passiert und die Sesselbahn verläuft in landschaftlich interessanterem Gelände. Linker Hand endet der Skilift Phébus.

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Unter anderem bietet sich auch dieser fantastische Blick Richtung Westen, bei dem man ohne Nebel auch das Skigebiet Bernex sehen könnte.

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Nach 14 Stützen hat die lange Fahrt ein Ende und wir befinden uns am höchsten Punkt des Skigebiets auf 1870 Metern Seehöhe.

Abfahrt über die traumhafte Piste des Vieilles Cases

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Die Aussicht von hier oben ist atemberaubend, auch wenn wir uns insgeheim wünschen, dass sich der Nebel doch noch lichtet und wir einen Blick auf den Genfer See erhaschen können. Doch wir wollen aufgrund der Aussicht auf die Walliser, Waadtländer und Freiburger Alpen sowie aufgrund der bevorstehenden Abfahrt auf der Piste des Vieilles Cases rechts im Bild keinesfalls klagen!

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Bereits die ersten Schwünge auf der Abfahrt sind absolut genial; die Piste führt durch ein abgelegenes Hochtal teilweise sanft, teilweise aber auch mit spektakulären Felsformationen links und rechts in den Wald hinein.

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Hier erreicht uns dann allerdings leider auch wieder der Nebel, durch den wir uns nun hindurchkämpfen müssen.

Mit Diesel-Power zurück ins Hauptgebiet

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Aufgrund der eingeschränkten Sichtweite treffen wir etwas unerwartet auf den Skilift Cornien, dessen einzige Aufgabe es ist, die Skifahrer von der Hinterum-Abfahrt wieder in Richtung Hauptgebiet zu bringen. Da es an diesem abgelegen Ort keinerlei Elektrizität gibt, wird der Montaz-Mautino-Skilift seit 1979 mit dem links im Bild sichtbaren Diesel-Generator betrieben. Damit wäre auch klar, warum in Thollon nicht wie in Adelboden für Ökostrom geworben wird ;) .

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Gerade einmal 25 Höhenmeter überwindet die Anlage, die für ihre Grösse aber durchaus recht flott fährt und dank der alten Teleskopstangen für einen ziemlichen Katapultstart sorgt.

Aus der Zwischenwelt zurück an die Sonne

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Mit dem Skilift Cornien ist es dann aber noch nicht ganz getan, denn um wieder ins Hauptgebiet zurückzukehren, muss man zwangsläufig auch noch die Sesselbahn La Frasse benutzen, die uns sogleich wieder aus der Zwischenwelt über den Nebel befödern wird. Die Experten haben es natürlich bereits erkannt, es handelt sich hierbei um eine typischen Montaz-Mautino-Sesselbahn aus den 70ern.

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Im Gegensatz zum Skilift Cornien bedient diese Anlage aber auch eine eigene Piste, die allerdings vom Hauptgebiet nicht ganz einfach zu erreichen ist. Bislang ist sie recht wenig frequentiert, da sich der untere Abschnitt noch im dichten Nebel befindet. Schade, denn die Abfahrt in diesem Kessel mit seinen schroffen Felswänden ist eine Wucht, in deren Genuss wir später noch kommen.

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Beim Blick zurück bietet sich dieser phänomenale Ausblick auf die Westschweizer Bergwelt und den Hochnebel. So schön die Sessel auch sind, für Personen mit meiner Körpergrösse sind sie leider zu klein konzipiert, sodass ich leider meine Ski nicht abstellen kann. Naja, dafür kommt ein bisschen Nostalgiegefühl auf, denn dass die Beine an der Bergstation immer länger sind als im Tal, das war schliesslich bei den meisten Einersesselbahnen so ;) .

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Nach nur neun Stützen ist bereits die Bergstation erreicht, die allerdings auch schon von weitem zu hören ist. Die Länge der Bahn geht für eine fix geklemmte Anlage vollkommen in Ordnung.

