Nachdem ich entgegen aller ursprünglichen Erwartungen es tatsächlich noch geschafft habe, den Korblift von Oropa einmal zu fahren, zehre ich noch lange von den wunderschönen Momenten auf und auf dem Weg zum Monte di Camino. Eigentlich ist der Besuch mehr oder weniger ein Zufall gewesen. In meinen Planungen für den Sommer stand ursprünglich eine ganz andere Anlage, in einer ganz anderen Ecke Italiens auf dem Programm. Der Gondellift zur Forcella Staunies in Cortina d’Ampezzo.
Unzählige Anläufe
Schon 2007 gab es Gerüchte, dass diese altehrwürdige und äusserst kultige Bahn bald das Zeitliche segnen würde – und folglich wollte ich auf meiner damaligen Italien-Tour dem Schmuckstück einen Besuch abstatten. Doch leider ging es sich an jenem 15. August 2007 nicht mit einer Fahrt aus. Mehr als zwei Stunden Wartezeit an diesem Feiertag waren zu viel des Guten, sodass mir eine Fahrt verwehrt blieb. Lange Zeit kam ich nicht einmal mehr in die Nähe eines Besuchs. Doch zwischenzeitlich hatten sich die Gerüchte um einen Ersatz wieder beruhigt.
2012 schliesslich gab es wieder konkretere Entwürfe, ein Ersatz durch eine Kombibahn wurde ins Auge gefasst, jedoch sollte die Bahn in jedem Fall noch zwei Jahre in Betrieb bleiben. So hatte ich ursprünglich vor, während meines Südtirol-Aufenthalts im vergangenen Herbst in Cortina vorbeizuschauen. Doch leider hatte ich erneut Pech, denn die Bahn beendete ihren Sommerbetrieb nur eine Woche vor meinen Ferien. Im Winter war ein Besuch zwecklos, da die kultigen Eiergondeln nur im Sommer durch die Scharte schweben. Im Winter werden Doppelsessel eingehängt, die die Bahn zwar nicht weniger spektakulär, aber doch deutlich weniger kultig machen.
Anfang September 2014 stehe ich unter Zugzwang
Nach zwei missglückten Anläufen stehe ich Anfang September 2014 nun definitiv unter Zugzwang. Die Bahn wird am 21. September ihren Sommerbetrieb beenden, und ob es einen nächsten Sommer gibt, steht noch in den Sternen. Wenn ich die Bahn noch einmal in meinem Leben fahren möchte, dann ist langsam aber sicher Beeilung angesagt.
Schon früh ist klar, dass ich aus Zeitgründen keine ausgedehnte Tour unternehmen können werde, wie es in den Vorjahren der Fall war. Dafür bin ich für einen Aufenthalt von ein bis zwei Tagen relativ flexibel, sodass ich auch unter der Woche fahren könnte, so denn das Wetter passt. Doch es sieht alles andere als gut aus. Die Prognosen melden für Cortina bis weit in den September hinein unbeständiges und niederschlagsreiches Wetter, die selbst einen spontanen Kurzausflug unsinnig erscheinen lassen. Wird es also auch im dritten (und womöglichen letzten) Anlauf wieder nicht mit einer Fahrt klappen?
Spontaner Aufbruch in die Dolomiten
Inzwischen ist es Mitte September, die Bahn wird nur noch wenige Tage in Betrieb sein. Schon seit einigen Tagen hat sich herauskristallisiert, dass wohl der Montag Morgen, 15. September, die wahrscheinlich einzige Chance sein wird, die Bahn bei halbwegs passablem Wetter fahren zu können. So packe ich am Abend des 13. Septembers meine Sachen und mache mich am folgenden Morgen auf den langen Weg nach Cortina d’Ampezzo. Aufgrund meiner spontanen Entscheidung findet sich kein Mitfahrer, sodass ich mich, wie bereits einige Male zuvor, alleine auf den Weg zum Objekt der Begierde mache. Das Alleinreisen hat durchaus so seine Vor- und Nachteile, wie ich auf diversen Touren inzwischen feststellen musste. Einerseits ist man deutlich flexibler, weil man auf nichts und niemanden Rücksicht nehmen muss und erlebt die Reisen wesentlich intensiver. Andererseits gibt es niemanden, mit dem man die vielen Eindrücke unterwegs teilen kann.
