Seufzend stehe ich vor meinem Schrank, in dem sich meine Koffer und Rucksäcke befinden. Welcher ist für die morgige Fototour am besten geeignet? Reicht der kleine oder muss ich wegen der Pullover und der Windjacke doch den Trekkingrucksack nehmen? Wird’s mit Stativ und Zubehör nicht zu schwer?
Es ist ein ewiges Dilemma. Die Suche nach dem perfekten Fotorucksack ist ungefähr so einfach wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Ich habe unzählige Varianten durchprobiert. Und jedes Mal, wenn ich mir sicher war, die perfekte Lösung gefunden zu haben, kamen doch wieder Zweifel auf. Inzwischen habe ich akzeptiert, dass es den perfekten Fotorucksack (für mich) einfach nicht gibt. Aber es gibt viele Taschen und Rucksäcke, die je nach Situation relativ nahe kommen.
Das Ziel dieses Beitrags ist es daher nicht, eine endlose Aufzählung an Rucksäcken und Taschen zu liefern, sondern eine kleine Auswahl vorzustellen, die aus meiner Sicht für Reisefotografen besonders gut geeignet ist.
Was macht einen guten Fotorucksack oder eine Tasche für Reisefotografen aus?
Das hängt natürlich in erster Linie davon ab, wie man reist und wie viel Ausrüstung man dabei hat. Ein Backpacker, der mit einer Kompaktkamera reist, hat andere Anforderungen als ein Fotograf, der mit Mietwagen und mehreren Kilogramm Ausrüstung unterwegs ist. Eine Städtetour erfordert ein anderes Konzept als eine Alpenüberquerung. Aus diesem Grund sind die Empfehlungen in diesem Beitrag auf einzelne Reisetypen und Situationen aufgeteilt.
Allen Reisetypen gemein sein dürfte jedoch die Anforderung, dass die Kameraausrüstung gut geschützt, möglichst leicht erreichbar und angenehm zu tragen ist. Zudem soll eine Tasche oder ein Fotorucksack auf Reisen eben gerade nicht direkt als solcher erkennbar sein. Einerseits als Diebstahlschutz und andererseits, weil klassische Kamerarucksäcke einfach nicht so stilvoll aussehen. Auch die Tauglichkeit als Handgepäck kann auf Flugreisen eine große Rolle spielen.
Reisen mit Kompaktkamera – Etuis und Gürteltaschen
Wer seine Kameraausrüstung auf ein Minimum reduziert und nur mit einer kleinen Kompaktkamera unterwegs ist, für den bietet sich eine einfache Schutzhülle an. Für viele Kameras gibt es passende Leder-Etuis, die die Kamera schützen und einfach gut aussehen. Wer viel in Städten unterwegs ist, der wird die Leichtigkeit eines solchen Tragekonzepts zu schätzen wissen. Und wenn die Kamera nicht gebraucht wird, ist sie auch schnell inklusive Etui in der Handtasche oder Umhängetasche verschwunden.
Wer dagegen in erster Linie Outdoor-Sport betreibt und eine Kompaktkamera dabei hat, für den bieten sich kleine Gürteltaschen an. Die stören beim Wandern nicht, die Kamera ist schnell erreichbar und bei einem Regenguss ist die Tasche auch schnell unter der Jacke oder im großen Trekkingrucksack verschwunden. Ich verwende diese Art von Tasche für meine Kompaktkamera seit vielen Jahren und bin mit dem Konzept vollumfänglich zufrieden.
Umhängetaschen / Messenger Bags
Wenn es etwas mehr sein darf als eine Kompaktkamera, dann wird wohl oder übel eine separate, größere Tasche für die Kamera unumgänglich. Klassische Umhängetaschen – oder neudeutsch Messenger Bags – eignen sich besonders für Städtetrips. Denn seien wir mal ehrlich – ein Rucksack schreit doch immer irgendwie „Tourist“. Und als solcher möchte man in der Regel ja gerade nicht auffallen.
