Die Kombination aus Bergen und Seen ist nicht selten ein Garant für besonders reizvolle Landschaften. Auch der Walensee in der Ostschweiz ist da keine Ausnahme. Am Fusse der markanten Bergkette der Churfirsten gelegen ist der See auch seit Jahrzehnten Heimat zahlreicher Ski- und Wandergebiete. Die Ortschaft Filzbach am Kerenzerberg ist zweifelsohne eine der weniger bekannten Destinationen. Doch auch an dieser Stelle entsteht zu Beginn der 1960er Jahre ein kleines Skigebiet, das die Gäste aus nah und fern anlockt.
Von Filzbach ins ehemalige Skigebiet Habergschwänd
Als Zubringer dreht auch heute noch eine fix geklemmte Zweiersesselbahn ihre Runden, allerdings bereits in zweiter Generation. Die heutige Anlage ersetzt zu Beginn der 90er Jahre ihren drei Jahrzehnte alten Vorgänger. Aus seilbahnhistorischer Sicht ist sie dabei nicht ganz unbedeutend, denn bei ihr handelt es sich um die letzte Sesselbahn, die der traditionsreiche Glarner Seilbahnhersteller Matthias Streiff erstellen kann. Der Grund für den Ersatz des Vorgängers liegt aber nicht wie sonst häufig an einem Engpass bei der Kapazität. Vielmehr möchte das kleine Skigebiet auch im Sommer attraktiver werden und plant daher die Erstellung einer Sommerrodelbahn. Diese wird später im oberen Teil der Strecke eröffnet und erfordert den Bau einer neuen Zwischenstation zum Rücktransport der Rodelschlitten und Wanderer. Auch talseitig ist ein Zu- und Ausstieg möglich, während im Winter bei geringer Schneelage auch die oberen Hänge für Wiederholungsfahrten erschlossen werden können.
Auf gleicher Trasse wie ihr Vorgänger aus dem Hause Gerhard Müller überwindet die heutige Sesselbahn 537 Höhenmeter an einem schattigen Nordhang. Die Ausrichtung ist auch der Grund dafür, weshalb trotz der geringen Talstationshöhe von nur 750 Metern über dem Meer die Talabfahrt zu Beginn häufig gute Schneeverhältnisse ermöglicht. Doch die schneereichen Winter sind kein Dauerzustand. Und so konzentriert man sich in Filzbach mehr und mehr auf den Sommertourismus. Das kleine Skigebiet kann auf die Dauer ohnehin nicht mehr mit der nahegelegenen Konkurrenz mithalten, die durch neue und schnelle Anlagen deutlich attraktiver für die Gäste ist. Und so wird der Skibetrieb abgesehen von einem kleinen Übungslift an der Bergstation Habergschwänd im März 2005 eingestellt. Doch noch heute erinnern zahlreiche Relikte an frühere Zeiten.
Relikte am Kerenzerberg
Am auffälligsten ist zweifelsohne der angesprochene kurze Übungslift, den Streiff im Jahr 1966 unweit der Zubringersesselbahn errichtet. Er ist noch weitgehend vollständig erhalten, mittlerweile aber ebenfalls seit Jahren nicht mehr in Betrieb. Gemeinsam mit der Zubringersesselbahn erstellt die Firma Müller bereits 1963 eine zweite Sektion in Form eines steilen Schlepplifts am Neuenkamm. 325 Höhenmeter auf 700 Metern Strecke sind eine echte Herausforderung für die Wintersportler. Zu viel des Guten für die meisten, sodass Müller 1978 noch ein weiteres Mal beauftragt wird, um eine zweite Sektion Sesselbahn in flacherem Gelände zu erstellen. Doch auch an sie erinnern heute nur noch die Talstation und eine Schneise im Wald.
Eine Oase der Ruhe am Walensee
Als letzte Bergbahn im einstigen Skigebiet am Kerenzerberg dreht daher heute die Zubringersesselbahn ihre Runden. Auf der Talfahrt bietet sich ein prächtiges Panorama auf den weit unterhalb gelegenen Walensee. Auch die Sommerrodelbahn gehört mittlerweile der Vergangenheit an. 2010 wird der Betrieb eingestellt, sodass auch die Zwischenstation heute im Normalfall nicht mehr genutzt wird. Der Ein- und Ausstiegsbereich ist daher abgesenkt, sodass die Fahrgäste keine Möglichkeit zur unbeabsichtigten Nutzung der Station haben.
Anders als in früheren Jahren ist der Kerenzerberg daher heute vor allem eine entschleunigende Oase der Ruhe. Der Bereich auf der Nordseite des Walensees ist bedeutend weniger touristisch als die gegenüberliegende Seite rund um Amden, bietet aber ebenfalls spannende und anspruchsvolle Möglichkeiten zum Wandern. Und so bleibt zu hoffen, dass die Sesselbahn Habergschwänd mit ihrem Bergrestaurant zumindest in der Sommersaison auch weiterhin als Zubringer genutzt werden kann. Ein Abstecher auf dem Weg in den Süden statt der Fahrt durch den langen Kerenzerbergtunnel lohnt sich auf jeden Fall!
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Felix ist Fotograf und Autor, spezialisiert auf Landschafts- und Reisefotografie und zu Hause im Saarland und der ganzen Welt. Wenn er nicht gerade in der Natur oder den Bergen unterwegs ist, schreibt er hier über seine Reisen, die Fotografie oder über sein liebstes Fortbewegungsmittel, die Seilbahn.