Als ich mich am Sonntag Morgen auf den Weg mache, sind die Strassen noch weitgehend leer. Ich bin daher zuversichtlich, dass ich unterwegs noch einer anderen Bahn einen Besuch abstatten werden kann, was lediglich einen Umweg von einer halben Stunde bedeutet. Die Hörnlebahn im bayerischen Bad Kohlgrub ist die (vermutlich) letzte der Welt, die sogenannte Swivel-Chairs besitzt. Sessel, die beim Aussteigen zur Seite wegklappen. Das Prinzip, ursprünglich vom deutsch-amerikanischen Ingenieur Karl Ringer Anfang der 50er Jahre entwickelt, kam auch bei der ersten Doppelsesselbahn der Schweiz in Adelboden zum Einsatz.
Stau auf dem Weg nach Süden
Doch mit verstreichender Tageszeit nimmt der Verkehr auf den Autobahnen rapide zu, sodass ich zunächst in Karlsruhe und später auf der A7 über weite Strecken nur im Schritttempo vorankomme. Eine Fahrt mit der Hörnlebahn erscheint immer unwahrscheinlicher; eine zeitige Ankunft in Cortina damit ebenfalls. Als ich irgendwo an einem Rastplatz der A7 eine kurze Pause einlege, entschliesse ich mich nach einigen Überlegungen dazu, die Hörnlebahn auszulassen und stattdessen direkt nach Cortina zu fahren.
Eigentlich will ich mir für die eine Nacht kein Zimmer suchen, sondern im Auto nächtigen. Isomatte und Schlafsack habe ich dabei, sodass ich flexibel bin. Wenn ich die Hörnlebahn aber auf dem Rückweg noch fahren will, muss ich wohl oder übel zwei mal übernachten, sodass ich mich dann doch dazu entschliesse, in Cortina ein günstiges Zimmer zu nehmen. Immerhin eine Nacht will ich dann doch mit Dusche, WLAN und anderen Vorzügen verbringen, zumal ich noch einen Termin verschieben muss, damit ich auch bis Dienstag unterwegs sein kann. So bin ich dann auch weniger unter Zeitdruck und kann auf dem Rückweg vielleicht noch die eine oder andere interessante Bahn mitnehmen.
Katastrophale Verkehrsverhältnisse in Österreich
Die Entscheidung, Bad Kohlgrub linker Hand liegen zu lassen, erweist sich wenig später als goldrichtig. Kurz hinter dem Grenzübergang in Füssen geht der Spass auf österreichischer Seite weiter. Stockender Verkehr erstreckt sich über den gesamten Fernpass, sodass ich hier weitere 1,5 Stunden (!) verliere, ehe ich Innsbruck erreiche. Während der Fahrt bin ich etwas unsicher, ob man für diese doch recht gut ausgebaute Strasse tatsächlich keine Vignette benötigt. Da ich nur wenige Kilometer auf dem österreichischen Autobahnnetz unterwegs sein werde, will ich mir die 8,50 Euro für eine Zehn-Tages-Vignette nämlich sparen.
Allerdings umfasst der vignettenpflichtige Bereich auch einige Schnellstrassen und bei Verstössen, gerade von Ausländern, sind die Österreicher nicht gerade wohlwollend. Doch von den entgegenkommenden Fahrzeugen besitzen ebenfalls einige kein „Pickerl“, sodass ich mich letztendlich relativ bestätigt in meiner Entscheidung sehe. Unterwegs will ich in Österreich unbedingt noch einer Tankstelle einen Besuch abstatten, in erster Linie wegen dem deutlich günstigeren Benzin, andererseits aber auch, um mich mit ein wenig Essbarem für den Abend einzudecken, denn je nachdem wann ich Cortina erreiche, wird es für ein ordentliches Abendessen unter Umständen zu spät sein. Doch auf der Fernpassstrasse herrscht nicht nur auf, sondern auch neben der Strasse das Chaos vor, denn an sämtlichen Tankstellen warten pro Säule drei bis vier Fahrzeuge in Reihe. So beschliesse ich, doch noch weiter bis Innsbruck zu fahren, um nicht noch mehr Zeit zu verlieren.
