Dass zwei Ortschaften in unmittelbarer Umgebung um denselben Gipfel kämpfen, kommt in der Schweizer Seilbahngeschichte im Laufe der Jahrzehnte immer wieder vor. Und genau ein solcher Grabenkampf ist der Grund dafür, warum das Skigebiet Pizol in der Ostschweiz schon seit jeher auf zwei verschiedenen Wegen erreichbar ist. Hoch über dem Rheintal erstreckt sich hier ein sanft abfallendes, baumfreies Gelände. Ideal für aussichtshungrige Wanderer und den Skifahrer, das begreift man in Bad Ragaz und Wangs schon in den 1950er Jahren. Und weil beide Orte ihren Gästen eine bequeme Aufstiegshilfe bereitstellen möchten, finden sich noch heute zwei Zubringerbahnen in Richtung Pizol.
Zwei Streithähne im Kampf um denselben Gipfel
Auf eine von ihnen trifft man wenige hundert Meter nordwestlich des Kurorts Bad Ragaz. Auf gerade einmal 488 Metern über dem Meeresspiegel startet hier eine Kabinenbahn, die bereits auf dem ersten Streckenabschnitt zügig hinaufsteigt. Das ist nicht wirklich erstaunlich, denn an Skibetrieb ist hier unten im Rheintal nicht zu denken. Die weitläufige Ebene, die der Fluss hier geschaffen hat, bietet jedoch ausreichend Fläche für ein riesiges Parkareal rund um die Talstation, die nur unweit der Autobahn liegt und damit eine nahezu perfekte Verkehrsanbindung besitzt. Entsprechend beliebt ist das Skigebiet Pizol damit heute vor allem bei Tagesgästen, die mit dem Auto anreisen.
Zur Beliebtheit trägt aber auch die Tatsache bei, dass die Hänge hoch oberhalb mit der im Jahr 2007 eröffneten Seilbahn nach Pardiel auch sehr schnell erreichbar sind. Um in eine schneesichere Lage vorzudringen, überwinden die Kabinen auf einer in weiten Teilen spektakulären Strecke nicht weniger als 1132 Meter Höhendifferenz. Die Anlage benötigt dafür insgesamt über 3,3 Kilometer schräge Länge – wohlgemerkt in einer einzigen Sektion – womit sie zu den längsten ihrer Art in der Schweiz zählt. Knapp elf Minuten nimmt eine Fahrt bei der maximalen Streckengeschwindigkeit von 6 m/s in Anspruch. Unterwegs ist also nicht nur genügend Zeit, die immer beeindruckenderen Tiefblicke auf das Rheintal zu genießen, sondern auch, um sich für den anstehenden Skitag parat zu machen. Am Nachmittag geht es übrigens auf demselben Weg wieder zurück ins Tal. Denn eine offizielle Talabfahrt bis nach Bad Ragaz existiert nicht.
Von Bad Ragaz nach Pardiel
Auf Pardiel fällt der Blick auf das vertikal über einen Kilometer tieferliegende Rheintal und den am Horizont zu erahnenden Bodensee. Dass dieser Ausblick schon deutlich früher per Seilbahn erschlossen wird als das Baujahr der heutigen Anlage zunächst vermuten lässt, ist nicht wirklich überraschend. Die Ortschaft Ragaz bringt es mit ihrem Quellwasser aus der Taminaschlucht bereits im 19. Jahrhundert zu einer überregionalen Bekanntheit. Schon zu dieser Zeit entsteht unweit der Thermalquellen auch eine erste seilgezogene Aufstiegshilfe zur Burg Wartenstein. Überreste dieser in den 1960er Jahren stillgelegten Standseilbahn sind heute immer noch zu finden.
Ab 1937 ist das einstige Bauerndorf schliesslich offiziell als Bad Ragaz bekannt und plant nach Ende des Zweiten Weltkriegs die Errichtung einer weiteren Touristenattraktion in Form einer Seilbahn. Am 1. Januar 1954 ist es dann soweit, dass die ersten Fahrgäste mit einer brandneuen Kabinenumlaufbahn der Firma Bell von Bad Ragaz über die Zwischenstation Wildboden nach Pardiel schweben können. Eine Zweiseilumlaufbahn vom Typ Wallmannsberger, wie sie in der Schweiz auch in Crans-Montana, am Pilatus, in Lungern oder an der Madrisa in Klosters entstehen.
