Nachdem sich schon am Abend die Regenwolken relativ rasch verzogen haben, werde ich am nächsten Morgen von den ersten Sonnenstrahlen des Tages geweckt. Das Wetter ist besser als angekündigt. Am Horizont kann ich aber schon die ersten Wolken ausmachen, die auch prognostiziert waren. Nach einer angenehmen Dusche im nobel eingerichteten Camping-Bad, bei der allerdings wie schon am Vorabend entsetzlich depressive Musik im Hintergrund läuft, verlasse ich den Platz wieder in Richtung Te Anau. Dort will ich am Vormittag ein wenig die Umgebung und die Wanderwege entlang des Sees erkunden, bevor es am Nachmittag mit dem Schiff zu den Glühwürmchen in den Te Ana Au Caves geht.
Magisches Licht im Segelhafen von Te Anau
Das Licht ist an diesem Morgen wieder einmal ganz speziell, sodass nicht viel Zeit vergeht, bis ich die ersten netten Motive ausmachen kann. Der Hafen von Te Anau liegt inmitten herbstlich bunter Bäume und beherbergt eine Reihe von kleineren Segel- und Motorbooten, die sich auf der windstillen Wasseroberfläche spiegeln. Eine ganze Stunde lang halte ich mich hier auf, ehe ich wieder zum Auto zurückkehre und noch einmal die Wetterprognose für die nächsten Tage ansehe.
Für morgen ist am Milford Sound nach wie vor von strahlendem Sonnenschein die Rede, lediglich der neuseeländische Wetterdienst vermeldet Schauer. Die sollten aber gemäß der Prognose jetzt auch in Te Anau sein, wo sich nur ein paar harmlose Wolken am Himmel aufhalten. Irgendwie ist mir nun schon häufiger aufgefallen, dass die Prognose von dem neuseeländischen MetService extrem pessimistisch ist. Dabei müsste man eigentlich davon ausgehen, dass diese Meteorologen es am besten wüssten, wie sich das sehr eigene neuseeländische Wetter entwickelt. Bleibt zu hoffen, dass auch in diesem Fall die aus den Globalmodellen erzeugten Prognosen meiner Wetter-App besser sind als die von MetService.
Vogel- und Wildtierpark Te Anau
Nach meinem Aufenthalt am Lake Te Anau fahre ich noch ein Stück in Richtung des südlichen Stadtendes, wo sich ein vom DOC verwalteter Vogel- und Wildtierpark befindet. Einen Kaka-Vogel und eine einheimische Entenart kann ich in den öffentlich zugänglichen Gehegen ausmachen, wirklich vom Hocker reißt mich der Park aber nicht. Überhaupt scheint er nicht auf großes Interesse zu stoßen, denn außer mir hält sich während meines rund 20-minütigen Besuchs niemand dort auf. Auf dem Parkplatz lege ich schließlich eine frühe Mittagspause ein, um im Anschluss zum Bootsanleger des Veranstalters der Bootsfahrten zu den Te Ana Au Caves aufzubrechen.
Nach langem Überlegen entschließe ich mich dazu, auch noch eine dritte Schiffsfahrt für den Donnerstag zu buchen. Das Wetter sollte auch dann noch halbwegs schön sein, während das Wochenende auf der gesamten Südinsel mehr oder weniger ins Wasser zu fallen scheint. Statt am Wochenende auf die Stewart Island zu fahren, die dritte Insel Neuseelands ganz im Süden des Landes, will ich lieber von Manapouri aus den Doubtful Sound erkunden. Dieser Fjord ist mir inzwischen schon von vielen Leuten, die ich auf meiner Reise getroffen habe, als eindrückliches Erlebnis empfohlen worden. Schöner als der meist völlig überlaufene Milford Sound, den jeder Tourist auf dem Radar hat.
Zwar ist die Reise zum Doubtful Sound als Ganztagestour nicht nur bedeutend länger, sondern auch um einiges teurer als der Milford Sound, aber nach meinen Erfahrungen in Queenstown scheint es wohl die bessere Alternative zu sein, diejenigen Regionen zu besuchen, die nicht in jedem Reiseführer angepriesen werden. Nachdem ich ohnehin im Gegenzug auf die Stewart Island verzichten werde, sollte die Fahrt das Reisebudget auch nicht zu sehr beanspruchen . Und irgendwo muss man immer im Hinterkopf behalten, dass diese Ziele so schnell und so günstig in naher Zukunft nicht erreichbar sein werden.
Mit dem Boot zu den Te Ana Au Caves
Um wirklich sicher zu gehen, dass sich die Wetterprognose nicht noch einmal kurzfristig grundlegend ändert, warte ich mit dem Kauf der Tickets aber noch ab und starte zunächst zu den Glühwürmchen. Das Boot beherbergt an diesem Nachmittag rund 70 Personen und ist damit nicht ganz ausgebucht, im Gegensatz zu den beiden am Abend startenden Touren. Nach einem kurzen Wendemanöver bestreiten wir die Überfahrt über den See mit flotten 24 Knoten, was rund 45 km/h entspricht. Erst bei der Fahrt durch eine Engstelle entlang einer Insel im See drosselt der Kapitän das Tempo etwas, um nur kurze Zeit später wieder zu beschleunigen, während linker Hand der südlichste der drei Seitenarme des sonst langen, aber schmal in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Lake Te Anau vorbeizieht.