Über den Brenner nach Italien
Die richtige Strecke in Richtung Brenner zu finden, erweist sich als schwerer als gedacht. Auf dem direkten Weg müsste ich einige Kilometer auf der Inntalautobahn A12 zurücklegen, für die ich allerdings nicht einsehe, extra eine Vignette zu kaufen. So versuche ich es auf Landstrassen, auf denen ich ohne Navi völlig verloren wäre, denn Innsbruck ist – wohl nicht ganz unbeabsichtigt – ausschliesslich über die Autobahn beschildert. Es ist nicht das erste Mal, dass mir die offensichtliche Irreführung und Abzockerei der Österreicher gegenüber ausländischen Autofahrern gewaltig auf die Nerven geht.
Allein das System der Geschwindigkeitsbegrenzungen innerorts nachzuvollziehen braucht schon seine Zeit. Wen das näher interessiert, soll sich die Regelungen mal auf Wikipedia anschauen, es ist zum totlachen ;-) . Endlich in Innsbruck finde ich dann nach unzähligen Anläufen kurz vor der Auffahrt auf die Brennerautobahn eine Tankstelle, in welcher ich meinen fahrbaren Untersatz und mich selbst mit dem Nötigsten eindecke. Richtig gelesen, ab jetzt geht es tatsächlich auf die Autobahn, denn hier wäre mir der Weg über die Landstrasse nun doch zu umständlich. Die A13 über den Brenner ist vom allgemeinen Mautnetz ausgenommen, kostet dafür aber extra. Wiederum 8,50 Euro muss ich an der Mautstelle in Schönberg blechen, ehe ich das Land der merkwürdigen Verkehrsregeln verlasse und auf der Südseite des Brenners nach Italien hinabfahre.
Vorabendstimmung am Dürrensee
Die kilometermässig doppelte Strecke kostet mich auf italienischer Seite weniger als die Hälfte des österreichischen Preises. Nach dem Abfahren von der A22 mache ich mich auf den Weg durch das Pustertal, vorbei an Toblach und hinauf zum Dürrensee, wo ich einen kurzen Fotostopp einlege.
Übernachtung in Cortina d’Ampezzo
Die Sonne ist längst verschwunden und die Nacht bricht langsam hinein, als ich nördlich von Cortina eine kleine Unterkunft finde. Müde von den entgegen der ursprünglichen Planung elf Stunden Autofahrt kläre ich noch alles für den längeren Aufenthalt ab, ehe ich nochmal aus dem Fenster gen Himmel schaue und dort eine sternenklare Nacht erblicke. Die Vorzeichen für den nächsten Tag stehen also trotz der ganzen Strapazen gut. Als ich mich schlafen legen will, gibt dann allerdings plötzlich mein Smartphone den Geist auf. Neu starten tut es zwar noch, geht dann allerdings nach wenigen Sekunden wieder aus. Na toll, jetzt habe ich weder ein Telefon noch einen Wecker für den nächsten Morgen!
Also mal überlegen, wie könnte ich denn morgen dafür sorgen, dass ich nicht verschlafe? Navi besitzt keinen Wecker. Weckdienst vom Hotel wird es mit dem alten Wählscheiben-Telefon wohl auch nicht geben. Hm. Höchstens meinen Laptop könnte ich schnell so programmieren, dass er mich pünktlich mit irgendeinem Musiktitel weckt. Aber natürlich passt der Stecker nicht und einen Adapter hab ich auch nicht dabei. Der Akku wird die Nacht nicht überleben… Also mal den guten alten Kompass rausgesucht – perfekt, Fenster gehen nach Osten raus. Dann mache ich einfach die Vorhänge auf, die Sonne wird mich dann am Morgen schon rechtzeitig wecken!
Morgensonne mit Blick zur Tofana
Und tatsächlich, der Plan geht auf. Am nächsten Morgen wache ich etwas früher als ursprünglich geplant von den ersten Sonnenstrahlen des Tages auf. Dann also schnell noch in die Dusche und dann auf zum Cristallo. Tja, denkste! Wie funktioniert denn die Regelung der Wassertemperatur in der Dusche hier? Hm, oben warmes Wasser und unten ein Termostat. Soweit klar – nur warum kommt da sowohl bei 20° als auch bei 60° nur dampfendes Wasser raus? Noch zwei mal drehen… und prompt hab ich den Drehknopf in der Hand – na super! Also doch nichts mit duschen, dann muss ich wohl ohne auskommen. Nach dem Frühstück sage ich an der Rezeption noch kurz Bescheid, aber das hilft mir jetzt auch nichts mehr. Egal, bin ja alleine unterwegs ;) .
