Mount Egmont, Maunga Taranaki oder keiner von beiden

Wie schon am Vortag ist das Wetter am Morgen relativ sonnig. Der Mount Ngauruhoe ist allerdings schon wieder vollständig in den Wolken verschwunden. So verabschiede ich mich von Whakapapa endgültig, ohne das Tongariro Crossing gemacht zu haben, um meinen Weg durch den Nationalpark nach Süden anzutreten. Wie weit ich kommen werde? Das hängt entscheidend davon ab, ob das Auto durchhält oder ob der merkwürdige Qualm auf der Fahrt nach Whanganui wieder auftaucht.

Da ich von Whakapapa, das auf 1.100 Metern Höhe liegt, bis zur Küste fahren werde, führt mich meine heutige Route mehr bergab als bergauf. Zwischendurch muss ich aber wie üblich einige Pässe mit den typisch neuseeländischen langgezogenen Kurven überwinden. Landschaftlich bietet der Weg entlang des SH 4 einige Abwechslung und stellt zudem einen enormen Kontrast zu der kargen Vulkanlandschaft der letzten Tage dar. Immer wieder blicke ich von der Straße auf zahlreiche baumfreie, aber dennoch grüne Hügel und Berge. Zum ersten Mal auf meiner Reise begegnen mir auf dieser Fahrt auch jede Menge Schafe, von denen Neuseeland ja angeblich mehr besitzt als Einwohner. Bislang habe ich auf den landwirtschaftlich genutzten Wiesen aber immer nur Kühe gesehen. Vielleicht ändert sich das noch, wenn ich auf der Südinsel angelangt bin.

Malerische Landschaft auf dem Weg nach Whanganui

Zwischenstopp in Whanganui

Zunächst bin ich aber froh, dass ich problemlos und ohne Autopanne in Whanganui ankomme, wo ich mir nach einem kurzen Einkaufsstopp und Auftanken die Frage stelle, in welche Richtung ich nun weiterfahren soll. Einerseits bietet sich die Möglichkeit, gleich in Richtung Süden weiterzufahren, um bereits den Weg zum Cape Palliser einzuschlagen. Andererseits liegt westlich von Whanganui mit dem Mount Egmont aber auch noch der wohl markanteste Berg der Nordinsel. Den möchte ich auch gerne noch in Natura bestaunen.

Maunga Taranaki oder Mount Egmont?

Mount Egmont, das ist einer der beiden Namen für den Vulkan, der ganz im Westen der Nordinsel sein majestätisches Dasein führt. Der originale, vor der Ankunft James Cooks, und auch heute wieder offizielle Name lautet Maunga Taranaki. 2.518 Meter ragt der Berg in die Höhe und ist damit schon von weit her sichtbar, denn rundherum existieren lediglich ein paar kleinere Hügel und Kuppen. Auch wenn der letzte größere Ausbruch aus dem 17. Jahrhundert datiert und seit über 200 Jahren keine nennenswerte Aktivität mehr beobachtet wurde, gilt der Vulkan nach wie vor als aktiv. Aufgrund seiner Exposition und Lage in der feuchten Westwindzone versteckt sich der Gipfel des Maunga Taranaki jedoch häufig hinter Wolken.

Da der neuseeländische Wetterdienst für heute Nachmittag in der Region aber strahlenden Sonnenschein angekündigt hat, bin ich guter Dinge, einen Blick auf den Berg erhaschen zu können und breche daher gegen 13 Uhr in Richtung Hawera auf. Der Weg bis zum Fuß des Vulkans beträgt rund 150 Kilometer, die ich aber nicht alle fahren will. Mir reicht ein Blick aus etwas größerer Entfernung. Während ich Kurs auf Hawera nehme, beobachte ich jedoch, dass das Wetter in Richtung Westen zusehends schlechter wird. Bald schon sind erste Umrisse des Objekts der Begierde erkennbar. Doch enttäuscht muss ich feststellen, dass dichte Wolken eine Sicht auf den Berg verhindern. So entschließe ich mich hinter Hawera dazu, das Vorhaben abzubrechen. Ich belasse es bei einigen Aufnahmen aus der Entfernung, ehe ich wieder zurück nach Whanganui fahre. Das hätte ich mir auch sparen können, aber wer kann schon ahnen, dass die Wetterprognose so daneben liegt.

