Mein vorerst letzter Sonnenaufgang an der Küste ist am nächsten Morgen wieder einmal völlig wolkenverhangen, sodass ich mich um 7 Uhr nicht motivieren kann, aufzustehen und erst einmal ausschlafe. Gegen 9.30 Uhr breche ich nach einem weiteren Auffüllen des Wassertanks und dem Ausnutzen des WLAN für einen Skype-Anruf in die Heimat nach Gisborne auf, das von hier innert zehn Minuten erreichbar ist. Für meine organisatorischen Aktivitäten plane ich den gesamten Vormittag ein.
Organisatorische Dinge am Vormittag
Zunächst geht es in ein Warenhaus, da ich dringend neues Campinggas besorgen muss. Das finde ich zu meinem Erstaunen auch relativ schnell. Interessant ist, dass das Gas nur an Personen über 21 Jahren verkauft wird. Mein Mietwagenverleiher vermietet seine Fahrzeuge aber auch schon an 18-jährige. Müssen die dann verhungern? Und was ist an Campinggas so gefährlich, dass ein 20-jähriger damit nicht umgehen können soll? Naja, mir soll es egal sein. Jedenfalls freut es mich, dass die Gaskartuschen gerade im Angebot sind, weswegen ich gleich zwei Viererpackungen mitnehme. Als nächstes folgt ein Zwischenstopp in einem Supermarkt, wo ich mich mit Essen für die nächsten Tage eindecke. Zwar habe ich theoretisch noch drei Gerichte vorrätig, aber so bin ich dann schon einmal für die restlichen Tage auf der Nordinsel gerüstet. Überhaupt vergeht die Zeit wie im Flug. Nun bin ich schon seit über zwei Wochen unterwegs!
Im Anschluss geht es noch schnell zu einer Tankstelle, wo ich eigentlich einen Gutschein über 4 ct/l einlösen will, doch der Automat akzeptiert meine Karte nicht. So suche ich eine andere Kette auf, bei der das Benzin mit 1,68 NZD/l auch ohne Rabatt genau so viel kostet. Irgendwie ist es unglaublich, wie viel günstiger das Benzin hier auf einmal ist. Und entgegen der Prognose von 10-12 Litern auf 100 Kilometern fahre ich den rostigen Toyota mit deren neun. Und das auch mit dem wenig effizienten Normalbenzin 91. Super 95 findet man in Neuseeland nur an ganz wenigen innerstädtischen Tankstellen wo es als „Premium“ verkauft wird, Super 98 scheint es überhaupt nicht zu geben.
Der nächste Stopp ist der umfangreichste, denn etwas außerhalb vom Standzentrum halte ich am lokalen Waschsalon, um endlich meine Wäsche zu waschen. Doch ganz ohne etwas Umständlichkeit geht es in Neuseeland natürlich wieder nicht, denn zuerst muss ich einen RFID-Chip im nahegelegenen Supermarkt erwerben und aufladen lassen, mit dem ich dann die Waschmaschine und den Trockner bedienen kann. Waschpulver habe ich mir glücklicherweise vorher noch im Supermarkt besorgt.
Abstecher zum Lake Waikaremoana
Bis ich alle Kleidungsstücke wieder zusammengelegt und verstaut habe, ist es nach 13 Uhr und damit höchste Zeit, endlich in Richtung Taupo aufzubrechen, wo ich übermorgen ankommen möchte. Der Weg führt mich dabei lange Zeit bei Wolken und Nieselregen durch eine eher unspektakuläre Landschaft im Landesinneren – von der Küste ist hier nichts mehr zu sehen. Wieder einmal fällt auf dieser Straße allerdings die typisch neuseeländische Trassierung auf. Ganz im Gegensatz zu Westeuropa trifft man in Neuseeland weder auf Brücken noch auf Tunnels. Stattdessen nehmen die Straßen jeden Hügel und jede Senke mit, woraus eine enorm kurvenreiche Berg- und Talfahrt resultiert.
In Waiora, einer kleinen Stadt auf halbem Weg zwischen Gisborne und Napier, entscheide ich mich dazu, wie geplant noch zum Lake Waikaremoana zu fahren, der von hier zwar rund 50 Kilometer entfernt liegt, aber gemäß zahlreicher Berichte ein sehr lohnendes Ziel darstellt. Die Straße dorthin ist keine Sackgasse, aber – so habe ich es zumindest gelesen – ist der Teil zwischen dem See und Rotorua am anderen Ende des SH35 nur geschottert. Von Waiora aus sollte aber bis auf ein ganz kurzes Stück am Seeufer die Straße asphaltiert sein. Tja, denkste!
Nach rund 25 Kilometern ist Endstation, denn aus der gut ausgebauten Straße wird mitten im Niemandsland plötzlich eine Schotterpiste. So gebe ich etwas enttäuscht auf, zum einen aus Zeitgründen. Zum anderen aber auch wegen meiner Mietwagenbestimmungen wegen derer ich die verbleibenden 25 Kilometer nicht auf Schotter fahren kann. Einziger Trost ist, dass das Wetter vermutlich ohnehin nicht allzu gut wäre. So erreiche ich schließlich etwas früher als geplant meine heutige Übernachtungsstätte, einen DOC-Campingplatz am Lake Tutira, einige Kilometer nördlich von Napier und etwa auf der Hälfte der Strecke zwischen Gisborne und Taupo gelegen. Die Ausstattung besteht lediglich aus einer Toilette, aber mehr brauche ich heute auch nicht.
Frischer Fisch als Tagesausklang
Zum Abendessen gibt es endlich einmal etwas Neues auf der Reise, da ich heute Morgen im Supermarkt tatsächlich Fisch gefunden habe. Zwar leider keinen weißen, den ich eigentlich lieber esse. Aber ein Stück Lachs ist auch nicht verkehrt. Mit diesem und mit einer Schüssel Reis genieße ich den Abend, werde aber von der schnell hereinbrechenden Dunkelheit überrascht. Inzwischen ist es um 19.30 Uhr schon dunkel. Die zwei Wochen seit Beginn meiner Reise und die Tatsache, dass ich immer noch ganz im Osten bin, machen sich in Sachen Tageslicht schon bemerkbar. Wenn nächstes Wochenende die Sommerzeit endet, wird es noch einmal eine Stunde früher dunkel.
Wahrscheinlich werde ich meinen Rhythmus aber einfach weiter beibehalten. Feste Termine habe ich ja ohnehin keine. Morgen steht dann die zweite Etappe auf dem Weg nach Taupo an, die nochmal etwa 180 Kilometer in Anspruch nehmen wird. Insofern ist es mir auch relativ egal, dass für morgen regelrechtes Sauwetter angesagt ist. Im Gegenteil, es ist insofern sogar gar nicht schlecht, weil mein Auto auf diese Weise endlich mal wieder sauber wird.
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Felix ist Fotograf und Autor, spezialisiert auf Landschafts- und Reisefotografie und zu Hause im Saarland und der ganzen Welt. Wenn er nicht gerade in der Natur oder den Bergen unterwegs ist, schreibt er hier über seine Reisen, die Fotografie oder über sein liebstes Fortbewegungsmittel, die Seilbahn.