Im Regen von Queenstown nach Te Anau

Entgegen der Ankündigung ist das Wetter beim Aufstehen auf dem Campingplatz in Arthurs Point nahe Queenstown noch recht freundlich, sodass ich ohne nass zu werden meine Küchenzeile aufräumen und meinen Wassertank auffüllen kann. Auf dem Weg zurück nach Queenstown halte ich kurz am Shotover Stream an, einem rauschenden Fluss, der hier mit hoher Geschwindigkeit durch ein tiefes Tal fließt. Direkt an der Straße befindet sich der Shotover Jet, ein Unternehmen, das hier River-Rafting-Touren anbietet. Für Adrenalinfreaks sicher nett, nicht aber das, wonach ich suche. Zudem könnte ich auch nicht ruhigen Gewissens meine ganze Technikausrüstung im Auto zurücklassen …

Missglückter Stadtrundgang durch Queenstown

So setze ich meinen Weg in Richtung Queenstown fort, wo ich am Ortseingang noch einmal volltanke, da das Benzin zwar nach wie vor teuer, aber doch das günstigste seit Greymouth vor über einer Woche ist. Eigentlich will ich das halbwegs passable Wetter noch für einen Stadtrundgang durch Queenstown nutzen, aber obwohl die Stadt nur aus Parkplätzen zu bestehen scheint, gibt es noch mehr Autos, die sich darum streiten und ich werde einfach nirgendwo fündig. Genervt halte ich kurz darauf am anderen Ortsende am Straßenrand an und mache mir Gedanken, was ich nun weiter mit dem Tag anfangen soll. Eigentlich habe ich mehrere Tage für Queenstown und Umgebung vorgesehen, aber irgendwie gefällt mir die Atmosphäre hier nicht wirklich. Da wäre ich besser im beschaulicheren Wanaka geblieben. Dort gibt es auch jede Menge Freizeitangebote und das Ambiente ist um Längen schöner als in Queenstown.

Was also tun? Wie geplant den Regentag auf dem DOC-Campingplatz an der Straße nach Glenorchy verbringen? Oder doch schon in Richtung Te Anau und Milford Sound aufbrechen? Mein Reiseführer weiß auch nicht recht zu helfen. Schlechtwetterangebote sind in Queenstown eher Mangelware. Da das Wetter Richtung Süden noch besser aussieht, beschließe ich, doch schon die Reise fortzusetzen und Queenstown den Rücken zu kehren. Da hätte ich mir die Übernachtung auf dem teuren Campingplatz zwar sparen können, aber im Nachhinein ist man bekanntlich immer schlauer. Zudem ist der etwas frühere Aufbruch insofern vorteilhaft, da am Milford Sound nun doch eher schon am Dienstag und Mittwoch schönes Wetter herrschen soll, entgegen der ursprünglichen Ankündigung, die den Donnerstag als schönsten Tag der Woche vorsah.

Aufbruch in den Fiordland National Park

Der Weg führt mich zunächst am Ufer des Lake Wakatipu vorbei nach Kingston, wo der zwischenzeitlich aufgekommene Regen tatsächlich wieder nachlässt und sogar die Sonne ein wenig zum Vorschein kommt. Die nun folgende Landschaft ist relativ unspektakulär, ist der SH 6 in diesem Bereich doch meist kerzengerade und flach trassiert, während sich links und rechts mäßig hohe Berge aneinanderreihen. Irgendwo auf dem Weg nach Te Anau, kurz vor dem kleinen Örtchen Athol, lege ich meine Mittagspause ein.

Am südlichen Ende des Lake Wakatipu

Bei dem Café Five Rivers, ein einzelnes Gebäude mitten im Nirwana, biege ich auf den SH 97 ein, der mich nach Mossburn führt. Ein kleiner Ort, der bei meiner Durchfahrt einer Geisterstadt gleicht. Die Siedlung besteht mehrheitlich aus einzelnen, aber eng aneinandergereihten Häusern, die allesamt den Eindruck erwecken, als hätte sie seit 30 Jahren niemand mehr von innen gesehen. Umso erstaunter bin ich daher, als ich am nördlichen Ortsausgang einen riesigen, modernen Kinderspielplatz antreffe. Selbstverständlich ist aber auch hier keine Menschenseele auszumachen. Manchmal rätsele ich ja schon, wie gewisse Dinge hier in Neuseeland zusammenpassen!

Auf dem Weg nach Te Anau

Widrige Wetterbedingungen in Te Anau

Bei wieder einsetzendem Regen und heftigen Windböen erreiche ich schließlich Te Anau, eine kleine Stadt am südlichen Ende des Lake Te Anau, seines Zeichens der größte See der neuseeländischen Südinsel. Te Anau ist der zentrale Ausgangspunkt für Touren und Ausflüge in der Fjordregion im Südwesten der Insel. Einmal angekommen grübele ich erst einmal über das weitere Vorgehen. Für den Milford Sound möchte ich gerne eine Schiffsrundfahrt durch den Fjord buchen, ebenso möchte ich ein Ticket für eine Fahrt zu den Te Ana Au Caves erwerben. In diesen Höhlen trifft man auf die neuseeländischen Glühwürmchen. Insektenlarven, die hier die Höhle zum Leuchten erwecken.

Das Büro des zuständigen Anbieters ist auch schnell ausfindig gemacht, aber für wann soll ich die Touren nun buchen? Zuerst morgen Milford Sound und schon mal einen Teil der Strecke bis dahin heute noch fahren? Ist nur schade, da ich bei dem Regen von der Landschaft natürlich nicht viel mitbekomme. Außerdem soll der Mittwoch wettertechnisch etwas besser sein als der Dienstag. Also doch zuerst die Glühwürmchen. Auch wieder blöd, weil ich dann schon wieder in einem Holiday Park hier übernachten muss, dessen umfangreiche Ausstattung ich heute gar nicht brauche. Doch erst zum Milford Sound fahren und dann je nach Wetter dort noch einen Tag warten und vor Ort die Schiffsfahrt buchen? Ist auch kritisch, da die Plätze begrenzt sind und die Nachfrage groß ist. Und am Ende kommt das Wetter dann sowieso wieder ganz anders als angekündigt. Ach Mensch, das ist wirklich eine blöde Situation!

Schiffstouren zu den bekanntesten Naturschauspielen Neuseelands

Letztlich entscheide ich auf Basis der aktuellen Wetterprognose, eine andere Grundlage habe ich im Moment nicht. Da der Mittwoch besser aussieht, geht es morgen Nachmittag zuerst zu den Glühwürmchen und im Anschluss fahre ich die Route zum Milford Sound, um dort auf einem DOC-Campingplatz zu übernachten. Für Mittwochvormittag buche ich die Schiffsrundfahrt im Milford Sound, um den Nachmittag dort noch mit etwas freier Zeit verbringen zu können und im Anschluss wieder auf einem der DOC-Plätze entlang der Straße nach Te Anau zu übernachten. Die Dame im Buchungsbüro ist zwar erst einmal skeptisch, ob so kurzfristig überhaupt noch Plätze frei sind. Aber wie ich schon im Internet gesehen habe, sind die Schiffe noch längst nicht ausgebucht, sodass ich problemlos unterkomme.

Anschließend geht es in Te Anau noch zu einem Supermarkt, um mein Mittagessen für morgen und einen Salat für heute Abend zu besorgen, denn kochen kann ich bei dem starken Regen sowieso nichts. Im Holiday Park außerhalb der Stadt bekomme ich auch problemlos noch einen Stellplatz, sodass ich den regnerischen Abend gemütlich im Camper verbringen kann.

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