Einem Landschaftsfotografen kann man es eigentlich nicht Recht machen. Sonniges Wetter ist nicht optimal, bedeckter Himmel auch nicht immer und Regen erst recht nicht. Und doch zieht es uns immer wieder auch bei garstigen Verhältnissen vor die Tür. Einerseits, weil sich eben doch ab und an ein unerwartetes Motiv im passenden Licht ergibt. Andererseits, weil die Hoffnung auf bessere Verhältnisse zuletzt stirbt.
Fotografieren im Regen ist aber nicht ganz ohne Risiko. Sowohl für den Mensch als auch für die Technik. Immerhin handelt es sich dabei womöglich um mehrere tausend Euro teure Elektronik. Da stellt sich unweigerlich die Frage, wie sich die Fotoausrüstung im Regen schützen lässt.
Schutz der Ausrüstung beim Fotografieren im Regen
Ausgedehnte Foto-Sessions wird man während Dauerregen vermutlich eher selten unternehmen. Nicht nur, weil das meistens wenig Freude macht. Sondern auch, weil Landschaftsaufnahmen im starkem Regen meistens sowieso kein besonders gutes Motiv abgeben. Eintöniger grauer Himmel, schwache Kontraste, keine Sicht.
Doch natürlich kann es vorkommen, dass man die Kamera auch einmal während eines Regenschauers benutzt. Sei es für ein kurzes Dokumentationsfoto auf einer Wanderung oder weil der Himmel plötzlich unerwartet seine Schleusen öffnet. Und nicht immer muss das Wasser von oben kommen. Auch beim Fotografieren von Wasserfällen wird die Ausrüstung mitunter nass.
„Wetterfeste“ Kameras und Objektive
Ein Schritt in die richtige Richtung (aber auch nicht mehr) sind wetterfeste Kameras. Nein, nicht die Action-Cams à la GoPro oder Olympus Tough. Die sind zwar im Grunde genommen für Regen, Schlamm und Staub gedacht. Aber als Kamera für den ambitionierten oder professionellen Landschaftsfotografen eignen sich diese Geräte natürlich weit weniger.
Auch höherwertigere Kompakt- und Systemkameras werden von den Herstellern gerne als wasserfest vermarktet. Aus gutem Grund befindet sich hinter der Aussage aber meist ein Sternchen mit einem Zusatz im Kleingedruckten. Denn wirklich wasserfest sind diese Kameras und Objektive nicht. Sie bieten je nach Hersteller und Modell einen besseren oder schlechteren Schutz vor Spritzwasser, Feuchtigkeit und Staub durch Dichtungen.
Die Abdichtungen finden sich rund um den Bajonettanschluss, Tasten, Anschlüsse sowie das Akku- und Speicherkartenfach. Kurz gesagt also überall dort, wo potenziell Wasser in die Kamera eindringen könnte. Allgemein lässt sich sagen, dass die Kameras und Objektive mit steigendem Preis auch besser abgedichtet sind. Typischerweise gut abgedichtet sind die Modelle von Canon, Nikon und Panasonic, Spitzenreiter unter den Systemkameras dürfte Olympus sein. Sony hinkt auf diesem Gebiet immer noch ein wenig hinterher, auch wenn die neueren Modelle langsam zur Konkurrenz aufschließen.
Einen kurzen Regenschauer sollten aber alle gängigen Modelle im Normalfall überstehen. Kritischer ist ohnehin Salzwasser, denn das kann auch noch Wochen nach Eindringen in die Kamera durch Korrosion die Elektronik lahmlegen. Generell sollte man es mit dem Fotografieren im Regen aber auch mit abgedichteten Kameras nicht übertreiben. Wasserschäden sind nämlich in der Regel nicht durch die Herstellergarantie abgedeckt. Insofern empfiehlt es sich, über zusätzliche Schutzmöglichkeiten nachzudenken.
Sonnenblende als Regenschutz
Zumindest als rudimentärer zusätzlicher Schutz beim Fotografieren im Regen können Sonnenblenden am Objektiv dienen. Natürlich nicht als Abdichtung für das Objektiv selbst. Aber sie verhindern, dass ständig Regentropfen auf der Frontlinse des Objektivs stören.
