Normalerweise gehe ich ja immer nach Österreich zum Skifahren. Da es dort die modernsten Anlagen, somit wenig Wartezeiten, komfortable Infrastruktur und breite Pisten gibt. Also ganz ehrlich, dass man nicht auf jedem Lift eine Sitzheizung und orange Hauben hat, ist ja noch gerade so verkraftbar. Aber was sich mir im Skigebiet Leontica bot, war wirklich unter jeder Akzeptanzgrenze.
Zunächst ist da mal der Parkplatz, der sich viel zu weit unterhalb der Bahn befindet und eigentlich nur aus einer Strasse besteht. Alles viel zu eng, hier gehört definitiv ein Parkhaus hin. Ohne einen ebenirdischen Zugang zur Talstation der Zubringerbahn sehen die mich dort sicher nicht mehr. Und überhaupt, dass es in diesem Gebiet scheinbar nicht eine einzige Schneekanone gibt, ist doch unvorstellbar. Die Talabfahrt war natürlich gesperrt, weil gar kein Schnee lag. So etwas gehört doch wirklich nicht mehr ins 21. Jahrhundert. Dazu kommt, dass die Talabfahrt wie die restlichen Pisten im Gebiet weder durch Fangnetze gesichert sind, noch sind irgendwelche Geländekorrekturen zur Sicherheitserhöhung vorgenommen worden. So geht das doch nicht!
So geht das doch nicht!
Die langsame Zubringersesselbahn, Marke Uralt scheinbar, klappert wie blöd. Dass so etwas zugelassen wird!? Da bekommt man es ja mit der Angst zu tun. Übrigens fehlt an der Bergstation die LED-Anzeige zum optimalen Schliessbügelöffnungszeitpunkt. Lebensgefährlich!
Erster Lift und schon anstehen, kein Wunder bei diesen alten Anlagen. Zudem viel zu steil und eisig für einen Übungslift. Hier gehört definitiv eine Sesselbahn hin. Bei den vielen Kindern darf ein automatischer Schliessbügel natürlich nicht fehlen.
Also erstens, der Skilift, den man hier sieht, ist viel zu steil. Und dann auch noch die Kurzbügel, das mag ja 1960 noch in Ordnung gewesen sein, aber heute geht das wirklich nicht mehr. Fällt auch jemandem der fehlende Fangzaun in der Nähe des Gebäudes auf? Die Matte alleine hilft ja niemandem. Wenn schon so, dann bitte eine Tempo 30-Familienpiste einrichten!
Wartezeiten, kein Platz und viel zu gefährlich!
Nach 30 Minuten anstehen und 20 Minuten Fahrt erreicht man dann die Bergstation dieser lahmen Krücke mitten im Skigebiet. Also bevor hier keine 8er Sesselbahn steht, komme ich nicht mehr. Die Piste müsste man auch mal verbreitern, ist ja kaum Platz zum Fahren.
Leider hat man das Gebiet so strategisch schlecht gelegt, dass bis auf einen Skilift schnell alles im Schatten liegt. Dementsprechend fahren alle Leute dort, was zu dieser inakzeptablen Warteschlange führt. Dazu kommt noch, dass man hier nicht mal angebügelt wird. Für Self-service am Skilift bezahle ich doch keine 15 Franken!
„Nara Beach“ mit Solarstrom. Na ja, hier kommt hoffentlich bald ein drehbares Panoramarestaurant hin.
Was macht dieser Buckel denn da mitten auf der Piste? Enorm gefährlich, sieht man ja gar nicht, wo man hinfährt!
Nein, also bevor sich da nicht einiges tut, fahre ich doch lieber wieder nach Sölden, Serfaus oder Ischgl. Ach ja, Après-Ski kann man übrigens komplett vergessen. Gibt weder Bars noch Diskotheken im Ort.