Ausblick vom Strassenrand auf die erste Sektion Pendelbahn zur Cima Tofana, dem höchstgelegenen der drei Skigebiete von Cortina d’Ampezzo. Den Sommerbetrieb hat die Bahn jedoch bereits gestern beendet und ist heute nur für Revisionszwecke in Betrieb.
Sektion zwei und drei mit der Cima Tofana in der Morgensonne. Von der Bergstation gibt es keine Skiabfahrt, die Teil des Gebiets ist. Dafür sind rund um den Bereich der Mittelstation eine ganze Reihe an weiteren Anlagen für den Winterbetrieb vorhanden.
Wolkenloser Himmel am Rio Gere
Gute 20 Minuten später stehe ich schliesslich an der Talstation der Sesselbahn Rio Gere-Val Grade. Die Bahn nimmt gerade den Betrieb auf, als ich als scheinbar erster Gast an diesem frühen Montag Morgen mein Ticket bis zur Cristalloscharte löse. Wolkenlos präsentiert sich der Himmel und die ersten Sonnenstrahlen des Tages erreichen den Talboden.
Unterwegs in der Sesselbahn Rio Gere, meine erste Fahrt mit den etwas gewöhnungsbedürftigen Skydancer-Sesseln von Agamatic. Die Hauben sehen nicht nur sehr klein aus, sie sind es auch. Mit meiner Körpergrösse kann ich gerade so aufrecht drin sitzen, mit Skihelm hätte ich bereits ein Problem. Auffallend ist auch die grausam modellierte Talabfahrt!
Nachdem die Strecke anfänglich sanft durch einen Wald ansteigt, beginnen in der zweiten Streckenhälfte die schroffen Felsen des Cristallomassivs zu dominieren.
Unterwegs zur Bergstation, die sich noch im Schatten befindet.
Ausblick von der Bergstation auf die Strecke der Sesselbahn Rio Gere. Am Gegenhang sind am rechten Bildrand einige Schneisen der Skipisten im Faloria-Gebiet erkennbar.
Sesselbahn Padeon, ein neueres Doppelmayr-Exemplar, das einerseits eine eigene Abfahrt erschliesst, gleichzeitig im Winter aber auch als Rückbringer einer Abfahrt von der Forcella Staunies dient. Im Hintergrund haben sich rund um die Tofanagruppe schon die ersten Wolken gebildet.
Endlich angekommen in der Cristallo-Scharte
Auch wenn die Fahrt mit den Skydancer-Sesseln für mich eine Premiere ist, kann die Sesselbahn in keiner Weise mit dem mithalten, was mich nach einigen Schritten bergab erwartet. Da steht sie also vor mir, in ihrer ganzen Pracht: Die Kabinenbahn zur Forcella Staunies! Viel habe ich über dieses Meisterwerk der Technik gelesen, unzählige Fotos gesehen. Doch sie nun, im dritten Anlauf, endlich real vor sich stehen zu sehen, ist überwältigend. Die über 700 Höhenmeter, die die quietschenden und ratternden Eier zurücklegen sind Dimensionen, die auf Fotos bei weitem nicht so herüberkommen, wie es in Wirklichkeit ist. Und jetzt endlich, an diesem einsamen Morgen, kann ich meine erste (und womöglich einzige) Fahrt mit diesem Unikat antreten!
Da steht sie nun also vor mir – die wohl berühmteste Eiergondelbahn der Welt! Ein Erlebnis, auf das ich viele Jahre gewartet habe und bis ganz zuletzt sind nicht alle Zweifel verflogen, ob es denn wirklich mit einer Fahrt bei gutem Wetter klappen würde.
Noch liegt die Scharte fast gänzlich im Schatten und einen Moment überlege ich, zwecks schöner Fotos noch einen Moment mit der Bergfahrt zu warten. Doch dann komme ich zu dem Schluss, dass es wohl mindestens noch zwei Stunden dauern wird, bis die Scharte in der Sonne liegt – zu lange, um mein Programm einhalten zu können. Und zudem sollen ja bereits um die Mittagszeit die Wolken deutlich zunehmen, womit sich der Wunsch der sonnengefluteten Scharte ohnehin erübrigen würde.