Neben der Möglichkeit, die Kamera z. B. in ein Tuch einzuwickeln und in einer herkömmlichen Umhängetasche zu verstauen, gibt es spezielle Foto-Umhängetaschen mit passenden Unterteilungen für Kamera, Objektive und Zubehör. In diesen ist die Ausrüstung besser geordnet und besser gegen Erschütterung geschützt.
Hüfttaschen für Systemkameras
Wer typischerweise mit einem Rucksack unterwegs ist, für den kommt eine zusätzliche Umhängetasche nicht in Frage. Wenn die Kamera dennoch schnell erreichbar sein soll bieten sich Hüfttaschen an. Ich verwende diese Kombination häufig beim Wandern, wenn ich einen größeren Trekkingrucksack auf dem Rücken habe. Die Kamera ist dann mit einem Standardobjektiv in der Hüfttasche und stets „schussbereit“. Viele Hüfttaschen bieten auch die Möglichkeit, sie zu einer Umhängetasche umzufunktionieren. Das ist z. B. dann angenehm, wenn der schwere Rucksack abends in der Hütte bleibt, die Kamera aber auf einem Abendspaziergang dabei sein soll. Diese Kombination eignet sich auch ideal für Backpacker!
Lowepro Apex
Cosyspeed Camslinger Streetomatic / Outdoor
Ein ähnliches Konzept verfolgt die Firma Cosyspeed mit ihrer Camslinger-Reihe. Diese Tasche ist in verschiedenen Größen und unterschiedlichen Material-Ausführungen erhältlich. So gibt es ein Modell speziell für den urbanen Bereich sowie eines, das in erster Linie für den Outdoor-Sport gedacht ist. Die Besonderheit des Designs ist es, dass die Tasche unterhalb der Hüfte sitzt und damit beim Wandern weniger stört. Zudem ist der Öffnungsmechanismus für eine einfache Handhabung einhändig bedienbar.
Klassische Fotorucksäcke
Wer sehr viel Fotoausrüstung mitführt, wird um einen dedizierten Fotorucksack nicht herumkommen. Diese Fotorucksäcke bieten in der Regel ein großes Fach, das mit Trennwänden individuell unterteilt und so perfekt auf die eigene Ausrüstung zugeschnitten werden kann. Nachteilig ist allerdings, dass es bei diesen Rucksäcken dann keine Möglichkeit gibt, zusätzliche Sachen mitzunehmen, die man auf Reisen typischerweise dabei hat (Pullover, Trinkflasche, Proviant, …).
Aus diesem Grund würde ich diesen Typ Rucksack nur dann empfehlen, wenn die Reise wirklich explizit zum Fotografieren unternommen wird und die Möglichkeit besteht, das Drumherum anderweitig zu transportieren. Beispielsweise eignet sich ein solcher Rucksack auf einer Safari-Tour, bei der man ohnehin die ganze Zeit im Auto unterwegs ist.
Amazon Basics
Mittels mitgelieferter Trennwände lässt sich das Innenleben perfekt auf die eigenen Bedürfnisse anpassen und organisieren. Ein Rucksack mit unschlagbarem Preis-Leistungs-Verhältnis!
Fotorucksäcke mit Daypack für den urbanen Raum
Das Optimum für die meisten Reisefotografen dürfte eine Kombination aus Fotorucksack und „normalem“ Rucksack sein. Dieser Taschentyp eignet sich aus vielen Gründen für fast alle Situationen und ist auch mein meistgenutzter Ausrüstungsgegenstand. Typischerweise sind diese Rucksäcke in zwei große Fächer unterteilt – eines für die Kamera und die Objektive, das andere für Proviant, Kleidung und alles, was man sonst noch so dabei hat.
Viele dieser Rucksäcke haben ein zusätzliches Fach für ein Tablet oder einen Laptop. Damit sind sie auch ideal als Handgepäckstück auf Flügen geeignet, weil sich alle wertvollen Dinge perfekt verstauen lassen. Natürlich fällt das Kamerafach kleiner aus als bei einem klassischen Fotorucksack, aber für die allermeisten Situationen ist die Größe völlig ausreichend. Eine Kamera und zwei bis drei Objektive passen normalerweise locker in das Fotofach. Und gerade für den urbanen Raum gibt es Rucksäcke mit einem Hauch Retro, die ganz und gar nicht den Anschein eines Fotorucksacks erwecken.