… oder mit anderen Worten: eines der genialsten Skigebiete, in denen ich je war! :D
Eines der genialsten Skigebiete überhaupt
Mitten im malerischen Valle di Blenio, das sich von Biasca bis zum Passo del Lucomagno erstreckt, trifft man auf das 250-Seelen Dorf Leontica. Seit 2004 gehört die bis dahin eigenständige Gemeinde der Comune d’Aquarossa an, die durch eine Fusion mit acht weiteren Gemeinden entstand. An einem Osthang in 800-900 Meter Höhe gelegen erstreckt sich das Dorf Leontica mit seinen schmalen Gassen und Wegen, die tessin-typisch bereits ein sehr südländisches Flair und italienischen Charakter besitzen.
Zur Geschichte des Skigebiets Leontica – Nara
Eine Sesselbahn und ein Schlepplift als Start
Ganz zuoberst, etwas ausserhalb des Orts, wurde im Sommer 1967 mit dem Bau einer Sesselbahn begonnen. Wie in so vielen anderen Tessiner Gemeinden wollte auch Leontica den Anschluss an den boomenden Wintertourismus nicht verpassen. Die gute Schneelage der vergangenen Winter erlaubte zunächst den Bau der angesprochenen Sesselbahn sowie eines Skilifts als Ergänzungs- und Beschäftigungsanlage in einer Höhenlage zwischen 1400 und 1750 Metern. Während die Arbeiten an der knapp zwei Kilometer langen fixen Zweiersesselbahn durch die Firma Städeli ausgeführt wurden, bekam Garaventa den Zuschlag zum Bau des Skilifts Lagunc, einem steilen Kurzbügelschlepplift. Mit einem typisch tessinerischen, kleinen Bergrestaurant wurde das Angebot für die ersten beiden Jahre abgerundet.
Schon bald aber sah man sich gezwungen, das Skigebiet auszubauen. Auf die Dauer war es zu uninteressant, in einer derart langen Sesselbahn als Zubringer zu sitzen, um dann lediglich einen Skilift mittlerer Länge als Beschäftigungsanlage zu haben. Die von der Sesselbahn erschlossene Talabfahrt dürfte aufgrund der moderaten Höhenlage damals wie heute nur selten geöffnet gewesen sein.
Erweiterung mit zusätzlichen Bahnen in den 70ern
1969 schliesslich, zwei Jahre nach der Gründung des Skigebiets, wurde der heutige Dreh- und Angelpunkt Cancorì um einen weiteren Skilift ergänzt, diesmal wiederum von Städeli. Beim Lift handelte es sich um ein leichtes Exemplar der Zürcher Firma mit Fachwerkportalstützen. Mit dem Lift wurden zwar keine neuen Pisten erschlossen, dennoch stellte er eine Entlastung für die grosse Schwesteranlage, den Skilift Lagunc dar, tummelten sich doch fortan die weniger geübten Gäste eher an diesem kürzeren und flacheren Lift. Dennoch sei an dieser Stelle erwähnt, dass auch der Skilift Fontanelle, wie er mit bürgerlichem Namen heisst, für einen Anfängerlift steile Passagen aufweist. In späteren Jahren wurde die Anlage in Eigenregie auf Langteller umgerüstet, um den Gästetransport zu vereinfachen.
Die erste und bislang auch einzige Erweiterung des Skigebiets erfolgte 1974 mit dem Bau einer zweiten Sektion Sesselbahn zur Alpe di Nara, welche wiederum durch einen Skilift bis zuoberst auf den Grat am Bassa di Nara ergänzt wurde. Auch diesmal rückten die Konstrukteure aus Oetwil am See an, um die rekordverdächtige Sesselbahn und den Skilift aufzustellen. Mit einer Länge von über 2,2 Kilometern ist die Sesselbahn Cancorì-Alpe di Nara heute die längste fixe Sesselbahn der gesamten Schweiz.
Durch den Bau der beiden Anlagen in den 70er Jahren entwickelte sich Cancorì zum zentralen Punkt des Gebiets. Von hier aus erreicht man quasi jede Anlage des Skiterritoriums, ebenso kommt man bei einer Abfahrt auf den Pisten der Sesselbahn Alpe di Nara sowie den beiden Skiliften Fontanelle und Lagunc zwangsläufig hier vorbei. Nicht wirklich erstaunlich ist daher die Tatsache, dass das Bergrestaurant auf Cancorì das einzige neben zwei kleineren Bars weiter oben im Skigebiet geblieben ist. Nach einer Modernisierung erstrahlt es heute innen in neuem Glanz, der Aussenfassade darf mit Stolz das Prädikat „Italo-Trash“ verliehen werden.