Nach einer knappen halben Stunde ist die Anlegestelle an den Höhlen erreicht, wo die Gruppe in sechs kleinere Einheiten à zwölf Personen unterteilt wird. Das Höhlensystem kann nur auf kleinen Booten erkundet werden, weswegen die Hälfte der anwesenden Besucher zunächst einmal einer kleinen Videopräsentation beiwohnt, während der andere Teil die Glühwürmchen bereits in natura bestaunen darf.
Nach der rund halbstündigen Präsentation und unzähligen Sicherheitshinweisen darf dann auch meine Gruppe in die Höhle aufbrechen. Allein der Eingang in das unterirdische System ist eindrücklich, ist der Weg doch gerade einmal einen Meter hoch, während sich unterhalb das Wasser aus einer unterirdischen Quelle seinen Weg in die Freiheit bahnt. In der Höhle selbst ist wieder mehr Platz zum Atmen, spannend bleibt die Erkundung aber trotzdem. Vorbei an unzähligen Wasserfällen erreicht meine Gruppe schließlich das kleine Boot, das hier auf einem künstlich aufgestauten See durch das Höhlensystem schippert. Nachdem alle zwölf Mann an Bord sind, steuert unsere Reiseleiterin das Boot langsam durch die stockfinstere Höhle.
Die neuseeländischen Glühwürmchen
Und schon nach wenigen Augenblicken sind an Decke und Wänden der Höhle unzählige kleine leuchtende Punkte auszumachen. Die neuseeländischen Glühwürmchen. Diese kleinen Insektenlarven leben hier während mehrerer Monate in diesem Stadium und ernähren sich von anderen Insekten, die sie durch ihr Licht und die von ihnen aufgespannten Fäden – ähnlich wie ein Spinnennetz – anlocken und fangen. Nach dem Larvenstadium lebt das Glühwürmchen nur noch für wenige Tage als ausgewachsenes Insekt. Da es keinen Mund besitzt, kann es keine Nahrung aufnehmen und verhungert innerhalb kurzer Zeit. Der einzige Zweck dieses Lebensabschnitts ist die Fortpflanzung.
Das Fotografieren und Filmen ist im Inneren der Höhle nicht gestattet, da die Glühwürmchen Licht und Geräusche nicht mögen. Nach nur 20 Minuten ist das Spektakel auch schon wieder vorbei und meine Gruppe steuert dem engen Ausgang entgegen, wo schon die nächsten Teilnehmer auf die interessanten Eindrücke warten. Etwas später als geplant legt unser Boot dann wieder auf dem Lake Te Anau ab und bringt uns sicher auf die andere Uferseite, wo ich im Büro des Veranstalters meine Fahrt zum Doubtful Sound buche. Da habe ich Glück, denn an diesem Donnerstag gibt es zufällig gerade einen Rabatt und für meine Reise zum Milford Sound, die ich ja eigentlich schon bezahlt habe, bekomme ich im Nachhinein auch noch 20% Preisnachlass.
Auf zum Milford Sound
Damit ich morgen um 10.30 Uhr auch tatsächlich pünktlich am Milford Sound das Schiff besteigen kann, muss ich heute noch einige Kilometer zurücklegen. Rund 120 Kilometer ist der bekannte Fjord von Te Anau entfernt, sodass ich den größten Teil der Strecke heute noch absolvieren will, um auf dem letzten DOC-Campingplatz vor dem Ziel, am Cascade Creek, zu übernachten. Da die Straße nicht allzu kurvenreich ist, komme ich flott voran, während mir unzählige vollgestopfte Reisebusse entgegenkommen. Na das kann ja heiter werden morgen!
Etwa auf halbem Weg in Richtung Milford Sound lege ich einen letzten Zwischentopp an den sogenannten Mirror Lakes ein. Die kleinen Gewässer besitzen eine sehr glatte, spiegelnde Oberfläche, liegen sie doch in einer Senke und sind dadurch gut vor jeglichem Wind geschützt.
Um 17.30 Uhr erreiche ich mein Domizil, wo ich leider von Wind und leichtem Regen empfangen werde. Nachdem ich meine Campinggebühr gleich bei der gerade anwesenden DOC-Mitarbeiterin bezahle, finde ich einen recht guten Platz auf dem weitläufigen, aber unglaublich vollen Areal, woraufhin ich mich gleich ans Kochen mache. Das gestaltet sich aufgrund des kalten Wetters einmal mehr enorm schwierig, denn meine Pfanne will einfach nicht so warm werden, dass ich meinen Fisch braten kann. Irgendwann habe ich genug und montiere den Gaskocher von der vorgesehen Plattform ab, um ihn in den Camper zu stellen. Das ist zwar so eigentlich nicht gedacht, aber andernfalls stehe ich übermorgen immer noch mit rohem Fisch da.
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Felix ist Fotograf und Autor, spezialisiert auf Landschafts- und Reisefotografie und zu Hause im Saarland und der ganzen Welt. Wenn er nicht gerade in der Natur oder den Bergen unterwegs ist, schreibt er hier über seine Reisen, die Fotografie oder über sein liebstes Fortbewegungsmittel, die Seilbahn.