Egal ob Seen, Flüsse, Wasserfälle oder kleine Gebirgsbäche – Wasser ist ein Element, das sich in der Landschaftsfotografie hervorragend nutzen lässt. Spiegelungen auf einer glatten Seeoberfläche oder ein Sonnenuntergang am Meer lösen beim Betrachter Emotionen aus. Doch Wasser bietet noch viele weitere Möglichkeiten, ein Landschaftsmotiv interessant zu gestalten. Dieser Beitrag soll einige Inspirationen liefern, wie sich Wasser in der Landschaftsfotografie zur Bildgestaltung einsetzen lässt.
Flüsse und Bäche als führende Linien
Ein gutes Landschaftsfoto lebt häufig davon, dass der Betrachter durch das Bild geführt wird. Hierfür eignen sich Linien, die sich vom Vordergrund in den Hintergrund ziehen und den Blick des Betrachters lenken. Neben Straßen oder Wegen eignen sich auch Bäche oder Flüsse bestens als sogenannte führende Linien.
Interessante Motive lassen sich besonders deswegen erzielen, weil Bäche meistens keinen geraden Verlauf besitzen. Ein kurvenreicher Verlauf, möglicherweise auch quer durch das Bild, macht die Szenerie interessanter.
Seen als Bezugspunkte in der Landschaftsfotografie
Nicht nur in fließender Form ist Wasser in der Landschaftsfotografie interessant. Auch stehende Gewässer haben ihren Reiz und lassen sich bestens in Bilder einbauen. Aus der Nähe lässt sich ein See für einen symmetrischen Bildaufbau nutzen. Aus der Entfernung gibt er dem Betrachter des Fotos – ähnlich wie bei den führenden Linien – einen Bezugspunkt.
Gerade im Gebirge ergeben sich durch die Höhenunterschiede noch weitere Motivmöglichkeiten. Ein Blick von oben auf einen See kann sehr spektakulär sein. Gleichzeitig hat natürlich auch ein See, der ein enges Tal mit steilen Felswänden rundherum auffüllt, seinen Reiz.
Farbkontraste durch Wasser in der Landschaftsfotografie
Dass Wasser in Landschaftsfotos häufig so interessant herüberkommt, liegt auch an den Kontrasten zu den anderen Bildelementen. Je nach Landschaftsbild bewegt sich das Farbspektrum mehrheitlich zwischen grün, braun und grau. Ähnlich wie der Himmel bietet das blau schimmernde Wasser da einen willkommenen Farbkontrast.
Noch spannender wird es, wenn das Wasser eine ungewöhnliche Farbgebung aufweist. Prädestiniert dafür sind Gletscherseen. Durch den Felsabrieb ist das Wasser in hohen Lagen direkt unterhalb eines Gletschers milchig-grau. Im weiteren Verlauf färbt es sich dann in einen himmelblauen Farbton, der nicht weniger schön anzusehen ist.
Ebenfalls einen interessanten Kontrast können Seen im Winter bieten. Speziell im Frühwinter ist es in Hochlagen möglich, dass die Landschaft zwar schon tief verschneit ist, der See aber noch nicht zugefroren ist.
Spiegelungen im Wasser und wie man sie verhindert
Das vielleicht beliebteste Motiv, wenn es um Wasser geht. Spiegelungen auf einer glatten Seeoberfläche laden zu ausgedehnten Foto-Sessions ein. Ob symmetrischer Bildaufbau oder optische Täuschung, die Motivpalette ist riesig.
Voraussetzung für die Spiegelung ist aber möglichst völlige Windstille. Sobald das Wasser durch Luftzirkulationen Wellen schlägt, ist es mit dem schönen Motiv vorbei. Praktischerweise legt sich der Wind an vielen Orten zu den Randzeiten des Tages. Zum Sonnenauf- und Sonnenuntergang bieten sich daher besonders gute Chancen, eine Spiegelung auf einem See abzulichten.
Nicht immer sind Spiegelungen im Wasser aber gewollt. Manchmal kann es auch interessant sein, eben nicht die umliegende Landschaft doppelt zu sehen, sondern das, was sich unter der Wasseroberfläche verbirgt. Dazu ist der Einsatz eines Polfilters notwendig. Mit einem solchen Filter können bestimmte Wellenlängen des Lichts aus dem Foto herausgefiltert werden. Je nach gewünschtem Effekt lässt sich der Polfilter genau so einstellen, dass die Spiegelung auf der Wasseroberfläche verschwindet.
Der Einfluss der Belichtungszeit auf fließendes Wasser
Die Belichtungszeit spielt in der Landschaftsfotografie in vielen Fällen eine untergeordnete Rolle. Da sich die Bildelemente nicht bewegen, spielt es keine große Rolle, ob man mit 1/1000 s oder 1/50 s fotografiert. Anders ist das beispielsweise, wenn Wolken vorüberziehen. Oder aber bei fließendem Wasser.
