Der Nationalpark Berchtesgaden ist einer von insgesamt 16 Nationalparks in Deutschland. Als einziger von ihnen liegt er in den Alpen und ist gleichzeitig der am südlichsten gelegene. Die Landschaft in dem gut 200 km² großen Areal beeindruckt mit ihren schroffen und hohen Gipfeln einerseits sowie zahlreichen Gebirgsseen andererseits.
Wenig erstaunlich finden sich daher in und rund um den Nationalpark Berchtesgaden auch zahlreiche sehenswerte Fotogelegenheiten. Für Landschaftsfotografen ist die Region wahrlich ein Paradies. Manche Motive sind dementsprechend für manche Geschmäcker auch schon zu oft abgelichtet worden. Doch es gibt auch noch ein paar weit weniger bekannte Orte, an denen sich ein Stopp (nicht nur) für ein Foto lohnt. Dieser Beitrag liefert eine Übersicht mit Motiven aus beiden Kategorien.
Aschauerweiherstraße
Zweifelsohne ist der Watzmann der beeindruckendste Gebirgsstock im Nationalpark Berchtesgaden. Die 2713 Meter hohe Watzmann-Mittelspitze ist die höchste Erhebung in der Region und mit ihrem schroffen Erscheinungsbild ein interessantes Motiv. Auch aus der Ferne kommt die Watzmanngruppe gut zur Geltung. Beim Blick aus Norden tauchen neben der Mittelspitze auch noch zahlreiche Nebengipfel auf. Um sie rankt sich die Watzmannsage, nach der die Nebengipfel als Watzmannfrau und Watzmannkinder bezeichnet werden.
Der vielleicht beste Blick auf die Watzmann-Familie bietet sich von der Aschauerweiherstraße. Die kleine Straße nördlich von Berchtesgaden ist relativ einfach zu finden und zweigt bei Bischofswiesen von der B20 ab. Entlang der Straße bieten sich verschiedene Fotospots mit unterschiedlichen Vordergründen. Parkmöglichkeiten bestehen an einem Wanderparkplatz in der Nähe des Aschauerweiherbads. Speziell am Morgen, wenn die ersten warmen Sonnenstrahlen die Watzmann-Ostwand in ein rotes Licht tauchen, kommen die Berge besonders gut zur Geltung.
Königssee im Nationalpark Berchtesgaden
Der wahrscheinlich meistbesuchte und meistfotografierte Ort im Nationalpark Berchtesgaden dürfte der Königssee sein. Bereits früh am Morgen tummeln sich hier unzählige Touristen an den Bootsteigen, um bei einer Fahrt in einem der elektrischen Boote über den See die Landschaft mit der imposanten Watzmann-Ostwand zu bestaunen.
Auf dem See bieten sich zahlreiche Ausblicke, die ein Foto wert sind. Aber auch der Blick auf den See von einem der zahlreichen Wanderwege mit Ausgangspunkt in Schönau am Königssee ist im Sommer wie im Winter ein beliebtes Motiv. Gerade am frühen Morgen gibt auch die Wallfahrtskapelle St. Bartholomä am Seeufer ein gutes Motiv ab. Nicht nur wegen der dann optimal stehenden Sonne, sondern auch wegen der wenigen Leute. Ist das Areal erst einmal von unzähligen Touristen eingenommen, wird es hier schwer, ein gutes Foto zu machen.
Obersee
Wunderschön eingekesselt von Felswänden liegt der Obersee ganz im Süden des Nationalparks Berchtesgaden. Seine Lage erscheint auf den ersten Blick abgeschieden und weit von allen Touristenströmen entfernt. Doch der Schein trügt. Denn der Obersee liegt nur einen kurzen Fußmarsch entfernt von der Bootsanlegestelle Salet am Ufer des Königssees. Der Spaziergang zu dem nur wenige Meter höher gelegenen Obersee zählt zu den beliebtesten Ausflügen im Nationalpark Berchtesgaden.
