Die Sesselbahn Nuolja im Nationalpark Abisko

Schon gegen 6 Uhr früh wache ich im wahrsten Sinne des Wortes schweißgebadet auf. Die Sonne scheint genau auf mein Auto und die Vorhänge vermögen das Licht nicht ganz zu absorbieren. Das hat man nun davon, wenn endlich mal die Sonne scheint! Ich öffne die Fenster etwas weiter, aber eineinhalb Stunden später ist es endgültig Zeit, aufzustehen und kräftig zu lüften. 30 Minuten später will ich aufbrechen, muss aber feststellen, dass die Straße im Bereich der neuen Brücke gerade gesperrt wird. Irgendetwas wird mit einem Kran transportiert, weswegen es wohl zu gefährlich ist, dort vorbeizufahren. Na super! Kostet mich auch wieder eine halbe Stunde, bis ich endlich losfahren kann.

Kriegsdenkmal in Narvik

Über die Grenze nach Riksgränsen

Alles nicht so tragisch, denn das Wetter ist ja nach wie vor glänzend. Dennoch möchte ich möglichst früh in Abisko sein, damit die Sonne für die Bergfahrt mit der Sesselbahn günstig steht. Auf dem Weg nach Schweden fahre ich über eine wunderschön anzusehende Berglandschaft, ehe ich die recht „offene“ Grenze vor dem Ort mit dem passenden Namen Riksgränsen erreiche. Keine Güter zu deklarieren, daher geht es ohne Stopp in ein für mich neues Land und wieder „heim“ in die EU.

Insgeheim habe ich gehofft, eine Wechselstube anzutreffen, um meine verbliebenen norwegischen Kronen in schwedische umzutauschen, aber Fehlanzeige. So muss ich mir dann noch einen Geldautomaten suchen und habe wieder einen Restbestand einer Währung zu Hause. Der Euro ist in der Hinsicht schon ein unschätzbarer Vorteil. Unverständlich, warum sich gegen die europäische Idee so dermaßen viel Widerstand regt im Moment. Aber andererseits, wie soll man die Vorteile eines offenen Europas auch kennen lernen, wenn die größte Reise des Lebens die zum Pegida-Marsch nach Dresden ist.

In Riksgränsen biege ich noch kurz in das dortige Skigebiet ab, um ein paar Dokumentationsfotos zu schießen. Das Skigebiet bietet die Möglichkeit, Ende Juni zur Mitternachtssonne skizufahren. Ein sicher ganz spezielles Erlebnis und ein guter Grund, wieder einmal hier vorbeizuschauen. Inzwischen, Ende Juli, ist der Schnee des letzten Winters aber fast ausnahmslos weggetaut.

See bei Riksgränsen

Abisko – ein Traum geht in Erfüllung

Nicht anders sieht es in Abisko aus, als ich mir mit dem Erreichen der Talstation der Nuolja-Sesselbahn einen lange gehegten Traum erfülle. Einmal im Leben wollte ich mit dieser Bahn fahren. So weit weg von zu Hause, so viele Kilometer zu fahren, so unerreichbar. Und nun stehe ich tatsächlich hier an dieser Sesselbahn der Firma Brändle. Die letzte ihrer Art und noch immer im Originalzustand in Betrieb. Nicht zuletzt handelt es sich um den gleichen Typ Sesselbahn, der bis 1984 auch in Churwalden seine Runden drehte. Diese Bahn gibt es zwar heute immer noch, seither ist sie am Hochwang in Betrieb, aber eben – eine Occasion, nicht mehr die originalen Sessel, da ist das hier schon etwas ganz anderes.

Sesselbahn Nuolja im Nationalpark Abisko

Mein Ticket habe ich schnell gekauft und schwebe in einem erstaunlich komfortablen Lattensessel der Bergstation entgegen. Strahlender Sonnenschein, Brändle-Sesselbahn, Tage wie diese sind und bleiben einfach unvergesslich. Eine knappe halbe Stunde nimmt die Bergfahrt in Anspruch. Immer wieder verlangsamt die Sesselbahn beim Ein- und Ausstieg von Personen. An der Bergstation angelangt erklimme ich zunächst einen kleinen Aussichtsturm, wo ich wie schon gestern wiederum von einer Unzahl an Mücken angegriffen werde. Manche Fotos muss ich gar zwei Mal machen, weil immer wieder fliegende Insekten das Bild stören.

