Sentier Blanc-Martel – Wandern durch die Gorges du Verdon

Es ist zweifelsohne einer der Höhepunkte eines Aufenthalts im Naturpark der Gorges du Verdon. Über den Sentier Blanc Martel besteht die Möglichkeit, die beeindruckende Canyon-Landschaft hautnah auf zwei Beinen zu erleben. Der Wanderweg führt über 15 Kilometer am rechten Flussufer durch die Schlucht. Aufgrund der nahezu senkrecht abfallenden Felswände ist der Weg über weite Strecken spektakulär und bietet beeindruckende Ausblicke.

Zur Geschichte des Sentier Blanc-Martel

Benannt ist der Sentier Blanc-Martel nach dem französischen Höhlenforscher Édouard-Alfred Martel. Martel war es im Jahre 1905 als erstem Menschen gelungen, die Verdonschlucht in diesem Bereich zu durchschreiten. Der Weg ist als Abschnitt des GR4 Teil des französischen Fernwanderwegenetzes, bietet sich aber auch bestens für eine Tagestour an. Mit 15 Kilometern Länge, mehreren steilen Auf- und Abstiegen und einer Dauer von rund sechs Stunden ohne die Möglichkeit eines Zwischenausstiegs ist allerdings eine gewisse Wandererfahrung zur Begehung notwendig.

Wegbeschreibung des Sentier Blanc-Martel in den Gorges du Verdon

Ausgangspunkt der Wanderung

Das Chalet de la Maline im Westen

Eine Besonderheit der Wanderung ist die Tatsache, dass Start- und Endpunkt nicht zusammenfallen. Aus diesem Grund kann die Wanderung entweder am westlichen Ende am Chalet de la Maline oder am östlichen Ende am Point Sublime in Angriff genommen werden. Das Chalet de la Maline liegt an der Ringstraße Route des Crêtes, die von La Palud-sur-Verdon eine Fahrt entlang Schlucht mit zahlreichen Aussichtsmöglichkeiten bietet. Entlang der Straße gibt es einige Parkplätze, wirklich groß ist die Auswahl aber nicht.

Der Point Sublime im Osten

Aus diesem Grund bietet es sich für Individualreisende eher an, den deutlich größeren Parkplatz am Point Sublime zu nutzen. Dieser befindet sich an der aus Castellane kommenden D952. Die Stelle ist nahezu unübersehbar, denn hier findet sich neben der Abzweigung der Straße zur Ortschaft Rougon auch eine Auberge samt Souvenirladen. Weitere Parkplätze befinden sich entlang einer Stichstraße, die östlich des Point Sublime in die Verdonschlucht hineinführt.

Gorges du Verdon

Sentier Blanc-Martel in den Gorges du Verdon

Bustransport und Schluchtentaxis in den Gorges du Verdon

Der Transport zwischen Anfangs- und Endpunkt der Wanderung kann entweder per Schluchtentaxi oder mit dem Bus erfolgen. Die Taxis kosten je nach Größe rund 30 €, der Bustarif ist mit 6 € pro Person (2018) deutlich günstiger. Allerdings fährt der Bus auch in der Hauptsaison nur drei bis vier Mal am Tag, in der Nebensaison sogar nur zwei Mal (einmal morgens gegen 9 Uhr und einmal nachmittags gegen 16.30 Uhr). Der Bus bindet auch Castellane sowie einige Campingplätze entlang der Strecke nach La Palud-sur-Verdon an. Da sich die genauen Abfahrtszeiten jedes Jahr ändern und die im Internet publizierten Angaben häufig falsch sind, sollte man sich am besten vor Ort nach den Zeiten erkundigen.

Um die Busfahrten auf eine einzige am Tag zu reduzieren, bietet es sich an, mit dem eigenen Auto zu einem der Ausgangspunkte zu fahren. Von dort sollte am Morgen der Bus zum anderen Ausgangspunkt genommen werden. Auf diese Weise steht das Auto dann am Ende der Wanderung, sodass man sich während der Wanderung keine Gedanken um den nachmittäglichen Busfahrplan mehr machen muss. Da aber auch am Point Sublime die Parkplätze gerade in der Hochsaison schnell ausgehen können, ist ein frühzeitiger Aufbruch unbedingt zu empfehlen.

