Queen Victoria Market & Albert Park in Melbourne

Auch wenn ich am Vorabend schnell einschlafe, ist die Nacht irgendwie doch wieder viel zu kurz, als ich um 7.40 Uhr aufstehe, um mich für einen frühen Aufbruch parat zu machen. Ärgerlich, dass der Parkplatz hier ab 8 Uhr gebührenpflichtig ist. Aber bei dem was ich über die australische Polizei gelesen habe, kann man sich wohl darauf verlassen, dass hier pünktlich ein Beamter vorbeikommt und die Tickets kontrolliert. Ganz schaffe ich es nicht, aber um fünf Minuten nach acht verlasse ich das Parkareal in Richtung Albert Park. Dort möchte ich auf dem gestern bereits erkundeten kostenlosen Platz nochmals drei Stunden bleiben, um in dieser Zeit noch den nördlichen Teil Melbournes zu erkunden, den ich gestern Abend nicht mehr besucht habe.

Improvisierter Campingplatz an der Küste

Zurück im Albert Park

Zu meinem Erstaunen ist der Parkplatz wie schon am Vortag wieder nahezu leer, sodass ich problemlos meinen Wagen in dem sonst gut besuchten Park zurücklassen kann und nach einer knappen halben Stunde die Innenstadt von Melbourne zu Fuß erreiche. Hier und dort gibt es noch das eine oder andere schöne Motiv, wirklich spektakulär wirkt die ganze Szenerie aber erst bei Nacht. Mein Ziel im Norden der Stadt ist der Queen Victoria Market, auf dem am heutigen Samstag zahlreiche Händler ihre Lebensmittel, Taschen, Kleider und jede Menge kitschige Souvenirs anbieten. Auch wenn ich eigentlich zunächst überlege, zu Fuß bis zu dem Markt zu laufen, nehme ich letztlich doch lieber die in diesem Bereich kostenlose Straßenbahn, die mich innert weniger Minuten an meinem Ziel absetzt.

Albert Park

Himmel und Menschen auf dem Queen Victoria Market

Auf dem Markt sind Himmel und Menschen anzutreffen. Teilweise gibt es in den engen Gassen zwischen Obst und Gemüse auf der einen Seite sowie Hüten und Schuhen auf der anderen gar kein Durchkommen mehr. Dazu die permanent schreienden Marktverkäufer, ein herrlicher Anblick! Die Größe des Marktes ist überwältigend und übertrifft sogar noch einmal die ebenfalls schon riesigen Wochenmärkte, die mir auf früheren Reisen bereits im Piemont begegnet sind.

Nachdem ich schon die meisten Gassen abgeklappert habe, treffe ich am anderen Ende der Markthallen auf eine Jazzband, die hier als Einstimmung auf das in einem Monat stattfindende Melbourne Jazz Festival schon einmal eine Kostprobe liefert. Die „Lovyphones“, wie sie sich nennen, erfreuen sich an diesem sonnigen Vormittag verständlicherweise eines großen Publikums, denn ihre Musik ist wirklich herausragend. So verbringe ich einige Titel an dieser Stelle, bevor es für mich Zeit ist, wieder zur Straßenbahn aufzubrechen.

Kakteen auf dem Queen Victoria Market

Jazzband auf dem Queen Victoria Market

Mit der Straßenbahn zum Yarra River

Der Rückweg zum Auto führt mich vom Ende der kostenlosen Tram-Zone zunächst wieder entlang des Yarra River und durch die kerzengeraden südlichen Einfallstraßen zurück zum Albert Park, den ich mir noch ein wenig anschaue, ehe ich vorbei an den unzähligen Sportanlagen wieder das Auto erreiche. Ziemlich genau drei Stunden sind seit meinem Aufbruch vergangen, sodass ich Melbourne nun langsam aber sicher den Rücken kehren werde, um die erste Etappe auf meinem zweiwöchigen Trip nach Sydney anzutreten. Irgendwie brauche ich nach so vielen städtischen Eindrücken in Christchurch und Melbourne endlich wieder ein wenig Natur, weswegen mir der Abschied trotz der vielen interessanten Erlebnisse nicht allzu schwer fällt.