Ein Versuch, die gewaltigen Ausmasse dieses Konstrukts fotografisch zu dokumentieren. Doch auch wenn ich diese Floskel nicht gerne verwende – in Wirklichkeit ist alles noch ein wenig spektakulärer!
Mit der Eiergondelbahn zur Forcella Staunies
Impressionen während der Bergfahrt zur Forcella Staunies. Man möge mir die Bilderflut verzeihen, aber die Bahn ist einfach jede einzelne Aufnahme wert.
Blick von der Forcella Staunies nach Norden. In der Bildmitte, noch vollständig im Schatten gelegen, der Dürrensee, an dem ich gestern Abend vorbeigekommen bin.
Die umliegende Bergwelt im Tele betrachtet. Leider kenne ich mich hier nicht gut genug aus, um sagen zu können, wie das sichtbare schöne Gletschermassiv heisst.
Die Aussicht auf das inzwischen in der Sonne liegende Stützenquartett vor der Bergstation und die Scharte. Das quer verlaufende Seil gehört zu einer Materialseilbahn, mit der Waren einige Meter von der Bergstation zum Rifugio transportiert werden können.
Quellwolken über den Dolomitengipfeln
Panorama vom Rifugio Richtung Norden. Schneller als angekündigt nehmen die Quellwolken zu. Abgesehen von zwei Kletteren, die hier oben übernachtet haben, bin ich an diesem Morgen nach wie vor der einzige Gast hier oben. Vermutlich ist das kleine sonnige Fenster in einer sonst eher trüben Jahreszeit hier in den Dolomiten vielen Wanderern und Kletterern zu klein, um ausgedehnte Touren durchzuführen.
Auch über Cortina ziehen die ersten grösseren Wolken auf. Ein Glück, dass ich gleich so früh die erste mögliche Bergfahrt genommen habe!
Die Scharte mit den charakteristischen bunten Eiern und beachtlichen Schneeresten für diese Jahreszeit.
Die Bergstation mit beengten Platzverhältnissen. Eng, aber leider nicht eng genug für einen potentiellen kuppelbaren Ersatz. Oben am Grat sind Einrichtungen von einem der zahlreichen Klettersteige hier oben erkennbar, rechts am Bildrand führt ein auch für Nicht-Kletterer gut ausgebauter Pfad zu einer Seitenscharte. In dieser gibt es noch etwas Interessantes zu entdecken…
Die Skipisten des Faloria-Skigebiets. Dolomiten-typisch völlig remodelliert und verbaut.
Eine der Fibercar-Kabinen auf dem letzten Stück zur Bergstation. Und ja – das Seil liegt hier nicht auf allen Rollen auf. Aber sind ja auch noch genug andere da ;) .
Ausblick auf das ehemalige Sommerskigebiet
Der angesprochene Steig entlang der Felswand auf der Rückseite der Kabinenbahn-Bergstation. Benannt nach Ivano Dibona stellt er heute der Zugang zu weiteren Klettersteigen sicher, …
… annodazumal verlief aber auch der Zugang zum ehemaligen Sommerskigebiet über diese Treppe. Der Zugang zum sichtbaren Areal, auf dem der zugehörige Gletscher längst verschwunden ist, ist unterdessen völlig verfallen. Einer von vielen ausgeträumten Sommerskiträumen.
Dafür ist das Panorama hier oben absolut sehenswert. Es ist nicht schwer, sich vorzustellen, dass man hier in den 70ern gerne einen ermüdenden Anmarsch zu einem kurzen Sommerskilift in Kauf genommen hat.
Die Forcella Staunies mit Bergstation und Rifugio im Überblick.
Inzwischen habe ich mich über eine Stunde hier oben aufgehalten, sodass langsam aber sicher der Gedanke an eine Talfahrt aufkommt. Doch vorerst will ich noch einige Zeit die Sonne geniessen und die eine oder andere spannende Fotoperspektive für die Seilbahn finden.
Ich wage mich einige Meter bergab in die Scharte hinein, gebe aber schon nach kurzer Zeit wieder auf. Zu rutschig ist der teils noch gefrorene Untergrund, sodass ich lieber rund um die Bergstation noch ein paar Fotos machen will.