Eine kuppelbare Sesselbahn in der Sparversion
1995 wurde die bislang letzte grössere Investition an der Seilbahntechnik vorgenommen, mit dem Ersatz der ersten Sektion. Die lange Fahrzeit der fixen Sesselbahn war speziell an kalten Wintertagen kein Vergnügen, sodass man sich zu einem Umbau in eine kuppelbare Bahn mit Wetterschutzhauben entschied. Bedingt durch die begrenzten finanziellen Möglichkeiten suchte man nach einer kostengünstigen Alternative, die man mit einem Angebot der Sterzinger Firma Leitner fand. Eine kuppelbare Zweiersesselbahn mit Hauben, die bis heute einzige der Schweiz, wurde von Leitner realisiert. Dabei konnten wesentliche Bestandteile der Vorgängerbahn, wie beispielsweise die Stützen, übernommen werden. Seither erreicht man Cancorì in nurmehr der Hälfte der ursprünglichen Fahrzeit.
Die Pisten in Leontica
Ein Blick auf den Pistenplan zeigt, dass man in Leontica keine absoluten Könner-Pisten erwarten kann. Schwarz klassierte Abfahrten findet man im gesamten Gebiet nicht, blaue und rote Abfahrten prägen das Erscheinungsbild der sanften Hänge. Allerdings braucht es auch keine steilen Abfahrten, so interessant trassiert sind doch die flachen Exemplare. Neben einer enormen Variantenvielfalt speziell im Bereich Lagunc sind die Pisten in Nara noch durch das Landschaftbild geprägt und nicht etwa das Landschaftsbild durch die Pisten. Muldenlagen, Coupierungen, enge Passagen zwischen den Häusern der teilweise auch im Winter bewohnten Weile. All dies findet man in zahllosen Variationen. Auch die Abfahrten am Skilift Bassa di Nara zuoberst im Gebiet eignen sich vorzüglich einerseits zum Carven, andererseits laden sie aber auch zu einer Abfahrt im Kurzschwung ein. Steilere Passagen wechseln sich mit flachen Stücken wunderbar ab.
Neben den Skifahrern hat man sich in Leontica auch auf Schlittler spezialisiert. Eine Schlittelbahn führt von der Bergstation der Sesselbahn Alpe di Nara bis hinunter zur Talstation nach Leontica und führt dabei durch Waldpassagen und unberührte Winterlandschaften mit einer totalen Höhendifferenz von über 1000 Höhenmetern. Gerade das sorgt allerdings zu einem Engpass an der zweiten Sektion Sesselbahn. Mit ihrer Förderleistung von 380 Personen pro Stunde ohnehin schon chronisch überfordert, sind Wartezeiten vor allem dann, wenn die Sonne den unteren Teil des Gebiets verlässt, an der Tagesordnung. Im Hochwinter liegt das Gebiet um Cancorì ab 13 Uhr im Schatten, weswegen es jeden mit der Sesselbahn zur noch bis 16 Uhr sonnigen Alpe di Nara zieht. Aber hier stören einen auch eine halbe Stunde Wartezeit nicht.
Betrieb dank des Skiclubs Amici del Nara
Der Vorteil der ganzen Sache ist nämlich, dass bei der Abfahrt überhaupt nichts los ist, ein enormer Pluspunkt kleinerer Gebiete generell. Und nicht zuletzt sorgen auch die Bilderbuch-Liftangestellten mit 70er-Akzenten für einen weiteren Schuss Originalität. A propos Personal: Das Gebiet wird seit einigen Jahren von ehrenamtlich agierenden Mitgliedern des Skiclubs „Amici del Nara“ betrieben. Die schneearmen Winter der 90er Jahre sorgten dafür, dass sich das Gebiet in bewährter Form nicht mehr finanzieren konnte. Der Verein hat sich nun zum Ziel gesetzt, das Skigebiet so lange es geht in der derzeitigen Form weiterzuführen. Ausserhalb der Schulferien setzt man allein auf Wochenendbetrieb, Sommer wie Winter.
