Fotografieren auf Safari – ein Erfahrungsbericht aus Tansania

Augen zu und schnell ducken … Wieder ein Safari-Jeep im Eiltempo vorbeigerauscht. Und der Wind kommt natürlich auch wieder genau aus der falschen Richtung. Ich klopfe mein Hemd aus und hole die Kamera wieder unter dem völlig verstaubten Handtuch hervor. Fotografieren auf Safari stellt die Ausrüstung vor eine besondere Aufgabe. Wie es mir (und meinen Kameras) in Tansania ergangen ist, erzähle ich in diesem Beitrag.

Normalerweise habe ich meine Fotoausrüstung für meine Touren relativ schnell zusammengestellt. Meistens sind die Kamera und die Objektive samt Zubehör sowieso im Rucksack geparkt und vor dem Aufbruch muss ich nur prüfen, ob die Akkus geladen sind und die Speicherkarten noch Platz aufweisen. Stativ, Fernauslöser, Filter, Taschenlampe – alles hat normalerweise seinen festen Platz. Normalerweise betreibe ich aber auch ausschließlich Landschafts- und allgemeine Reisefotografie. Auch in Sachen Umwelteinflüssen muss ich mir im Normalfall keine Gedanken machen.  Etwaige Regenschauer hat meine Ausrüstung bislang immer tadellos überstanden. Und bei wirklich extremen Wetterbedingungen fotografiere ich ohnehin nicht.

Sonnenaufgang über der Serengeti

Ausgangslage

Tansania stellte mich aber vor neue Herausforderungen. Zum einen hatte ich bis dato kaum Erfahrung mit der Wildlifefotografie. Entsprechend war meine Ausrüstung darauf auch nicht ausgelegt. Meine längste Brennweite war 105mm. Nicht schlecht für die Affen, die direkt am Auto vorbeilaufen. Aber völlig ungeeignet für die Löwen, die in ein paar hundert Metern Entfernung eine Gazelle jagen. Das Problem war dagegen glücklicherweise schnell gelöst, denn für die Zeit der Reise konnte ich mir das 100-400mm von meinem Vater ausleihen.

Eine weitere Schwierigkeit – meine 6D kann sicher vieles bieten, aber ein guter Autofokus zählt nicht dazu. Für meine gewöhnlichen statischen Fotomotive reicht der eine, sehr gute, zentrale Kreuzsensor völlig aus, die Verfolgung sich schnell bewegender Objekte ist allerdings Glückssache. Mit nur einer einzigen Kamera wollte ich die Reise aber sowieso nicht antreten. Zu groß war mir die Gefahr, dass die Kamera dann doch den Geist aufgibt – und anders als in Europa oder Neuseeland kann ich in der afrikanischen Wildnis nicht so schnell Ersatz beschaffen. Dieses Szenario wollte ich somit unbedingt vermeiden. Das Gewicht spielt ohnehin eine untergeordnete Rolle, da man sich sowieso die ganze Zeit im Auto aufhält.

Daher kaufte ich mir einige Wochen vor der Abreise eine gebrauchte 70D als Hauptkamera für die Tieraufnahmen. Der Nachfolger 80D war zwar auch schon erhältlich, hätte aber das Dreifache gekostet und mir vermutlich keinen wirklichen Mehrwert geboten. Klar, die 80D hat einen neueren Sensor mit mehr Dynamikumfang und einen besseren Autofokus. Aber auch das AF-Modul der 70D galt schon in der Ur-7D lange Jahre als die Referenz für Wildlife-Aufnahmen. Und mit Canons Dual-Pixel-Autofokustechnologie sollte ich auch in den Genuss eines schnellen Autofokus im Liveview und damit beim Filmen kommen.

Löwen im Serengeti National Park

Fotoausrüstung auf Safari

Dabei hatte ich damit in Summe folgendes Kameraequipment:

  • Canon EOS 6D mit dem EF 24-105 f/4 für den Standardbereich und dem 16-35 f/2.8 (Version I) als Weitwinkelobjektiv
  • Canon EOS 70D mit dem EF 100-400 f/4.5-5.6 (Version I)
  • Reisestativ
  • Filter (1x Polfilter, 2x Graufilter)
  • Reinigungsset
  • 6 Akkus
  • Speicherkarten mit insgesamt 224 GB Speicherplatz
  • Taschenlampe
  • Fernauslöser

Erfahrungsbericht aus Tansania

Zoll

Vorsichtshalber meldete ich meine Ausrüstung beim deutschen Zoll an, um bei der Wiedereinreise keine Probleme zu bekommen. Bislang hat sich zwar noch nie jemand für meine Ware interessiert. Da ich aber über die Niederlande wieder in die EU einreisen würde, wollte ich auf Nummer sicher gehen. Der Prozess ist relativ unkompliziert, nimmt aber ein wenig Zeit in Anspruch. Gegen Vorlage der Ware beim lokalen Zollamt wird ein Formular mit den entsprechenden Bezeichnungen und Seriennummern ausgestellt. Das Ganze ist kostenlos und kann zumindest in Deutschland gegebenenfalls auch noch am Flughafen durchgeführt werden. Alternativ können auch Rechnungen als Nachweis eines Kaufs innerhalb der EU anerkannt werden. Das schied aber bei mir aus, da meine Ausrüstung fast ausschließlich aus Gebrauchtware besteht.