Bergstation der Kabinenbahn. Aufgrund des rapide umschlagenden Wetters mache ich mich wieder auf zur Talfahrt.
Talfahrt vor dem Wetterumschwung
Impressionen von der Talfahrt. Der inzwischen auffrischende Wind sorgt für eine schaukelige Fahrt. Insbesondere die leeren Kabinen kommen dabei ganz schön in Schräglage.
Die Cima Tofana ist inzwischen gänzlich in den Wolken verschwunden.
Eindrücke eines Meisterwerks der Technik.
Passknackertour durch die Dolomiten
Nach dem wehmütigen Abschied von den Eiergondeln stelle ich während der Talfahrt zum Rio Gere fest, dass die Quellbewölkung immer stärker wird. Bis zum zweiten Ziel des Tages werde ich noch eine gute Stunde zu fahren haben, sodass mir leichte Zweifel kommen, ob es dann, am frühen Nachmittag, nicht doch schon regnen könnte. So mache ich mich an der Talstation rasch auf den Weg zurück nach Cortina, wo mich unterwegs einige entlaufene Pferde von der Weiterfahrt abhalten, hinauf zum Passo Falzarego.
Nach dem Besuch der Cristalloscharte ist nämlich eine Fahrt mit einer weiteren Bahn geplant, die vermutlich auch nur noch diesen Sommer fahren wird. Der Korblift vom Fedaia-Stausee nach Pian dei Fiacconi. Der Graffer-Korblift aus dem Jahr 1974 ist genau wie die Eiergondelbahn in Cortina bestens bekannt in einschlägigen Foren. Auch wenn er in meinen Augen in Sachen Kult und Panorama nicht mit der Forcella Staunies mithalten kann, so ist es doch eine interessante Anlage, und Korblifte gibt es ja schliesslich auch nicht mehr allzu häufig!
Talfahrt mit der Sesselbahn Rio Gere.
Talstation der Sesselbahn Rio Gere im schlichten Agamatic-Design.
Zwischenstopp am Passo di Falzarego
Auf dem Weg zu diesem bekannten Dolomitenpass ist die Strasse auf beiden Seiten von einigen Sesselbahnen gesäumt, die allerdings eher Standardware darstellen und mir daher nicht zwingend dokumentationswürdig erscheinen. Den nächsten Stopp lege ich erst auf der Passhöhe ein, von wo aus eine überaus spektakuläre Pendelbahn zum Lagazuoi startet. Stützenlos schwebt sie an einer senkrecht abfallenden Felswand empor, die zugehörige Skiabfahrt dürfte wohl ähnlich interessant sein. Einen kurzen Moment überlege ich, ob ich nicht doch hier hinauf fahren soll, da das Wetter immer schlechter wird, doch die Bergstation ist bereits in eine dicke Wocke getaucht, sodass die Aussicht wohl gleich Null ist. So entschliesse ich mich, gleich via Malga Ciapela zum Fedaiapass zu fahren.
Talstation der Pendelbahn Falzarego-Lagazuoi mit einer ihrer beiden charakteristischen Kabinen.
Unterwegs treffe ich auf eine Baustelle, wo zwei Seilbahnanlagen des Skigebiets an der Marmolada saniert werden. Wie ich erst später erfahre, wurden der Leitner-Skilift und die Doppelmayr-Sesselbahn durch eine Lawine beschädigt und nun wieder aufgebaut. Wenige Minuten später erreiche ich den Fedaiapass, wo noch wie bei meinem letzten Besuch eine alte Ceretti-e-Tanfani-Sesselbahn vor sich hinrostet. Kurioserweise hat man inzwischen die Talstation abgebaut, sich aber nicht einmal die Mühe gemacht, das Förderseil einzuziehen. Selbstverständlich ist auch der Habegger-Gletscherskilift Sass del Mul an der Marmolada noch wie eh und je vorhanden.
Bauarbeiten im Skigebiet von Malga Ciapela.