Bleibt zu hoffen, dass das Konzept aufgeht. Leute hatte bei meinem Besuch defintiv genug! Speziell wenn man bedenkt, dass das Gebiet durch seine Unabhängigkeit so ziemlich das einzige im Tessin ist, das nicht mit irgendwelchen politischen Querelen zu tun hat, freut man sich umso mehr über positive Meldungen aus Leontica!
Anreise mit Hindernissen nach Leontica
Obwohl der Tag schon in aller Frühe begann, trafen wir erst um die Mittagszeit in Leontica ein. Einmal verantwortlich dafür war die doch ohnehin schon lange Anreise vom Bündnerland ins Tessin, andererseits aber auch die Strasse über den Lukmanierpass. Schon immer wollte ich den Pass einmal im Winter befahren, mit dem Ausflug nach Leontica liess sich dies nun bestens kombinieren. Da der Pass allerdings nicht schwarz geräumt wird, erschwerte sich die Anfahrt über die schneebedeckte Strasse ein wenig. Die Nordseite fuhr sich bestens, die Südseite hingegen glich dem Cresta-Run in St. Moritz. Selten eine derart vereiste Piste gesehen… Und da beschwert man sich im Flachland, wenn mal nicht gestreut wird ;) .
Nach rund 2,5 Stunden passierten wir schliesslich das Ortsschild von Leontica, hinter dem uns sofort ein Angestellter des Skigebiets einwies, allerdings in die völlig falsche Richtung, nämlich in den südlichen Teil des Dorfs. Nach wenigen Metern war allerdings klar, warum: der fortgeschrittenen Tageszeit wegen waren sämtliche Parkplätze in der Nähe der Sesselbahn bereits belegt und so blieb uns nichts anderes übrig, als im hintersten Teil Leonticas zu parkieren. Der anschliessende Marsch in Skischuhen über etwa 1,5 Kilometer und 50 Meter Höhe war zwar nicht angenehm, irgendwie stimmte er einen aber bereits auf die besondere Atmosphäre dieses Ticino-Klassikers ein. Krönung der ganzen Wanderung war dann schliesslich eine völlig vereiste Wiese, über die es zur Sesselbahn ging. Wo man woanders Aufwärmübungen vor der ersten Abfahrt macht, ist man in Leontica bereits nass geschwitzt, wenn man die Talstation erreicht ;) .
Mit der Sesselbahn Cancorì ins Skigebiet
Einen Vorteil hatte die ganze Sache aber. Inzwischen war es so spät, dass man bereits eine Nachmittagskarte lösen konnte. Mit Studentenrabatt kam ich auf gerade mal 15 CHF. Wer sich da noch beschwert, dem ist wirklich nicht mehr zu helfen! Interessanterweise wurden die Karten übrigens nur an der Talstation elektronisch kontrolliert. Im Skigebiet selbst werden nicht mal die Fahrten durch simple Drehkreuze gezählt.
Ein Überblick über die geöffneten, bzw. die geschlossenen Abfahrten. Entgegen der Tafel war die Talabfahrt geschlossen, lediglich der Schlittelweg war geöffnet, dafür wurde die Piste 2 später noch geöffnet.
Die Talstation der Sesselbahn Leontica-Cancorì im simplen, aber effektiven Tunnelröhren-Design. Über die Farbwahl der Stationen kann man streiten, ich empfand es gemeinsam mit den gelben Sesseln im Sonnenlicht eher kultig als störend. Bei genauer Betrachtung fällt der ausgedehnte Stationsumlauf auf. Da die Bahn an einem steilen Hang steht, war ein 90°-Einstieg erforderlich.
Ein Blick ins nördliche Valle di Blenio.
Gemächlich ging es mit der bei weitem nicht auf voller Geschwindigkeit fahrenden Sesselbahn nach Cancorì. Ganz so eng wie die Carlevaro-Kabinen sind die Leitner-Schalensessel nicht, ich bin allerdings auch durchaus schon Geräumigeres aus Italien gefahren.