Inateck Reiserucksack
Über die Oberseite mit ihren beiden Schnallen ist das Daypack zugänglich. Dort befindet sich auch ein Laptopfach für Geräte bis zu einer Größe von etwa 14“. Auf der rechten Seite bietet eine Netztasche außen Platz für eine Trinkflasche oder ein Stativ.
K&F Concept Kamerarucksack
Mantona Luis Retro / Luis Junior Retro
Das Kamerafach ist über die Vorderseite zugänglich, sodass die Ausrüstung leider nicht ganz so sicher vor Langfingern ist. Auf der linken Seite besteht ein zusätzlicher Schnellzugriff zur Kamera. Die andere Seite beherbergt eine Netztasche für eine Trinkflasche. Ein Stativ kann über zwei Schlaufen auf der Unterseite des Rucksacks befestigt werden. Das Daypack ist über die Oberseite erreichbar und bietet zusätzlich einem Laptop bis zu 14“ Größe Platz.
Peak Design Everyday Backpack 20 / 30
Der über die Oberseite zugängliche Teil ist kein separat abgetrenntes Daypack, sondern ebenfalls ein Teil des Hauptfachs. Durch Entfernen der Trennelemente kann der Rucksack also auch als gewöhnlicher Ein-Fach-Rucksack genutzt werden. Ein Laptop für bis zu 15“ Größe findet auf der Rückseite übrigens ebenfalls Platz. Zusätzliche Ausrüstungsgegenstände können in den Seitentaschen und über mitgelieferte Bänder auch auf der Unter- und Vorderseite des Rucksacks außen angebracht werden. Alle Bänder sowie Brust- und Hüftgurt lassen sich für einen unbeschwerten Stadtbummel aber auch problemlos verstauen. An Flexibilität ist der Everyday Backpack damit kaum zu überbieten!
Lowepro Freeline BP 350 AW
Hauptunterscheidungsmerkmal zum Everyday Backpack ist der Zugang zum oberen Teil des Hauptfachs, der mit einem Reißverschluss verschlossen ist. Im Lieferumfang befindet sich auch der Lowepro-typische Regenschutz, der bei Bedarf über den Rucksack gezogen werden kann.
Fotorucksäcke mit Daypack für Outdoor / Wandern
Viele Fotorucksäcke mit abgetrenntem Daypack lassen sich auch perfekt für Outdoor-Sportarten und zum Wandern nutzen. Hierfür empfehlen sich besonders solche Rucksäcke, die einen guten Regenschutz und Hüftgurt haben, robust sind und zusätzliche Schlaufen und Schnallen an den Außenseiten besitzen, um weitere Ausrüstungsgegenstände befestigen zu können. Einige Modelle bieten auch die Möglichkeit, ein Trinksystem zu integrieren. Natürlich lassen sich auch diese Rucksäcke für den urbanen Bereich nutzen, sind aber eben nicht ganz so stilvoll wie die Modelle ohne Schnallen und Gurte.
Lowepro Flipside Trek BP 350 AW
Das sorgt nicht nur für eine gute Diebstahlsicherung. Auch das Absetzen des Rucksacks auf dreckigem Untergrund lässt sich so vermeiden. Einziges Manko: Der Rucksack besitzt kein Laptopfach, sondern nur ein kleines Tablet-Fach auf der Vorderseite.
Jack Wolfskin ACS Photo Pack
Der Rucksack besitzt ein Laptopfach für bis zu 15“-Modelle, weitere Ausrüstungsgegenstände können in den Seitentaschen und an den Schnallen auf der Vorderseite angebracht werden. Über diese Vorderseite ist auch das Kamerafach zugänglich. Das Daypack ist dagegen wie üblich über die Oberseite des Rucksacks zugänglich. Die gesamte Innenaufteilung kann übrigens aus dem Rucksack entnommen werden, sodass er sich auch als ganz gewöhnlicher Rucksack nutzen lässt.