Der Maunga Taranaki versteckt sich hinter Wolken

Wieder einmal ein lohnendes Alternativprogramm

Lohnenswert sind dann auf dem Weg aber doch noch zwei andere Ziele, die ich spontan erkunde. In der Nähe von Patea biege ich zum Strand der Westküste ab, die sich hier durch steil abfallende Felsen charakterisiert und einen etwas unwirtlichen Eindruck macht. In Whanganui fällt mir kurz darauf eine Parkanlage ins Auge, an der ich kurzerhand einen Zwischenstopp einlege. Neben unzähligen Besuchern treffe ich hier auf mindestens ebenso viele Enten, Schwäne und Gänse, die lautstark durch den Park marschieren. Die Szenerie ist so ulkig, dass ich es mir nicht verkneifen kann, jede Menge Fotos und Videoaufnahmen zu machen. Dadurch verliere ich die Zeit ein wenig aus den Augen.

Zurück an der Westküste nahe Whanganui

Gänse in Whanganui

Gänse in Whanganui

Weit habe ich es aber ohnehin nicht mehr bis zu meiner geplanten Camping-Unterkunft. Schon rund 20 Kilometer hinter Whanganui, etwas abseits der Hauptstraße in Koitiata, steuere ich einen kleinen Campingplatz an. Der Inhaber wohnt zwei Straßen weiter, sodass ich einen kurzen Fußmarsch in Kauf nehmen muss, um bei ihm für die folgende Nacht einen Stellplatz zu reservieren. Wirklich gesprächig und sympathisch ist der alte Mann nicht. Als mir auch noch sein Hund die Füße ableckt, suche ich lieber schnell das Weite. Koitiata scheint aber generell ein Hunde-Hotspot zu sein, wie ich in den nächsten Stunden sowohl auf dem Campingplatz als auch am Strand feststellen muss. Es hat schon seinen Vorteil, dass die meisten Plätze in Neuseeland keine Haustiere gestatten.

Sonnenuntergang in Koitiata

Das Abendessen ziehe ich zeitlich ein wenig vor, um für den Sonnenuntergang gerüstet zu sein, den ich am Strand verbringen möchte. Um das Essen etwas zu beschleunigen, gibt es heute Abend nur eine fertige „original italienische“ Lasagne. Diese habe ich mir heute Morgen im Supermarkt gekauft. Nicht ganz unerwartet ist die Lasagne zwar ganz in Ordnung, aber alles andere als original italienisch. Aber gut, vielleicht hat sie auf dem weiten Weg aus Europa hierher ja ein wenig an Geschmack eingebüßt. Nur wie die ganzen Zwiebeln unterwegs reingekommen sind, dafür habe ich keine plausible Erklärung!

Sonnenuntergang in Koitiata

Der Sonnenuntergang ist in der Folge dank der vereinzelten Wolken am Horizont ein äußerst schöner, wenngleich ich meine Mühe habe, einen geeigneten Standort für meine Fotos zu finden. Wieder einmal ist der Strand übersät von toten Baumstämmen, Ästen und Holzbrettern, bei denen ich mich genau wie bei den Zwiebeln in der original italienischen Lasagne frage, wie sie hierhergekommen sind?

Wie auch immer, die ganzen Überreste geben als Vordergrund im Sonnenuntergang jedenfalls eine gute Figur ab, sodass ich gegen 19.30 Uhr zufrieden den Rückweg zum Camper antrete. Nach dem schnellen Einbruch der Dunkelheit ziehe ich mich schnell in selbigen zurück. Morgen erwartet mich dann eine längere Fahrstrecke zum Cape Palliser, dem Leuchtturm ganz im Süden der Nordinsel. Dort will ich ebenfalls den Sonnenuntergang und im Anschluss, so es die Wetterbedingungen zulassen, endlich einmal die Milchstraße fotografieren.

Sonnenuntergang in Koitiata

Sonnenuntergang in Koitiata

Sonnenuntergang in Koitiata

Sonnenuntergang in Koitiata

Sonnenuntergang in Koitiata

2 Gedanken zu „Mount Egmont, Maunga Taranaki oder keiner von beiden“

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