Galdhøppigen & Geiranger

Mit großer Vorfreude auf einen zweiten Sommerskitag meiner Tour stehe ich etwas früher als in den letzten Tagen bereits um 7.40 Uhr auf. Die Nacht an der Passstraße ist ruhig verlaufen. Auch jetzt am Morgen kommt im Schnitt nur alle 20 Minuten einmal ein Auto vorbei. Da ich diesmal im Gegensatz zum Folgefonna keine Zwischenstopps vor dem Skifahren plane, ziehe ich mich gleich für den Wintersport passend an. Wobei ich aus Aberglaube überlege, nicht doch die Jeans anzuziehen. Denn auch wenn es im Moment trocken ist, wer weiß schon, ob Skifahren da oben heute wirklich möglich ist?

Da der Skilift erst um 9 Uhr den Betrieb aufnimmt, habe ich noch genug Zeit, gemütlich zu frühstücken und im Anschluss die verbliebene Dreiviertelstunde Fahrt anzutreten. Unterwegs komme ich an einigen Autos und Wohnmobilen vorbei, die es mir gleich getan und entlang der Passstraße übernachtet haben. Rund 15 Kilometer vor dem Ziel biege ich von der Hauptstraße Richtung Lom ab und nehme die Gebirgsstraße zum Galdhøppigen in Beschlag. Nach rund fünf Minuten Fahrzeit erwartet mich auch hier wie schon am Folgefonna eine Schranke. 100 NOK Maut sind hier wieder einmal fällig. Natürlich wieder für eine Straße in völlig desolatem Zustand. Für was verwenden die nur die ganzen Mauteinnahmen?

Ohne Umwege zum Sommerski

Da an dem sichtbaren Bergrücken einige Wolken kleben, will ich doch lieber zuerst noch einmal die Webcam konsultieren, bevor ich die Maut bezahle. Nicht, dass man oben gar nichts sieht, dann lasse ich es nämlich bleiben mit der Bergfahrt. Doch auf der Webcam ist deutlich zu sehen, dass der Himmel zwar bewölkt ist, aber kein Nebel auf dem Gletscher vorherrscht. Der Skilift ist in voller Länge zu sehen, nur Skifahrer sind noch keine unterwegs. Aber es ist ja auch gerade erst kurz vor neun.

Die Straße ist im Gegensatz zum Folgefonna bei weitem nicht so spektakulär. Deutlich breiter, aber mit ebensovielen Schlaglöchern und Wellen ausgestattet. Eine Viertelstunde benötige ich, bis der Skilift und die zugehörige Infrastruktur in Sicht kommen. Ist es am Folgefonna nur eine kleine Beiz, so findet sich hier ein Restaurant sowie eine Übernachtungsmöglichkeit und ein kleiner Campingplatz.

Doch beim Blick auf den Gletscher schwant mir Übles. Noch immer sind keine Skifahrer zu entdecken und der Lift fährt auch nicht. Kurz darauf werden meine Befürchtungen bestätigt. Die Straße ist ab dem Hotel und Campingplatz gesperrt, sodass man gar nicht mal bis zum Skilift fahren kann. Was soll das denn jetzt? Hätte man das nicht irgendwie im Tal hinschreiben können? Und wieso steht im Internet, dass die Saison bis Anfang September geht und der Lift täglich von 9-15 Uhr in Betrieb ist?

Gesperrte Straße am Galdhøppigen

Gletschersee am Galdhøppigen

Schon wieder die nächste Enttäuschung

Aber am Lift ist definitiv kein Betrieb. Weder heute noch in den letzten Tagen gewesen. Keine Präparierung, keine frischen Spuren. Dafür aber jede Menge Leute, die hier wandern gehen. Und der Skifahrer? Guckt in die Röhre. Ich konsultiere noch einmal die Webseite. Und – das gibt es doch nicht. Da stehen tatsächlich nicht mehr wie letzte Woche die Öffnungszeiten, sondern irgendein Text auf norwegisch.

Weil es im letzten Winter wenig Schnee gab, gibt es diesen Sommer irgendwie ab sofort nur noch Betrieb für Skirennen, weil dadurch weniger gesalzen werden muss und weniger Arbeit entsteht. So in etwa habe ich das verstanden. Aber, äh, was ist das für eine Logik? Ja klar, am besten stellt man den Lift ganz ab, dann hat man überhaupt keine Arbeit mehr!? Und wie der letzte Winter ausgefallen ist, ist ja jetzt auch nicht erst seit gestern bekannt? Und dann sperrt man trotzdem einfach von heute auf morgen zu, zwei Monate früher als vorgesehen. Frechheit! Vor allem, wenn man sich den Hang anschaut. Die Verhältnisse sehen ideal aus.

Schlepplift am Galdhøppigen

Gletschersee am Galdhøppigen

Schlepplift am Galdhøppigen

Frustration im Regen

Aber es hilft ja nix. Wenn ich jetzt schon mal hier oben bin, will ich wenigstens die Umgebung noch ein wenig erkunden. Auf dem Weg zum Skilift fängt es dann natürlich wieder an zu regnen. Da im Anschluss aber tatsächlich die Sonne ein wenig zum Vorschein kommt, beschließe ich, noch in Richtung einer Art Gletscherhöhle zu laufen. Dort muss ich dann aber erfahren, dass selbige nur im Rahmen einer Führung besichtigt werden kann. Da ich aber keine Ahnung habe, ob es das auch auf englisch gibt, und weil ausschließlich norwegische Autos hier oben stehen, lasse ich es eben bleiben und laufe wieder zurück. Davon abgesehen kostet das wahrscheinlich auch wieder etwas. Und nach der Nummer mit dem Sommerski sehen die von mir so schnell eh kein Geld mehr.

