Mit dem Flugzeug von Christchurch nach Melbourne

Mein letzter Morgen in Neuseeland beginnt in weiten Teilen genau wie die vergangenen 50 ebenfalls. Camper von Bettmodus auf Sitzmodus umbauen, frühstücken, Scheiben trocknen. Und doch ist es kein gewöhnlicher Tagesbeginn. Von nun an beginnt quasi das Ende meines Neuseeland-Aufenthalts. So räume ich die Bettwäsche zusammen, packe die letzten Teile in meinen Koffer und bringe den verbliebenen Müll in die dankenswerterweise auf diesem kostenlosen Campingplatz bereitgestellten Behälter, ehe ich zu meiner finalen Etappe mit meinem Zuhause der letzten knapp zwei Monate aufbreche.

Camperrückgabe am Flughafen

Der Weg führt mich zunächst wieder über schnurgerade Landstraßen zurück nach Christchurch, wo ich rund zehn Kilometer vor dem Flughafen noch einmal volltanke. Fünf Liter fasse ich, ehe ich kurze Zeit später das Depot des Mietwagenverleihs am Flughafen Christchurch erreiche. Dort verstaue ich Laptop, Ladekabel und Handyhalterung im Rucksack, sodass nun wirklich nichts mehr lose herumliegt. Wie schon in der Filiale in Wellington herrscht auch hier reger Betrieb, weshalb es eine Weile dauert, bis ich an der Reihe bin.

Der Rest geht aber deutlich schneller als erwartet von statten. Zu meinem Erstaunen will die Mitarbeiterin nur den Schlüssel haben, fragt, ob alles am Wagen in Ordnung sei, und das war es dann auch schon. „Äh, wollen Sie nicht vielleicht wenigstens noch rasch nach dem Auto schauen?“ Nein, das sei nicht nötig. Auch auf meine Nachfrage bezüglich des Schadens am linken Radkasten, bei dem in Tauranga die Plastikabdeckung abgefallen ist, heißt es nur, dass das im Computer vermerkt sei und damit wäre alles in Ordnung. Naja, mir soll es recht sein, aber eine seriöse Übergabe sieht für mich anders aus.

Ob ich zum Flughafen müsse, will die Dame dann noch wissen. Ja, das wäre nett. So kann ich gleich in den bereits parat stehenden Shuttlebus einsteigen, überprüfe aber noch ein letztes Mal, ob auch wirklich nichts im Wagen zurückgeblieben ist. Und ehe ich mich versehe, stehe ich auch schon am Eingang des Flughafens von Christchurch – natürlich viel zu früh.

Aufenthalt am Christchurch Airport

Aber gut, so komme ich wenigstens noch in den Genuss des freien und schnellen WLAN hier im Gebäude, mit dem ich meinen Blog aktualisieren und mir die Zeit etwas vertreiben kann. Drei Stunden vor dem geplanten Abflug nach Melbourne gebe ich mein Gepäck auf, das zu meinem Erstaunen mit 22,5 Kilogramm gerade noch so die zulässigen 23 Kilogramm einhält. Etwas dubios, denn sowohl bei mir zu Hause als auch in Frankfurt wog der Koffer nur 21 Kilogramm und seitdem müsste er durch Verbrauch von diversen Gegenständen eigentlich noch etwas leichter geworden sein. Soll mir aber auch egal sein, denn auf meinen weiteren Flügen kann ich theoretisch bis zu 32 Kilogramm aufgeben. Das sollte dann also keinen Engpass mehr darstellen.

Bis zur „Boarding Time“ um 15.10 Uhr habe ich nun noch jede Menge Zeit, die ich mit mehrheitlich durch Surfen im Internet überbrücke. Eigentlich könnte ich auch etwas zu Mittag essen, aber irgendwie treffen die ganzen Cafés hier nicht wirklich meinen Geschmack. Um 15 Uhr mache ich mich auf zum Gate, wo mir auffällt, dass „Boarding Time“ ja der Gang an Bord ist, und nicht etwa die Gepäckkontrolle. Und dort stehen natürlich ausgerechnet jetzt jede Menge Leute an, sodass ich zeitlich etwas in die Bredouille komme. Aber letztlich beginnt das Anbordgehen ohnehin deutlich später, wodurch ich meinen Fensterplatz doch noch problemlos in Beschlag nehmen kann.

