Tauranga – Flucht vor dem Regen

Die Hoffnungen auf einen morgendlichen Sonnenaufgang am See zerschlagen sich abermals in den frühen Morgenstunden, als ich von Regentropfen auf dem Autodach geweckt werde. Dichter Nebel zieht sich über den See und von den umliegenden bewaldeten Bergen ist nichts mehr zu sehen. So beschließe ich, noch ein wenig zu schlafen und breche schließlich erst gegen 9.30 Uhr wieder auf. Wohin, das weiß ich zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht so genau. Um die Wetterprognose, von der mein weiterer Weg entscheidend abhängt, abrufen zu können, brauche ich erst einmal Handyempfang, sodass es wieder hinunter nach Rotorua geht.

Regen in Rotorua

Einen Abstecher zu den umliegenden Seen, insbesondere dem Lake Tarawera, lasse ich aus Gründen der Sinnlosigkeit bei diesem Wetter sein. In einem Supermarkt in Rotorua besorge ich noch eine neue Batterie für mein Kameramikrofon und ein wenig Brot für das Mittagessen. Anständiges Brot sucht man in Neuseeland wirklich vergebens. Langsam vermisse ich selbst die scheußlichen BASF-Brötchen von zu Hause, aber die sind immer noch besser als der „Supersoft-Kiwi-Favourite“-Matsch, den man hier bekommt.

Auf dem Supermarktparkplatz sondiere ich dann die Wetterlage. Grundsätzlich besteht die Möglichkeit, zuerst Richtung Süden nach Taupo zu fahren und dort im Tongariro National Park an den Vulkanen zu wandern, um gegen Ende der kommenden Woche noch um das East Cape zu fahren. Die andere Option vertauscht die Reihenfolge und sieht zunächst die Route zum East Cape und erst im Anschluss die größeren Wanderungen vor. Da es derzeit so aussieht, als ob sich am nächsten Wochenende endlich wieder einmal ein stabileres Hoch über Neuseeland ausbreitet, will ich zunächst das East Cape „erledigen“ und erst im Anschluss nach Taupo aufbrechen. Am Dienstag sieht es nach gutem Wetter im äußersten Nordosten Neuseelands aus, während es an den anderen Tagen wieder durchwachsen sein soll. Zudem ist heute rund um Tauranga in der Bay of Plenty, die ich auf meinem Weg zum East Cape nochmal durchfahren werde, wesentlich besseres Wetter angekündigt als in Taupo.

Zunächst fahre ich aber noch kurz zur Rotorua Skyline, einem Vergnügungspark am westlichen Ufer des Lake Rotorua, wo unter anderem auch mehrere Seilbahnen einen Aussichtspunkt und eine Rodelbahn erschließen. Auch wenn eine Fahrt wegen des andauernden Regens keinen Sinn macht, so ist es doch mal wieder schön, eine Seilbahn in Natura zu sehen. Irgendwie fehlt mir das Skifahren schon ein wenig, zumal in den Alpen momentan geniale Schnee- und Wetterverhältnisse herrschen.

Seilbahn in Rotorua

Zurück nach Tauranga in die Bay of Plenty

Obwohl es lange Zeit nicht danach aussieht und ich mit starken Regenfällen während der Fahrt entlang des Lake Rotoiti zu kämpfen habe, bessert sich das Wetter kurz vor Whakatane tatsächlich rapide. Nach einigen weiteren Kilometern erreiche ich die Küste der Bay of Plenty, die ihren Namen wie so viele Regionen in Neuseeland vom Weltumsegler James Cook erhielt. Er taufte sie auf den Namen „Bucht des Überflusses“, nachdem er im Gegensatz zu seinen vorherigen Entdeckungen in der Poverty Bay im Osten des Landes hier auf Maori mit reichhaltigen Lebensmittelvorräten stieß.

Entlang der Küste weht ein zügiger Wind und zum ersten Mal seit Tagen ist wieder flächendeckend blauer Himmel erkennbar. So genieße ich meine Mittagsrast bei angenehm warmen Temperaturen auf einem Parkplatz direkt am Strand von Ohope. Von hier aus ist es auch gar nicht mehr weit bis zu meiner nächsten Übernachtungsstätte, einem kleinen Campingplatz hinter Opotiki am Opape Beach.

Strand in der Bay of Plenty nahe Tauranga

Strand in der Bay of Plenty nahe Tauranga

Strand in der Bay of Plenty nahe Tauranga

Der Küste entlang nach Opotiki

In Opotiki selbst will ich noch einmal volltanken, um für die lange Fahrt um das East Cape gerüstet zu sein. Zwar wird es unterwegs auch Tankstellen geben. Aber aus Erfahrung weiß ich inzwischen, dass die Benzinpreise je nach Abgelegenheit der Region in Neuseeland enormen Schwankungen unterliegen. So habe ich in Tauranga für 1,64 NZD pro Liter getankt, an der letzten Tankstelle vor dem Cape Reinga habe ich aber auch Preise von über 1,90 NZD gesehen. Die Tankstelle in Opotiki bewegt sich leider schon wieder im höherpreisigen Segment. Das ist aber insofern verschmerzbar, da mein Tank ohnehin noch zu fast drei Vierteln gefüllt ist.

Am Opape Beach holt mich der Regen wieder ein

Deutlich früher als in den letzten Tagen steuere ich den erwähnten Campingplatz am Opape Beach an. Dort werde ich sogleich überaus herzlich vom Inhaber begrüßt. Mit diesem tausche ich einige Worte über meine Route und meine Pläne aus, ehe ich wie in den letzten beiden Tagen 10 NZD für eine Nacht bezahle. Im Gegensatz zu den letzten beiden Campingplätzen bietet dieser hier für das Geld deutlich mehr. Toiletten mit Spülung, Kücheneinrichtung und sogar eine warme Dusche sind im Preis enthalten. Auch die Lage ist herrlich, liegt der Platz doch nur wenige Meter von der Pazifikküste entfernt, inmitten von Kuhweiden windgeschützt hinter einer Düne.

Als ich mir einen Stellplatz auf dem Areal suche, sind keine anderen Personen auszumachen. Dafür stehen allerdings überall jede Menge uralte, teils verrostete Wohnwagen herum, die scheinbar von wiederkehrenden Gästen noch bewohnt werden. So entspanne ich am Nachmittag ein wenig, um die gesammelten Eindrücke der letzten Tage noch einmal Revue passieren zu lassen und die weitere Route ein wenig zu planen. Ungefähr 1.300 Kilometer werde ich bis Wellington noch zurücklegen, womit ich dann insgesamt auf etwa 3.200 Kilometer auf der Nordinsel komme. Leicht mehr als auf der im Voraus angepeilten Strecke von 3.000 Kilometern.

Während ich die Seele baumeln lasse, werde ich unaufhörlich von einigen Kühen beobachtet. Später will ich nach einer kurzen Runde zum Strand eine Dusche nehmen. Dort stoße ich wieder auf den Inhaber, der gerade die Anlage säubert, nachdem er vorher ein wenig Gras gemäht hat. Hier ist noch der Chef persönlich am Werk! Das Abendessen ist heute eine schnelle Sache, da ich mir lediglich eine Fertig-Quiche in der Pfanne warm mache. Wegen des Windes ist mit dem Gaskocher nicht allzu viel anzufangen. Als ich in der Dämmerung die Küchenzeile aufräume, fängt es wieder leicht an zu nieseln. Also beginnt die Flucht vor dem Regen und die Jagd nach dem schönen Wetter morgen wohl wieder von neuem!

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