Von Wellsford nach Thames – Ein Tag zum Vergessen

Wieder wird es nichts mit den erhofften Sonnenaufgangsfotos am Strand, denn am Morgen erwache ich bei grauem Himmel und leichtem Nieselregen. So lasse ich es gemütlich angehen und breche erst gegen kurz vor 10 Uhr auf. Am heutigen Tag spielt das Wetter aber glücklicherweise gar keine allzu große Rolle, denn ich werde mich mehrheitlich im Auto fortbewegen, um der Region Northland endgültig den Rücken zu kehren und vorbei an Auckland zur Coromandel-Halbinsel aufzubrechen.

Tank-Abenteuer auf dem Weg nach Wellsford

Der Weg wird mich dabei mehrheitlich über Schnellstraßen und Autobahnen führen. Oder anders ausgedrückt, landschaftlich wird es nicht viel zu sehen geben heute. Zunächst bin ich allerdings auf eine Tankstelle angewiesen, denn der Tank des Campervans ist inzwischen zu weniger als einem Viertel gefüllt. Bis Wellsford, dem nächsten größeren Ort am State Highway SH1 nach Auckland, sind es noch rund 50 Kilometer. So mache ich mir keine großen Sorgen um einen leeren Tank. Stutzig macht mich dann aber die Tatsache, dass schon nach rund zehn Kilometern Fahrt das Tanklicht aufleuchtet. Auch die Benzinanzeige steht plötzlich fast auf „E“.

Bis zur nächsten Tankstelle sind es noch rund 30 Kilometer, das sollte also eigentlich kein Problem sein. Zumal das Tanklicht nach einiger Zeit auch wieder erlischt, als es mehrheitlich bergab geht. Trotzdem traue ich der Füllstandsanzeige nicht so wirklich, denn auch bei vollem Tank hat sich der Zeiger in den letzten Tagen schon ungewöhnliche Bewegungen gezeigt. Kurz vor Wellsford erreiche ich dann eine Tankstelle, wo ich volltanke. 58,5 Liter gehen in den 60 Liter großen Tank. Puh, das war knapp. Jedenfalls weiß ich jetzt, dass ich zukünftig definitiv schon bei einem Viertel tanken gehe. Das ist mir irgendwie nicht ganz geheuer.

Erfolgloser Abstecher an die Küste

Der Weg führt mich in der Folge von Wellsford weiter an die Ostküste, wo ich auf der Landkarte eine interessante Straße entdeckt habe. Von dieser erhoffe ich mir ähnlich wie am Vortag ein paar interessante Ausblicke. Nach rund 30 Kilometern geht die Straße allerdings in einen Schotterweg über, der zudem mit jeder Menge Warnschildern übersät ist. Da ich ja inzwischen weiß, dass hier bei solchen Dingen gerne heillos übertrieben wird, kann es eigentlich nicht so schlimm sein. Mit meinem eigenen Auto würde ich die Straße auch fahren, aber dem Mietwagen will ich das dann doch nicht zumuten. So wende ich und fahre zurück nach Wellsford.

Dort setze ich meinen Weg Richtung Süden fort, bis ich bei Waiwera schließlich wieder vom SH1 abbiege. Ab hier ist die Straße vierspurig ausgebaut, kostet aber als eine von drei Straßen auf der Nordinsel Maut, die ich umgehen will. Das System ist wieder typisch neuseeländisch umständlich aufgebaut, denn statt einer Mautstelle oder einem vernünftigen elektronischen System wird jede Autonummer automatisch gescannt und der Halter muss innerhalb einiger Tage entweder in einem bestimmten Geschäft oder online die passende Maut bezahlen. Da sich speziell letzteres eigentlich erfahrungsgemäß hierzulande als nicht machbar erweist, genieße ich lieber die gemütliche Variante an der Küste entlang.