Ausblick vom Galdhøppigen

Ade, Sommerski!

Damit kann ich das Kapitel Sommerski für diese Skandinavien-Reise endgültig ad acta legen. Das dritte Sommerskigebiet in Norwegen, Stryn, ist diesen Sommer schon seit zwei Wochen geschlossen. Das war mir aber auch schon lange im Vorfeld bekannt. Hier hat man interessanterweise gewusst, wie viel Schnee es letzten Winter gab und entsprechend reagiert. Normalerweise dauert die Saison dort nämlich bis Mitte/Ende Juli.

Also widme ich mich wieder einmal der Wetterprognose, aus der ich aber nach wie vor nicht schlau werde. Jetzt ist es heute im Norden mal einen Tag sonnig, aber bis ich dorthin gefahren bin, sieht es schon wieder nach Regen aus. Hier entlang der Fjorde ändert sich an dem Regenwetter auf lange Sicht ohnehin nichts. Nach Schweden rüber zu fahren hat auch keinen Wert.

Aber immerhin, in Ålesund an der Küste soll es heute und morgen heiter sein. Dort habe ich in Spjelkavik noch eine Sesselbahn auf dem Radar, die ich eigentlich aufgrund ihrer Lage nur als optional in den Tourplan mit aufgenommen habe. Aber wenn das die einzige Möglichkeit ist, morgen halbwegs schönes Wetter zu finden, dann geht es eben dorthin. Andererseits ist die gute Prognose natürlich auch keine Garantie. Bis jetzt hat es immer noch geregnet, wenn gutes Wetter angekündigt war. Aber was bleibt mir anderes übrig? Überall sonst regnet es ja auch. Einen Versuch ist es wert.

Das Skigebiet am Strynefjell

Einen Vorteil hat die Fahrt dann aber zusätzlich noch, denn vom Galdhøppigen führt mich der Weg mittels eines kleinen Abstechers über das Strynefjell, dem Hochtal, in dem sich das angesprochene dritte Sommerskigebiet befindet. Wenn schon nicht skifahren, dann wenigstens mal in einem der anderen Gebiete vorbeischauen lautet die Devise. Unterwegs regnet es immer wieder einmal, an der Sesselbahn angekommen ist es dann aber glücklicherweise gerade trocken.

Im unteren Teil des Skigebiets gibt es keinen Gletscher. Das ist auch der Grund für die relativ kurze Saison. Hier lebt man von den üppigen Schneemengen des Winters, die einen Betrieb von Mai bis Juli an einer Sesselbahn und einem Schlepplift erlauben. Erstaunlich, dass sich der Aufwand rentiert, für zwei Monate im Jahr ein Skigebiet zu erhalten. Andererseits sehr erfreulich, denn mit über 500 Metern Höhendifferenz muss man lange suchen, bis man ein zweites Sommerskigebiet dieser Größenordnung findet! Außerhalb des Alpenraums wäre mir sonst keines bekannt.

Sommerskigebiet Strynefjellet

Sommerskigebiet Strynefjellet

See am Strynefjellet

Vom Strynefjell zum Geiranger-Fjord

Vom Strynefjellet führt mich der Weg weiter Richtung Westen, wo ich zunächst durch einige elend lange Tunnels fahre, um anschließend auf eine Gebirgsstraße einzubiegen, die ich so nicht erwartet habe. Eigentlich bin ich von einer schnellen Verbindung an die Küste ausgegangen. Doch weit gefehlt! Plötzlich reiht sich Kehre an Kehre und es geht steil hinab zum Geiranger-Fjord. Ein gigantischer Ausblick bietet sich von hier oben auf den schätzungsweise 1.500 Meter tiefer gelegenen Fjord, in dem zwei große Kreuzfahrtschiffe vor Anker liegen.

Natürlich ist der Ausblick ein Touristenmagnet, wie ich anhand der unzähligen Busse schnell feststellen kann. Diese sind für die schmale Straße mit ihren vielen Serpentinen aber völlig ungeeignet und stehen sich ständig gegenseitig im Weg. Es herrscht völlig Chaos auf dem Weg ins Tal, sodass ich für eine Strecke von 15 Kilometern eine ganze Stunde benötige.

Wasserfälle in Südnorwegen

Wasserfälle in Südnorwegen

Geiranger Fjord von Flydalsjuvet

Geiranger Fjord von Flydalsjuvet

Nicht viel besser sieht es dann aus, als ich vorbei an den zahllosen Hotels und Campingplätzen wieder auf der anderen Seite des Ortes Geiranger wieder bergauf fahre. Erst als es nach langer Zeit über eine Hochebene wieder bergab geht, komme ich wirklich voran. Unterwegs halte ich immer mal wieder nach einem Campingplatz Ausschau, aber so wirklich ansprechen tut mich keiner. Daher nehme ich doch noch heute die Fähre von Eidsdal nach Linge, um im Anschluss in Stordal zu campieren. Dort habe ich mir im Vorfeld einen Platz notiert, der mir praktisch und recht günstig erschien. Die Lage mitten in einem kleinen Industriegebiet ist zwar nicht gerade eine Augenweide, aber für 140 NOK stimmt zumindest der Preis. Und Ansprüche habe ich ja keine. Lediglich die Dusche ist ein willkommener Komfort.

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