Die Sesselbahn im Skigebiet von Gesundaberget in Mittelschweden

Nachdem die Wetterprognose gestern Nachmittag gutes Wetter am Vormittag in Gesundaberget vermeldete, starte ich am Morgen bereits früh. Noch liegen rund eineinhalb Stunden Fahrzeit vor mir. So verlasse ich meinen Übernachtungsplatz am Bach bei strahlendem Sonnenschein, wolkenlosem Himmel und in der Überzeugung, in Gesundaberget möglichst das gleiche Wetter anzutreffen.

Doch schon von unterwegs kann ich erahnen, dass der Himmel in Richtung Gesundaberget alles andere als blau aussieht. Dichte Wolken und ein vollständig bedeckter Himmel begleiten mich ab etwa der Hälfte der Strecke. Fast noch mehr als das wieder einmal falsch prognostizierte Wetter ärgern mich aber die Schleicher auf der Landstraße, die ohne ersichtlichen Grund mit 70-80 km/h statt der erlaubten 90-100 km/h durch die Gegend fahren. Kann man ja alles machen, nur muss man dann verdammt noch mal eben in regelmäßigen Abständen die Hinterherfahrenden vorbeilassen.

Mal ganz davon abgesehen, dass mich das wahnsinnig machen würde, wenn ich permanent jemanden im Kofferraum fahren hätte. Aber irgendwie ist es in Skandinavien wie in Deutschland. Entweder es wird sich einen Dreck um das Tempolimit geschert und einfach geheizt oder es wird permanent mit 70 km/h gefahren, egal ob jetzt 50 oder 100 erlaubt sind. Was war das in Neuseeland und Australien so angenehm. Da ist jeder genau das gefahren, was erlaubt war. Gut, aber dort sind die Tempolimits auch bei weitem nicht so schwachsinnig wie in Deutschland.

Überraschung in Gesundaberget

So treffe ich deutlich später als geplant am Parkplatz in Gesundaberget ein. Ein zu meiner Überraschung riesiges Parkareal, das nun, gegen 10.30 Uhr schon fast bis auf den letzten Platz gefüllt ist. Was ist denn hier los? Die können doch wohl kaum alle mit der Sesselbahn fahren!? Wie ich kurz darauf feststelle, tun sie das auch nicht. Ich bin auf dem falschen Parkplatz gelandet. Dieser gehört zu irgendeinem Park. Der Parkplatz von der Sesselbahn befindet sich noch 300 Meter weiter. Also alles wieder eingeladen und diesmal zum richtigen Platz fahren. Dort überprüfe ich erst einmal die aktuelle Wetterprognose. Nun soll es doch erst am Nachmittag aufklaren. Egal, ich warte jetzt nicht noch länger, sondern fahre hoch.

Das Retourticket für günstige 85 SEK ist schnell in einem kleinen Restaurant besorgt. Wenige Minuten später schwebe ich auch schon mit der Sesselbahn auf den (oder das?) Gesundaberget. Bei der Bahn handelt es sich um ein Fabrikat, das man im hohen Norden kaum erwarten würde. Eine Sesselbahn des italienischen Seilbahnpioniers Giovanni Graffer.

Auf den zweiten Blick ist die Konstruktion aber doch nicht ganz so ungewöhnlich. Mit Vintertec hatte Graffer in Finnland immerhin einen Lizenznehmer, weswegen Graffer-Skilifte in Skandinavien auch heute durchaus noch anzutreffen sind. Die Sesselbahn ist aber kein Lizenzbau, sondern von der Firma aus Gardolo bei Trento höchstpersönlich hier erbaut worden. Ach ja, dass ich mal wieder Graffer fahre. Die letzte Fahrt ist nun auch schon wieder fast neun Jahre her. Damals am Gardasee in Prada-Costabella einen Korblift und eine Einersesselbahn am Monte Baldo im Sommer 2007.

Sesselbahn Gesundaberget

Das Skigebiet von Gesundaberget

Das kleine Skigebiet besitzt neben der Sesselbahn auch noch vier Schlepplifte, die aber allesamt mehr oder weniger den gleichen Hang erschließen. Zwei von ihnen sind relativ flache Übungslifte. Die anderen beiden verlaufen parallel zur Sesselbahn und erschließen gemeinsam einige durchaus anspruchsvollere Pisten. Alle Schlepplifte stammen aus dem Hause Städeli. Die Kombination mit Graffer im selben Skigebiet findet man auch nur Skandinavien :-) .