Möwen in Melbourne

Skyline von Melbourne

Endlich wieder in der Natur

Mein Weg führt mich nun in Richtung Süden, zunächst entlang der Küste, später dann über Schnellstraßen im Landesinneren zu einer Tankstelle, an der es angeblich öffentliche Duschen gibt, die ich ausnutzen möchte, damit ich später auf einem der kostenlosen Campingplätze übernachten kann. Durch die schwülwarme Luft in Melbourne habe ich eine Dusche dringend nötig und die Kabinen sind auf dem Autobahnrastplatz glücklicherweise auch schnell gefunden, doch leider zugesperrt. Also frage ich an der Kasse nach, ob es möglich wäre, hier zu duschen. Nein, die Duschen sind nur für Lkw-Fahrer – keine Ausnahme.

Es ist wirklich nicht zu fassen, aber auch hier in Australien scheint es ähnlich umständlich zu sein, eine Dusche zu finden, wie in Neuseeland. Ich kann mich schon gar nicht mehr darüber aufregen, sondern nur noch darüber lachen. Wo ist jetzt das Problem, diese Duschen für die Allgemeinheit freizugeben? Mit einer entsprechenden Gebühr würde man sich doch dumm und dämlich verdienen.

Küste unweit der Melbourner Innenstadt

Schon wieder eine endlose Suche nach einem Campingplatz

Also kann ich jetzt erst einmal sämtliche Pläne über den Haufen werfen und doch einen Campingplatz mit Dusche ausfindig machen. Entlang meiner Route ergeben sich grundsätzlich drei Möglichkeiten, die ich der Reihe nach abklappern will. Der erste Platz in Lang Lang ist in meiner Camping-App hervorragend bewertet, bei meiner Ankunft ist das Büro aber natürlich nicht besetzt. Ich treffe nur eine Telefonnummer an, die mir aber nicht weiterhilft, denn genau wie in Neuseeland kann ich auch hier in Australien mit meiner Prepaidkarte entgegen der Ankündigung des Verkäufers nicht telefonieren.

Wird schon noch jemand kommen, denke ich, und richte erst einmal meinen Camper halbwegs brauchbar ein, nachdem ich da gestern nicht mehr dazu gekommen bin. Als nach einer Stunde aber immer noch niemand auftaucht und irgendwie auch nicht ein einziger anderer Tourist vorbeikommt, muss ich wohl oder übel weiterfahren. Im Gegensatz zu Neuseeland ist die Gegend hier trotz des Wochenendes völlig ausgestorben. Sehr merkwürdig.

Auch auf dem nächsten Platz habe ich wieder kein Glück. Hier gibt es nicht einmal ein Büro, sondern auch wieder nur eine Telefonnummer. Es geht genauso weiter wie es in Christchurch aufgehört hat. Dabei will ich doch einfach nur eine Dusche, meine erste warme Mahlzeit seit vier Tagen und halbwegs bei Zeiten ins Bett, um endlich mal auszuschlafen. Das kann doch nicht zu viel verlangt sein!

30 Dollar für einen Stellplatz auf einer abgelegenen Wiese

Inzwischen bin ich so müde, dass mir beim Fahren langsam die Augen zufallen, aber es hilft nichts. Ich muss es dann eben mit Nummer drei in Grantville probieren. Dort ist das Büro natürlich auch nicht besetzt, aber immerhin reagiert jemand auf mein Klingeln und ich kann nach drei Stunden Suche endlich einen Stellplatz beziehen. 30 Dollar kostet mich der Spaß. Dafür, dass ich mich in eine abgelegene Wiese stellen und die Dusche benutzen darf. Natürlich ist es inzwischen auch dunkel, sodass ich mein Essen nach Gefühl kochen muss.

Der Gaskocher ist noch schlechter als der in Neuseeland und benötigt trotz Windstille und immer noch warmen 20° C eine halbe Stunde, bis endlich die 1,5 Liter Nudelwasser kochen. Da es mir einfach zu spät wird, brate ich auch nicht mehr das eigentlich vorgesehene Fleisch, sondern koche nur schnell ein wenig Tomatensauce. Das Fleisch wird es hoffentlich auch noch bis morgen im Kühlschrank überleben. Während ich koche, spüre ich am linken Arm plötzlich, dass mich dort eine Mücke sticht. Auch wenn ich die Mücke bei ihrer Blutmahlzeit erschlage, kann ich nicht verhindern, dass mein Arm kurze Zeit später stark anschwillt. Mist, so allergisch habe ich noch nie auf einen Mückenstich reagiert. Hoffentlich hat sie mich jetzt nicht mit dem hier in Gewässernähe oft anzutreffenden Ross-River-Fever infiziert. Das wird sich zwar frühestens in ein paar Tagen herausstellen, aber irgendwie passt das heute mal wieder alles zusammen.

Schreibe einen Kommentar

Sicherheitsabfrage *