Das ist nicht wirklich erstaunlich, denn schon die Ausblicke vom Nordufer sind imposant. Etwas spektakulärer wird das Panorama aber noch auf dem Wanderweg, der auf der Südwestseite des Sees entlangführt. Der Weg gewinnt zwischenzeitlich ein gutes Stück an Höhe, sodass sich die Tiefblicke auf den See absolut sehen lassen können. Auch vom südöstlichen Ende des Sees bietet sich ein schöner Ausblick. Und hier geht es auch deutlich ruhiger zu und her, da sich der Großteil der Bootsgäste mit dem Ausblick am Nordufer zufrieden gibt.
Für Fotografen gibt es jedoch einen gewichtigen Nachteil. Der See ist zu den Zeiten, in denen das Licht interessant ist, nicht erreichbar. Zugänglich ist er nämlich nur per Boot über den erwähnten Königssee. Der Fahrplan ist leider nicht besonders fotografenfreundlich. Theoretisch gibt es zwar die Möglichkeit, das letzte Boot zu „verpassen“ und sich mit einer Extrafahrt zu einem späteren Zeitpunkt retten zu lassen. Diese schlägt aber mit einem dreistelligen Betrag pro Person zu Buche und ist daher keine empfehlenswerte Option. Da auch eine Übernachtung im Nationalpark Berchtesgaden nicht erlaubt ist, gibt es keine legale Möglichkeit, am Obersee einen Sonnenauf- oder Sonnenuntergang zu fotografieren. Trotz allem ist aber auch der Ausblick mitten am Tag ein Foto wert.
Pfarrkirche St. Sebastian in Ramsau bei Berchtesgaden
Etwas einfacher zu erreichen, aber nicht weniger schön, ist die Pfarrkirche St. Sebastian in Ramsau bei Berchtesgaden. Das denkmalgeschützte Gebäude stammt aus dem 16. Jahrhundert und diente im Laufe der Zeit unzähligen Malern als Motiv. Die bekannteste Perspektive zeigt die Kirche mit der Ramsauer Ache im Vordergrund und trägt passenderweise den Namen Malerwinkel.
Erreichbar ist dieser Standort direkt von der Hauptstraße in Ramsau, entlang derer sich auch zahlreiche Parkmöglichkeiten bieten. Bis heute zählt die Pfarrkirche St. Sebastian zu den wahrscheinlich bekanntesten Motiven rund um Berchtesgaden. Aber der Ausblick mit der im spätgotischen Baustil gehaltenen Kirche und den Bergen der Reiteralpe im Hintergrund ist eben einfach immer wieder eine Aufnahme wert. Tipp: Filter und Stativ für eine Langzeitbelichtung am Wasser nicht vergessen!
Jenner
Vom 1874 Meter hohen Gipfel des Jenner bietet sich einer der schönsten Ausblicke auf den Nationalpark Berchtesgaden und den Königssee. Als einer der wenigen Berge in der Region ist der Jenner mit einer Seilbahn erschlossen und dementsprechend bequem zugänglich. Die Wanderung von der Bergstation zum Gipfel nimmt nur eine gute Viertelstunde in Anspruch.
Wallfahrtskirche Maria Gern
Ähnlich schön anzusehen wie die Kirche St. Sebastian in Ramsau ist auch die Wallfahrtskirche Maria Gern. Gleichwohl ist das Gebäude wegen seiner etwas abgelegenen Lage aber bei weitem nicht so bekannt. Die Kirche befindet sich nördlich von Berchtesgaden am Eingang zu einem Hochtal auf Höhe der Gemarkung Maria Gern. Aus dem Tal bietet sich ein wunderbarer Blick auf den Watzmann.
Dementsprechend ist auch die Kirche mit dem Watzmann im Hintergrund ein beliebtes Motiv. Dank ihrer Lage auf einer kleinen Anhöhe lässt sich die Kirche von der Straße aus gut fotografieren und von der restlichen Umgebung abheben.
Über den Dächern von Berchtesgaden
Auch in Berchtesgaden selbst bieten sich interessante Ausblicke mit dem Watzmann im Hintergrund. Ein besonders schönes Motiv bietet sich mit den Dächern der Stadt von der Locksteinstraße aus, die im weiteren Verlauf nach Maria Gern führt. Auch das Schloss von Berchtesgaden ist aus dieser Perspektive zu sehen.
