Marmolada – Mit der Seilbahn aufs Dach der Dolomiten

Die Dolomiten sind ohne jeden Zweifel eine der landschaftlich reizvollsten Regionen der Alpen. Vom Langkofel über die Sella bis nach Cortina d’Ampezzo – das charakteristische Gestein und die zerklüfteten Gipfel sind im Sommer wie im Winter beeindruckend. Rund um die markanten Berge sind wenig erstaunlich im Laufe der Jahrzehnte auch unzählige Seilbahnen entstanden. Dolomiti Superski zählt zu den grössten zusammenhängenden Skigebieten überhaupt und besitzt mit der Sella Ronda eine weltweit einzigartige Rundtour um den gleichnamigen Gebirgsstock.

Malga Ciapela und die Seilbahn zur Punta Rocca

Auch der mit über 3300 Metern höchste Gebirgszug – die Marmoladagruppe – ist mit einer Seilbahn erreichbar. In drei Sektionen geht es von der kleinen Ortschaft Malga Ciapela am Fusse des Fedaiapasses bis auf die 3265 Meter hohe Punta Rocca. Die heutige Seilbahn stammt aus der Feder des Südtiroler Unternehmens Leitner aus Sterzing. 2004 können die ersten beiden Sektionen nach Serauta eröffnet werden, die dritte bis zum Gipfel folgt ein Jahr später. Die erste Teilstrecke ist die mit Abstand spektakulärste. Stützenlos überwinden die beiden Kabinen 888 Höhenmeter auf gerade einmal 1,5 Kilometern Strecke. Bei einer Geschwindigkeit von 12 m/s und einer Fahrzeit von gerade einmal gut drei Minuten kommt die Bahn schon fast einem Aufzug gleich!

Weder im Winter noch im Sommer ist die erste Zwischenstation für den Ein- und Ausstieg gedacht. Sie dient einzig als Umsteigeort in die Kabinen der zweiten Sektion, die weitere 1,5 Kilometer Strecke, aber nur noch 580 Höhenmeter überwindet. Gleich nach der Talstation folgt die erste und einzige Stütze dieser Anlage, bevor wenige Minuten später die zweite Zwischenstation erreicht ist. Hier oben, in knapp 3000 Metern Höhe, ist das Gelände nicht mehr ganz so schroff und erlaubt den Aufenthalt auch ausserhalb der Stationen.

Wer es jedoch bis hier hin geschafft hat, der wird zweifelsohne auch noch die letzte Etappe bis zum Gipfel in Angriff nehmen. Die dritte Sektion überfährt genau wie die mittlere Teilstrecke kurz nach der Talstation eine Stütze, um anschließend den direkten Weg zur Bergstation anzutreten. Landschaftlich ist dieser Bereich besonders reizvoll. Denn die Seilbahn schwebt in luftiger Höhe über den einzigen grösseren Gletscher der Dolomiten – der Ghiacciaio della Marmolada.

Sommerski an der Marmolada

Wenig erstaunlich dient dieser Gletscher in früheren Jahren auch dem Sommerski. In den 1950er Jahren ist er nach einem Aufstieg von der damaligen Sesselbahn am Passo Fedaia aus erreichbar, später dann aber auch direkt per Seilbahn. Denn die Punta Rocca ist nicht erst seit dem Bau der heutigen Anlagen bequem zugänglich, sondern bereits seit dem Jahr 1968. Damals ist es eine kleine Pendelbahn der Firma Ceretti & Tanfani aus Mailand, die die Besucher in drei Sektionen zum Start der Skiabfahrten befördert. Die Kabinen sind seinerzeit nur halb so gross und die Förderleistung beträgt nur ein Drittel der heutigen. Doch schon damals zählt die Seilbahn zu den Attraktionen schlechthin in den Dolomiten.

Bis etwa 2000 ist ein Schlepplift der Schweizer Firma Habegger in der warmen Jahreszeit auf dem Gletscher in Betrieb. Dann endet das Kapitel Sommerski in den Dolomiten. 2008 wird der Lift endgültig stillgelegt, vier Jahre später fällt die zweite, etwas unterhalb gelegene Beschäftigungsanlage einem Brand zum Opfer. Italien-typisch rosten die Ruinen aber bis heute vor sich hin.

Als einzige Seilbahnen an der Marmolada verbleiben somit die drei Pendelbahnen. Im Winter sind sie nicht selten überlastet, doch wen wundert das bei dem Anblick dieses wunderschön anzusehenden Gipfels! Und auch die Fahrt mit der Seilbahn ist ein Abenteuer für sich.

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