Letztlich hatte ich bei der Wiedereinreise keinerlei Probleme. Auch diesmal wurde ich nach Vorlage des Formulars wieder freundlich durchgewunken, ohne dass sich jemand für den Inhalt meines Rucksacks interessiert hätte. Aber gut, aus Tansania importiert vermutlich auch niemand illegal Elektronik.

Flughafen

Solch eine umfangreiche Fotoausrüstung braucht Platz und wiegt natürlich auch einiges. Ich kam auf rund sieben Kilogramm im Handgepäck, einzig das Stativ verstaute ich im Aufgabegepäck. Damit war ich noch locker unter dem Limit von zwölf Kilogramm auf meinem Flug mit KLM. Je nachdem kann das Limit aber auch tiefer liegen und sollte daher in jedem Fall im Vorfeld abgeklärt werden, um böse Überraschungen zu vermeiden. Gewogen wurde mein Handgepäck noch nie, dafür musste ich diesmal sowohl beim Hinflug in Amsterdam als auch beim Rückflug am Kilimanjaro-Flughafen meinen Rucksack komplett auspacken und die Funktionstüchtigkeit der Kameras und meines Laptops vorführen.

Vögel im Lake Manyara National Park

Sicherheit und Diebstahlgefahr

Obwohl man als Pauschaltourist auf Safari das Land gegebenenfalls ein wenig durch ein Schaufenster wahrnimmt, sollte man nie vergessen, dass man sich in einem Drittweltland befindet. Der Inhalt meines Rucksacks entspricht hier mehreren Monats-, wenn nicht Jahresgehältern. Insofern empfiehlt es sich, einen eher unauffälligen Rucksack zu nutzen, der nicht direkt Rückschlüsse auf den Inhalt gibt. Auf Safari in den Nationalparks dürfte das Diebstahlrisiko eher gering sein, in den Städten und auf stadtnahen Campingplätzen hatte ich meinen Rucksack aber lieber immer in meiner Nähe. Außer Sichtweite war der Rucksack grundsätzlich nur beim Duschen, und dann hat jemand aus meiner Reisegruppe ein wachsames Auge darauf gehalten. Zudem bewahre ich meine Speicherkarten auch nie in den Kameras, sondern immer separat auf, um im Zweifelsfall zumindest die emotional wertvollen Fotos bei einem Überfall behalten zu können.

Umwelteinflüsse

Das Klima in Tansania ist tropisch, fällt aber aus topografischen Gründen je nach Region sehr unterschiedlich aus. Während meines Aufenthalts Ende September herrschte die für den tropischen Winter typische Trockenzeit in Arusha und in den Nationalparks vor. Tagsüber war es angenehm warm bis heiß, am Ngorongoro gingen die Temperaturen nachts bis auf den Gefrierpunkt zurück. Die Temperaturunterschiede waren für die Kameraausrüstung wegen der trockenen Luft aber unproblematisch. Gefahr durch Kondensation bestand nicht. Während der Regenzeit dürfte das natürlich anders aussehen.

Als weitaus problematischer erwies sich der wegen der Trockenheit vorherrschende Staub. In den Nationalparks Tarangire und Lake Manyara war es noch erträglich, der Weg von dort in den Ngorongoro-Krater und insbesondere weiter in die Serengeti dagegen sehr grenzwertig. Diese Schotterpisten werden nicht nur von Safarigästen befahren, sondern auch von zahlreichen Lkws, die ständig Staub aufwirbeln. Ich habe die Kameras daher so oft es ging im Rucksack verstaut oder mit einem Handtuch abgedeckt, die Sachen waren aber am Ende trotzdem genau wie alles andere in Staub getränkt. In die wichtigen Bestandteile der Objektive und Kameras ist glücklicherweise kein Staub eingedrungen. Allerdings hatte ich nach ein paar Tagen Mühe, die Streulichtblenden auf- und abzuschrauben und musste öfters die Gewinde reinigen.