Eine Wanderung über den Sentier Blanc-Martel durch die Gorges du Verdon

Grundsätzlich kann die Wanderung über den Sentier Blanc-Martel in beide Richtungen begangen werden. Da das Chalet de la Maline mit 900 Metern über dem Meer aber rund 150 Meter höher liegt als der Point Sublime, laufen die meisten Wanderer den Weg von West nach Ost (flussaufwärts). Der kräftezehrende Schlussaufstieg aus der Schlucht ist bei dieser Variante nicht ganz so lang.

Vom Chalet de la Maline zur Éboulis de Guègues

Vom Chalet de la Maline bietet sich ein erster Ausblick auf die Verdonschlucht, während der Weg am Pas d’Issane über zahlreiche Treppenstufen in unregelmäßigen Abständen in die Tiefe führt. Eine gute halbe Stunde dauert es, bis der Grund der Schlucht und damit der tiefste Punkt der Wanderung in 560 Metern Seehöhe erreicht ist. Dieser Punkt trägt den Namen Carrefour des Cavaliers.

Wegweiser am Chalet de la Maline

Einstieg zum Sentier Blanc-Martel am Chalet de la Maline

Abstieg vom Chalet de la Maline in die Gorges du Verdon

Hier besteht die Möglichkeit, nach rechts abzubiegen und zur Passerelle de l’Estellié zu gelangen. Die Brücke führt über den Fluss auf die andere Seite der Schlucht und weiter nach L’Imbut. Der Sentier Blanc-Martel zweigt dagegen nach links in Richtung Point Sublime ab. Von nun an geht es kontinuierlich flussaufwärts und zunächst durch einen dichten Wald. Anfänglich steigt der Weg kaum merkbar an, wird nach etwa einem Kilometer dann aber deutlich steiler. Rund 200 Meter oberhalb des Flussbetts befindet man sich, bevor nahezu die gesamte Höhe über eine Treppe an den Éboulis de Guègues wieder abgestiegen wird.

La Mescla – Lohnender Umweg zur Mündung des Artuby

Kurz darauf erreicht man den Baume aux Boeufs. Dabei handelt es sich um eine Einkerbung im Fels, die ein wenig an eine Höhle aus der Steinzeit erinnert. An dieser Stelle beginnt der längste und anstrengedste Aufstieg der Wanderung. Auf halber Höhe erreicht man die Carrefour de Mescla. Hier zweigt ein kurzer Stich ab, der in etwa zehn Minuten zum Aussichtspunkt Mescla führt. Den kleinen Umweg sollte man sich keinesfalls entgehen lassen. In luftiger Höhe kann man hier der Mündung des Artuby in den Verdon beiwohnen. Der Ort eignet sich auch ideal für eine Mittagspause, falls man entlang des stark frequentierten Wegs noch ein Plätzchen findet.

Sentier Blanc-Martel in den Gorges du Verdon

Gorges du Verdon

Die Brèche Imbert als Höhepunkt der Wanderung

Über hohe Felsabsätze geht es in der Folge spektakulär durch enge Couloirs bergauf, bis schließlich die Brèche Imbert auftaucht. Eine Metalltreppe, die wohl das beeindruckendste Bauwerk des ganzen Wegs darstellen dürfte. Sechs Treppen mit ingesamt 252 Stufen führen von hier aus in die Tiefe. Allein der Anblick der Konstruktion ist respekteinflößend! Die Treppe kann im Falle eines Unwetters über einen 1,2 Kilometer langen Tunnel ab Éboulis de Guègues umgangen werden. Von dieser Variante wird allerdings aufgrund der Länge und des Zustands des unbeleuchteten Tunnel des Baumes vor Ort abgeraten. Der Tunnel ist daher nur als absolute Not-Option anzusehen.

Brèche Imbert auf dem Sentier Blanc-Martel

Gorges du Verdon

Nach der Treppe folgt ein stetiges Auf und Ab, ehe man am Défilé des Baumes Fères einen kleinen Strand direkt am Ufer des Verdon antrifft. Auch dieser Ort eignet sich bestens für eine Mittagspause. Manch einer streckt hier auch die Füße für eine angenehme Abkühlung ins Wasser.