Ausblick auf die Küste nördlich von Auckland

Regen rund um Auckland

Der restliche Tag gestaltet sich erwartungsgemäß eher mäßig interessant. Kurz vor Auckland beginnt es stark zu regnen, der Skytower ragt bis in die Wolken hinein und vom schönen Wetter der letzten Tage ist nicht mehr viel zu spüren. Nervig ist auch der Stau, der sich hier schon am frühen Nachmittag über alle Autobahnen zieht. Südlich von Auckland halte ich kurz an einer Autobahnraststätte, die lustigerweise den deutschen Namen „Autobahn“ trägt, und plane meine weitere Route. Da es bei diesem Wetter keinen Sinn macht, irgendwo in der Gegend herumzufahren, geht es auf direktem Weg nach Thames ans westliche Ende der Coromandel-Halbinsel. Dort hat mir die Camping-App einen günstigen Campingplatz empfohlen.

In Thames angekommen geht es zunächst aber noch schnell in einen Supermarkt, um ein paar kleinere Dinge für die nächsten Tage zu besorgen. Wieder einmal staune ich nicht schlecht über die gewöhnungsbedürftige Sortierung in den neuseeländischen Einkaufsmärkten. Warum steht das Toilettenpapier neben der Wursttheke, die Küchenrolle ist aber am anderen Ende des Supermarkts bei den Backwaren zu finden? Manche Dinge sind schon etwas kurios hier!

Angekommen am östlichen Ende der Coromandel Peninsula

Der Campingplatz ist mitten in der Stadt schnell gefunden. Und kaum steige ich aus dem Auto aus, werde ich auch schon vom Inhaber dieses kleinen Platzes mit acht Stellplätzen begrüßt. Bei einer längeren, sehr netten Unterhaltung erzählt er mir, dass er selbst einmal in meiner Heimat, im Saarland, und der Umgebung vorbeigekommen ist. Schockiert bin ich dann aber über den Preis für die Übernachtung. 30 NZD für einen Campervan, für eine Person? Die Preise würden pro Campervan gelten, die Anzahl Personen spiele keine Rolle, lässt er mich wissen. Da mir das aber zu teuer ist, handele ich einen Rabatt aus und die warme Dusche, die sonst auch noch etwas extra kostet, spendiert er mir auch.

Trotzdem ist es immer noch der teuerste Platz auf dieser Reise, sodass ich die nächsten Tage endlich wieder einmal auf etwas günstigeren Anlagen übernachten muss. Die Coromandel-Halbinsel scheint aber preislich wohl sowieso in einer eigenen Liga zu spielen, wie ich später bei einem Gespräch mit meinen Stellplatznachbarn, einem neuseeländischen Rentnerehepaar, erfahre. Die beiden reisen jedes Jahr für drei Monate durch das Land und sind wegen eines Country-Musikfestivals, welches am Wochenende stattfindet, hierher gekommen.

Misslungenes Abendessen als Krönung des Tages

Zum Abendessen will ich mir Spaghetti kochen, was sich mit dem kleinen Topf aber als ziemlich mühsam erweist. Irgendwie war es keine clevere Idee, diese Nudelsorte zu kaufen. Aber nachdem ich sie jetzt nun mal habe, müssen sie ja irgendwann gegessen werden. Zu allem Überfluss ist auch schon wieder die Gasflasche leer, sodass die Spaghetti im Wasser kalt werden und kleben, als ich sie abgieße. Ein Teil ist auch noch am Boden angebrannt, sodass ich den Topf erst einmal gründlich säubern muss, bevor ich mir eine Sauce kochen kann. Beim Versuch, die angebrannten Spaghetti abzukratzen, schneide ich mir auch noch in den Finger und werfe schließlich verärgert das Handtuch. Heute scheint aber auch gar nichts zu klappen! So esse ich ein paar der ungenießbaren Spaghetti, bis ich am Ende auf ein Glas Apfelmus umsteige. Irgendwie ist mir der Appetit jetzt vergangen.

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