Die Geschichte der Gaislachkoglbahn in Sölden

Es gibt zahlreiche Orte in den Alpen, die haben aus Seilbahnsicht Geschichte geschrieben. Pionieranlagen, einmalige Konstruktionen, spektakuläre Trassierungen, technische Meisterleistungen. Die Liste ist lang. Auch das Dorf Sölden im Ötztal fällt ohne Zweifel in diese Kategorie. Im Laufe der Jahrzehnte stellt das Skigebiet in Sachen Seilbahnen immer wieder Rekorde auf. Die heute vielleicht beeindruckendste Anlage führt auf den zweithöchsten Gipfel des Skigebiets – den 3056 Meter hohen Gaislachkogl.

An der Talstation der Gaislachkoglbahn

Steht man heute im Ortszentrum von Sölden, könnte der Anblick touristischer nicht sein. Hotels, Restaurants, breit planierte Pisten und natürlich unzählige Seilbahnen prägen den Ort in den Tiroler Alpen. Eine dieser Seilbahnen beginnt direkt an der Hauptstrasse, die gleichzeitig auch die Passstrasse vom Ötztal zum Timmelsjoch darstellt. Das Talstationsgebäude der Gaislachkoglbahn mit seiner beeindruckenden Architektur ist auch bei einer Durchreise kaum zu übersehen. Das mehrstöckige Gebäude mit seiner Glasfassade sticht direkt ins Auge. Hinter der Fassade verstecken sich die Talstation und darüber die Garagierungshalle für die Kabinen einer der leistungsfähigsten Einseilumlaufbahnen der Alpen.

Eine der leistungsfähigsten Seilbahnen der Alpen

3600 Personen kann die Anlage der Firma Doppelmayr stündlich in das Skigebiet am Gaislachkogl befördern. Sie ist neben der Giggijochbahn einer der beiden Hauptzubringer in Sölden und benötigt daher eine entsprechend hohe Förderleistung. Das ist auch einer der Gründe, warum die Bahn 2010 ein echtes Unikat ersetzt. Die Kapazität der alten Gaislachkoglbahn aus dem Jahr 1988 ist zu gering. Ein weiterer Grund sind aber die enormen Unterhaltskosten, die die alte Bahn hervorruft. Es handelt sich bei der Anlage um das weltweit einzige jemals gebaute sogenannte DLM – ein Ableger des von der französischen Firma Creissels entworfenen Double Monocable, dem DMC. Dieses System setzt auf zwei parallele Förderseile, an die die Kabinen automatisch geklemmt werden. Längere Spannfelder und grössere Kabinen sind die Hauptvorteile gegenüber konventionellen Bahnen. In Sölden können auch einige Bauwerke des Vorgängers, einer Pendelbahn in zwei Sektionen, übernommen werden.

Die Anlage wird aufgrund gesetzlicher Bestimmungen im Gegensatz zu den klassischen DMCs jedoch mit nur einem einzigen Förderseil ausgestattet, das in eine doppelte Schleife gelegt wird. Die Bahn kann damit als direkter Vorgänger der heutigen Standard-Bauweise bei Funitels gesehen werden. Schwindelerregende 16 Kilometer Länge misst das gesamte Seil, das auch die zweite Sektion bis zum Gipfel des Gaislachkogl miteinbezieht. Der Verschleiss ist aufgrund der vielen Ablenkungen in den Stationen so hoch, dass das Seil mehrmals ersetzt werden muss. So kommt es bereits 22 Jahre nach der Eröffnung zum Ersatz durch neue Anlagen.

Mit der 3S-Seilbahn auf den Gaislachkogl

Die erste Sektion ist trotz ihrer beeindruckenden technischen Daten letztlich aber doch eine relativ standardisierte Einseilumlaufbahn. Entsprechend ist sie weder technisch so interessant wie ihr Vorgänger noch ähnlich spektakulär. Ganz im Gegensatz zur zweiten Sektion, die ihr weitgehend den Rang abläuft. Bei dieser handelt es sich um eine Zweiseilumlaufbahn vom Typ 3S mit zwei Tragseilen und einem Zugseil.

Seit Beginn der 90er Jahre ist diese auch heute immer noch seltene Form der Umlaufbahn in den Alpen anzutreffen. Einfach gesprochen handelt es sich bei den Bahnen vom Typ 3S um eine Kombination aus einer klassischen Pendelbahn und einer Umlaufbahn mit Kleinkabinen. Durch den Einsatz zweier Tragseile je Fahrspur und einem Zugseil können einerseits grosse Spannfelder zwischen den Stützen überwunden werden, andererseits erlaubt dauerhafte Umlauf des Zugseils den Einsatz mehrerer Kabinen und damit eine hohe Förderleistung. Die Idee geht zurück auf den Schweizer Seilbahnhersteller Von Roll, der das System Anfang der 90er Jahre zwei Mal in Saas Fee realisieren kann. Nach der Übernahme der Seilbahnsparte des Von-Roll-Konzerns setzt die Firma Doppelmayr das System weltweit erfolgreich ein. Die Bahn in Sölden ist zum Zeitpunkt der Eröffnung Ende 2010 erst die siebte ihrer Art.

Ähnlich wie bei der ersten Sektion sticht bereits in der Talstation die ungewöhnliche Bauweise des Gebäudes ins Auge. Allein die riesigen Dimensionen dieser Anlage regen zum Staunen an. Doch auch die technischen Details sind nicht weniger interessant. 1700 Personen kann die aktuelle Bahn stündlich auf den Gaislachkogl befördern. Theoretisch lässt die die Förderleistung durch den Einsatz zusätzlicher Kabinen noch auf 2600 Personen pro Stunde steigern. Bei einer Fahrt über knapp zwei Kilometer und 864 Höhenmeter sind die Kabinen mit maximal 6 m/s unterwegs. Fünfeinhalb Minuten nimmt die Reise bis zum Gipfel in Anspruch.

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