Manfrotto Off Road
MindShift Rotation 180
Wandrd Prvke 21L / 31L
Zu den wesentlichen Merkmalen zählen ein 15“-Laptop- und Tabletfach auf der Rückseite und das charakteristische Rolltop-Fach auf der Oberseite, das mit einem markanten Haken verschlossen und festgezurrt werden kann. Aufgerollt kann das Fach das Gesamtvolumen des Rucksacks um 4-5 Liter erweitern. Für die Kamera ist ein Inlet erhältlich, das über die Rückseite oder den Schnellzugriff auf der linken Seite zugänglich ist. Die rechte Seite besitzt eine Tasche für eine Flasche oder ein Stativ. Zusätzliche Schlaufen erlauben es auch, auf der Vorder- oder Unterseite des Rucksacks Gegenstände zu befestigen. Der Rucksack und die Reißverschlüsse sind gegen Regen abgedichtet, was den Prvke auch zu einem idealen Begleiter in der Natur macht.
Outdoorrucksäcke mit Foto-Inlay
Für ausgedehnte Expeditionen in die Wildnis oder ins Gebirge mitsamt einer umfangreichen Fotoausrüstung bieten sich entsprechende Trekkingrucksäcke an. Anders als die kleineren Fotorucksäcke mit Daypack bieten sie nicht nur mehr Platz, sondern sind auch besser über längere Strecken zu tragen. Sie besitzen in der Regel ein Tragesystem mit Netzrücken und gute Hüftgurte. Dadurch verteilt sich das Gesamtgewicht besser und die Belüftung am Rücken sorgt für ein angenehmeres Tragegefühl. Zusätzliche Schnallen und Gurte ermöglichen es, dass auch weitere Ausrüstungsgegenstände wie Zelt, Schlafsack oder ähnliches außen am Rucksack befestigt werden können.
Lowepro Whistler
Zusätzliche Ausrüstungsgegenstände finden in einem weiteren großen Fach Platz. Auch ein separates Laptopfach für Geräte bis 15″ Größe bietet der Whistler.
F-Stop
Ein etwas anderes Konzept verfolgen die Rucksäcke von F-Stop mit ihren sogenannten Internal Camera Units (ICU). Diese Einsätze für die Kameraausrüstung gibt es in verschiedenen Größen. So lässt sich je nach Umfang der eigenen Ausrüstung eine passende ICU in den Rucksack einsetzen. Der Rest des (einzigen) großen Fachs bleibt dann frei für zusätzliche Ausrüstungsgegenstände.
Problematisch ist jedoch bei beiden Varianten, dass für ein Foto die Kamera immer erst im Rucksack gesucht werden muss. Wer schon mal 20 Kilo oder mehr längere Zeit auf dem Rücken getragen hat, weiß, wie kräftezehrend das Ab- und Anlegen des Rucksacks dann ist. Aus diesem Grund empfiehlt sich gegebenenfalls der zusätzliche Einsatz einer Hüfttasche, in der die Kamera mit einem Objektiv stets griffbereit ist. Nichtsdestotrotz sind die großen Rucksackmodelle von F-Stop eine ideale Möglichkeit, die Kameraausrüstung neben umfangreichem sonstigem Equipment in einem Rucksack zu transportieren.
Der perfekte Fotorucksack?
Hast du deinen perfekten Fotorucksack oder die perfekte Fototasche schon gefunden? Oder hast du eine Empfehlung, die unbedingt noch in diese Liste aufgenommen werden muss? Ich freue mich auf deinen Kommentar!
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Felix ist Fotograf und Autor, spezialisiert auf Landschafts- und Reisefotografie und zu Hause im Saarland und der ganzen Welt. Wenn er nicht gerade in der Natur oder den Bergen unterwegs ist, schreibt er hier über seine Reisen, die Fotografie oder über sein liebstes Fortbewegungsmittel, die Seilbahn.