Einer der beiden parallel zur Sesselbahn verlaufenden Schlepplifte besitzt aber noch zahlreiche Komponenten des Vorgängers. Genau genommen stammt bis auf die Stützen noch so ziemlich alles von der ersten Anlage und sieht dementsprechend schon ein wenig rostig aus. Da auf dem Logo des Skigebiets der Jahrgang 1958 angegeben ist, vermute ich mal, dass der erste Schlepplift wohl in jenem Jahr eröffnet wurde. Jedenfalls ist die heutige Konstruktion ein ziemliches Gebastel.

Sehenswerter Weitblick auf Wälder und Seen

An der Bergstation angekommen werde ich von dem Panorama überrascht, das ich weder so erwartet noch während der Bergfahrt wahrgenommen habe. Der Blick reicht bis weit in die Ferne und auf eine Vielzahl größerer und kleinerer Seen. Schade nur, dass der Himmel bedeckt ist. Mit ein wenig blau sähe es doch gleich noch viel besser aus. So warte ich einfach ein wenig ab, ob sich das Wetter nicht doch noch bessert.

Und tatsächlich, gegen 13 Uhr lichtet sich dann die Wolkendecke ein wenig und die Sonne schaut hervor. So kann ich vor und während der Talfahrt doch noch ein paar schöne Aufnahmen der altehrwürdigen Sesselbahn mit ihren orangefarbenen Stützen machen. Unterwegs kommen mir immer wieder zahlreiche Biker entgegen, die sich auf den rund zehn Abfahrten austoben. Der Downhill-Sport scheint in Schweden schon ein festes Standbein des Sommertourismus zu sein, während er in den Alpen ja erst so langsam am kommen ist.

Letzte Campingnacht vor Stockholm

Zurück am Auto programmiere ich dann einen nahegelegenen Campingplatz als Ziel ins Navi ein, denn auch wenn ich heute eigentlich nicht unbedingt eine Dusche bräuchte, so will ich die vorerst letzte Nacht im Auto dann doch nicht wild campen. Insbesondere muss ich meinen Müll noch loswerden und das Auto etwas aufräumen, bevor ich meine Schwestern für unseren Stockholm-Aufenthalt am Flughafen Arlanda abhole. Wie wir da zu Dritt mit Gepäck reinpassen, ist mir noch nicht so ganz klar, aber irgendwie wird es schon gehen.

Der Campingplatz Vikarbygården ist zwar nicht das, was ich mir erhofft habe, aber es soll mir jetzt auch egal sein. Das Mädel an der Rezeption (vermutlich die Tochter des Inhabers?) ist jedenfalls nicht gerade sehr gesprächig und beantwortet all meine Fragen maximal mit ja und nein. Das Bezahlen klappt auch nicht reibungslos, weil ich meine Personalausweisnummer für die Transaktion angeben muss (hä, hab ich ja noch nie erlebt!?), die auch Buchstaben enthält, das System aber nur Ziffern akzeptiert. Letztlich tippt das Mädel einfach irgendeine andere Nummer von meinem Personalausweis ein und damit funktioniert es. Wahrscheinlich hätte ich auch meine Matrikelnummer angeben können. Was ist denn das für eine komische Authentifizierung? Unterschreiben muss ich im Anschluss sowieso noch. Duschen kosten nochmal extra, WLAN gibt’s erst gar nicht. Uff, da hätte ich auch genauso gut nochmal auf irgendeinem Rastplatz übernachten können.

2 Gedanken zu „Die Sesselbahn im Skigebiet von Gesundaberget in Mittelschweden“

  1. Bin ein bisschen verspätet mit dem Lesen des Bericht, aber ich muss sagen, es macht wahnsinnig viel Spaß. Tolle Bilder und super geschrieben, vielen Dank.
    Ich war im Sommer für 10 Tage zum Wandern in Schweden und da habe ich es auch zum ersten Mal erlebt, dass die Nummer des Personalausweises für die Kartenzahlung benötigt wurde, aber nur im ICA Supermarkt. Ich hatte es dann spätestens nach dem zweiten Einkauf raus, aber die Verkäufer waren damit doch recht oft überfordert. Und unterschreiben musste ich auch noch…schon irgendwie komisch ;).

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    • Lieber Benedikt,

      vielen Dank, das freut mich sehr! Ja, das mit dem Personalausweis bei der Kartenzahlung war schon etwas ungewöhnlich. Inzwischen habe ich es allerdings tatsächlich noch zwei weitere Male erlebt.

      Viele Grüße,
      Felix

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