Der Pizol-Gipfel rückt näher
Pardiel soll aber nur für kurze Zeit die Endstation darstellen. Schon kurz darauf entscheiden sich die Betreiber der Seilbahn zu einer Erweiterung in Form einer dritten Sektion. Ein Kombilift soll fortan im Winter Skifahrer und im Sommer Wanderer den Pizol-Gipfel noch näher bringen. Ungewöhnlich für Schweizer Boden geht der Bauauftrag ins benachbarte Vorarlberg. So entsteht hier eine der ersten solchen Anlagen aus dem Hause Doppelmayr. Ebenfalls ungewöhnlich fällt die Trassierung der Anlage aus. In weiten Teilen geht es quer zum Hang hinauf in Richtung Laufböden. Dieser Umstand hängt zu weiten Teilen mit der Topographie zusammen, denn nur wenige hundert Meter weiter östlich wechselt der sanfte Hang recht abrupt sein Erscheinungsbild und fällt steil in einen tiefen Taleinschnitt ab.
Der Grund ist aber auch in der Geschichte der Sesselbahn Laufböden zu erkennen. Als 1954 die erste Kabinenbahn von Bad Ragaz nach Pardiel den Betrieb aufnimmt, laufen die Bauarbeiten für eine zweite Kabinenbahn auch in Wangs auf Hochtouren. Mehr noch, denn neben der zwei Sektionen umfassenden Zubringerbahn planen die Betreiber auch eine Erweiterung in Form zweier Kombilifte bis zur Pizolhütte. Eine äusserst lukrative Ausgangslage für Touren in Richtung Pizol. Die Antwort aus Bad Ragaz in Form des Kombilifts nach Laufböden lässt daher nicht lange auf sich warten. Um einerseits einen möglichst grossen Teil der Distanz zwischen Pardiel und der Pizolhütte zu überwinden und den Fahrgästen andererseits eine besonders schöne Aussicht während der Fahrt zu ermöglichen, entscheidet man sich daher für die etwas ungewöhnliche Trassierung quer zum Hang.
Mit der Sesselbahn Laufböden ins Winter-Paradies
Da die heutige Sesselbahn im Jahr 1999 auf gleichem Verlauf zum Stehen kommt, trifft man diese Besonderheit auch heute noch an. Die Sesselbahn Laufböden ist die Hauptbeschäftigungsanlage im östlichen Teil des Pizolgebiets, das sich somit grob in zwei Hälften aufteilen lässt. Auf der einen Seite eine Seilbahnkette von Wangs via Furt zur Pizolhütte, auf der anderen Seite der Ragazer Teil, bestehend aus einer Zubringer-Kabinenbahn und der Sesselbahn Laufböden als zweite Sektion. Mit einer schrägen Länge von knapp 2,5 Kilometern zählt sie zu den längeren ihrer Art in der Schweiz. 600 Höhenmeter überwinden die Sessel insgesamt, bevor sie die Bergstation erreichen. Kein Rekordwert, aber dennoch eine gute Wahl für genussvolle und lange Abfahrten mit Panoramablick.
Winterwandern im Skigebiet Pizol
Trotz ihres gemeinsamen Ursprungs bleiben die beiden Seilbahnketten von Bad Ragaz und Wangs während vielen Jahrzehnten weitgehend isoliert voneinander. Erst im Jahr 2000 erfolgt mit dem Bau eines kurzen Tellerlifts auf dem Hochplateau zwischen Laufböden und der Pizolhütte eine echte Verbindung. Zuvor muss der Weg zu Fuss bewältigt werden. Und das ist auch heute noch eine interessante Alternative. Denn das Relief eignet sich im Sommer wie im Winter für unbeschwerte Spaziergänge. Immer wieder geht es leicht bergauf und bergab, steter Begleiter sind dabei die beeindruckenden Tiefblicke ins Rheintal.