Ein weiterer Punkt sind die holprigen Schotterpisten. Nicht nur für einen selbst ist das mit der Zeit ermüdend, auch die Kameras mit ihrer filigranen Mechanik werden beim Fahren ordentlich durchgeschüttelt. Ich hatte die Kameras deswegen so oft es ging auf dem Schoß liegen oder in der Hand, um die Stöße abzufedern. Als optimal erwies sich die parallele Nutzung zweier Kameras. Einerseits hatte ich so eine große Flexibilität mit dem Standardobjektiv auf der 6D und dem Tele auf der 70D. Andererseits konnte ich so Objektivwechsel vermeiden, die bei der staubigen Luft sicher nicht ratsam gewesen wären.

Elefanten im Lake Manyara National Park

Brennweitenbereich

Im Vorfeld hatte ich sehr unterschiedliche Berichte gelesen, welche Brennweiten – insbesondere im Telebereich – für eine Safari erforderlich sind. Letztlich würde ich behaupten, es mit meiner Wahl ziemlich optimal getroffen zu haben. Den Standardbereich mit dem 24-105mm wollte ich nicht missen. Zum einen um die grandiosen Weiten der Nationalparks in Szene zu setzen und zum anderen, da das eine oder andere Tier auch mal direkt am Fahrzeug vorbeischaute. Im Telebereich war ich um den APS-C-Crop sehr froh. Die auf Kleinbild umgerechneten 600mm habe ich recht häufig verwendet. Mehr wäre nur in wenigen Situationen hilfreich gewesen. Aufgrund des Staubs und der flimmernden Hitze konnte man weiter entfernt ohnehin nichts sinnvoll fotografieren.

Am ehesten hätte ich noch auf das Weitwinkelobjektiv verzichten können. Die Landschaft hätte zwar sicher auch einige Weitwinkelaufnahmen hergegeben, aber durch den straffen Zeitplan gab es eigentlich keine Möglichkeit, irgendwo das Stativ aufzubauen und sich Zeit für die Suche nach einem Motiv zu machen. Zumal es zwischen den Löwen im Nationalpark ohnehin nicht ratsam ist, aus dem Fahrzeug auszusteigen. Den einzigen Einsatz hatte das Objektiv beim Fotografieren der Milchstraße über dem Ngorongoro-Krater.

Gazellen im Serengeti National Park

Zoom vs. Festbrennweite

Ich bin ein Zoomer. Ja, das Fotografieren mit Festbrennweiten hat seinen Reiz und ja, man setzt sich mit Sicherheit mehr mit dem Motiv auseinander und ja, die Bildqualität von Festbrennweiten ist im Zweifelsfall besser. Auf der Safari hat sich aber einmal mehr bewiesen, dass die Flexibilität eines Zooms durch nichts zu ersetzen ist. Es gab einige Situationen, bei denen ich spontan reagieren musste, was so mit einer Festbrennweite nicht möglich gewesen wäre. Als weiterer Vorteil der Zooms erwies sich der Bildstabilisator. Weniger für Fotos, denn die Belichtungszeit und der ISO-Bereich waren nie wirklich kritisch, sondern vielmehr beim Filmen. Aus der Hand wackeln die Filmaufnahmen bei 600mm naturgemäß trotzdem, aber sie sind brauchbar. Ohne Stabilisator wäre es vermutlich deutlich schwieriger geworden.

Elektrizität

Kameras brauchen Strom – und den gibt es in der afrikanischen Wildnis natürlich nicht im Überfluss. Wer in den etwas luxuriöseren Lodges übernachtet, kann vermutlich jede Nacht die Akkus aufladen. Wir haben auf einfachen Campingplätzen im Zelt übernachtet, meistens ohne Strom. Maximal gab es die Möglichkeit, Handys per USB aufzuladen. Daher war ich froh, genügend Akkukapazität und eine Powerbank dabei zu haben. Hier spielt die Spiegelreflexkamera ihren Vorteil gegenüber spiegellosen Systemkameras aus. Weiß nicht, wie viele Akkus ich bei einer Sony A7 gebraucht hätte :-P .

Zebra Crossing?

Fazit

Würde ich beim nächsten Mal wieder die gleiche Wahl treffen? Vermutlich schon. Zumindest, solange ich im Canon-System verankert bin. Die DSLRs haben erneut bewiesen, dass sie auch widrigsten Umwelteinflüssen gewachsen sind. Die Kameras und Objektive musste ich außen zwar zu Hause ordentlich reinigen, in die „Innereien“ ist der Staub aber nicht vorgedrungen. Die Kombination mit zwei Kameras und den drei Objektiven hat sich als ideal erwiesen. Und trotzdem schiele ich natürlich ein wenig neidisch zu Sony. Einen höheren Dynamikumfang, IBIS und 4K-Video wünsche ich mir schon lange … :-)

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