Die Geschichte des Matterhorn-Express in Zermatt

Das Schweizer Bergdorf Zermatt im südlichen Wallis ist vor allem aus einem Grund so populär. Mit dem Matterhorn steht hoch über dem Talgrund der vielleicht bekannteste Gipfel der Welt. Seit Jahrhunderten strömen Touristen in das Mattertal, um die einmalige Bergwelt mit ihren unzähligen Viertausendern in ihrer ganzen Pracht zu bestaunen. Wenig erstaunlich siedeln sich daher auch schon früh die ersten Bergbahnen an, um den Touristen die Möglichkeit zu geben, den Bergen ein Stück näher zu kommen. Der Matterhorn-Express ist heute die Seilbahn, die dem Berg der Berge am nächsten kommt. Über die Zwischenstationen Furi und Aroleid erschliesst die Anlage seit dem Jahr 2002 den Schwarzsee unterhalb des Hörnligrats am Matterhorn. Eine Verlängerung ermöglicht seit 2009 auch den Zugang zum Sommerskigebiet am Trockenen Steg. Eine einmalige Seilbahn mit spannender Technik und Geschichte.

Eine Seilbahn auf das Matterhorn?

Die Zermatter Bergwelt ist bereits seit Ende des 19. Jahrhunderts für Touristen bequem zugänglich. Im Jahr 1898 nimmt die Zahnradbahn auf den Gornergrat den Betrieb auf. Schon zu dieser Zeit existieren Ideen, auch den Gipfel des Matterhorns mit einer Kombination aus Zahnrad- und Standseilbahnen zu erschliessen. Die Behörden erteilen sogar eine Konzession, doch der Plan wird nie in die Realität umgesetzt. Die ersten Aufstiegshilfen in diesem Bereich entstehen daher erst ein halbes Jahrhundert später. Nachdem Anfang der 1940er Jahre der erste Schlepplift in Zermatt eröffnet werden kann, folgen gut zehn Jahre später die ersten Luftseilbahnen.

Unter anderem entsteht am südlichen Dorfrand eine Pendelbahn zum Weiler Furi, die im August 1956 den Betrieb aufnehmen kann. Die Hauptattraktion öffnet allerdings erst im Jahr darauf ihre Pforten. Eine zweite Sektion führt fortan von Furi bis zum Schwarzsee in 2500 Metern Höhe. Kostrukteur beider Anlagen sind die Ludwig Von Rollschen Eisenwerke. Typisch für den Berner Hersteller werden die Bahnen mit je zwei Trag- und zwei Zugseilen je Fahrspur ausgestattet. Lieferant der jeweils 40 Personen fassenden Kabinen ist die Schweizerische Industriegesellschaft.

Im rasant wachsenden Skigebiet von Zermatt sind die beiden Luftseilbahnen schon bald völlig überlastet. Aus diesem Grund entstehen Mitte der 60er Jahre zwei neue, teils parallele Luftseilbahnen über Furi nach Furgg mit 80er-Kabinen. Eine dritte Sektion ermöglicht ab 1965 den Zugang zum Trockenen Steg und damit zum Sommerskigebiet Theodulgletscher. Der Höhepunkt der Erschliessung ist 1979 die Eröffnung der Seilbahn auf das über 3800 Meter hohe Klein Matterhorn. Der Besucheransturm lässt nicht lange auf sich warten, sodass 1982 eine Direktverbindung von Furi zum Trockenen Steg entsteht, gleichzeitig ersetzt eine Einseilumlaufbahn die erste Sektion Pendelbahn von 1956 nach Furi. Bei dieser handelt es sich erneut um eine Konstruktion der Firma Von Roll, ausgestattet mit den seltenen Kuppelklemmen vom Typ VR104.

Mit dem Matterhorn-Express von Zermatt zum Schwarzsee

Die neue Bahn kann nicht an die Langlebigkeit ihres Vorgängers anknüpfen. Nach gerade einmal 20 Jahren Betrieb wird sie daher durch den heutigen Matterhorn-Express ersetzt. Im gleichen Zug erfolgt auch der Ersatz der zweiten Teilstrecke zum Schwarzsee, die zu diesem Zeitpunkt immer noch unverändert aus den 50er Jahren besteht. Bei der neuen Seilbahn handelt es sich um eine kuppelbare Einseilumlaufbahn der Firma Doppelmayr, ausgestattet mit achtplätzigen Kabinen aus dem Hause CWA. Durch den Neubau ist es möglich, dass der Schwarzsee ohne Umstieg auf Furi erreicht werden kann. Beide Sektionen können aber auch getrennt betrieben werden. Auf Aroleid entsteht eine weitere Zwischenstation, allerdings nur auf der bergfahrenden Seite. Sie dient als zusätzlicher Einstiegspunkt für Skifahrer. Unterhalb der Station ist das Gelände so steil, dass die Anlage eine Bergebahn benötigt. Ein Abseilen der Fahrgäste wäre in diesem Abschnitt im Notfall nicht möglich.

Beide Sektionen zusammen überwinden auf dem Weg zum Schwarzsee 4,2 Kilometer und fast 1000 Höhenmeter. Eine Fahrt dauert bei einer Streckengeschwindigkeit von 6 m/s rund 12 Minuten, wobei stündlich maximal 2400 Personen pro Richtung transportiert werden können. Angetrieben werden beide Sektionen von der jeweiligen Bergstation aus, die Abspannung erfolgt dagegen jeweils talseitig.

Die Verlängerung zum Trockenen Steg

Was sich bereits nach stattlichen technischen Daten anhört, erreicht durch die Verlängerung des Matterhorn-Express zum Trockenen Steg sieben Jahre nach dem Bau noch einmal eine neue Dimension. Seither ist es möglich, die 6,7 km und 1300 Höhenmeter vom Dorf bis an den Gletscherrand ohne umzusteigen zu überwinden. Fast eine halbe Stunde nimmt eine Fahrt in Anspruch. Die dritte Sektion ist allerdings in der Nebensaison nicht in Betrieb und wird während dieser Zeit durch die direkte Achse von Furi zum Trockenen Steg ersetzt. Durch die Verlängerung ergibt sich aber auch auf den bestehenden Sektionen ein Unterschied zu den ersten Betriebsjahren. Da die zusätzlichen Kabinen nicht vom gleichen Typ sind wie die ursprünglichen, herrscht auf allen Sektionen ein buntes Durcheinander. Denn garagiert werden die Kabinen abhängig von ihrer Position am Abend entweder in Zermatt, auf Furi oder auf dem Trockenen Steg.

1 Gedanke zu „Die Geschichte des Matterhorn-Express in Zermatt“

  1. Toller Beitrag. Ich habe schon lange den Wunsch mal in Zermatt Ferienwohnungen zu mieten und mind. eine Woche mit meiner Familie einen super Aufenthalt zu erleben. :) Danke für die nützlichen Tipps! ;)

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