Abschied von Neuseeland hoch über den Südalpen

Pünktlich hebt der Flieger eines lokalen Billiganbieters vom Flughafen Christchurch ab. Warum der Flug nur 150 Euro kostet, wird mir aufgrund der Ausstattung schnell klar. Hier ist nichts mit dem Luxus der Maschinen auf den Langstreckenflügen, kein Bildschirm, kein USB-Ladeanschluss. Aber für die gut drei Stunden ist das auch nicht notwendig, zumal sich speziell im ersten Drittel des Flugs atemberaubende Blicke auf die neuseeländischen Alpen bieten. Die Canterbury Plains sind schnell überflogen, da erheben sich langsam die Berge der Region Mount Hutt und in der Folge kann ich noch einmal in Erinnerungen schwelgen, als nach und nach der Lake Tekapo, Lake Pukaki, Mount Cook, die Gletscher der Westküste und ganz entfernt auch mein heimlicher Lieblingsort der ganzen Reise, Wanaka, noch einmal in Sichtweite kommen. Was für ein schrecklich schöner Abschied von Neuseeland!

Auch wenn der folgende Teil des Fluges mit den Blicken auf die Tasmansee und später mehrheitlich dichteren Schleierwolken nicht allzu interessant verläuft, gestaltet er sich dank meiner beiden Sitznachbarn, einem australischen Ehepaar aus Melbourne, recht kurzweilig. Mit den beiden unterhalte ich mich während des gesamten Fluges über Gott und die Welt, bis wir schließlich um 17.30 Uhr Ortszeit am Flughafen Tullamarine nordwestlich von Melbourne wieder auf der Erde aufsetzen.

Wolkenverhangener Abend in Melbourne

Es dauert eine ganze Weile, bis ich endlich meinen überaus engen Sitzplatz verlassen kann und den Zoll erreiche. Dort empfängt mich eine freundliche Dame, die mich scherzhaft darauf anspricht, was mir einfallen würde, 50 Tage in Neuseeland zu verbringen und nur 20 in Australien. Beim nächsten Mal muss ich es umgekehrt machen. Nur wenn ich ihr das verspreche, gibt es den Stempel. Fast noch lustiger wird es, als ich mein Gepäck wieder in Empfang nehme und zur Bio-Kontrolle marschiere. Dort werde ich von einem mürrisch dreinblickenden Zöllner erwartet, der mich nach meinen Ausrüstungsgegenständen befragt. Grundsätzlich habe ich nichts Fragwürdiges dabei, bis auf die Schuhe, die ich anhabe.

Und genau diese sind ihm dann ein Dorn im Auge. Nein, da sei ein wenig Erde an den Sohlen, die müssten wahrscheinlich zuerst gereinigt werden, lässt er mich wissen. Das könne er aber nicht alleine entscheiden, das müsse zuerst die zuständige Fachexpertenperson begutachten. Diese treffe ich in Form einer Frau an, die schon von weitem so begeistert aussieht, als ob sie ihr Leben lang nichts anderes machen würde als über den Reinheitsgrad von Wanderschuhen zu entscheiden. Jedenfalls ist sie nach eingehender Untersuchung meiner Sohlen dann doch zufrieden (oder hat keine Lust, die Schuhe zu putzen) und lässt mich passieren.

Improvisiertes Abendessen im Flughafenhotel

Und da stehe ich nun, am Ausgang des Melbourne Airport. Erst einmal nicht ganz so verloren wie in Auckland, denn diesmal bin ich besser vorbereitet und finde daher auch schnell den Weg zu meiner heutigen Unterkunft, einem lokalen Flughafenhotel. Keine Bleibe für längere Zeit, soviel steht schon bei meiner Ankunft an dem etwas heruntergekommenen Gebäudekomplex fest, aber für eine Nacht völlig in Ordnung, bis ich morgen früh meinen Camper in Beschlag nehmen kann. Das Zimmer ist erstaunlich geräumig, dafür fehlt an der Dusche der Vorhang und es ist auch gar keine Halterung dafür vorhanden, sodass man das Bad beim Duschen zwangsläufig unter Wasser setzt. Mangels Restaurant besorge ich mir für den Abend an einer nahegelegenen Tankstelle etwas zu trinken und zu essen. Ab Morgen freue ich mich aber darauf, nach so viel Fast Food in den letzten zwei Tagen endlich wieder einmal frisch und gesund zu essen.

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