Winterwandern ist eine willkommene Abwechslung zum sonst oft so hektischen Alpinskisport. Die Idylle der unberührten Natur im Winter zu geniessen, ist ein ganz besonderes Erlebnis. Erst recht zur Hochsaison an Weihnachten, wenn die Pisten nicht selten völlig übervölkert sind. In jüngerer Vergangenheit ist Winterwandern aber nicht unbedingt nur eine willkommene Abwechslung zum Abfahrtsski, sondern die einzige Möglichkeit, die Bergwelt überhaupt zu erkunden. Schneemangel sorgt dafür, dass nur sehr wenige Pisten am Pizol an Weihnachten 2023 geöffnet werden können. Der obere Teil des Skigebiets ist nicht mit einer Beschneiungsanlage ausgestattet, sodass die Seilbahnen ausschliesslich für Wanderer in Betrieb sind. Eine seltene Gelegenheit, den Pizol auf ganz ungewohnte Art und Weise zu erkunden. Und so geht es über frisch präparierte Winterwanderwege auf die Wangser Seite des Skigebiets.
Die Wangser Seite unterhalb der Pizolhütte
Nach unzähligen Fotomotiven in der unberührten Schneewüste ist die Pizolhütte und mit ihr auch die Wangser Seilbahnkette erreicht. Heute ist es eine kuppelbare Vierersesselbahn von Garaventa, die diesen Punkt in rund 2300 Metern über dem Meer erreicht. Sie ist gemeinsam mit einer weiteren Sektion Sesselbahn unterhalb Nachfolger der Kombilifte, die hier in den 50er Jahren gemeinsam mit der Zubringerseilbahn entstehen.
1991 nehmen die beiden Vierersesselbahnen den Betrieb auf und revolutionieren das bis dato in Sachen Infrastruktur weitgehend nostalgische Skigebiet. Mit bis zu 5 m/s schweben die Sessel der unteren Sektion die Hänge hinauf, sodass die Bergstation bereits nach weniger als fünf Minuten in Sichtweite kommt. Von hier aus wird die Anlage angetrieben, während die hydraulische Abspannung in der Talstation untergebracht ist. Auch wenn Garaventa ähnlich wie andere Hersteller zu jener Zeit weite Teile der Stationstechnik bereits standardisieren und entsprechend kompakt halten kann, integriert man den Umlauf vollständig in ein massives Gebäude. Ein Prinzip, von dem der Hersteller als einer der letzten grossen erst Mitte der 90er Jahre abweicht.
Sesselbahn Furt – Gaffia
Die Strecke der unteren der beiden Sektionen ist geprägt durch unzählige starke Gefällsbrüche. Entsprechend ruppig geht es nach heutigen Standards zu und her. Wenngleich die technischen Fortschritte gegenüber den 80er Jahren bei den Garaventa-Bahnen am Pizol bereits deutlich sichtbar sind.
Zwar setzt der Hersteller 1991 nach wie vor auf die bewährte Tellerfederklemme, eine erhöhte Fahrgeschwindigkeit und vor allem die Abkehr von der komplexen Gewichtsabspannungs-Einheit, bei der das Gewicht des Antriebsblocks als Spanngewicht genutzt wird, sind aber Änderungen, die sofort ins Auge stechen. Und so bringt es die Sesselbahn auf eine maximale stündliche Förderleistung von 1800 Personen pro Stunde. Übrigens mit einem Haubensessel, den Garaventa seinerzeit als Prototyp zu Testzwecken auf dieser Bahn einsetzt.
Von Gaffia zur Pizolhütte
Von aussen betrachtet lassen sich auch bei der zweiten Sektion zur Pizolhütte keine gravierenden Unterschiede feststellen. Kein Wunder, schliesslich ist die Bahn in weiten Teilen technisch genau gleich aufgebaut wie die erste Sektion. Auch in Sachen Länge und Höhendifferenz unterscheiden sich beide Anlagen nur marginal. Die obere ist mit 1,4 Kilometern knapp 100 Meter länger. Auch die Zahl der Höhenmeter kann sie mit 385 zu 363 knapp für sich entscheiden. Und auch die Trassierung unterscheidet sich nicht wirklich von der unteren Teilstrecke. Erneut sind auf der Strecke mehrere Niederhaltestützen und entsprechend viele Gefällsbrüche zu finden.
Die Fahrt ist dadurch deutlich abwechslungsreicher als bei moderneren Bahnen, die derartige Ablenkungen durch Wechsellaststützen meist umgehen. Diese Kombination aus Trage- und Niederhaltestütze hat Garaventa seinerzeit noch nicht im Programm. Anders übrigens als die nationale Konkurrenz aus dem Hause Städeli, die das System als Vorreiter zu Beginn der 90er Jahre perfektioniert. 1992 – und damit bereits ein Jahr nach dem Bau der Sesselbahnen am Pizol – übernimmt Garaventa Städeli. Wenig überraschend finden sich kurz darauf auch im Portfolio von Garaventa Wechsellaststützen.