Sesselbahn Nuolja im Nationalpark Abisko

Sesselbahn Nuolja im Nationalpark Abisko

Kurzer Aufenthalt am Berg

Nicht besser wird es, als ich wieder hinabsteige und rund um die Bergstation Fotos mache. Und diesmal habe ich aufgrund des stabilen Wetters auch nicht mal einen Pullover dabei, mit dem ich meine Arme bedecken kann. Das kommt mich teuer zu stehen. In der Viertelstunde, in der ich mich oben aufhalte, werde ich nicht weniger als zwölf mal an Armen, Händen und im Gesicht gestochen, sodass ich umgehend wieder die Flucht ins Tal ergreife. Was ist denn hier los? Zu blöd, dass ich das Insektenschutzmittel im Auto habe liegen lassen. Aber nachdem an der Talstation überhaupt keine Insekten unterwegs waren, bin ich überhaupt nicht auf die Idee gekommen, dass ich das brauchen könnte.

Blick auf den Nationalpark Abisko

Aber gut, meine Fotos habe ich gemacht. Dann hat es halt mit dem Genuss des Panoramas nicht sollen sein. Stattdessen arbeite ich zurück am Auto einmal ein paar Sachen auf, die in den letzten Tagen liegen geblieben sind. Schließlich lege ich auch gerade noch meine Mittagspause ein. Dabei mache ich mir Gedanken darüber, wie ich die verbleibenden sechs Tage vor Stockholm einteilen soll. Das Wetter sieht bis am Dienstag Vormittag recht passabel in ganz Schweden aus, sodass ich relativ frei in der Wahl meiner Ziele bin. Schließlich entscheide ich mich dazu, am Sonntag die längste Seilbahn für Personenbetrieb der Welt, die Linbana in Norsjö, zu fahren und im Anschluss Åre anzusteuern. Den Weg nach Norsjö möchte ich mir für heute und morgen aufteilen. Mit knapp 600 Kilometern ist die Strecke weit und unterwegs gibt es sicher einiges zu sehen.

Blick auf den Nationalpark Abisko

Sesselbahn Nuolja im Nationalpark Abisko

Sesselbahn Nuolja im Nationalpark Abisko

Fragwürdiges Fahrvergnügen auf dem Weg nach Kiruna

Ich tue gut daran, schon einmal ein paar Kilometer abzuspulen, denn obwohl die schwedischen Landstraßen auf den ersten Blick mit einer zulässigen Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h ein schnelles Vorankommen suggerieren, trügt der Schein. Selbst die Hauptstraßen sind in einem erbärmlichen Zustand, sodass es eigentlich unmöglich ist, schneller als 70-80 km/h zu fahren. Ständig knallt, wippt und wackelt es beim Überfahren der Löcher und unfassbar gefährlichen Bodenwellen auf der Fahrbahn.

Noch besser kommt es dann, als mich kurz hinter Abisko eine Baustelle erwartet, bei der auf einer Länge von 23 Kilometern die Asphaltdecke komplett entfernt wurde und der Weg nur noch geschottert ist. Es gibt Schotterstraßen, die kann man problemlos befahren, aber hier geht nichts über 30 km/h. Dass man die Asphaltdecke mal erneuert, ist ja löblich, aber warum macht man das nicht in Abschnitten von fünf Kilometern? Vor allem ist es unerklärlich, dass auf der gesamten Länge nicht ein einziger Bautrupp zu sehen ist, der dafür sorgt, dass dieser Zustand mal beendet wird. So brauche ich geschlagene 50 Minuten, um die Baustelle hinter mich zu bringen. Das ist doch eine Zumutung!?

Kiruna in Nordschweden

Übernachtung in Gällivare

Für die Übernachtung habe ich einen Campingplatz in Gällivare ausfindig gemacht. Zwar überlege ich bei einem Zwischenstopp in Kiruna zwar noch, ob ich nicht dort übernachten soll, aber schließlich gefällt mir der Platz in Gällivare vom Internetauftritt her doch besser. Eigentlich könnte der Abend so herrlich sein, wäre da nicht beim letzten Fotostopp noch ein Problem am Auto aufgetreten. Die Glühbirne vom linken Abblendlicht ist kaputt und natürlich habe ich nur eine Ersatzleuchte für das Fernlicht mit dabei. Also muss ich morgen noch in irgendeiner Werkstatt vorbeischauen und mir dort eine passende Glühbirne besorgen. Wechseln kann ich sie bei dem betagten Auto ja glücklicherweise selbst, ohne dass dafür gleich der ganze Motor ausgebaut werden muss.

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