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Hatte ich schon erwähnt, dass mir diese Montaz-Mautino-Sesselbahn besonders gut gefallen? ;)

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Eigentlich wollen wir als nächstes zum Skilift Phébus. Doch diesen erreichen wir nicht, da wir zu schnell an Höhe verlieren. So folgt eine weitere Fahrt mit der Sesselbahn Parchet zum höchsten Punkt des Gebietes.

Fachwerkkunst am Skilift Pic de Borée

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Ein Skilift, der völlig zu unrecht noch gar keine Erwähnung in diesem Bericht findet, ist der Skilift Pic de Borée. Die mit Abstand älteste noch in Betrieb befindliche Anlage in Thollon, sogar älter als die Zubringerbahn. Diese hatte bereits einen Vorgänger aus den 50ern. Bis in die 70er Jahre existierten in Thollon neben dem Zubringer nur der 1954 eröffnete Skilift Mottet sowie genau diese Anlage aus dem Jahr 1967. Und wer mich kennt, der weiss, dass ich bei so alten Stangenschleppliften aus einem ganz bestimmten Grund so ins Schwärmen komme …

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… Genau! Wegen der formschönen Fachwerktalstation :D .

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Hierbei handelte es sich um den ersten massentauglichen Stationstyp, den Jean Pomagalski in den 50er Jahren hervorbrachte. Montaz Mautino verwendete die Konstruktion wie hier ersichtlich mehr oder weniger baugleich. Das Besondere an den Fachwerktalstationen ist einmal die schräg gestellte Antriebsscheibe. Andererseits aber auch die Tatsache, dass die Station schräg zur Liftachse gestellt ist, um den Unterschied zwischen kleiner Spurweite in der Station und grösserer Spurweite auf der Strecke auszugleichen. Später setzte man hierfür stattdessen auf der ersten Stütze beim Talseil eine schräge Rolle ein.

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Während es die Trasse im ersten Abschnitt wahrlich in sich hat, geht es auf der zweiten Hälfte etwas gemächlicher daher. Allerdings stecken einem hier auch noch der Katapultstart an der Talstation und die ebenso unbequeme Überfahrt von Stütze drei in den Knochen. Aber ich will nicht jammern, deswegen sind wir ja schliesslich hier ;) .

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Skilift Pic de Borée mit Aussicht.

Wiederholungsfahrt am Skilift Phébus

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Vor der Mittagspause steht auch noch eine Fahrt mit dem Skilift Phébus auf dem Programm. Man beachte bitte die ausserordentlich gerade stehende Stütze in der Bildmitte :) .

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Bergstation des Skilifts Phébus.

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Auf dem Weg in Richtung Déjeuner kommen wir wieder am geschlossenen Skilift Aiglon vorbei, der allerdings wie die meisten Anlagen hier durch die Sesselbahn Parchets gedoppelt wird und so auch nicht wirklich von Nöten ist. Dennoch wäre die Anlage und ihre Piste um einiges spannender als der Skilift Ecole im Hintergrund.

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Talstation des Skilifts Aiglon von Montaz Mautino. Immer wieder erstaunlich, dass das hält!

Mit dem Skilift Accès zur Mittagspause

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Mit dem flachen Skilift Accès, einem weiteren Montaz Mautino, geht es zurück zur Bergstation der Kabinenbahn, in deren Untergeschoss sich das Bergrestaurant des Skigebiets befindet.

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Im für französische Verhältnisse heimlig eingerichteten Self-Service-Restaurant fällt der Blick auf dieses historische Foto, das die erste Bahn von Thollon auf den Montagne des Mémises dokumentiert. Wie unschwer zu erkennen ist, handelte es sich dabei um eine Kabinenbahn mit offenen Zweierkabinen und Giovanola-Klemmen. Die Bergstation steht heute übrigens immer noch rechts neben der des Nachfolgers.