Eine Dauerlösung kann eine solche Sonnenblende bei längerem Aufenthalt im Regen nicht sein, aber zumindest für ein einzelnes Foto ist der Schutz besser als nichts. Auch die Größe und Form der Sonnenblende spielt eine erhebliche Rolle für die Tauglichkeit als Regenschutz. Bei Teleobjektiven funktioniert der Schutz recht gut. Bei Weitwinkelobjektiven sind die Sonnenblenden meist nicht tief genug, um den Regen abzuhalten.
Plastiküberzug für Kamera und Objektiv beim Fotografieren im Regen
Plastiküberzüge sind eine triviale, aber sehr wirksame Lösung, um die Fotoausrüstung im Regen zu schützen. Es gibt sie in allen Formen und Größen speziell zugeschnitten für bestimmte Kamera- und Objektivmodelle.
Wesentlich günstiger als die dedizierten Plastiküberzüge sind einfache Tüten aus dem Supermarkt. Entsprechend zurechtschneiden, mit einem Gummi festbinden, fertig. Der Vorteil an der Sache ist, dass die Kamera inklusive aller Tasten und Räder weiterhin vollumfänglich genutzt werden kann und trotzdem vor direktem Wasserkontakt geschützt ist.
Auf die Luftfeuchtigkeit achten
Ein Punkt, der häufig übersehen wird, ist die Gefahr der Luftfeuchtigkeit für die Fotoausrüstung. Denn auf diese Weise kann Wasser auch bei abgedichteten Kameras relativ leicht ins Innere gelangen. Problematisch wird das vor allem dann, wenn die Kamera starken Temperaturschwankungen ausgesetzt ist. Denn warme Luft kann absolut gesehen mehr Feuchtigkeit aufnehmen als kalte Luft.
Wer Brillenträger ist, kennt den Effekt beim Wechsel von kalten in warme Umgebungen. Die Gläser beschlagen. Nichts anderes passiert auch bei einem Objektiv. Noch schlimmer ist aber gegebenenfalls der umgekehrte Weg. In dem Fall ist es möglich, dass die Feuchtigkeit kondensiert und flüssiges Wasser in der Kamera oder im Objektiv zurückbleibt.
Daher empfiehlt es sich, die Kamera nach einem starken Temperaturwechsel nicht sofort zu nutzen. Am besten verbleibt sie einige Zeit in der Kameratasche, bis sich die Ausrüstung vollständig „akklimatisiert“ hat.
Wasserdichter Rucksack mit Regenhülle
Stichwort Kameratasche – auch und gerade wenn die Kamera nicht im Einsatz ist, soll sie bestmöglich vor Regen geschützt sein. Als Landschaftsfotograf wird man typischerweise nicht immer mit dem Auto oder der Bahn direkt zum Fotospot fahren, sondern meistens längere Zeit zu Fuß unterwegs sein. Ein guter Rucksack oder eine Tasche für die wertvolle Elektronik ist da Pflicht.
Wie man die Kamera bei Outdoor-Aktivitäten am besten transportiert, da gibt es verschiedene Ansätze. In jedem Fall sollte man sich aber für ein „Transportbehältnis“ entscheiden, das irgendeine Form von Regenschutz bietet. Auch hier ist ein höherer Preis tendenziell ein Indikator für einen besseren Schutz. Viele Rucksäcke und Taschen bieten darüber hinaus auch einen passenden Regenüberzug an. Mit diesem sollte die Fotoausrüstung auch bei längerem Aufenthalt im Regen bestens geschützt sein.
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Felix ist Fotograf und Autor, spezialisiert auf Landschafts- und Reisefotografie und zu Hause im Saarland und der ganzen Welt. Wenn er nicht gerade in der Natur oder den Bergen unterwegs ist, schreibt er hier über seine Reisen, die Fotografie oder über sein liebstes Fortbewegungsmittel, die Seilbahn.