Die eher suboptimale Schneelage spiegelt sich auf diesem Bild der Talabfahrt wieder. Der serpentinenartige, von Schlittlern genutzte Weg, war zwar fahrbar, die direkte rote Abfahrt hingegen hätte sicher für den einen oder anderen Kratzer im Belag gesorgt.
Bereits auf halber Strecke entdeckt man die ersten kleineren Weiler unterhalb von Cancorì, die teilweise auch im Winter bewohnt sind.
Cancorì mit der Bergstation und angebauter Garage der Sesselbahn sowie dem Skilift Lagunc am linken Bildrand. Er führt bis zum sichtbaren Waldgebiet und liegt, wie die ganze Ebene bereits um die Mittagszeit im Schatten. Das Bild zeigt – abgesehen natürlich von der umgebauten Sesselbahn – den Erschliessungsstand aus dem Jahr 1967. Am rechten Bildrand kann man noch einen Teil des Bergrestaurants, das passenderweise den Namen „La Baracca“ trägt, erahnen.
Einfahren am Schlepplift Fontanelle
Der bereits im Einführungstext erwähnte Skilift Fontanelle, ein leichter Übungslift von Städeli. Frisch gestrichen macht er optisch wie alle Anlagen im Gebiet einen gut gepflegten Eindruck.
Eine der steileren Passagen dieses Skilifts.
Ausstiegsstelle des Skilifts Fontanelle, inmitten einer kleinen Hochebene.
Ein Original von annodazumal – der Schlepplift Lagnuc
Dieser beim Fahren entstandene Schnappschuss ist zwar nicht von herausragender Qualität, zeigt aber zwei grosse Pluspunkte des Gebiets. Einmal die links ersichtlichen schön zu fahrenden Wellen in der Piste, andererseits den wunderschönen steilen Kurzbügelskilift Lagunc. So etwas findet man heute einfach viel zu selten!
Der Skilift Lagunc mit dem noch sonnigen Valle di Blenio im Hintergrund.
Ein Überblick über die durchwegs steile Trassierung des Skilifts Lagunc zwischen den Häusern hindurch. Links und rechts des Lifts finden sich die angesprochenen zahlreichen Pistenvarianten. Alle kann man an einem Nachmittag gar nicht fahren, so viele sind es!
Ausstieg Skilift Lagunc. Fachwerkstützen sind einfach ein tolles Fotosujet.
Ein Überblick über den Bereich Cancorì-Lagunc mit den beiden Skiliften. Hier wird nochmals deutlich, dass der Skilift Fontanelle ansich keine eigene Geländekammer erschliesst, sondern die gleichen Pisten wie der Skilift Lagunc.
In die zweite Etage mit der Sesselbahn Alpe di Nara
Am Einstieg der gemütlichen Sesselbahn zur Alpe di Nara. Rechts davon befindet sich einer von zwei kleineren Ponyliften, die das Skischulgelände zieren.
Nach der ersten Kuppe verläuft die Sesselbahn weitgehend eben, teilweise sogar leicht abschüssig über eine weitläufige Hochebene, an die sich dann ein steiles Waldstück anschliesst. Die Skipiste verläuft aus dieser Perspektive gesehen weit links oberhalb, die Schlittelbahn kreuzt an dieser Stelle die Sesselbahn und führt dann rechter Hand über die Ebene. Wieder kommt man an einem bewohnten Weiler vorbei. Hauptfortbewegungsmittel sind hier Schneetöffs und das …
Rustikaler Aufprallschutz, garantiert CEN-konform!
Nach dem Steilhang im Wald wird ein erster Blick auf die Skipiste an der Sesselbahn möglich. Auffallend: Trotz voll besetzter Sesselbahn ist die Piste faktisch leer. So muss das sein!
Die schlichte Umlenkstation am Berg mit einem interessanten technischen Detail. Der Durchmesser der Seilscheibe ist deutlich geringer als die Seilspur, was mittels schräger Rollen auf der letzten Stütze kompensiert wird.