Steak-frites aus dem Tiefkühler

Was es zu essen gibt, steht bereits im Vorfeld fest. Was wäre ein Besuch in einem französischen Skigebiet ohne steak-frites? Gesagt, getan. Und so bestellen wir je eine Portion und bitte möglichst halbwegs durchgebraten. Da ich nur wenige Kilometer von der französischen Grenze entfernt wohne, ist mir durchaus bekannt, was der Franzose unter „à point“ versteht. Normalerweise kommt dann am Schluss das gewünschte „medium“ heraus, wenn ich „à point“ bestelle. Was dann auf dem Teller landet, ist allerdings noch mehr roh als gebraten und dazu eiskalt, da das Hacksteak offenbar gerade aus dem Kühlschrank kommt. Was wohl die Frau am Schluss auf dem Teller hat, die hinter mir ein Steak „saignant“ bestellt? Naja, dafür waren immerhin die Pommes Frites gut!

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Nach dem kulinarischen Hochgenuss geht’s zu den vis-à-vis gelegenen Skiliften Mottet, dem Hang, an dem 1954 hier der erste Skilift eröffnet wurde. Dieser stand auf der Trasse des rechten der beiden heutigen und wurde später durch das Montaz-Mautino-Exemplar links gedoppelt. Und ja, man höre und staune, das rechte Exemplar, das den ersten Skilift ersetzte, stammt zur Abwechslung aus dem Hause Poma persönlich.

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Die Strecke besteht aus nicht mehr als vier Stützen, wobei die letzte ein ziemlich improvisiertes Konstrukt ist.

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Vier Stangenschlepper auf so engem Raum, das findet man wohl nur in Frankreich!

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Am frühen Nachmittag geht es noch einmal die Piste des Vieilles Cases hinab. Dieses Mal haben wir mehr Glück, denn die Nebelgrenze hält sich gerade so unterhalb des Skilifts Cornien. Von der angekündigten Auflösung ist allerdings nach wie vor nichts zu merken.

Winterfreuden an der Sesselbahn La Frasse

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Auch die spartanische Talstation der Sesselbahn La Frasse kommt ohne Nebel doch wesentlich besser zur Geltung als mit. Begleitet wird das Foto von etwas Musik, der Angestellte vertreibt sich die Zeit mit französischen Chansons auf seiner Gitarre, wenn nicht gerade ein paar Gäste vorbeischauen.

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Nachdem die Abfahrt nun nicht mehr im Nebel liegt, testen wir auch diese noch bei einer Wiederholungsfahrt, ehe wir uns langsam aber sicher wieder Richtung Tal aufmachen, da uns noch eine längere Autofahrt bevorsteht.

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Um zur Station zurückzukehren, benutzen wir die letzte noch nicht gefahrene Anlage, die Poma-Sesselbahn Accès. Auch sie hat inzwischen, wie alle Sesselbahnen in Frankreich, die Wassertropfensessel gegen diese neue Sesselart eingetauscht.

In einem Ei zurück ins Tal

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Mit einem letzten Foto von der spektakulären Einfahrt verabschiede ich mich vom Poma-Oeuf, das wir gleich noch zur Talfahrt nutzen werden. Aufgrund des Nebels haben wir keine wirkliche Lust, die Talabfahrt in Angriff zu nehmen.

Was bleibt also aus Thollon in Erinnerung? Einmal selbstverständlich ein genialer Skitag mit imposantem Nebelmeer, dafür aber leider keinem Blick auf den Genfer See. Highlight aus Pistensicht ist ohne Zweifel die Piste des Vieilles Cases. Wenngleich auch die anderen Hänge, speziell Tétras und Mottet, ihren Reiz haben und dank Nordhanglage auch sicher noch im Frühjahr gute Bedinungen bieten. Die Anlagen sind grösstenteils kultig. Aber irgendwie spielt speziell das Poma-Oeuf nicht in einer Kategorie mit den Schweizer Kabinenbahn-Dinosauriern. Und das, obwohl sich diese Poma-Bahnen vom Alter und von der Seltenheit eigentlich in diese illustren Reihen einreihen könnten. Doch die heruntergekommene Infrastruktur, die lieblosen Stationsbauten, all das sind Faktoren die dafür sorgen, dass ich mich bei den alten Schweizer Seilbahnschmuckstücken doch nach wie vor deutlich wohler und eher „zu Hause“ fühle.

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