Der einzige grössere technische Unterschied der beiden Sesselbahnen zur Pizolhütte besteht somit darin, dass bei der oberen Sektion Antrieb und hydraulische Abspannung kombiniert in der Talstation untergebracht sind. Die Bergstation ist daher als reine fixe Umkehrstation konzipiert und kann dadurch kompakter ausfallen als die restlichen Stationen.
Die ersten Kombilifte am Pizol
Dass die beiden Streckenabschnitte so ähnlich ausfallen, ist kein Zufall. Denn bereits bei der Ersterschliessung in den Jahren 1955 und 1956 entstehen hier zwei weitgehend baugleiche Anlagen desselben Herstellers. Seinerzeit ist es der Schweizer Seilbahnpionier Karl Brändle, der an dieser Stelle die beiden Kombilifte dem Betrieb übergeben kann. Im Winter sind die Anlagen als Schlepplifte in Betrieb, im Sommer als Einersesselbahnen.
Kurioserweise besitzt die untere Sektion damals mehrere leichte Kurven, um dem Hang möglichst direkt zu folgen. Diese Kurven sind vermutlich auch der Grund dafür, warum die Bahn bereits 1972 einem neuen Kombilift aus dem Hause Oehler weichen muss. Dieser erreicht die Bergstation fortan mit stärkeren Geländekorrekturen auf dem direkten Weg. Das Erstlingswerk hat aber trotzdem noch nicht ausgedient, sondern wird drei Jahre später ein gutes Stück rheinaufwärts oberhalb der Ortschaft Feldis im Kanton Graubünden wieder aufgestellt. Dort ist der Kombilift bis zum Jahr 2004 im Einsatz.
Ein Eldorado für Freunde der Seilbahntechnik
Doch zurück zum Pizol. Dort hat auch die zweite Sektion Kombilift in ihrer ursprünglichen Form kein allzu langes Leben. Bereits 1967 entscheidet man sich zu einer Verlängerung bis auf Höhe der damaligen Pizolhütte in 2227 Metern über dem Meer. Davor endet der Kombilift rund 70 Höhenmeter weiter unterhalb. Genau wie an die damalige Hütte erinnert auch an die Kombilifte heute nichts mehr. Nach über drei Jahrzehnten Betrieb sind ihrerseits auch die Garaventa-Sesselbahnen mittlerweile längst nicht mehr die jüngsten. Ihre zum Zeitpunkt des Baus fortschrittliche Technik sorgt aber dafür, dass sie heutigen Anlagen in nichts nachstehen. Und so ist davon auszugehen, dass sie noch eine ganze Zeit lang am Pizol treue Dienste leisten werden.
Für die Wangser Seite sind die Sesselbahnen genau wie ihre Vorgänger im Winter wie im Sommer die zentrale Lebensader des beliebten Ski- und Wandergebiets am Pizol. Egal ob die unzähligen Abfahrten im Schnee oder die bekannte Fünf-Seen-Wanderung in der warmen Jahreszeit, die Sesselbahnen locken hier ganzjährig Touristen in die Höhe. Und auch für Freunde der Seilbahntechnik hat die Gegend offenkundig einiges zu bieten.
Von Wangs zum Pizol
Das trifft zu guter Letzt auch auf die Zubringerbahn von Wangs in Skigebiet zu. Seit dem Jahr 2009 übernimmt eine kuppelbare Kabinenbahn der Firma Leitner auf diesem Abschnitt den Transport der Fahrgäste. Die moderne Anlage ist im Winter aufgrund ihrer eingeschränkten Höhenlage in erster Linie ein Zubringer, auf dem zweiten Abschnitt bedient sie aber auch eine Piste für Wiederholungsfahrten.
Ziemlich exakt in der Streckenmitte fahren die Kabinen in die Zwischenstation Maienberg ein, die bei der Berg- und Talfahrt einen Aus- und Zustieg ermöglicht. Technisch gesehen liegt allerdings keine Sektionentrennung vor, da das Förderseil durch die Station hindurchläuft und somit nur eine einzige Seilschlaufe auf der knapp 3,2 Kilometer langen Strecke zum Einsatz kommt. Damit unterscheidet sich die Anlage von ihren beiden Vorgängergenerationen, die an dieser Stelle Zeit ihres Lebens eine Sektionstrennung aufweisen.
