Portraitfotografie, Landschaftsfotografie, Streetfotografie, Astrofotografie. Unter den verschiedenen Genres der Fotografie kann man sich beim Lesen der Begriffe meistens direkt etwas vorstellen. Aber was versteht man eigentlich unter dem Begriff Reisefotografie?
Reisefotografie als Fotografie-Genre
Die Kategorisierung der Fotografie-Genres ist nicht wirklich stringent. Die meisten Genres lassen sich dadurch charakterisieren, dass sich die Begriffe direkt auf das fotografierte Motiv beziehen (Portrait, Landschaft, Street, Astro). Einige andere dagegen nicht. Begriffe wie Reportage- oder eben auch Reisefotografie werden gerne auf die gleiche Ebene gestellt, sind aber viel weiter gefasst, weil sie eine Bandbreite an Motiven abdecken, die von dem Begriff nicht erfasst wird. Reportagefotografie kann als Motive genauso Portraits wie Streetfotografie beinhalten. Der Begriff ist daher rein von der Logik her auf einer höheren Hierarchieebene angesiedelt. Mit dem Begriff wird nicht das Motiv, sondern der Zweck oder der Entstehungsgrund des Fotos bezeichnet. Gleiches gilt auch für die Reisefotografie. Wikipedia meint dazu:
„Die Reisefotografie ist eine Gattung der Fotografie, die sich mit der Dokumentation von Landschaften, Menschen, Kulturen und Lebensweisen befasst.“
Zur Reisefotografie zählen damit ganz verschiedene Motive. Landschaften und Menschen nennt die Wikipedia-Definition explizit. Kulturen und Lebensweisen sind wiederum zwei eher abstrakte Begriffe, die ihrerseits wieder eine ganze Bandbreite an Motiven umfassen können. Kulturen und Lebensweisen können ganz unterschiedlich fotografisch dokumentiert werden. Das kann beispielsweise klassische Streetfotografie sein. Ein belebter Markt in Afrika, ein Dorfplatz in einer abgelegenen Ortschaft im Himalaya oder ein verfallenes Industriegebiet in der ehemaligen UdSSR. Alles in allem ist Reisefotografie daher aus meiner Sicht, wie in der Definition auch explizit so genannt, in erster Linie Dokumentation.
Sonnenuntergang auf den Lofoten, Norwegen.
Massai-Dorf am Ngorongoro-Krater, Tansania.
Subjektive und objektive Reisefotografie
Die zitierte Definition zielt jedoch vor allem auf die sachliche Dokumentation objektiv wahrnehmbarer Situationen. Zum Beispiel eine Landschaftsaufnahme im Sonnenuntergang oder eine Architekturaufnahme in einer Großstadt. Aus meiner Sicht fällt unter den Begriff der Reisefotografie aber auch die Dokumentation subjektiver Erlebnisse, die nur für den Reisenden selbst eine Bedeutung besitzen. Kuriositäten, die einem während einer Reise begegnen zähle ich dazu genauso wie den rettenden Wegweiser, der einen nach stundenlanger Orientierungslosigkeit im dichten Nebel wieder auf den rechten Pfad verhilft. Auch wenn der Wegweiser objektiv gesehen vielleicht gar nicht dokumentationswürdig wäre.
Zum Golfplatz … und dann kommt lange nichts. Wegweiser im Doubtful Sound, Neuseeland.
Reisefotografie lässt sich damit nicht wirklich einem bestimmten Fotografie-Genre zuordnen, sondern ist deutlich weiter gefasst. Vielmehr lässt sich unter dem Begriff jede Art von Fotografie verstehen, die im weitesten Sinne der Dokumentation eines subjektiven oder objektiven Erlebnisses auf einer Reise dient.
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Felix ist Fotograf und Autor, spezialisiert auf Landschafts- und Reisefotografie und zu Hause im Saarland und der ganzen Welt. Wenn er nicht gerade in der Natur oder den Bergen unterwegs ist, schreibt er hier über seine Reisen, die Fotografie oder über sein liebstes Fortbewegungsmittel, die Seilbahn.
1 Gedanke zu „Was ist eigentlich Reisefotografie?“