Mit dem Schlepplift Bassa di Nara zum höchsten Punkt des Skigebiets
Dieser Städeli-Skilift zum Bassa di Nara bildet den Abschluss einer auch technisch sehr interessanten Liftkette. Auch dieser Lift wurde in Eigenregie auf Langbügel umgebaut, die erste Stütze wirkt daher etwas improvisiert. Nach über 35 Jahren mit Dieselantrieb konnte im vergangenen Sommer eine Stromleitung zur Talstation gebaut werden und der Diesel- durch einen Eletroantrieb ersetzt werden. Damit sind nun alle Weichen zur Nominierung zum „Greenest Swiss Ski Resort Award“ gestellt ;) .
Der untere Abschnitt dieser eher kurzen Anlage.
Schon bald ist die Bergstation auf dem Grat erreicht. Rechts übrigens der höchst gelegene Tessiner Strand, „Nara Beach“.
Beeindruckendes Panorama auf die Leventina
Einige Meter Aufstieg sind ab dem Ausstieg aus dem Skilift noch zu bewältigen, ehe sich einem dieser überwältigende Blick auf die Leventina bietet.
Ein paar Meter weiter konnte man auch einen Blick auf die Skihänge von Carì erhaschen. An der Talstation der ersten Sektion stand ich bereits knapp drei Monate zuvor.
Ein Überblick über diesen schönen Flecken Erde. Rechts geht es steil hinab in das Valle Leventina, rechts locken die Pisten am Skilift Bassa di Nara auf der Seite des Bleniotals.
Die in natürlicher Weise dem Relief folgende Piste am Skilift Bassa di Nara. So macht Skifahren Spass!
Am Skilift Bassa di Nara. Dank der hier flach abfallenden Gipfel westlich des Lifts kann man hier noch fast bis Betriebsschluss die Sonne geniessen.
Mit einer letzten Fahrt am inzwischen leeren Skilift Lagunc verabschiedeten wir uns von Cancorì und traten die Talfahrt nach Leontica an.
Obwohl es nun bis zum Auto kontinuierlich bergab ging, war ans einfache Anschnallen der Ski nicht zu denken. Schnee war Mangelware an diesem sonnigen Hang, sodass uns nichts anderes übrig blieb, als wieder zu Fuss den Weg durch das Dorf zu bestreiten. Und so kam, was kommen musste, beim Abstieg über die inzwischen wieder schattige und gefrorene Wiese rutschte ich aus. Positiver ausgedrückt könnte man auch sagen, dass ich einmal die Funktionstüchtigkeit des Rückenprotektors und Helms ausprobieren wollte ;) . Wie dem auch sei, Hauptsache, die Kamera trug keine Blessuren davon!
Fazit
Leontica ist sicher eines der mit Abstand kultigsten Skigebiete der gesamten Schweiz. Wären da nicht die ganzen Schweizer Seilbahnanlagen, könnte man glatt meinen, man würde sich in einem italienischen Skigebiet der 70er Jahre befinden. Die Anreise, das Personal, die klapprigen Lifte, das Restaurant, … Irgendwie ist das alles Kult in Perfektion. Hinzu kommen die sehens- und fahrenswerten Pisten, die mich ein wenig an Bivio erinnerten. Wellig, abwechlungsreich und eine Vielzahl an Varianten pro Lift – und daher natürlich leer. Wieder einmal zeigt sich der Grundsatz, dass ein optimales Verhältnis zwischen Lift- und Pistenkapazität ein essentieller Faktor für den Spass am Skifahren ist. Einziger Wermutstropfen ist, dass der grösste Teil des Skigebiets im Hochwinter bereits nach 12.00 Uhr im Schatten liegt. Aber das schmälert den positiven Gesamteindruck natürlich überhaupt nicht.
Andere Leute würden um Leontica wahrscheinlich einen grossen Bogen machen. Aber in meinen Augen ist ein Skigebiet wie Leontica einer der Gründe, warum es sich trotz dem fortwährenden Modernisierungswahn einer dem Komfort verfallenen Gesellschaft immer noch lohnt, skizufahren.
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Felix ist Fotograf und Autor, spezialisiert auf Landschafts- und Reisefotografie und zu Hause im Saarland und der ganzen Welt. Wenn er nicht gerade in der Natur oder den Bergen unterwegs ist, schreibt er hier über seine Reisen, die Fotografie oder über sein liebstes Fortbewegungsmittel, die Seilbahn.