Die erste Anlage an dieser Stelle nimmt genau wie jene in Bad Ragaz noch im Jahr 1954 den Betrieb auf. Es ist ein ausgesprochen ausgefallenes Modell, denn es handelt sich bei der Bahn um eine Kleinkabinenumlaufbahn nach dem Kuppelsystem Reussner, das von der Maschinenfabrik Oehler in Lizenz genutzt wird. Bei dieser kuriosen Bauweise sind am Förderseil in festen Abständen Mitnehmer fixiert, an denen die Kabinen bei der Stationsausfahrt eingehängt und bei der Einfahrt wieder getrennt werden. Ein pannenanfälliges System, das in den 50er Jahren zwar mit der französischen Firma Applevage noch einen weiteren Abnehmer findet, sich aber letztlich nicht durchsetzen kann.
Drei Generationen Seilbahn
Die heutige Kabinenbahn von Leitner kuppelt dagegen ganz konventionell mit einer Spiralfederklemme. Für die komplette Strecke benötigt sie auch bei einer maximalen Fahrgeschwindigkeit von 6 m/s nicht weniger als zwölfeinhalb Minuten – bis die knapp 1000 Höhenmeter überwunden sind, vergeht also eine ganze Weile. Ihren Vorgänger lässt sie damit trotzdem deutlich hinter sich. Die kuriose Oehler-Kabinenbahn hat letztlich kein allzu langes Leben und weicht bereits 1975 einer modernen Einseilumlaufbahn aus dem Hause Von Roll. Der Berner Seilbahnpionier setzt seinerzeit auf das hauseigene VR102-System, das durch weitere Lizenznehmer in den Alpen und in der ganzen Welt Verbreitung findet.
Während über drei Jahrzehnten sind die kleinen roten vierplätzigen Kabinen das Markenzeichen von Wangs. 2009 ist dann allerdings endgültig Schluss, woraufhin die heutige dritte Generation auf dieser Strecke übernimmt. Die VR102 ist damals neben einer weiteren Anlage in Saas-Fee die letzte original erhaltene aus dieser Baureihe in der Schweiz. In Teilen wird die Bahn wenige Jahre später in Argentinien wieder aufgebaut.
Streit um den Zugang ins Skigebiet
Dass es aber überhaupt zu diesem Ersatz kommt, ist nach der Jahrtausendwende kein Selbstläufer. Denn auch der Ersatz der Zubringerbahn in Bad Ragaz steht auf der Agenda. Zwei lange Zubringerbahnen in ein vergleichsweise kleines Skigebiet sind nicht wirtschaftlich. Wangs und Bad Ragaz können sich aber nicht auf eine gemeinsame Lösung einigen. Zu wichtig ist den beiden Ortschaften eine eigene Anbindung an das Skigebiet. Weil der Kanton aber nur einen neuen Zubringer unterstützen will, steht zwischenzeitlich sogar eine Stilllegung des Skigebiets im Raum.
Letztlich gelingt es dann aber doch, genügend Geld für zwei neue Zubringer aufzutreiben. 2007 erhält Bad Ragaz sein Exemplar, zwei Jahre darauf dann Wangs in Form der neuen Leitner-Kabinenbahn. Eine Anlage, die somit nicht nur mit ihrer Zwischenstation und der langen Strecke aus technischer Sicht begeistern kann, sondern auch eine einmalige Historie besitzt. Ebenso kurios: Alle drei Generationen sind heute noch in Teilen als Seilbahnen im Einsatz. Denn nicht nur die VR102 wird in Argentinien wieder aufgestellt, sondern auch die Stützen der Oehler-Seilbahn finden nach deren Abbau wieder Verwendung. Die Firma Bartholet setzt sie bei Kleinpendelbahnen nicht weit entfernt in Frümsen, Mels und Flums ein. Die beiden letzteren sind noch immer in Betrieb.
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Felix ist Fotograf und Autor, spezialisiert auf Landschafts- und Reisefotografie und zu Hause im Saarland und der ganzen Welt. Wenn er nicht gerade in der Natur oder den Bergen unterwegs ist, schreibt er hier über seine Reisen, die Fotografie oder über sein liebstes Fortbewegungsmittel, die Seilbahn.