Hintersee
Nur einen Steinwurf von Ramsau bei Berchtesgaden entfernt trifft man auf ein weiteres ausgesprochen beliebtes Ziel unter Fotografen im Nationalpark Berchtesgaden. Der Hintersee liegt zwischen den hohen Gipfeln der Reiteralpe und des Hochkalter und bietet gleich eine ganze Reihe von malerischen Motiven.
Besonders fotogen ist der nordöstliche Teil des Ufers. Dort befinden sich zahlreiche Felsen im See, die sich bei Windstille auf der glatten Oberfläche spiegeln. Aber auch ein Spaziergang rund um den gesamten See lohnt sich, denn auch an anderen Stellen findet sich der eine oder andere schöne Ausblick. Parkmöglichkeiten gibt es rund um den See an mehreren Stellen, in der Hochsaison sind diese aber schnell gefüllt. Wer den Hintersee zum Sonnenaufgang besucht, ist dahingehend definitiv im Vorteil. Frühes Aufstehen lohnt sich aber ohnehin, denn am Morgen steht die Sonne für Aufnahmen am malerischen Ostufer optimal.
Zauberwald
Nicht weniger imposant ist der Zauberwald, der sich ganz in der Nähe des Hintersees befindet. Entstanden ist das Gelände nach einem Bergsturz, was auch heute noch aufgrund der zahlreichen Felsen und Bergsturztrümmern unübersehbar ist. Durch diesen Bergsturz wurde der Hintersee aufgestaut, dessen Ablauf durch den Zauberwald fließt.
Durch den Zauberwald führt ein bereits Ende des 19. Jahrhunderts erstellter Weg. Über diesen Weg ist eine komplette Durchquerung des Geotops möglich. Sowohl für Freunde von Langzeitbelichtungen als auch für Makrofotografen finden sich am Wegrand unzählige interessante Motive.
Wimbachklamm
Nationalpark Berchtesgaden
Der Nationalpark Berchtesgaden ist mit seiner schroffen Landschaft und den malerischen Seen ein Eldorado für Landschafts- und Naturfotografen.
Noch ein wenig spektakulärer als eine Wanderung durch den Zauberwald ist eine Durchquerung der Wimbachklamm. Die Klamm befindet sich am Eingang zum Wimbachtal in der Nähe von Ramsau bei Berchtesgaden. Erreichbar ist der enge Taleinschnitt nach einem viertelstündigen Fußmarsch vom Parkplatz Wimbachbrücke. Dieser befindet sich direkt an der B305, rund einen Kilometer östlich vom Ortsausgang von Ramsau.
Ein asphaltierter Weg führt vom Parkplatz bergauf in Richtung Süden. Unterwegs kommt man an einem Souvenirladen mit Automaten vorbei, an denen eine Marke für den Eingang zur Klamm gekauft werden kann. Der Preis beläuft sich auf 2,50 Euro pro Person (Stand 2020), mit Gästekarte gibt es einen Rabatt.
Durch die Wimbachklamm führt ein schmaler Steg mit imposanten Ausblicken auf den Wimbach und zahlreiche kleinere Bäche, die von den Seiten der Schlucht hinunterfließen. Motive bieten sich in Hülle und Fülle. Da die Klamm in der Hochsaison aber ähnlich überlaufen ist wie der Hintersee, muss man jedoch um einen guten Fotostandort manchmal kämpfen.
Auch interessant ...
Felix ist Fotograf und Autor, spezialisiert auf Landschafts- und Reisefotografie und zu Hause im Saarland und der ganzen Welt. Wenn er nicht gerade in der Natur oder den Bergen unterwegs ist, schreibt er hier über seine Reisen, die Fotografie oder über sein liebstes Fortbewegungsmittel, die Seilbahn.
Tolle Auflistung!
Das nächste mal, wenn ich in der Nähe bin, fällt mir vorher hoffentlich dieser Blogpost wieder ein!
Danke :)