Strecke der stillgelegten Sesselbahn Fedaia-Sass del Mul mit ihren zahllosen Stützen. Eigentlich ist es schon unfassbar, dass man die Talstation abbaut, aber nicht einmal das Förderseil einholt… Viva l’Italia! :D
Kein Glück am Fedaiapass
Inzwischen zeigt sich glücklicherweise die Sonne wieder ein wenig, sodass ich zuversichtlich Richtung Korblift schaue, an dem sich aber zumindest von weitem keine Rolle zu drehen scheint. Kann eigentlich nicht sein, denke ich, denn nach meinen Informationen soll er noch zwei Wochen in Betrieb sein. Beim Überfahren der Staumauer wird dann jedoch deutlich, dass der Lift tatsächlich nicht in Betrieb zu sein scheint. Machen bestimmt eine Mittagspause, denke ich, und stelle mein Auto unterhalb der Talstation ab.
Gemütlich ziehe ich erst einmal die Wanderschuhe an, mache mich parat und laufe dann zur Talstation hoch. Inzwischen ist es kurz nach 13 Uhr, lange wird es also wohl kaum noch dauern. Doch dann entdecke ich, dass einige Körbe abmontiert sind und entlang der Talstation verstreut herumstehen. Auch sonst deutet absolut nichts darauf hin, dass der Lift in den vergangenen Tagen oder gar heute in Betrieb gewesen ist! Ratlos laufe ich um die Talstation, um doch noch einen Hinweis zu entdecken – nichts. An der Kasse kein Hinweis über die Betriebszeiten, nur die verbliebenen Körbe schaukeln sanft im Wind. Immerhin bin ich nicht der einzige, der das hier nicht so ganz versteht. Ständig kommen andere Touristen an und sind genauso ratlos wie ich.
Strecke des Korblifts Fedaia-Pian dei Fiacconi.
Talstation des Korblifts Fedaia-Pian dei Fiacconi.
Abgestellte Körbe an der Talstation.
Alternative Langkofelscharte
Was also nun? Irgendeine Bahn muss doch hier noch in Betrieb sein, die es sich lohnt zu fahren. Zum Falzarego zurückzufahren hat wenig Sinn, da das die komplett falsche Richtung ist. Die Marmolada liegt inzwischen auch in den Wolken, sodass es zunächst hinab nach Canazei geht, wo ich sehe, dass dort eine Pendelbahn mit schönen alten Betonstützen in Betrieb ist. Das sieht doch nicht uninteressant aus! Doch gerade als ich zur Talstation abbiegen will, verlässt eine ultramoderne Kabine die selbige.
Hm, nein, das muss dann doch nicht sein. Also mal weiter überlegt. Pordoi und Langkofelscharte kenne ich ja bereits vom letzten Jahr, alles andere was mir in den Sinn kommt, ist aber zu weit weg. Immerhin will ich definitiv noch heute bis nach Deutschland zurückfahren, damit ich morgen nicht wieder so lange am Stück fahren muss. So entschliesse ich mich dazu, über das Sellajoch ins Grödnertal zu fahren. Das kenne ich noch nicht, vielleicht ergibt sich dort noch etwas.
Auf dem Sellajoch angelangt scheint plötzlich wieder die Sonne, während es Richtung Gröden eher grau in grau aussieht. So stelle ich kurzerhand das Auto ab und laufe einige Schritte zur Kabinenbahn, die zur Langkofelscharte führt. Diese kenne ich zwar schon vom letzten Herbst, aber fahrenswert ist sie natürlich allemal. So löse ich eine Berg- und Talfahrt und wenige Sekunden später schwebe ich bereits über die erste Trojerstütze hinweg.
Auf dem Weg in die Langkofelscharte.
Langkofelscharte mit Blick auf das Skigebiet rund um Sellajoch und Col Rodella.
Kabinenbahn Langkofelscharte – jetzt, wo ich den direkten Vergleich habe, muss ich feststellen, dass mir jene in Cortina um einiges besser gefällt. Die Trojerbahn ist zweifelsohne auch kultig, aber die schönen bunten Eier am Cristallo machen einfach mehr daher!
Die erste warme Mahlzeit nach 48 Stunden
Leider ist der Sonnenschein nur von kurzer Dauer, doch die Fahrt ist dennoch ein Erlebnis. Fotos hatte ich ja bereits im letzten Jahr bei wesentlich besseren Verhältnissen gemacht, sodass ich die Fahrt voll und ganz geniessen kann. Beim Aussteigen pfeift ein eisiger Wind durch die Scharte, sodass ich mich relativ schnell in das Rifugio zurückziehe. Dort bestelle ich mir eine schöne Portion Südtiroler Speck mit Bratkartoffen und Spiegelei – sehr zu empfehlen! Die erste warme Mahlzeit seit mehr als 48 Stunden ist wahrlich willkommen.