Sentier Blanc-Martel in den Gorges du Verdon

Sentier Blanc-Martel in den Gorges du Verdon

Ufer des Verdon in den Gorges du Verdon

Durch dunkle Tunnels zum Couloir Samson

Auch im weiteren Verlauf erfährt der Weg längere Auf- und Abstiege, die teils ohne wirkliche Sicherung entlang von überhängenden Felswänden trassiert sind. Den Höhepunkt zum Abschluss bilden zwei Tunnels. Sie sind anders als der Tunnel des Baumes fester Bestandteil des Sentier Blanc-Martel. 110 Meter misst der Tunnel de Trescaïre, der kurz darauf folgende Tunnel du Baou ist sogar 670 Meter lang. Für die Tunnels ist unbedingt eine gute Taschenlampe erforderlich, denn im Inneren gibt es keine Beleuchtung. Der Boden ist zudem durchsetzt mit Pfützen und Steinen.

Ausgang des Tunnel des Baumes auf dem Sentier Blanc-Martel

Eingang zum Tunnel du Baou in der Verdonschlucht

Mit dem Baume aux Pigeons bietet der Tunnel du Baou noch einen sehenswerten Seitenausgang. Wie eine überdachte Terrasse erscheint dieser Aussichtspunkt, an dem sich neben dem Verdon tief darunter auch zahlreiche Kletterer auf der gegenüberliegenden Seite der Schlucht erspähen lassen.

Baume aux Pigeons auf der Wanderung durch die Verdonschlucht

Ende der Wanderung am Point Sublime

Nach einem Abstieg über einige Treppenstufen erreicht man schließlich den Couloir Samson und damit das Ende des Sentier Blanc-Martel. Dieser Bereich ist über die eingangs erwähnte Stichstraße vom Point Sublime aus mit dem Auto erreichbar und erfreut sich daher eines stets großen Besucherauflaufs. Den Point Sublime selbst erreicht man vom Couloir Samson in einer knappen halben Stunde. Hier wartet gegebenenfalls schon ein kühles Getränk in der Auberge oder wahlweise auch nur der Bus für die Rückfahrt.

Der Sentier Blanc-Martel – anspruchsvoll, aber ein unvergessliches Erlebnis

Mit ihrer Länge, den atemberaubenden Ausblicken und dem exponierten Weg ist die Wanderung über den Sentier Blanc-Martel ein Erlebnis. Aus denselben Gründen ist die Wanderung allerdings nur für erfahrene Wanderer empfehlenswert. Es gibt durchaus Stellen, an denen Absturzgefahr besteht, sodass Trittsicherheit absolut erforderlich ist. Auch konditionell ist die Wanderung aufgrund der vielen Auf- und Abstiege über hohe Absätze herausfordernd und sollte nicht unterschätzt werden. Rund 900 Höhenmeter sind insgesamt zu bewältigen. Auch die fehlende Möglichkeit zur Umkehr sollte bedacht sein. Daher unbedingt an einen ausreichenden Trinkwasservorrat und Verpflegung denken, denn in der Schlucht gibt es keinerlei Verpflegungsmöglichkeiten. Hunde sind auf dem Wanderweg nicht gestattet.

Sentier Blanc-Martel in den Gorges du Verdon

In diesem Zusammenhang sei auch daran erinnert, keinerlei Müll in der Schlucht zurückzulassen. Leider beherzigen viele diesen Grundsatz nicht, sodass der selbst in der Nebensaison meist stark frequentierte Weg an vielen Stellen kein schöner Anblick ist. Wer die Schönheit der Natur erleben möchte, der muss auch dazu beitragen, sie zu bewahren. Damit die malerischen Gorges du Verdon auch zukünftig so atemberaubend bleiben, wie sie es derzeit sind.

3 Gedanken zu „Sentier Blanc-Martel – Wandern durch die Gorges du Verdon“

  1. Hallo Felix !
    einen kleineren Teil dieser Wanderung haben wir gemeinsam bestritten, inkl. anschließendem Transport – hier nochmals ein großes DANKE !.
    Dadurch bin ich auch auf deine ansprechende & anspruchsvolle homepage gestoßen.

    Mach unbedingt weiter so ! ;-)

    Grüße
    Jochen

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    • Lieber Jochen,

      es freut mich, dass du den Weg zu meiner Seite gefunden hast! Wegen des Transports – keine Ursache, gerngeschehen! Vielleicht hätte ich diese Möglichkeit in der Beschreibung noch als dritte Option neben Bus und Taxi anfügen sollen ;-)

      Viele Grüße
      Felix

      Antworten

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