Nach dem etwas missglückten Sonnenaufgang an der Saarschleife will ich es zwei Wochen später noch ein weiteres Mal probieren. Diesmal ist die Anreise allerdings deutlich kürzer. Der Schwarzenbergturm liegt nur gerade 20 Minutenvon meinem Wohnort entfernt. Auch der Weg auf den Schwarzenberg ist unkompliziert. Genau genommen ist es mehr oder weniger derselbe Weg, den ich unter der Woche jeden Morgen zur Uni fahre. Seit Jahren sehe ich den Turm tagtäglich und habe es bislang doch noch die geschafft, einmal die Aussicht von oben zu genießen. Heute soll sich das endlich ändern.
Der Schwarzenbergturm in Saarbrücken
Die Öffnungszeiten des Turms von April bis Oktober jeweils von 8.00 Uhr bis 20.00 Uhr lassen es jedoch nur im Frühling und im Herbst zu, den Sonnenaufgang zu fotografieren, und das auch nur bei Sommerzeit. Der 18. Oktober ist da schon nahezu eine der letzten Gelegenheiten für dieses Jahr. Zwar ist die Wetterprognose für den Tag hervorragend, am Morgen werden allerdings für den Herbst typische Hochnebelfelder erwartet, die mir noch ein wenig Kopfzerbrechen bereiten. Denn der Schwarzenberg ist zwar der höchste Punkt auf dem Gebiet der Stadt Saarbrücken. Mit seinen rund 390 Metern Höhe gibt es aber keine Garantie, über dem Nebel zu sein. Glücklicherweise gibt es aber am nahegelegenen Halberg eine Webcam, auf der ich am Morgen erkennen kann, dass zwar reichlich Nebel vorhanden ist, seine Obergrenze aber deutlich unterhalb des Schwarzenbergs liegt.
So stehe ich eine knappe halbe Stunde später im noch stockfinsteren Wald auf einem unbefestigten Parkplatz, von wo aus es zu Fuß über etwa 1,5 Kilometer zum Turm geht. Obwohl der Turm offiziell erst um acht Uhr seine Pforten öffnen soll, breche ich zeitig am Auto auf, um schon etwas früher dort zu sein. Der Sonnenaufgang soll wenige Minuten vor acht Uhr sein. Vielleicht habe ich Glück und die Tür ist schon etwas früher geöffnet.
Hoch über dem Morgennebel
Und tatsächlich, als ich gegen 7.45 Uhr am Schwarzenbergturm ankomme, ist die Tür zum Inneren des Turms, wo sich der Treppenaufgang befindet, bereits geöffnet. Da ich keine Ahnung habe, ob man sich hier anmelden oder Eintritt bezahlen muss, sondiere ich erst einmal die Lage. Nachdem aber niemand zu sehen ist und auch der Eingangsbereich nicht so aussieht, als ob hier im Normalfall jemand wäre, mache ich mich auf den Weg zu Aussichtsplattform.
Oben angekommen erwartet mich eine überwältigende Szenerie. Noch ist die Sonne nicht über den Horizont geklettert und der Himmel erscheint etwas surreal in violetten Tönen. Unter mir raschelt das bunte Herbstlaub im Wald, in der Ferne rauchen die Schornsteine der umliegenden Kraftwerke und Nebelschwaden ziehen mystisch über die Baumkronen hinweg. Diesen Anblick hätte ich mir nicht einmal im Traum erhofft!
Malerischer Sonnenaufgang über den Baumkronen
Wenige Minuten später bahnt sich die Sonne ihren Weg und sorgt mit ihren ersten Strahlen des Tages für eine wohlige Wärme an diesem frischen Oktobermorgen. Die Wärme sorgt zudem dafür, dass der Nebel etwas weiter aufsteigt und nun in einer genialen Farbe zu leuchten beginnt. Nach und nach erreichen die Sonnenstrahlen auch die tiefergelegenen Regionen. Zuerst die nun fast schon kitschig bunten Baumkronen auf dem Schwarzenberg, dann auch die Saarbrücker Innenstadt in der Ferne.
Unvergleichliche Lichtstimmung auch in der Saarbrücker Innenstadt
Über eine Stunde halte ich mich auf dem Turm auf, um dem grandiosen Naturschauspiel beizuwohnen. Als sich der Nebel schließlich vollständig verzieht, beschließe ich spontan, noch für einige Fotos in die Saarbrücker Innenstadt zu fahren. Auch dort sind die Lichtverhältnisse schöner als ich sie je zuvor erlebt habe. Gepaart mit den herbstlichen Laubbäumen an der Saar ergibt sich eine geniale Stimmung. Was für ein unvergesslicher Oktobertag!
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Felix ist Fotograf und Autor, spezialisiert auf Landschafts- und Reisefotografie und zu Hause im Saarland und der ganzen Welt. Wenn er nicht gerade in der Natur oder den Bergen unterwegs ist, schreibt er hier über seine Reisen, die Fotografie oder über sein liebstes Fortbewegungsmittel, die Seilbahn.