Da das Wetter nicht den Anschein macht, nochmal besser zu werden, fahre ich schon bald wieder zum Sellajoch zurück. Dort angekommen fallen die ersten Regentropfen, und bei der anschliessenden Fahrt ins Grödnertal gibt es einige rechte Schauer.
Wieder zurück auf dem Weg zum Sellajoch. Irgendwie will die altehrwürdige Bahn zu dem ganzen modernen Plastik-Zeug nicht so wirklich passen.
Durch das Val Gardena zurück nach Österreich
Grosse und moderne Pendelbahn zum Piz Sella in Gröden.
Die bekannte Leitner-Zweiseilumlaufbahn von St. Ulrich auf die Seiseralm.
Von unterwegs mache ich noch einige Fotos auf dem Weg zur Brennerautobahn, ehe ich auf selbiger zurück nach Österreich fahre. Wiederum muss ich für die kurze Strecke 8,50 Euro zahlen – da soll noch einer behaupten, die Schweizer Autobahnvignette sei mit 40 CHF teuer! Angenommen, ich hätte die schnellste Strecke fahren wollen, hätte ich für zwei Mal Brenner und einmal Zehn-Tages-Pickerl 25,50 Euro (also rund 31 CHF) gezahlt! Aber naja, hilft ja alles nichts, sich darüber aufzuregen. Immerhin ist das Benzin deutlich billiger als in Deutschland, sodass ich in Innsbruck noch einmal volltanke.
Zurück nach Deutschland geht es diesmal jedoch nicht wieder über die Fernpassstrasse, sondern via Seefeld und Scharnitz nach Garmisch-Partenkirchen. Nachdem ich nun ohnehin noch einen Tag länger bleibe, werde ich morgen dort noch eine Bahn fahren; seit meinem letzten Besuch sind immerhin auch schon wieder acht Jahre vergangen. Auf dem Weg durch Österreich wird wieder einmal deutlich, wie öde das Land in seilbahntechnischer Hinsicht doch ist. Trotz einer ganzen Menge Skigebiete, denen ich auf dem Weg durch die sogenannte Alpenrepublik begegnet bin, kann ich mich nirgendwo motivieren, auch nur kurz für ein paar Fotos anzuhalten. Die x. Doppelmayr-Umlaufbahn ist einfach zu uninteressant, als dass sie unbedingt dokumentiert werden müsste…
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Felix ist Fotograf und Autor, spezialisiert auf Landschafts- und Reisefotografie und zu Hause im Saarland und der ganzen Welt. Wenn er nicht gerade in der Natur oder den Bergen unterwegs ist, schreibt er hier über seine Reisen, die Fotografie oder über sein liebstes Fortbewegungsmittel, die Seilbahn.
Hallo Felix,
bin gerade auf Deinen tollen Bericht über den alten Lift auf die Forcella Staunies gestossen. Habe ihn bisher nur überflogen und die vielen Fotos bewundert.
Ich hatte wenige Jahre bevor die Anlage geschlossen wurde ebenfalls die Gelegenheit damit zu fahren. Ich war eigentlich auf das Refugio Lorenzi in Bildern aufmerksam geworden. Die Lage kurz unter dem Gipfel des Monte Cristallo fand ich einfach umwerfend und habe deshalb beschlossen hinauf zu fahren und dort zu übernachten. Der Eiergondel-Lift, die Farben, das klappern, das alles war einfach unglaublich und auch sehr italienisch. Mit anderen Worten: ich habe es einfach geliebt :-)
Das Rifugio hat mich nicht weniger fasziniert. Der Ausblick, der Klettersteig, der direkt an der Terrasse beginnt, die Kletterer zu beobachten (bin selbst nicht geklettert) und die Nacht dort zu verbringen war fantastisch.
Es gibt Videos von Leuten die den Aufstieg zu Fuss machen um die Klettersteige gehen zu können. Das obere steile Stück ist offenbar sehr anstrengend. Den Zustand des ehemaligen Lifts und des geschlossenen Rifugios zu sehen stimmt mich traurig.
Cortina ist Austragungsort der Winterspiele 2026 und es gibt scheinbar Pläne, den Ort wieder zu beleben.
Viele Grüsse, Dirk