Hier hat die Belichtungszeit einen enorm großen Einfluss auf das Aussehen des Fotos. Da sich Wasser gerade bei kleineren Bächen sehr schnell bewegt, entstehen schon bei geringen Unterschieden in der Belichtungszeit völlig andere Szenerien. Aus diesem Grund sollte die Belichtungszeit mit Bedacht gewählt werden. Möchte man einzelne, hochspritzende Wassertropfen hervorheben, sollte die Belichtungszeit möglichst kurz gewählt werden (im Bereich 1/1000 s oder noch kürzer).
Einen interessanten Effekt bieten aber auch längere Belichtungszeiten, die das Wasser im Foto verschwimmen lassen. Dadurch erhält ein Foto eine ganz neue Dynamik. Bei Belichtungszeiten ab einer halben Sekunde nimmt man diesen Effekt langsam wahr. Je länger die Belichtungszeit, desto stärker verschwimmt das Wasser im Allgemeinen. Doch auch hier ergeben sich teilweise große Unterschiede in der Bildwirkung.
Eine Belichtungszeit von einer bis fünf Sekunden ruft je nach Fließgeschwindigkeit des Wassers eher unruhige, abstrakte Formen hervor. Liegt die Belichtungszeit dagegen jenseits der 20 Sekunden, wird auch aus jedem noch so rauschenden Gebirgsbach ein ruhiger, glattgezogener Strahl. Beide Varianten haben ihren Reiz. Je nach gewünschtem Effekt sollte also die Belichtungszeit mit Bedacht gewählt werden.
Feuchtigkeit und Nebelbildung durch Wasser in der Landschaftsfotografie
Nicht nur das Wasser an sich kann für die Landschaftsfotografie interessant sein. Wasser ruft auch einige für die Motivwahl interessante Begleiterscheinungen hervor. Speziell im Herbst entsteht in Gewässernähe durch die Feuchtigkeit über Nacht Nebel. Mitten im Nebel entstehen so mystische Motive. Insbesondere auch dann, wenn die Morgensonne den Nebel langsam auflöst. Aber auch hoch über dem Nebel sind die Ausblicke oftmals sehenswert!
Wasserfälle als spektakuläre Bildelemente
Mindestens genauso imposant wie ein Nebelmeer sind Wasserfälle. Egal ob ein kleiner Absatz in einem Gebirgsbach oder ein Wasserfall mit hunderten Meter Fallhöhe – die Szenerie ist meist sehr beeindruckend und fotogen. Und es müssen ja nicht gleich die Niagara-Fälle sein. Interessante Wasserfälle zum Fotografieren gibt es eigentlich überall.
Wasser im Wald
Oftmals liegen Landschaftsmotive mit Wasser als Bildelement im weitläufigen, offenen Gelände. Seien es Flüsse als führende Linien, Seen oder Wasserfälle. Wirklich sehenswert sind Aufnahmen von diesen Landschaften erst, wenn das Wetter mitspielt. Bei Regen oder eintönig grauem Himmel wird die Sache schon schwieriger.
Ein Ausweg kann der Weg in den Wald sein. Auch hier finden sich mit stehenden oder fließenden Gewässern häufig tolle Motive. Durch die sonnenarme Lage entdeckt man am Wasser eine ganz andere Flora und Fauna. Das ist nicht nur für Makro-Fotografen interessant.
Fotografieren am Meer
Was hatten die bisherigen Motive gemeinsam? Genau, es handelt sich bei allen um Ideen mit Süßwasser. Aber natürlich bietet auch das salzige Meerwasser unzählige Möglichkeiten für interessante Landschaftsfotos. Ein Sonnenauf- oder Sonnenuntergang am Meer hat einfach einen besonderen Reiz. Das beweisen Millionen von Urlaubsfotos jährlich.
Aber so wirklich interessant werden die Fotos wie so oft in der Landschaftsfotografie erst mit einem passenden Vordergrund. Der ist am Strand meist nicht so einfach zu finden. Trotzdem ergeben sich bei genauerem Hinsehen entsprechende Motive. Strandkörbe, Seebrücken, Steine, Tang oder Muster im Sand – der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.
Auch interessant ...
Felix ist Fotograf und Autor, spezialisiert auf Landschafts- und Reisefotografie und zu Hause im Saarland und der ganzen Welt. Wenn er nicht gerade in der Natur oder den Bergen unterwegs ist, schreibt er hier über seine Reisen, die Fotografie oder über sein liebstes Fortbewegungsmittel, die Seilbahn.